Wenn Adrian Künzi spricht, hört niemand so richtig zu. Auch wenn die Analysen des Notenstein-Chefs gescheit und fundiert klingen.
Künzis Problem ist seine Persönlichkeit. Er ist ein Lieber und Netter; einer, der keinem Hamster ein Haar krümmen kann.
Im härter werdenden Wettstreit um Kunden und Vermögen ist Künzis Artigkeit ein Problem. Er kann sich intern nicht durchsetzen und muss extern ständig laut rufen, damit man ihn wahrnimmt.
Nun will Künzi mit einem kleinen Coup seine Kritiker kaltstellen. Wie die Finanzseite Finews berichtet, soll seine Notenstein die Basler Privatbank La Roche übernehmen und von 20 auf 30 Milliarden Kundenvermögen hochschnellen.
Trifft das zu, dann würde Künzi heute wie ein Sieger dastehen. Auf einen Schlag käme er auf fast gleich viele Kundenassets wie seine Zürcher Erzrivalin Vontobel.
Ebenso könnte er die Notenstein Richtung mehr Exklusivität verschieben. Die Basler La Roche versprüht deutlich mehr Swiss Private Banking, als dies Notenstein tut. Deren typischer Kunde hat ein paar Hunderttausend Franken bei der Bank, aber keine Millionen.
Künzi hätte somit neuen Spielraum gewonnen. Die Frage wird sein: Kann er diesen nutzen?
Die Zweifel überwiegen. Künzi hat in seiner Karriere vom Wegelin-Partner bis zum Notenstein-Chef viel versprochen und wenig zustande gebracht.
Als er vor 3 Jahren Chef der neuen Privatbanken-Tochter der grossen Raiffeisen wurde, hatte er alle Trümpfe in der Hand: Geld, eine starke Mutter im Rücken, eine treue Mannschaft und eine Banken-Landschaft im Umbruch.
Nach Irrungen und Wirrungen – das Debakel mit Beat Wittmann, der Abbruch einer Offshore-Offensive, die Abspaltung des Assetmanagements – ist die Notenstein keinen Schritt weitergekommen.
Drei Jahre und millionenteure Werbekampagnen später, mit viel Medienpräsenz und kostspieligen Beratereinkäufen lautet das ernüchternde Resultat: Die verwalteten Vermögen wollten einfach nicht steigen.
Seit es Notenstein gibt, hat die Bank um die 20 Milliarden verwaltete Kundenassets. Sie geriet zwar nicht mit einem Massenexodus unter die Räder, doch ebensowenig nutzte sie die einzigartige Chance, als wiedergeborene Wegelin durchzustarten.
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Wegelin, das war etwas eigenes, anderes. Die St.Galler Privatbank mochte ihre Macken haben. Was sie aber verstand war, sich als Alternative zu den Platzhirschen zu präsentieren.
Oberpartner 1 Konrad Hummler vermachte dem Familienhaus den intellektuellen Anti-Mainstream-Touch, Oberpartner 2 Otto Bruderer sorgte hinter den Kulissen für gute Stimmung.
Das Resultat war eine verschworene Truppe mit guter Schweizer Kundschaft. Eine erfolgversprechende Ausgangslage.
Adrian Künzi, der direkt von der Wegelin zur Notenstein sprang, nutzte sie nicht. Unter seiner dreijährigen Herrschaft zerbröselte das alte Wegelin-Erbe.
Zurück blieb ein neuer Name mit dem Wort „Privatbank“ als Bestandteil, ohne dass klar war, für welche Kundschaft das Institut genau stand.
Das macht die Notenstein angreifbar. In diesen Tagen lancierten die Ex-Wegelin-Chefs Martin Schenk und Beat Fiechter eine neue Berner Privatbank unter dem alt-ehrwürdigen Namen Zähringer.
Schenk & Co. stellen für Künzi und seine Notenstein eine Bedrohung dar. Die Newcomers wollen mit einem ausgebauten Beraterteam rasch auf Touren kommen.
Wie das gehen soll, liegt auf der Hand. Kunden der alten Wegelin respektive neuen Notenstein könnten Schenk und seinen Kollegen zur Zähringer-Bank folgen. Künzi reagierte mit einem neuen Chef in Bern aus den Reihen der schlingernden CS.
Auch in Luzern steigt der Druck auf Künzis Notenstein. Deren dortiger Ableger soll bisher kaum Kunden gewonnen haben. Anfang Jahr reagierte die Raiffeisen-Tochter und installierte einen neuen Chef.
Schliesslich durfte Künzi seinen Klotz Assetmanagement abstreifen. Dieser trieb den Kostenanteil an den Gesamterträgen auf gigantische 90 Prozent und mehr hoch.
In der NZZ lanciert heute der Chef der neuen Notenstein Assetmanagement seine Boutique. Wie Künzi sucht auch er den Erfolg durch mediale Offensiven.
Auf die Schlagzeilen folgt der harte Alltag. Wie lange Künzi diesen noch als Chef der Notenstein in Angriff nehmen kann, muss sich weisen.
Aus Raiffeisen-Kreisen ist zu vernehmen, dass Künzi nicht mehr unumstritten ist. Je nachdem, wie der designierte Raiffeisen-Chef Patrik Gisel zu Künzi steht, könnte sich dessen Zeit dem Ende zuneigen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Und jetzt übernimmt Notenstein die Basler La Roche. Insgesamt 800 Mitarbeitende an 13 Standorten sollen dann eine geschätzte AuM-Basis von 27 Milliarden (wenn es dann so viel sein werden) profitabel verwalten? Auf die Rechnung bin ich sehr gespannt. Das ist doch ein Schuss in den Ofen.
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Und immer noch kein Wort zu HSBC. Während in Bern und Zürich die Megatonnen detonieren, werden hier zerplatzende Papiersäcke diskutiert. Was ist der Grund, Herr Hässig? Maulkorb von den Anwälten? Amerikanische Zustände mit Einschüchterung und Drohung?
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Dieser Artikel taugt nichts. Küenzi ist ein super Typ. Sollte es wirklich wahr sein, dass Notenstein/Raiffeisen La Roche übernimmt, so kann man nur Chapeau sagen. Zudem hat sich ja Notenstein/Raiffeisen vor 2 Jahren bei Leonteq beteiligt, zum IPO Kurs von CHF 45, jetzt ist die Aktie bei CHF 230. Man rechne den „Return on Investment“!
Die Uebernahme von Notenstein durch Raiffeisen und die daraufhin erfolgten Schritte gehören zu den grössten Erfolgsgeschichten auf dem Finanzplatz Schweiz der letzten Jahre.
Alle Neider, inklusive Lukas Hässig, sollen dies doch einmal selber bewerkstelligen, statt immer unbegründete Kritik zu üben… Wie wäre es mal mit einem positiven Artikel auf dieser Webseite?
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Ich finde auch das Künzi ein super Typ ist, obwohl er nichts auf die Reihe kriegt.
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Jedenfalls kann auch in der heutigen NZZ einen halbseitigen Artikel: „Raiffeisens Mühen mit dem Asset-Management; … strategische Irrfahrt … “ finden: Wirtschaftsteil Seite 31.
LH ist also durchaus nicht die einzige, kritische Stimme!
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Aller Unkenrufe zum Trotz haben der ‚Polteri‘ Vinzenz und der ‚liebe‘ Adrian im Gegensatz zu den angelsächsisch dominierten kriminellen Organisationen und CH-Klumpenrisiken nicht so vieles falsch gemacht!
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Nicht zu vergessen der jüngste Eclat in der Berner Niederlassung, wo sich die lokalen Leistungsträger vor ein paar Tagen in corpore abgesetzt haben.
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Neue Kunden zu gewinnen ist als kleine Privatbank heutzutage gar nicht mehr so einfach. – Welchen Mehrwert können denn all diese „Privat“-Banken wirklich bieten? Zu welchem Preis? – Ich bin dann ‚mal gespannt wie und ob die „Zähringer“ (welch krasser Etikettenschwindel!) sich etablieren können. Ein starkes Netzwerk aufzubauen braucht Jahre der Arbeit, und viele dahergelaufene Vermögensverwalter-Clowns von anderen Banken, die vorgeben, dass sie grosse Kundschaft mit sich bringen könnten, sind doch in Tat und Wahrheit nur Heuler, die sich von Fressnapf zu Fressnapf mogeln, mit jeweils abnehmender Halbwertszeit.
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Wahrscheinlich wird die neue Privatbank aus Bern – wie es der Name schon sagt – „zäh ringen“ müssen.
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Neue Kunden zu gewinnen ist als kleine Privatbank heutzutage gar nicht mehr so einfach. - Welchen Mehrwert können denn all…
Nicht zu vergessen der jüngste Eclat in der Berner Niederlassung, wo sich die lokalen Leistungsträger vor ein paar Tagen in…
Wahrscheinlich wird die neue Privatbank aus Bern - wie es der Name schon sagt - "zäh ringen" müssen.