Mark Branson wacht über alle Schweizer Banken. Dass die Finma für den strategischen Job einen Ausländer gewählt hat, ist für sich allein schon speziell.
Gänzlich ungewöhnlich wird es, wenn bekannt wird, dass Branson mit ausländischen Grossinvestoren geheime Gespräche führt, bei denen es um den Finanzplatz geht.
So passiert vor wenigen Wochen. Branson, ein Engländer, der bei der UBS Karriere gemacht hatte und vor 4 Jahren als Bankenchef bei der Finma antrat, traf sich mit Leuten von Moore Capital.
Beim US-Fund handelt es sich um einen potenten Investor, der grosse Finanzwetten eingeht. Moore lebt von Insider-Informationen zu Märkten und Unternehmen.
Warum traf sich Finma-Chef Branson mit den Moore-Managern? Worüber wurde gesprochen?
Inländische Marktteilnehmer bemühen sich vergeblich um ein Meeting mit Branson.
„Die materielle Ungleichbehandlung von Schweizer Analysten und Investoren gegenüber ausländischen (angelsäschsischen) Analysten und Investoren ist eine sehr reale Tatsache“, sagt der Analyst einer Zürcher Bank.
Niemand verfügt über mehr Geheimwissen über den Finanzplatz und die einzelnen Bankhäuser als Mark Branson. Keiner ist detaillierter im Bild über Stärken und Schwächen der Institute.
Branson, das ist der ultimative Insider der helvetischen Bankenindustrie. Er weiss alles – über den US-Steuerkrieg, drohende Milliardenbussen, mögliche Abschreiber, Bonuspläne und Strategien.
Wenn einer voraussagen kann, welcher Finanzplayer in Zukunft gut dastehen wird und welcher nicht, dann ist das Branson.
Genau das interessiert Investoren wie die Chefs von Moore Capital. Steigen die Aktien von UBS, sinken jene der CS? Wie erfolgversprechend ist der Aufbruch bei Julius Bär?
Wer gewinnt, wer verliert?
Branson weiss es. Moore will es wissen.
Ein Sprecher der Finma bestätigt Gespräche mit Investoren, ohne auf einzelne Namen einzugehen.
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„Es ist international vollkommen üblich, dass sich Vertreter von Regulatoren und anderen Behörden mit verschiedenen Marktvertretern zum Austausch treffen“, sagt der Finma-Mann.
Im Normalfall gehe es um Treffen zwischen Regulator und unterstellten Banken.
„Es können aber auch Investoren (national und international) sein“, meint der Finma-Vertreter. „Dies kommt jährlich in einer Handvoll Fällen vor.“ Die Berner Behörde sei diesbezüglich im Vergleich mit ausländischen Regulatoren „sehr zurückhaltend.“
Bestritten wird, dass geheime Informationen ausgetauscht würden.
„Völlig klar ist, dass es bei solchen Gesprächen nicht um einzelne Gesellschaften, sondern um allgemeine Einschätzungen und vor allem um regulatorische Entwicklungen etc. geht“, betont der Sprecher.
Entsprechend gebe es auch „keinerlei Stillhalteabkommen“, sondern es gehe um Hintergrundgespräche „mit klaren Spielregeln“, wie sie auch mit Journalisten geführt würden.
Die Grenze zwischen allgemeinem Gedankenaustausch und geheimen Insiderinfos verläuft fliessend. Es hängt von Finma-Chef Branson ab, wieviel Moore und andere Investoren bei den Treffen mit ihm erfahren.
Branson kennt die Nähe zu grossen Anlegern und Aktionären. Bei der UBS war der Angelsachse lange Chef von Investor Relations. Dort werden die Beziehungen zu den Eigentümern gepflegt.
Branson ist ein Mann der Zahlen. Wie kaum ein Zweiter konnte er an UBS-Präsentationen die Geschäftsentwicklung bis auf die Stelle hinter dem Komma erläutern.
Seine intimen Kenntnisse machen Branson zum mächtigsten Mann innerhalb der Finma. Sein Vorgesetzter, Finma-Chef Patrick Raaflaub, kommt aus der Versicherungswelt und ist weniger tief im Bankenthema drin.
Wenn es also um Bankfragen geht, ist nur einer entscheidend: Branson. Raaflaub und die übrigen Schweizer, die an der Spitze der Behörde sind, kümmern sich um anderes.
Als Engländer und Ex-Grossbanken-Manager tickt Branson anders als ein Schweizer mit Wurzeln im Inland. Seine Beziehungen sind global, seine Interessen liegen im Big Game.
Auf anderen wichtigen Finanzplätzen sind solche Positionen meistens von Inländern oder Leuten aus dem gleichen Kulturraum besetzt.
In England hat ein Kanadier den Vorsitz bei der Zentralbank übernommen. Das ist eher die Ausnahme.
Diese hat die Schweiz ausgerechnet in die Hände eines Mannes gelegt, der aus einer Welt stammt, die in Konkurrenz zum Schweizer Finanzplatz steht.
Von einem Engländer zu erwarten, dass er um jeden Preis die Interessen der Schweiz vertreten würde, ist naiv.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ein Treffen NUR mit Moore Capital geht gar nicht. Müsste zum Moore-Gate werden. In dieser Position gibt es nur Informationen an alle oder gar keine!!! Und zwar absolut wasserdicht!
Ist dieser Branson eigentlich komplett wahnsinning! Dabei ist es völlig wurscht ob Angelsachse oder nicht. -
Dieses Treffen von Branson mit Moore ist schon recht speziell. Branson sollte sich dazu äussern. Im Uebrigen ist schwer verständlich, weshalb auf solchen sensiblen CH-Behörden-Kaderposten immer wieder Ausländer anzutreffen sind. Diese Leute ticken einfach anders als Einheimische. Dasselbe zeigte sich beim tragischen FA-18-Absturz 2013: Der Leiter des Armmefliegerärztlichen Dienstes erwies sich als Deutscher. Ob so jemand die nötige Loyalität der Schweiz gegenüber hat wenn das nötig würde ? Bekanntlich läuft zwischen den beiden Ländern nicht alles reibungsfrei, gelinde ausgedrückt.
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„Dass die Finma für den strategischen Job einen Ausländer gewählt hat, ist für sich allein schon speziell.“
Für die Angelsachsen ist das gar nicht speziell, sondern selbstverständlich. Unsere Hochfinanz und unser Konzernbosse haben die Schweiz via Management und Aktionariat schon lange an die USA verscherbelt (moderner Landesverrat). Dabei ging und geht es ihnen ja prächtig. Die nationalen Folgeerscheinungen sind verheerend, die Politik hat wenig bis gar nichts mehr zu entsprechenden Entscheidungen zu sagen, und schon gar nicht das Volk.
Und wenn es kracht und zu Schuldzahlungen kommt, ist alles wieder „schweizerisch“. Super Geschäftsmodell – für die USA, die ohne Ende abkassiert. -
Wie lange machen wir uns noch zum Gespött mit diesem Angelsachsen?
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FINMA = CIA
Noch fragen? -
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Die Kommentare (mit einer Ausnahme) sind schon erstaunlich angesichts der seit Jahrzehnten von vielen Schweizer Kreditinstituten gepflogenen „Strategie“ um das sog.Bankgeheimnis.Diese ist- wenngleich manchmal noch etwas verschämt- selbst von Schweizer Kommentatoren als , milde gesagt, fragwürdig erkannt worden. Was unbestritten ist: Diese Praktiken haben dem Ansehen der Schweiz nachhaltig geschadet. Und zwar nicht nur dem Finanzplatz, was bedauerlich ist..Und wer saß bei UBS, bei CS, bei Bär usw. vorne dran? Das waren doch Schweizer Bürger, nicht Ausländer.Und wenn ein Ur-Schweizer wie Herr Bär sen. die Wahrheit ausgesprochen hat ( ..fett aber impotent), wurde er vehement gescholten. Wenn jetzt die FINMA in richtiger Erkenntnis der wahren Sachlage bemüht ist,diese Fehler der letzten acht Jahrzehnte auszumerzen, Schäden nach Möglichkeit in den nächsten Jahrzehnten wieder auszubügeln und so ganz allmählich vielleicht wieder etwas Vertrauen in die Rechtschaffenheit zu begründen, dann kann der normale Schweizer Bürger nur dankbar sein. Ob daran auch Ausländer beteiligt sind, wie jetzt Herr Branson, ist doch sekundär.Im Ausland wirken solche Bemühungen dann eher noch glaubwürdiger, da als nicht pro domo getätigt.
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Danke für diesen schönen Beitrag. Sieht gut aus, riecht gut, und ist sicher nicht Schweizerischen Ursprungs.
Muss ein Filet Moral Stroganoff an Morchelrahmsauce sein! Richtig?
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Dieses ganze Ausländer/Angelsachsen-Bashing von frustrierten Bünzlis wird langsam nur noch nervig. Ohne Internationalisierung wird es auf dem schweizer Bankenplatz bald nix mehr zu holen geben, weder für schweizer noch für ausl. Angestellte. Die Banken, bei denen nur schwyzerdütsch gesprochen wird und die ausser schön dekorierten Eingangshallen und traditionsbewussten Angestellten mit Banklehre nichts zu bieten haben werden als erste auf der Strecke bleiben. Da nützt es auch nichts auf dem Bankgeheimnis beharren zu wollen und ständig gegen die Amis zu wettern. Vermögende Asiaten wollen lieber eine mobile App, Zugang zu Hedge Fonds oder eine quantitative Anlageberatung als einen Bergler in Anzug, der ihnen was vorjodelt. Clariden Leu, Wegelin und Frey haben den Trend gesetzt, andere werden noch folgen. Andere Staaten stehen bereits in den Startlöchern, um den USA zu folgen, allen voran Frankreich, die sich bereits den CEO von Reyl geschnappt haben…
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Glauben Sie, dass in einer Goldman Sachs in New York eine andere Sprache als Englisch gesprochen wird? Oder bei einer BNP Paribas in Paris etwas anderes als Französisch? Oder bei einer Deutschen Bank Frankfurt etwas ausser Deutsch? Etc. etc. etc.
In der Schweiz reicht bei einer UBS oder CS (und vielen anderen) Deutsch nicht mehr denn die Handbücher, ja sogar die Telefonbücher sind auf Englisch und Sitzungen werden in allen möglichen Sprachen abgehalten, am wenigsten auf Deutsch. Und das Schlimmste ist, dass sich die Ausländer hier gar nicht mehr bemühen, Deutsch zu lernen! Die blöden Schweizer müssen sich anpassen!
Nein, nein, lieber Harry, mit Deinem Kommentar bin ich gar nicht einverstanden. Wie weit möchtest Du die Hosen noch runterlassen?
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wenn sich der bundesrat und die ceo’s an die Amis verkaufen, wieso dann nicht auch die Finma… der ausverkauf unserer nation hat schon lange begonnen und niemanden scheint’s zu stören ausser vielleicht insideparadeplatz.. ich finde wir sollten auch anglo-sachsen als bundesräte einsetzen und schlage georg w. bush vor für die stelle von eveline.
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Richtig. Muss man liken!
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man wird ja sehen, wie lange er noch bei der FINMA ist und wer der naechste Arbeitgeber wird. erst dann kann man ueber mauscheleine reden. der fall hildebrand regt zum nachdenken an.
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Ich erwarte insbrünstig den Tag, an welchem einen der zahlreichen polyglotten, in der globalen Finanzwelt bestens vernetzten Koryphäen aus unserer Volkspartei den Vorsitz des Aufsichtsgremiums einnimmt. Wenn dann auch noch EWS abgewählt worden ist, können wir echten Schweizer uns endlich beruhigt zurücklehnen. Triumphgefühle und blindes Vertrauen dürfen herrschen, wenn dann endlich nicht mehr hinter jeder Strassenecke ein Verräter oder sonstiger Staatsfeind befürchtet werden muss.
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Wie lange schaut die Politik und die Finanzindustrie noch zu. Bei der UBS hat er verbrannte Erde hinterlassen. Bei der FINMA spielt er den Amis in den Händen. Ziemlich stossend HERR BRANSON! Was kommt als nächstes?
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Hedge-Funds sind die aktuellen und modernen Raubritter unserer Zeit. Unglaubliche Saläre und Kosten für die Anleger und die FINMA legt sich mit denen noch in’s Bett pfui ! Wer in Hedge-Funds investiert ist selber schuld und wird halt abgezockt !
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Meiner Meinung nach es geht hier um zwei Fakten:
1) Es gibt Diskussionen bei anderen Regulatoren, dass auch Hedge Funds unter „Mögliche“ Systemrelevanten Instituten fallen können. In Tat und Wahrheit Gewisse Hedge Funds sind noch mehr „Systemrelevante“ als Banken (nur zum Erinnerung LTCM)!
2) Hedge Funds haben bekanntlich gute Hören und sind in der Lage auch gewisse Risiken in dem Markt bessere und schneller als andere zu identifizieren.
Diese könnte Gründen sein, wieso FINMA auch im Gespräche mit HF involviert sein sollen. Das sind aber nur meine bescheidene Gedanken… Who knows!
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Geht eigentlich gar nicht. Unser Regulator lässt es an profesioneller Distanz missen. Das unsägliche Duo Raaflaub/Branson gehört auf die Ersatzbank.
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Ersatzbank? – Sie belieben zu scherzen?! Dort würden die Herren ja noch weiter bezahlt! In die Mottenkiste der Finanzwelt, dort gehören sie hin.
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Wer den Bock zum Gärtner macht, soll sich nicht wundern, wenn der eigene Garten beschädigt wird!
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Selten hat ein Spruch so seine Berechtigung wie hier: Nur die dümmsten Kälber wählen ihre eigenen Metzger! Dass die Finma vor allem für die USA tätig ist, sollten eigentlich bald alle merken, ausser das EFD, was wiederum einmal mehr zeigt, dass deren Chefin der Aufgabe einfach nicht gewachsen ist. Wie lange müssen wir sie noch ertragen?
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„Es ist international vollkommen üblich, dass sich Vertreter von Regulatoren und anderen Behörden mit verschiedenen Marktvertretern zum Austausch treffen“.
Was ist daran so falsch und so wahnsinnig dramatisch? – Sich über die Lage in den internationalen Finanzmärkten zu informieren gehört zum Job einer Aufsichtsbehörde. Dass dies u.a. ein „Ausländer“ tut hat doch nichts mit der Sache zu tun. Nur deswegen Geheimnisverrat zu unterstellen oder gar eine Verschwörungssituation zu suggerieren ist massiv überhöht. Eine Aufsichtsbehörde muss doch wissen, was „draussen“ geschieht! Und sie muss es vor allem von jenen wissen, die die grösste Marktmacht inne haben. -
Moore hätte sicher kein Interesse an solchen Meetings, wenn sie keine nützlichen, nicht-öffentlichen Informationen erhalten würden. Insofern werden natürlich Insider Informationen weitergeben, ob nun verbal oder non-verbal. Aber das trifft auf alle 1:1 Meetings zu, die Investoren mit Firmen oder Regulatoren führen. Deshalb gehört diese Praxis schlicht und einfach verboten. Alle Meetings sollten öffentlich mit einem Webcast durchgeführt werden, damit auch der kleine Retail-Investor den gleichen Zugang zu Informationen hat wie der institutionelle Gross-Investor. Ein anderer Punkt ist, dass die institutionellen Investoren trotz dieses Zugangs zu Insider Informationen underperformen und für diese Wertvernichtung auch noch fürstlich entlohnt werden…
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Ich vermute, dass es sich hier nicht um Gespräche für/um den Finanzplatz CH geht, sondern eher um mögliche zukünftige Anstellungsverhältnisse:
– Schön bei einem US Hedge-Fund reinsitzen
– Schön fett kassieren für’s „Business-lunchen“
– Weiterhin in der CH wohnen (wenig Steuern, geringe Kriminalität)
– Nichts für die CH tun und so als „Sozialschmarotzer“ alt werden.Könnte was dran sein?
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@Wahrheit: Also Sozialschmarotzer sind sicherlich andere Leute, als Topmanager, welche in der Schweiz Steuern und Sozialbeiträge bezahlen. Sozialschmarotzer gibt es im Inland zu Tausenden, da muss man nicht auf einen gutverdienenden internationalen Manager schiessen mit solchen Worten. Für den Rest Ihres Textes gebe ich Ihnen recht.
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@S. Harry: Keinesfalls zielte ich mit der Betitelung auf die finanziellen Verhältnisse hin (siehe Apostroph): Hier tritt ein Einzelner gegenüber einer sehr sozial-eingespielten Gruppe (CH Volk) auf und nützt unsere Tugenden (Hartes Arbeit mit anschliessendem Jammer am Stammtisch, hohe Leistungsbereitschaft, geringe soziale Spannungen, zeitweises aufflammen von Neid/Missgunst…) aus und legt sich ungeniert ins „Finma-Chef“-Bett – Gute-Nacht-Geschichte wurde mit Boni ersetzt.
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Es „bitzeli“ gefährlich und sicher anrüchig.
Es "bitzeli" gefährlich und sicher anrüchig.
Ich vermute, dass es sich hier nicht um Gespräche für/um den Finanzplatz CH geht, sondern eher um mögliche zukünftige Anstellungsverhältnisse:…
Moore hätte sicher kein Interesse an solchen Meetings, wenn sie keine nützlichen, nicht-öffentlichen Informationen erhalten würden. Insofern werden natürlich Insider…