Das Herzstück der HSBC Schweiz, der grössten und wichtigsten Auslandbank auf dem Finanzplatz, ist deren England-Privatebanking-Desk. Ausgerechnet dieses befindet sich in raschem Zerfall.
Die Leiterin des UK-Desks in Zürich, wo die HSBC Schweiz neben Genf ihre zweite Zentrale unterhält, ist vor kurzem gegangen.
Karin Ruckstuhl heisst sie, sie gehört bei HSBC Schweiz seit 2002 zum Kader. Ruckstuhls Abgang wird von der Bank bestätigt.
Ruckstuhls Kündigung ist die letzte in einer ganzen Reihe von Abgängen erfahrener Privatbanker, welche die Zukunft der HSBC Schweiz als starke und eigenständige Vermögensverwalterin gefährden.
Zusammen mit der Managerin würden in den kommenden Monaten zwei Seniors des England-Teams von Bord gehen, sagt eine Quelle. Vor ein paar Monaten sprangen bereits Teile des UK- und Russland-Teams ab.
Laut dem Insider ist das Problem die verschärfte Kontrolle durch die HSBC-Zentrale in London. Dort wacht CEO Stuart Gulliver über seine dem Bankenkoloss 2011 verschriebene Grosssanierung.
Gullivers Gesundschrumpfung fielen Tausende von Jobs zum Opfer. Vor kurzem verkündete das Headquarter grössere Einsparungen als budgetiert.
Was aus Konzernsicht einleuchten mag, ist für den Schweizer Privatebanking-Ableger eine historische Zäsur. Vorbei sind die Zeiten, als HSBC Schweiz grosse Eigenständigkeit genoss und die Bank rund 200 Milliarden Kundenvermögen anhäufen konnte.
Inzwischen würde selbst die Eröffnung eines neuen Kontos über das Corporate Center in der HSBC-Zentrale in London abgewickelt, sagt der Insider. England gebe bei der HSBC Schweiz absolut den Tarif durch.
Die Auskunftsperson setzt ein Fragezeichen hinter die HSBC Schweiz als globale Zentrale des Private Bankings im Konzern. Dem HSBC-Headquarter sei die Vermögensverwaltung nicht mehr wichtig.
Die Bank wird seit 2009 von einem Datenskandal erschüttert. Sie ist eine der Schweizer Banken, die im US-Steuerstreit am stärksten ins Visier der Amerikaner geraten ist.
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Wie umfassend die Kontrolle aus dem Mutterhaus von der Insel sei, sehe man an der Besetzung des Statthalters am Sitz in Genf, heisst es. Mit Peter Boyles sei ein HSBC-Manager bestimmt worden, der nicht vom Private Banking herkomme, sondern vom Corporate-Geschäft.
Der Bedeutungsverlust des Schweizer Privatebanking-Ablegers sei durch die massiven Abgänge im England-Desk auch dem Hintersten und Letzten klar geworden.
„HSBC ist eine England-Bank, da müssten im Private Banking die England-Kunden im Zentrum stehen“, sagt die Quelle. Nun gleiche die HSBC Schweiz einem „Ferrari mit einem 2CV-Motor unter der Haube“.
In einem Kommentar auf einen HSBC-Artikel Anfang Herbst verwies ein Schreiber, der offenbar mit der Bank vertraut ist, auf weitere Top-Abgänge.
Die Rede war von Chief Operating Officer Philip Biber, von Finanzchef Anthony Guerrier und von Compliance-Chefin Claudia Spiess. Alle hätten neben dem in der damaligen Story erwähnten Personalchef Stephan Peterhans das Schiff verlassen, hiess es im Kommentar.
COO Bibers Unterschrift für HSBC Schweiz erlosch im Frühling dieses Jahres, jene von Compliance-Frau Spiess im Februar. CFO Guerrier ist nach wie vor im Handelsregister unter HSBC Private Bank eingetragen.
Die Bank betont regelmässig, dass sich an der Bedeutung des Schweizer Standorts mit rund 1’500 Angestellten in Genf und etwa 300 in der Zweigstelle Zürich nichts ändern würde.
Zur Untermauerung ihrer Langfrist-Absichten verweisen offizielle HSBC-Schweiz-Manager auf einen teuren Umbau in der Genfer City. Für viel Geld würde hinter einer historischen Fassade eine neue, moderne Bank entstehen. Eröffnung sei in wenigen Wochen.
Die Kritiker machen Schweiz- und Europa-Chef Franco Morra für den in ihren Augen kontinuierlichen Niedergang der HSBC Schweiz verantwortlich.
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Die beliebtesten Kommentare
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Na dann viel Spass am neuen Ort mit den unversteuerten Briten…
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Morra wird sich kaum gegen London stemmen, dazu ist Gulliver viel zu mächtig. Bei Morra und Lehmann get’s vorallem um die job preservation. Je mehr Leute sie entlassen, desto wichtiger werden sie für die HSBC. Lehmann, als wenig weitblickender Exponent seiner Zunft, kommt aus dem institutional Banking der UBP, dessen Business er ja auch nicht sonderlich erfolgreich geleitet hat. Gleichzeitig stellt er Heerscharen von Managing Directors mit fragwürdigen Leistungsausweisen ein. Hinzu kommt, dass der Datenskandal noch lange nicht abgewickelt ist. Es tauchen immer wieder neue Fälle auf die substantiell sind.
Die Braut wird zum Verkauf vorbereitet. -
Seit Einführung der Abgeltungs-Steuer für UK-Kunden, will HSBC diese Klienten im Headquarter verbuchen. Es ist einfacher, diese steuerkonform direkt in London zu betreuen. Das GB-Desk in der Schweiz wird deshalb weiter reduziert.
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Dann sollte man dies aber auch klar kommunizieren und sich nicht hinter der Floskel verstecken, dass HSBC Suisse weiterhin wichtig sei. Gleiches gilt nämlich auch für andere Jurisdictions. Und was heisst denn einfacher, HSBC ist doch die local, global Bank. Das Schweiz Geschäft alleine der HSBC ist nicht überlebensfähig.
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Seit Einführung der Abgeltungs-Steuer für UK-Kunden, will HSBC diese Klienten im Headquarter verbuchen. Es ist einfacher, diese steuerkonform direkt in…
Morra wird sich kaum gegen London stemmen, dazu ist Gulliver viel zu mächtig. Bei Morra und Lehmann get's vorallem um…
Dann sollte man dies aber auch klar kommunizieren und sich nicht hinter der Floskel verstecken, dass HSBC Suisse weiterhin wichtig…