Die grossen Schweizer Unternehmer haben stets einen schwachen Bundesrat gewollt; jetzt, wo sie ihn haben, sind alle unglücklich. An der Spitze des Landes ist niemand mehr willens, seinem Volk zu erklären, warum die Situation von über zwei Dritteln der Bevölkerung sich laufend verschlechtert: zu viel Verkehr, zu teure Wohnungen und Häuser, zu viele Ausländer, zu viel Lärm von Strassen und Flughäfen, dazu drohende Erhöhungen von Steuern und Verwaltungsgebühren. Was dem Staat, den Konzernen, Banken und den Staatsangestellten dient, wird dem Volk zur Belastung.
Gleichzeitig steht der Finanzplatz Schweiz nach über 500 Jahren näher am Abgrund als je zuvor. Fast täglich wird mit dem Zusammenbruch von Instituten gerechnet, die dem Druck der US-Amerikaner, der EU und anderer Supra-Organisationen, wie vieler Staaten auch, zum Opfer fallen. Im globalen Finanzplatz-Ranking ist die Schweiz der grosse Verlierer; Zürich und Genf stehen auf den Plätzen 6 und 8, Tendenz sinkend. Viele Banken stehen zum Verkauf, ganz wie alte Schiffe im austrocknenden Hafen, für welche niemand mehr bieten will.
Hochkonjunktur haben Auslagerer und Kostensenker, die, gedeckt von den Hausjuristen der Banken, das Abwrackgeschäft betreiben. Wo CS Group und UBS-Konzern sich zurückziehen, drängen Blackrock mit dem heimgekehrten Philipp Hildebrand und die deutsche Commerzbank in die Schweizer Märkte ein. Noch vor 15 Jahren wäre dies am geschlossenen Widerstand der Schweizer Banken gescheitert.
Der Finanzplatz Schweiz hat keinen Sprecher mehr. Die Bankiervereinigung wirkt wie das Labyrinth im einstigen Palast von Knossos. Es riecht nach Tod. Die Banken haben keinen Sprecher mehr. Alt-Banker Oswald Grübel, der selbst einiges an Unheil angerichtet hat, ist für jedes Interview zu haben, wo er Behauptungen aufstellt, die bei genauer Betrachtung wie Luftblasen platzen. Hinter diesen Nebel findet der Abbau statt.
Der Finanzplatz Genf, lange die bedeutendste Lagerstätte französischer, lateinamerikanischer und afrikanischer Schwarzgelder, hat mit der Finanzierung der Rohstoffhändler Trafigura, Vitol, Gunvor und Louis Dreyfuss eine neue Büchse der Pandora geschaffen. Hatten zuletzt die Banken einen schlechten Ruf, ist der von Glencore und Konsorten am untersten Ende dessen, was ein freier Schweizer verträgt.
Zuletzt nimmt man, was übrig bleibt. Die Schweizer Private Banker, immer noch eine gute Ertragsquelle für die Banken, schauen verbittert auf die besser bezahlten Investment- und Assetmanagement-Kollegen, die oft Geld verbrennen, das in der Schweiz solide verdient wird. Wollen die Schweizer dies? Nein.
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Jedoch haben sie die Macht zur Steuerung der Entwicklung verloren. Nicht nur der Finanzplatz Schweiz ist in Auflösung, auch der Nationalstaat Schweiz ähnelt mehr denn je einem schmelzenden Käse. Zur Rettung der bilateralen Verträge mit der EU will Bundesrat Didier Burkhalter nun das Land der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs unterstellen. Nur die weniger wichtigen Entscheide werden dann noch in der Schweiz getroffen werden. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann wirkt meist unverständlich, weil er ohnehin nicht sagen darf, was er tut: Förderung der Grossunternehmen, Besänftigung der Gewerbe- und KMU-Betriebe. Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf, eine Zufallsbesetzung, ist ein Roland ohne Horn. Die anderen Bundesräte beschäftigen sich mit Sozialarbeit.
Wie in der nächsten Brüsseler Runde die Zentralisierung in Wirtschafts- und Finanzfragen zulasten der Länder im Mittelpunkt stehen wird, schreitet die Auflösung des Nationalstaates Schweiz nach 200 Jahren rasch voran: Eine schwache Armee, eine verunsicherte Justiz, dazu eine Steuerbehörde, die Ausländer mehr fördert als Einheimische. Die 70 grössten Schweizer Unternehmen sind fest unter ausländischer Kontrolle, sogar die Käsereien im Emmental sterben ab. Der Tourismus, wo hundert der schönsten Hotels vor allem Arabern, Deutschen und Russen gehören, steht vor der nächsten „Gesundungskrise“, weil viele Hoteliers bei diesen Preisen nichts mehr verdienen. Wir sind auch da „erfolgreich bis zum Tode“.
Worüber muss man, vor allem als jüngerer Mensch, in dieser Lage nachdenken. Billigjobs, wie sie vielerorts angeboten werden, kommen nicht infrage. Wer beruflichen Zutritt zu Schweizer Starunternehmen in Schweizer Hand sucht, sei es die Gruppe von Peter Spuhler oder die Ems von Magdalena Martullo-Blocher, braucht extreme Qualifikationen. Er steht im Wettbewerb gegen Hundertschaften dort tätiger Ausländer.
Der Weg in die Spitze der beiden Grossbanken ist Schweizern weitgehend versperrt, vor allem dort, wo es um operative Führung geht. Einige Frühstücksdirektoren und Ehrenplätze im Verwaltungsrat wird es immer geben, um den Kontakt zur Schweiz nicht ganz zu verlieren.
Ist dies zu schwarz gemalt? Auf keinen Fall, denn das kommende Jahr wird beweisen, dass die Marktbürger über die Staatsbürger definitiv gewonnen haben. Schon 12 Monate später, im Herbst 2015, stehen nationale Wahlen an. Dann werden wir sehen, wie die B-Schweizer, die ihre politische Souveränität verteidigen wollen, den A-Schweizern, welche das Land als operative Plattform für „global business“ betrachten, paroli bieten werden.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mich erstaunt die Arroganz dieser Politiker! Wie soll z.B. ein Bundesrat schwierige Dossiers bearbeiten und bewältigen können. Diese Amateur Mentalität ist schon lange überholt. Auch im Parlament hat es immer wie weniger Politiker, welche außer einem Schulabschluss, etwas bewiesen haben. Ich bin nicht erstaunt, dass unser Wohlstand von Amateuren zerstört wird.
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Wie recht Sie haben, Herr Stöhlker, aber ich bin nicht so sicher, ob nicht eher unser Parlament schuld an unserem Bundesrat ist, denn jede Partei wählt doch der gegnerischen Partei möglichst schwache Personen in den BR, denn damit schwächt man automatisch auch deren Partei. Ich habe den Verdacht, dass viele unserer Parlamentarier nicht mehr das Wohl des Landes im Auge haben – nur noch ihre ideologischen Abhängigkeiten.
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Das unsere Politiker insbesondere der Bundesrat in Krisenzeiten versagen ist nicht neu (Paradebeispiel die billig verscherbelte Swissair). Die Unternehmer predigen dem Volk kürzere Renten und Pensionsalter 67 und mehr (selber machen Sie dann den Abgang mit 58). Die Arbeitslosenzahlen werden unter Auslassung der Ausgesteuerten geschönt. Das grösste Wachstum in der Schweiz ist in der Verwaltung zu suchen, die viel Kosten verursacht und nichts produziert, ausser das Volk zu kontrollieren und neue Abgaben und Gesetze einzuführen. Da muss sich doch der Normalbürger als Vollidiot vorkommen …
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Ziemlich genau so läuft es ab. Ohne die zunehmende „Veradministrierung“ (auch in den Banken!) hätten wir ein grösseres Wachstum.
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Für die Geschäftsmodelle sind in einer Marktwirtschaft die Unternehmen zuständig und nicht der Bundesrat. Wenn Sie erwarten, dass der Bundesrat nun die Suppe der Verursacher von Steuermodellen auslöffeln soll, ist dies reichlich naiv. Der CH-Bundesrat kann höchstens Rahmenbedingungen zur Abwicklung setzen. Die Rechtsprobleme lösen müssen aber diejenigen, die gegen Normen verstossen haben. Dass die USA überall in der Welt den andern ihr Rechtsverständnis aufzwingen wollen ist nicht der Fehler des CH-Bundesrates!
Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass in diesen Kommentaren für alle Verfehlungen der Unternehmen der Bundesrat hinhalten muss. Das ist wohl die einfachste Art, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Und: es entspricht dem Geist einer sog. frustrierten Mittelstandspartei, die für sich in Anspruch nimmt, das Volk zu vertreten.
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„Gleichzeitig steht der Finanzplatz Schweiz nach über 500 Jahren näher am Abgrund als je zuvor.“
Hat etwas. Vor 500 Jahren kam das Geld noch von unseren eignen Söldnern, die es im Ausland erwirtschafteten. Heute erleben wir exakt das Umgekehrte: Fremde Reisläufer, die marodierend über unseren Finanzplatz ziehen.
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Endlich einmal ein Kommentar von Herrn Stöhlker, der den Nagel auf den Kopf trifft. Die Schweizer Politiker sind entweder naiv, verfolgen eigene Interessen oder sind vom Grosskapital gekauft. Diese Entschweizerung in den oberen und mittleren Führungsetagen ist wirklich unerträglich geworden und stellt die Souveränität der Schweiz schon längst in Frage. Meines Erachtens ist es allerdings illusorisch zu glauben, dass die pendenten Einwanderungsinitiativen viel ändern werden, da diese jeweils über Lobbying wieder völlig aufgeweicht werden. Was wirklich helfen kann sind Schweizer-Quoten (Mindest Prozentsatz an Schweizern, die in einem Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern angestellt sein müssen). Ist die Schweizer-Quote in einem Unternehmen unterschritten, müssen es entsprechend Schweizer ausbilden oder Ausländer durch Schweizer ersetzen. Wenn das nicht möglich ist muss der Betrieb ins Ausland verlegt werden. Nur so kann die Immigration von Arbeitern in die Schweiz in vernünftige Bahnen gebracht werden und damit die Identität der Schweiz zurückgewonnen werden. Dieser Schritt wird mit rückläufigem Wachstum (für die Kapitalgeber) verbunden sein, jedoch nicht zwingend für den inländischen Arbeitnehmer. Hoffen wir, dass es nicht schon zu spät ist für diesen Schritt.
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Der Dampfplauderer schlägt wieder zu. Warum wandert er nicht aus, wenn hier alles so furchtbar ist? Vielleicht nach Kuba, oder in seine alte Heimat?
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@creibility
Ihre Frage geht an der Thematik vorbei und ist bestenfalls beleidigend.
Danke Herr Stöcker für die prägnanten Worte, welche die Realität leider treffend charakterisieren.
Aber wie habe ich gestern so schön gelesen:
Kein Wunder, hat der Schweizer Finanzplatz nichts mehr zu lachen, aber nach den in der letzten Woche veröffentlichten Zahlen zum Beitrag der Finanzindustrie ans CH-BIP wird es den Schweizern wie Ihnen (dem diese Antwort gewidmet war) gehen wie Kartoffeln: die Augen gehen erst auf, wenn man tief im Dreck steckt! Quelle sunita
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Also besser und treffender kann man die heutige Situation kaum auf den Punkt bringen. Weiterer Kommentar erübrigt sich in diesem Zusammenhang.
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Ein „Unternehmensberater für Öffentlichkeitsbildung“; was ist das ? Einer, der Zeitungsartikel zusammenfasst, copy, paste; dazu ein paar lockere Mainstream Sequenzen, damiz originell wirken soll. Bruichid miär nyttä.
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Vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber mit dem nötigen Auge und Feeling für die tatsächlich unterschwellig voranschreitende Entwicklung. – Es wird noch ein Erwachen geben, hoffentlich auch bei den Siebenschläfern bzw. sieben Schläfern in Bern.
Vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber mit dem nötigen Auge und Feeling für die tatsächlich unterschwellig voranschreitende Entwicklung. - Es wird…
Ein "Unternehmensberater für Öffentlichkeitsbildung"; was ist das ? Einer, der Zeitungsartikel zusammenfasst, copy, paste; dazu ein paar lockere Mainstream Sequenzen,…
Also besser und treffender kann man die heutige Situation kaum auf den Punkt bringen. Weiterer Kommentar erübrigt sich in diesem…