Die 3. Säule ist für die Inlandbanken ein Big Business. Wie gross und wichtig das Geschäft mit dem Vorsorgesparen geworden ist, darauf deuten Preiserhöhungen bei zwei Instituten hin.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) belastet neu 0,65 Prozent pro Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen. Bisher war der Handel mit Säule-3a-Wertpapieren gratis.
Auch die Bank Coop, die wie die ZKB zu den führenden Retailinstituten zählt, lässt ihre Vorsorge-Kunden zur Ader. Sie verlangt neu eine Depotgebühr von 0,5 Prozent auf ihre Vorsorge-Fonds.
Die neuen Gebühren passen ins Bild einer sich rasch verändernden Bankenwelt. Bisher hielten sich die ZKB, die Bank Coop und die übrigen Geldhäuser mit Retrozessionen schadlos.
Gemeint sind Kickbacks der Fondsmanager. Diese hatten meist hohe Gebühren auf ihren Produkten, die gegenüber dem Kunden kaum ausgewiesen wurden und die mit der Bank geteilt wurden.
Damit entschädigten die Fondsmanager die Banken für deren „Zufuhr“ von Kundengeldern. Je nach Retro bestand die Gefahr, dass die Bankberater die Fonds nach ihrem Retro-Anteil statt nach der Qualität auswählten.
Mit dem gerichtlich verordneten Ende des Retro-Modells müssen die Banken anderweitig auf ihre Rechnung kommen. Ihr wichtigster Hebel sind die eigenen Gebühren. Diese steigen seit Monaten auf breiter Front.
Nun auch bei der 3. Säule. Die ZKB begründet die Einführung von Kauf- und Verkaufsgebühren für Vorsorge-Fonds mit einer „noch besseren Verursachergerechtigkeit“.
„Das Halten von Wertschriften im Depot wird mit dem neuen Gebührenmodell vergleichsweise günstiger“, versucht sie in einem Leitfaden für Kunden und Berater, die neue Gebühr einzuordnen.
Um dann aber die Katze aus dem Sack zu lassen: „Das Kaufen / Verkaufen von Wertschriften wird mit dem neuen Gebührenmodell vergleichsweise teurer.“
Die Bank will mit ihrer Informationsoffensive dem Vorwurf entgegentreten, dass der Kunde in Zukunft in jedem Fall mehr zahlen müsse und damit weniger in der eigenen Tasche haben würde.
„Alleine die Nettoperformance bestimmt, um wie viel das effektive Vorsorge-Vermögen des Kunden zu- bzw. abnimmt“, steht im Frage-/Antwort-Dokument der Zürcher.
Ziel dieser Kommunikation muss sein, dass die ZKB von den Kunden nicht als überteure Anbieterin im hart umkämpfen Säule-3-Geschäft wahrgenommen wird.
„Verschiedene günstige Gebührenkomponenten können letztendlich in einer tieferen Gesamtkostenbelastung resultieren als wenn eine Stiftung nur eine einzige, dafür hohe Gebühr verlangt“, führt die ZKB als Kernargument ins Feld.
Bei der Bank Coop liess eine Sprecherin eine Anfrage vom Mittwoch unbeantwortet. Laut einem Insider würde die Bank Coop neu Depotgebühren für das Fonds-Sparen von 0,5 Prozent pro Jahr verrechnen.
Aus Kundensicht steht die sogenannte Total Expense Ratio (TER) im Zentrum. Darin sind alle Kosten als Prozentzahl des Werts des Fonds enthalten, also die Gebühren der Bank, die Arbeit des Fondsmanagers und die Gewinnmarge.
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Wie Fondsspezialist Peter Kühnis vor Jahresfrist an dieser Stelle festhielt, sind TER von über 1 Prozent Wucher. Kühnis brachte Beispiele von Fonds mit 2 und mehr Prozent TER.
Mit den neuen Gebühren kommen bei der Bank Coop und der ZKB Gesamtbelastungen von über 1 Prozent TER auf die Kunden zu. Diese setzt sich zusammen aus den Gebühren des Fondsmanagers und jenen der Bank.
Bei mehr als einem 1 Prozent TER wird die Säule 3 zur Milchkuh der Banken. Sie profitieren von einem Monopol, das ihnen eindrückliche Gewinne garantiert.
Der Grund ist, dass die Säule 3 gesetzlich bis ins Detail geregelt ist. Sie soll die Menschen in der Schweiz mit steuerlichen Anreizen dazu bewegen, die Vorsorge in die eigenen Hände zu nehmen.
Die staatliche Regulierung der Säule 3 führt dazu, dass sich die Anbieter einem engen Korsett von Regulatorien unterwerfen müssen. So läuft das Geschäft der Säule 3 immer über Stiftungen.
Über die Anlagepolitik und die Gebühren entscheidet ein Stiftungsrat. Er wird von den Banken bestückt, die in diesem Geschäft aktiv sind.
Seit Jahren drängen die Banken ihre Säule-3-Kunden, ihr Vorsorgekapital nicht einfach in Cash auf einem Konto liegenzulassen. Viel lukrativer sei eine Anlage in Fonds.
Angeboten werden in der Regel mehrere Fondsprodukte mit unterschiedlichen Risikoprofilen, von vorsichtig bis risikofreudig.
Die offensive Vermarktung der Säule-3-Fonds war nicht zuletzt wegen der scheinbar günstigen Gebühren erfolgreich. Tatsächlich fielen auch in der Vergangenheit hohe Belastungen an, einfach in Form versteckter Retrozessionen.
Vielen Kunden dürften die wahren Kosten bisher nicht bekannt gewesen sein. Entsprechend tauschten sie ihre Cash-Vorsorge in Fonds-Anteile in der Annahme, dass sie faktisch nur gewinnen konnten.
Solange die Börsen mitspielen, geht das Kalkül auf. Kein Wunder, betont die ZKB in ihrem internen Argumentarium, dass die „Nettoperformance der Wertschriften“ für den Kunden „stimmig“ sein müsse.
„Das heisst, Performance des Produktes abzüglich aller Gebühren (Produktgebühren und Direktgebühren)“, führt die Bank aus.
Will heissen: Qualität hat ihren Preis. Wenn die Bank die „richtigen“ Fonds empfiehlt, dann darf sie dafür auch eine „rechte“ Gebühr verlangen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bankcoop hat mich über die Gebührenänderung informiert(neu 0.5% Depotgebühr, dafür „positive Auswirkungen auf die Performance“). Ich habe mich nach diesen „positiven Auswirkung auf die Performance“ erkundigt: Bei meinem Fonds (Swisscanto BVG 3 Index 45) sinken die Gebühren (TER) angeblich von 0.61% p.a. auf 0.35% p.a. (factsheet muss allerdings erst noch angepasst werden!). Damit müssten die Retrozessionen bisher 0.26% p.a. ausgemacht haben. Mit 0.50% Depotgebühr wird dies nun zu Gunsten von der Bank überkompensiert und ich bezahle in Zukunft jährlich 0.24% mehr. Bin mir nicht sicher, ob man dies so gegenrechnen kann. Die Kundenberaterin interpretiert es aber auch so.
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Leider passt dies zur neuen ZKB. Vor 20 Jahren war die ZKB als Kantonalbank eine Bank des Volkes, heute leider nicht mehr. Ich habe diesen Wandel als Ex-Angestellten hautnah erlebt, speziell als Herr Vögeli das Ruder der Staatsbank übernahm. Ich rate allen Kunden, die Geschäftsbeziehungen zu CS, UBS und ZKB zu löschen, es gibt zum Glück noch genug andere Bankinstitute, welche die Kundennähe noch leben und nicht nur aufs Papier schreiben.
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Ja die drei genannten Institute laufen schon seit einigen Jahren aus dem Ruder.
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Leider hat Herr Hässig wieder einmal nicht die ganze Story wiedergegeben oder er wusste es schlicht nicht besser. Die von der ZKB und der Bank Coop vorwiegend verwendeten 3a Fonds der Swisscanto werden ab 1. Jul 2014 retrozessionsfrei sein. Diese Reduktion führt zu einer besseren Performance der Fonds, führt aber zu einer Gebührenanpassung bei den Banken. Unter dem Strich wird der Kunde mehr oder weniger gleich belastet, tendenziell aber wohl eher weniger als bisher.
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Das harte ist jedoch, dass der Kunde dafür gekämpft hat und dachte er hätte nun einen Punkt für sich errungen. War ja klar, dass am Schluss alles an den Kunden weitregeleitet wird, einfach in einer neuen Form.
Wenn Sie glauben, dass die neue Kostenstruktur billiger sein wird als zuvor haben Sie von der Banken-Welt der letzten 100 Jahre wenig verstanden. Die Kosten für Banken werden nur noch höher, irgendwo muss die Kohle wieder reingeholt werden, und am besten mehr als zuvor. Das gibt nämlich Boni und zufriedene Aktionäre.
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Richtigsteller: Werden denn die Management Gebühren in den Fonds reduziert ? (was ich bisher eigentlich noch nie erlebt habe). Wenn der Fonds jetzt keine Retros mehr zahlen muss. Gehört denn nicht die Swisscanto Fondsgesellschaften den Kantonalbanken (auch der ZKB) ? Nein die Gebühren für die Kunden werden nicht sinken ganz einfach deshalb nicht, weil die Banken nicht auf die Einnahmen verzichten wollen oder auch nicht verzichten können.
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Die Mgmt Gebühren sind neu tiefer
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Ich habe in diesem Medium und in Gesprächen schon mehrfach darauf hingewiesen, dass nach Abschaffung der Retrozessionen (für primär reiche Kunden) die Gebühren für ALLE Kunden egal welcher Grösse steigen werden. Die Banken werden, wie in diesem Beispiel auch, einfach ihre direkten Gebühren erhöhen und/oder neue Gebühren einführen. Ich betone hier nochmals, dass in der Vergangenheit gerade kleinere Kunden von grösseren Kunden via Retro’s quersubventioniert wurden. Neu wird es so sein, dass gerade kleinere Kunden überproportional bezahlen müssen und grössere Kunden von der Rückzahlung der Retro profitieren werden (Verhandlungsmacht des grossen Kunden). Das heisst, dass die Konsumentenschützerforderungen, der Regulator und das Bundesgericht die grossen Kunden entlasten und die kleineren Kunden (bis CHF 500’000) belasten wird. War das wirklich das Ziel der Abschaffung der Retrozahlungen ? Danke Euch technokratischen Konsumentenschützer und Gerichte für Eure tolle Arbeit. Die 3. Säule in hauseigenen teuren Fonds und diesen zusätzlichen Kosten lohnt sich nicht mehr. Vor allem muss man die möglichen Kapitalgewinne dann auch noch versteuern und Kapitalverluste können bei der Steuer nicht abgezogen werden. Hände weg also von Fonds in der 3. Säule, denn die Fonds machen mit Sicherheit nur einen glücklich nämlich die Bank.
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a propos konsumentenschutz und retrozahlungen. wird ja auch so werden dass die meisten banken wieder vermehrt Ihre eigenen produkte pushen werden, was ja hoffenlich ja auch nicht im sinne des erfinders war…
… aber das passiert halt wenn technokraten neue ideen haben… vorsicht ist insbesondere immer dann angebracht, wenn ein neues gesetz rauskommt zum schutz der kleinen, irgendwie wird das immer zum bummerang…
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Soweit ich weiss, werden die Retros prozentual ausgeschüttet. Daher spielt es keine Rolle, ob ich einen kleinen Betrag oder einen grossen Betrag im Fonds habe.
Auch eine Depotgebühr welche 0,65% beträgt ist für alle gleich. Einzig eine mindestgebühr belastet Kleinstbeträge.
Ob ich nun Retros oder Depotgebühren von 0,65% bezahlen muss, ist Hans was Heiri…
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Seit Jahrzenten wird in unserem Land mit großem publizistischem Aufwand versucht, dass Vertrauen der Bevölkerung in die Umlagefinanzierung (AHV) zu zerstören. Das von alt-Bundesrat Tschudin gewollte System der Umlagefinanzierung bei Renten- und Sozialsystemen wurde durch Kapital gedeckte Finanzierungen ersetzt (Pensionskassen und 3e Säule). Wenn es weiterhin der Finanzwirtschaft gelingt, nur zehn Prozent der Beiträge für die Rentenversicherung in Investmentfonds umzuleiten, so entspräche dieses einem zusätzlichen Kapitalzufluss von etlichen Milliarden CHF pro Jahr. Die Verwaltung dieser Summe garantiert Honorare in Milliardenhöhe jährlich für die damit beglückten Fonds und Ableger. Mit der 2. und 3. Säule ist ein viel versprechender Anfang gemacht worden, um 95% der Bevölkerung durch Angstmache, je nachdem wie die Lage ist; als Geisel zu halten. Alles finanziert von den abhängig Beschäftigten und mittelständischen Unternehmen, auf deren Schultern zudem die Hauptlast des Steueraufkommens liegt.
Die Hoffnung liegt, in den Jungen Menschen von denen nicht wenige, die von der Finanzindustrie absichtlich inszenierte Krisenszenario für die AHV-Sozialwerke, längst durchschauen und kritisch hinterfragen.
Grüsse
Der Praktiker -
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Man beachte, dass in der Säule 3a bei Bezug (z.B.) wegen Alters auch Steuern auf den Kapitalgewinnen fällig werden. Die Steuer ist zwar tiefer als die gewöhnliche Einkommenssteuer, aber trotzdem. Ansonsten sind private Kapitalgewinne ja steuerfrei. Bei einer Gesamtbetrachtung des ganzen Vermögens würde ich deshalb für die Säule 3a das blosse Konto mit Zins vorziehen und allenfalls in Aktien ausserhalb der Säule 3a investieren.
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Und unser „lieben“ Politiker bringen es fertig, dass man Säule 3a Konti ab Alter 60 nicht mehr auf eine andere Bank übertragen darf!
Aktuelles Beispiel ZKB (eigentliche Volksbank nota bene) Zins 1%, BSI 1,75%. Was soll denn so eine blödsinnige Blockade????
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@kurt nehmer: das umfassende problem der 3a säule ist, dass die politik sie reglementiert
und dahinter stehen auch die banken mit ihren interessen. es besteht keine konkurrenz und der 3a-kunde hat somit praktisch keine auswahl an produkten und anbietern. fazit: überall wo der staat die finger drin hat funktioniert es eben nicht…..
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Das ist das von der Bank Coop hochgepriesene „fair banking“. Kleinkunden werden abgezockt, damit die grossen Flopps bezahlt werden können. Ich kaufe nun bei der sowieso besseren Migros ein.
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Lieber Herr Meier. 1. Welche Flops gibt es da bei Bank Coop zu bezahlen? 2. Verwechseln Sie die Bank Coop mit dem Coop Detailhändler. Wenn schon, müssten Sie bei der Migrosbank nun Ihre Bankgeschäfte tätigen.
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die holen über die Gebühren rein was sie über höhere Verzinsung auszahlen. Wer bei CS und UBS seine dritte Säule hat ist dumm oder hat zuviel Geld.
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Lieber Sparfuchs,
Wie kommst du darauf? Weder im Artikel noch bei den Zinsvergleichen von z. B. Comparis oder Moneypark zeigen sich Anzeichen, dass deine willkürliche Aussage Hand und Fuss hat.
Im Gegenteil: Die Grossbanken zahlen erstaunlich hohe Zinsen auf den 3. Säule Konti.
Das nächste mal: Lesen, recherchieren, nachdenken und erst dann schreiben.
Viele Grüsse,
Dein Sparschwein
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UBS 1%
CS. 1.25%
max. 1.85 %UBS ist am unteren Ende. Kann jeder machen wie er will, wollte nur eine Empfehlung angeben.
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Ihr solltet euch schon entscheiden – Reden wir hier von Konti oder Vorsorgefonds (Depot)?!
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Lieber Sparfuchs
Eine Empfehlung sollte auch einen Nutzen für den Rezipienten beinhalten. Wenn ich ihren Kommentar lese, erkenne ich einfach die Antipathie gegenüber den beiden Grossbanken. Das ist ihre Meinung und muss man so stehen lassen.Der Nutzen ist bei der Credit Suisse die Verzinsung auf dem Konto, 1.25%, die interessanten Mixta bzw. Index Anlagemöglichkeiten, ohne Gebühren. Zinssatz ist marktgerecht, auch historisch gesehen. Auch wenn man keine Sympathien hegt es ist trotzdem fair. Viele andere Angebote sind Lockvogel-Angebote.
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@ Al Z.
TER CS Mixta 1.21 – 1.48% nennen sie ohne Gebühren ?
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die holen über die Gebühren rein was sie über höhere Verzinsung auszahlen. Wer bei CS und UBS seine dritte Säule…
Das ist das von der Bank Coop hochgepriesene "fair banking". Kleinkunden werden abgezockt, damit die grossen Flopps bezahlt werden können.…
Lieber Sparfuchs, Wie kommst du darauf? Weder im Artikel noch bei den Zinsvergleichen von z. B. Comparis oder Moneypark zeigen…