Zuverlässig wie die Schweizer Armee startet die UBS heute ihre angekündigte Holding. In den kommenden Wochen sollen ihre Investoren alte Stammhaus- gegen neue Gruppen-Aktien tauschen.
No Big Deal – müsste man meinen. Doch weil die Transaktion wie ein Börsengang funktioniert, muss die Grossbank in einem über 300-seitigen Prospekt sich bis auf die Unterhosen ausziehen.
Alle Risiken kommen auf den Tisch, mögliche und scheinbar unmögliche. Die Auflistung liest sich wie eine Gruselstory aus der Welt von Swiss Banking.
Im Zentrum der UBS steht die weltweite Vermögensverwaltung für reiche Kunden. Das war immer so, ausser Mitte der 2000er Jahre, als Zürich seine US-Investmentbanker nicht mehr kontrollierte.
Nun geht es wieder vor allem ums Wealth Management. Nach grossen Assetabflüssen in der Krise habe die Bank zuletzt weltweit und in Amerika „substanziell Neugelder“ an Land gezogen.
Doch das könnte sich ändern. „Langzeit-Effekte mit Auswirkungen auf die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung“ würden die Assetflüsse weiter beeinflussen, und zwar „für eine lange Zeit“.
Es folgt ein Satz, der inzwischen zur verbreiteten Weisheit der Branche zählt, der aber, ausgesprochen in einem Prospekt der grössten Vermögensverwalterin der Welt, brisant ist.
„One of the important drivers behind the longerterm reduction in the amount of cross-border private banking assets, particularly in Europe but increasingly also in other regions, is the heightened focus of fiscal authorities on cross-border investments“, schreibt die UBS in ihrem Prospekt.
Sie sagt damit, dass die Geldabflüsse in ihrer Paradedisziplin Vermögensverwaltung nicht nur in Europa und nicht nur für eine bestimmte Zeit anhalten.
Sondern dass sich dahinter ein Phänomen versteckt, das „zunehmend in anderen Regionen“ der Welt auftaucht; nämlich, dass die Steuerbehörden in vielen Ländern das Offshore-Geschäft mehr und mehr ins Visier nehmen.
Was das für die UBS – und damit für den Finanzplatz – bedeutet, ist klar und einschneidend. Es braucht ein neues Geschäftsmodell; eines, bei dem die Kundengelder versteuert sind.
In dieser neuen Welt geht es neben der Diversifikation grosser Vermögen – regional und bezüglich Assetklassen – vor allem um eines: Performance und Sicherheit.
Den Erfolgsmix für die Zukunft hat die UBS offenbar auch nach Jahren des Umbaus noch nicht gefunden.
In ihrer Offenlegung von heute schreibt sie zwar, dass sie in Asien zuletzt grosse Vermögen angezogen hat – was optimistisch stimmen sollte.
Das Problem ist damit aber nicht gelöst.
„Over time, inflows from these lower-margin segments and markets have been replacing outflows from higher-margin segments and markets, in particular cross-border European clients“, hält die UBS fest.
Mit anderen Worten: Asiatische Kunden sind anspruchsvoller und preisbewusster. Die „dummen“ Europäer mit ihrem vielen Schwarzgeld konnte man hingegen melken.
Für die UBS lässt das nichts Gutes erwarten, wie sie selbst zugibt.
„This dynamic, combined with changes in client product preferences as a result of which low-margin products account for a larger share of our revenues than in the past, put downward pressure on our return on invested assets and adversely affect the profitability of our Wealth Management business division.“
Ihr neues Wealth Management bringt der UBS also weniger Marge und damit weniger Profit – für die Manager und die Investoren.
Man habe bereits Massnahmen ergriffen, schreibt die Bank. Verwiesen wird gern auf „UBS Advice“, das neue Leistungspaket fürs Private Banking.
Doch dort verwaltet die Grossbank lediglich Vermögen in einer tiefen 2-stelligen Milliardenzahl, nichts im Vergleich zu den weit über 2’000 Milliarden weltweit.
Über dem unsicheren Businessmodell schwebt das Damoklesschwert der Rechtsfälle. Die UBS hat aus den letzten Jahren einen Trackrecord als globale Bank, die praktisch keinen der grossen „Unfälle“ ausliess.
Nach Subprime hatte sie einen Derivate-Milliardencrash und wurde im Libor-Betrugsfall zu 1,5 Milliarden Dollar Busse verurteilt. Zudem musste sie sich in Japan schuldig bekennen.
Heute schreibt sie, dass sie „weiter Gegenstand einer grossen Anzahl“ von Klagen, Rechtsfällen und staatlichen Untersuchungen sei. Im Devisenfall ist die UBS mit drin.
Das sei riskant. „The extent of UBS’s financial exposure to these and other matters is material and could substantially exceed the level of provisions that UBS has established for litigation, regulatory and similar matters.“
Trotz Milliarden von Abschreibern und Bussen droht dem Aktionär also noch mehr.
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Nachtrag:
Diese Woche hat der CEO der New Yorker FED, William C. Dudley, Bemerkenswertes über die Banken-Leadership von sich gegeben (zunächst jedoch nur als seine ‚persönliche Meinung‘):
Falls sich bei der Kultur der Banken nichts ändere, wären die Aufsichtsbehörden gezwungen anzunehmen, dass die Banken „too big to manage“ wären; man würde sie dann zwangsweise so lange verkleinern, bis sie wieder effektiv geführt werden können..
Tja, und die erste Verkleinerung wäre eben die dringend notwendige Abspaltung des Investmentbanking. Welches uns die Finanzkrisen der vergangenen Jahrzehnte mit all den Skandalen und globalen Betrügereien ja erst eingebracht hat.
Jedenfalls geht’s den globalen IB-Chefs langsam aber sicher an den Kragen. Was Zeit wird. Die Meisten meinten bereits, sie stünden ewig über dem Gesetz, und einzelne hielten sich schon für Gottes rechte Hand. Aber vielleicht mahlen dessen Mühlen ja auch nur etwas langsam..
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Ich frage mich, ob das Trennbanken System wirklich hilft. Es schützt ja nur das Private Banking vor IB. Jetzt kommt aber raus dass die französischen Steuerbehörden von der UBS 6 Milliarden Franken als Sicherheitsleistung haben wollen, mit der Begründung wohlgemerkt, ob die UBS nicht demnächst fusioniert. Wenn die tatsächlich diese Giga – Strafe zahlen müssen, glaube ich das auch bald. Dann muss die UBS ihr Geschäftsmodell deutlich überdenken, und viel Spielraum für große Escapaden an den Finanzmärkten bleibt dann nicht mehr.
Die Fäulnis liegt wohl noch tiefer im Bankensystem, als man dachte. Offenbar ist diese Art von Banken gar nicht in der Lage, diese stolzen Gewinne, die stets ausgewiesen wurden und mit denen die exorbitanten Boni begründet wurden,, auf solide Weise zu erwirtschaften. Wir haben uns zwischen 2000 und 2008 von heißer Luft blenden lassen, der nur deswegen erzeugt wurde, um den angenehm-lauwarmen Bonusstrom in die Taschen gewisser Zeitgenossen zu lenken.Eine schöne Bescherung, als Hände weg von den Grossbanken Aktien, das Geld ist dort nicht sicher bzw. rentabel angelegt.
Und ob man solches Verhalten als Investor unterstützt ist, noch eine ganz andere Frage.
Dies ist das zweite verlorene Jahrzehnt.
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Ich kann Herrn Dr. Ott nur zustimmen. Nur ein Trennbankensystem bringt Ruhe ins System. Es trennt die Risikonehmer von denjenigen, die kein Risiko nehmen wollen, anstatt das ganze Finanzsystem mit perfiden Schrottprodukten vollzupumpen. Den Investment Banken muss der Zugriff auf Spareinlagen vollständig abgesperrt werden. Die UBS wird nie mehr die Grösse haben, die sie in ihren besten Zeiten hatte. Diese „besten Zeiten“ waren auch keine, sondern nur durch massiven Betrug aufgeblähte Zahlen. Die Luft ist leider noch nicht vollständig raus. Aber das wird sie noch, keine Sorge.
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D’accord
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na hoffentlich finden die Betrügereien wieder ein Ende. Die Grossbanken schaden den Menschen, der Wirtschaft und dem Ruf der Schweiz. Und manche die dort arbeiten, haben den aufrechten Gang verlernt. Die würden auf Knien in die Arbeit rutschen, nur damit sie nicht von der Nabelschnur der Bonusverteilungsmaschine abgeschnitten werden. Das sind schon seltsame Kreaturen die sich dort sammeln.
Betrug wo man hinschaut: Steuerbetrüger in den USA , Steuerhinterziehung in Frankreich, Devisenmanpilulation, Libor, Dark Pools, ungedeckte Geschäfte im Eigenhandel usw.Grund: ich tippe auf mangelndes Unrechtsbewusstsein!
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Nun, die UBS hat die gleichen Probleme wie die CS und andere Grossbanken:
– Die Führungsleute wissen genau dass ihre Zeit an der Spitze begrenzt ist, daher versuchen sie während dieser Zeit so viel wie möglich ins eigene Portemonnaie zu schaufeln.
– Die eine oder andere ehrliche Seele wird dermassen mit Arbeit zugeschüttet dass irgendwann kein Durchblick mehr besteht, danach Burnout!
– Bei einem Unternehmen in dieser Grösse verliert die Führung den Bezug zur Realität, geschweige zum Bedürfnis des einzelnen Kunden – Folge: Führung by Excell – Folge: Unflexibilität, gesunder Menschenverstand wird nicht mehr berücksichtigt, etc…
– Der Grossaktionär hat das Sagen, der Kleinaktionär muss die Füsse stillhaltenDas ist die Realität einer globalisierten Welt.
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@GERI
stimmt wohl.
so eine Grossbank ist ein Scherbenhaufen, wirtschaftlich und menschlich.
dort läuft nichts mehr ausser „problematischen“ Geschäften.
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wer heute noch älsKünde zur UBS oder CS geht, ist entweder sehr mutig oder hat eine Schraube locker. Schlechte Performance, überteuert und am schlimmsten, Unkalkulierbarkeit Risiken.
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Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, mehr nicht.
Was wirklich notwendig wäre: Das Gebot des ‚Trennbankensystems‘ in der Verfassung zu verankern !
Das Trennbankensystem bedeutet, die Händler/Trader/Investmentbanker wirksam daran zu hindern, sich ständig die Spareinlagen der Kunden beim Kollegen zu holen, damit zu handeln, und wenn’s gut läuft, sich Milliardenboni einzusacken, während wenn’s schlecht läuft, sich vom Steuerzahler retten zu lassen.
Historisch entstand es 1933 (Sog. ‚Glass-Steagall Act‘) in den USA als Antwort auf die damalige Bankenkrise – die nicht anders zustande kam als die heutige.
1999 schaffte es schliesslich der ehemalige ‚Goldman Sachs‘-Banker Robert Rubin, der unter Clinton Finanzminister wurde, das Gesetz, welches 6 Jahrzehnte lang für Stabilität im US-Bankenwesen gesorgt hatte, als eine seiner letzten Amtshandlungen endlich wieder abzuschaffen.
Natürlich nur, um seinen Ex-Kollegen seither beinahe 2 Jahrzehnte lang Milliardenboni, gigantische Betrugssysteme (Subprime, Libor, Rohstoffmanipulationen, usw, usw) und am Ende die Rettung durch den Steuerzahler zu bescheren. Alle Achtung vor diesem Verbrechen !
Das Trennbankensystem würde unvergleichbar mehr für die Sicherheit, Stabilität und Ehrlichkeit unseres Finanzplatzes bringen als alle Gold-, Vollgeld- und sonst noch zu erwartenden Initiativen zusammen.
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Die UBS verspricht:
„Performance und Sicherheit“
obwohl Sie konkurrezlos teuer ist, noch belastender: Mitarbeiter und Kunden verrraten hat.
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…lieber ein Ende mit Schrecken….
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Nein, wir machen lieber ein Schrecken ohne Ende (für MA, Investoren und Finanzplatz CH).
Mit gierigen Grüssen
UBS Mgmt
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...lieber ein Ende mit Schrecken....
Die UBS verspricht: "Performance und Sicherheit" obwohl Sie konkurrezlos teuer ist, noch belastender: Mitarbeiter und Kunden verrraten hat.
Nein, wir machen lieber ein Schrecken ohne Ende (für MA, Investoren und Finanzplatz CH). Mit gierigen Grüssen UBS Mgmt