Gestern hiess es bei Team ZKB-Swisscanto „Grüezi mitenand“. Die frisch gekürten Chefs des fusionierten Assetmanagers stellten sich in einem Marathon der Mannschaft vor.
Vielen Swisscanto-Leuten fiel ein Stein vom Herzen. Ihre Befürchtung, dass die ZKB sich als neue Herrin im Haus aufspielen würde, schien übertrieben.
Tatsächlich überlässt die Zürcher Kantonalbank nach ihrem Deal vom Dezember den alten Managern der Fondsanbieterin Swisscanto mehrere Führungsjobs.
Swisscanto-Chefs kriegen die Zinsprodukte, die sogenannten Multi-Asset-Solutions und den Verkauf, während bei Aktien- und Indexfonds sowie bei den Operations ZKB-Leute das Steuer übernehmen.
Die ZKB, Dein Freund und Helfer also?
Kaum. Eher scheinen die Chefs der Staatsbank nicht zu wissen, wer wozu taugt. Ein Indiz dafür ist die Beförderung von Christophe Racine.
Der Mann, der im Schlepptau der Bigshots Hans-Ulrich Meister und Rolf Bögli zunächst von der UBS zur CS wechselte und dort nach einem Höhenflug abrupt auf der Strasse landete, kriegte beim Gemeinschaftswerk Swisscanto die Chance zum Comeback.
Im Herbst 2013 wurde Racine bei der Fondsproduzentin Verantwortlicher für den Vertrieb der Produkte an die Eigentümer des Gemeinschaftswerks, die Kantonalbanken.
Racine, so ist aus CS-Kreisen zu hören, hatte bei der Grossbank vor allem dank seiner Seilschaft Karriere machen können. Nun war er dank dem Swisscanto-Spitzenjob wieder im Rennen.
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Und jetzt macht er als einziger Swisscanto-Topmanager und Mitglied der bisherigen Geschäftsleitung einen Sprung nach vorn. Racine wird ein Direktunterstellter von Stephanino Isele, dem Chef des Investment Bankings der ZKB.
Dort sitzt Racine auf der gleichen Hierarchiestufe wie Iwan Deplazes, Chef des vergrösserten Assetmanagements, und Regina Kleeb, die für das ganze Backoffice des Bereichs zuständig ist und als Gotte eines Kinds von ZKB-CEO Martin Scholl bestens vernetzt ist.
Seinen überraschenden Aufstieg zu verdanken hat Christophe Racine jenen Figuren, welche die Swisscanto das letzte Jahrzehnt dominierten: CEO Gérard Fischer und Ober-Anlagestratege Peter Bänziger.
Beide Swisscanto-Kapitäne tragen die Verantwortung dafür, dass der Assetmanager trotz guten Leuten und interessanten Produkten in die Krise geraten war und schliesslich von der ZKB geschnappt wurde.
Und beide gingen, als es heiss wurde. Sowohl Fischer als auch Bänziger haben bei der Ankündigung der Übernahme durch die ZKB Anfang Dezember sofort ihren Rücktritt verkündet.
Zwei Kapitäne, die sich im Moment des Untergangs als Erste absetzen; die ihre Mannschaft dem eigenen Schicksal überlassen. We couldn’t care less, strahlen sie damit aus.
Wie weit diese Haltung geht, zeigt das Beispiel von Peter Bänziger.
Der Mann, der beim Swisscanto-Personal bis vor kurzem über einen hervorragenden Ruf verfügte, verschickte noch am Tag des Verkaufs an die ZKB ein Mail an seine Freunde und Geschäftspartner.
„Wie Sie heute den Medien entnehmen konnten, werde ich Swisscanto im Verlaufe des nächsten Jahres verlassen“, meinte das Anlagehirn des Assetmanagers.
Dann versprach er: „Bis zu meinem Austritt werde ich meine Aufgaben und Verantwortlichkeiten wie gewohnt wahrnehmen und das Integrationsprojekt unterstützen.“
Was nach grossem Verantwortungsbewusstsein tönte, wurde durch einen Nachsatz ganz am Ende der Mitteilung ins Gegenteil verkehrt.
„P.S. Ich geniesse die Weihnachtsfeiertage in der Zeit vom 15.12. – 28.12. im Ausland“, steht dort.
Bin dann mal weg.
Als Bänziger am Montag der Silvesterwoche, als der Finanzplatz stillstand, zurück ins Büro kam, um seine Aufgaben zu übergeben, waren die entscheidenden Weichen längst gestellt.
Dass sich Bänziger und Fischer aus dem Staub machen, hat Folgen. Die ZKB spürt null Widerstand aus dem Lager der übernommenen Swisscanto.
Für gute Swisscanto-Leute heisst das Aufbruch zu neuen Ufern.
Aus Headhunter-Kreisen ist zu vernehmen, dass zahlreiche Mitarbeiter der Fondsspezialistin mit überzeugenden Lebensläufen offen seien für einen Wechsel.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die von LH erwähnte Regina Kleeb-Harder ist tatsächlich im ZKB-Gefüge bestens vernetzt, sowohl persönlich als auch institutionell. Zudem über Verwandtschaftsbeziehungen. Ihr Weg in diesem Gefüge war/ist vorgezeichnet. Im Gegensatz zu andern Führungspersonen der ZKB verfügt sie allerdings noch über eine Banking-Master-Ausbildung an der Hochschule Luzern. Sie hat es also nicht nur mit dem KV bewenden lassen wie andere ZKB-Führungsleute, die ihre Führungskompetenz vornehmlich mit ihrer militärischen Laufbahn begründen. Es gibt – wie immer – jeweils zahlreiche Anwärter auf eine Position. Dass dabei jene im Vorteil sind, die sich in jeder Hinsicht „konform“ verhalten und auch die Entscheide des Bankrats und der GL gehorsam abnicken sei hier nicht verdrängt. Aber dies ist nicht neu in diesem Institut: dies war schon immer so und wird auch so bleiben.
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Wer dann noch weiss, weshalb Ch. Racine bei der CS gehen musste bekommt es definitiv mit der Angst zu tun…
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In der Tat! Eine ganz schaurige Geschichte nimmt ihren Lauf…
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@insider & @ anonymus
… waere gut etwas mehr zu wissen darueber oder teilt es LH mit und er kann dann eine story darueber schreiben… falls es wirklich so schaurig sein sollte… scheint aber zumindest eine interessante persoenlichkeit zu sein wenn ich Money Hunter lese…
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Ist für die ZKB doch super, wenn Racine den Vertrieb übernimmt! Es gibt mindestens 3 Gründe dafür:
1. Damit wird sichergestellt, dass sich das Personal von alleine abbaut, ohne dass die ZKB intervenieren muss! Wer mit Racine ein Problem hat, oder wer ihm ein Problem werden könnte da zu gut und/oder zu ambitiös, wird von sich aus gehen oder wird „gegangen“. Die Fluktuation im Racine-Bereich betrug während seinen 18 Swisscanto-Monaten annähernd 50%, offiziell haben alle von sich aus gekündigt, z.T. aber sehr emotional! Neue Leute heisst aber nicht bessere Resultate: Net new assets sind noch stärker ins Negative gerutscht!
2. Racine ist auch ein sicherer Wert für den Wirtschaftsraum Zürich. Event-Veranstalter und KMU’s, welche exklusives und unnötiges Zeugs vertreiben, werden aufblühen. Teure Restaurants und Event-Locations können weiterhin mit treuen Kunden rechnen. Wäre Geldausgeben eine olympische Disziplin, hätte die Schweiz mit Racine einen sicheren Medaillenwert! Budgets haben nur den Wert des Papiers, auf das sie gedruckt werden. Das Ganze läuft unter „Emotionen“.
3. Nicht zuletzt profitieren auch die Kantonalbanken-Vertreter, welche die selben Hobbies teilen wie Racine. Jäger, Harley-Fahrer, Golfspieler, Skifahrer… Diese werden auch in Zukunft von Racine’s „emotionalen Events“ profitieren können. Compliance??? Nicht nötig, die Kosten werden künstlich so tief ausgewiesen, dass sie unter die Compliance-Limiten fallen. Net New Assets? Null, schliesslich hätten die Kunden sonst ein Compliance-Problem!
Meine Bitte an den Staat, der die Staatsbank kontrolliert: Schaut der Wurzel (frz: Racine) vieler Probleme bitte genau auf die Finger! Sonst gibt es definitiv keinen Return on Investment für die zahlreichen hundert Millionen, welche die ZKB für Swisscanto ausgegeben hat!
Wer dann noch weiss, weshalb Ch. Racine bei der CS gehen musste bekommt es definitiv mit der Angst zu tun...
Ist für die ZKB doch super, wenn Racine den Vertrieb übernimmt! Es gibt mindestens 3 Gründe dafür: 1. Damit wird…
Die von LH erwähnte Regina Kleeb-Harder ist tatsächlich im ZKB-Gefüge bestens vernetzt, sowohl persönlich als auch institutionell. Zudem über Verwandtschaftsbeziehungen.…