Alexander Friedman fördert die ganze Perversität des heutigen Bonus-Regimes zutage. Der neue CEO der wenig erfolgreichen GAM erhielt 2014 über 15 Millionen – für 4 Monate Arbeit.
Das hat nichts mehr mit Leistung zu tun, sondern ist Transfer-Irrsinn wie im Spitzenfussball. Die ganze Thomas-Minder-Debatte hätte man sich sparen können.
Wie Friedman vom Bill-Gates-Stiftungsmanager und UBS-Stagiaire zum Multi-Multi-Millionär bei Assetmanagerin GAM aufgestiegen ist, ist ein Lehrstück der Exzesse in Swiss Banking – und wie nichts daran geändert hat.
Der Geschäftsbericht der GAM von heute enthüllt die Fehlentwicklung in ihrer ganzen Tiefe. Demnach erhielt Alex Friedman für 4 Monate bei GAM 630’000 Lohn und 825’000 Bonus.
Allein das ist der helle Wahnsinn. Fast eine Million Bonus – für was genau? Und 160’000 Monatssalär, wie geht das?
Doch das ist lediglich das Vorspiel. Hinzu kommt ein neuer Bonus für Friedman über die nächsten 5 Jahre. Er hat einen derzeitigen Wert von 7,5 Millionen und ist an die GAM-Aktie geknüpft.
Macht zusammen knapp 9 Millionen. Und nun kommt’s.
Die restlichen gut 6 Millionen, um auf die über 15 Millionen zu gelangen, erhielt Friedman für den Auskauf aus seinem UBS-Vertrag. Dort gesperrte Boni habe GAM zu „weniger als der Hälfte“ übernommen, wie die Firma schreibt.
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Damit wird ein Problem in der ganzen Bonus-Thematik akut, das sich schon bei Andrea Orcel abgezeichnet hatte. Die UBS kaufte den Italo-Investmentbanker vor 3 Jahren für 25 Millionen bei Merrill Lynch aus.
Während Orcel als neuer Chef der UBS-Investmentbank immerhin eine schwierige Aufgabe mit einem grossen Laden übernahm, sieht die Lage bei GAM-Chef Friedman anders aus.
Der Amerikaner wird Chef einer Fondsboutique mit gut 1’000 Mitarbeitern. Es handelt sich um einen besseren KMU.
Und auch, was seine Karriere angeht, kann man bei Friedman nicht von einem Superstar reden. Ein Lionel Messi oder Christiano Ronaldo des globalen Bankings ist er definitiv nicht.
Bei der UBS startete Friedman vor 4 Jahren, herkommend von der erwähnten Stiftung des Microsoft-Gründers, als Chief Investment Officer. Er war damit Chef einer kleinen Truppe, allerdings mit grossem Einfluss, was die Anlagepolitik der Gesamtbank betraf.
Für seinen Job wurde Friedman vergoldet. Er türmte Millionen von Boni auf, davon blieb ein Teil auf ein paar Jahre hinaus gesperrt, wie das der Regulator heutzutage verlangt.
Nach 3 Jahren begann sich Friedman offenbar zu langweilen. Jedenfalls kündigte er Ende Mai 2014 mit damals 43 Jahren, und kurz danach wurde sein Wechsel an die Spitze der GAM bekannt.
Wie es die Regelung vorsieht, verfallen in diesem Fall alle noch nicht bezahlten Boni. Bei Friedman handelte es sich um mindestens 13 Millionen Franken.
Viel Geld, keine Frage. Doch so läuft halt das Spiel. Ein Teil der leistungsabhängigen Vergütung soll so lange im Risiko bleiben, bis klar ist, dass die Firma gut dasteht und der Bonus effektiv gerechtfertigt ist.
Für Friedman war ein solcher Deal – sprich Verzicht – aber offenbar kein Thema. Er trat in Verhandlungen mit seiner neuen Arbeitgeberin, der GAM, ein.
Mit dieser einigte er sich schliesslich auf die Bezahlung von knapp der Hälfte der gesperrten Boni.
Damit hat Friedman, ein gern gesehener Interviewpartner im globalen Finanz-TV von Bloomberg und anderen Sendern, den Jackpot geknackt.
Mit dem noch nicht riesigen Erfahrungsschatz und einer viel zu kurzen UBS-Zeit, um seine wahre Leistung fair einschätzen zu können, hat Friedman sich in einem Jahr 15 Millionen zugesichert.
Wenn man seine früheren Einnahmen hochrechnet, dann muss bei ihm von einem Banker ausgegangen werden, der in seiner Karriere vielleicht bereits 50 Millionen einkassiert hat – dies mit Mitte 40.
Für sein Talent, sich gut zu verkaufen, ist das der beste Beleg. Der Fehler liegt auch nicht bei Friedman, der seine goldenen Fesseln sprengen konnte.
Nein, das Problem ist eine komplett gescheiterte Regulierung der Boni.
Diese hatte zum Ziel, ohne harte Eingriffe in die Entschädigungs-Freiheit der Banken die Auswüchse zu stoppen; damit die Finanzwelt nicht wie 2008 erneut an den Abgrund gerät.
Das Vorhaben hat Schiffbruch erlitten. Wenn es noch eines Belegs dafür bedurfte: Das Beispiel des Alex Friedman liefert ihn.
Die EU hat den Kern erfasst. Sie begrenzte die maximale Entlöhnung für Banker in Europa auf 1 Million, in Ausnahmefällen können es zwei sein.
Auch da treiben die Banken lustige Umgehungsspiele. Die fixe Entschädigung wurde durch völlig neuartige Fixspesen massiv aufgepeppt.
Bonus durch die Hintertür – und neu erst noch fest zugesichert und in barer Münze ausbezahlt, anstatt auf die lange Bank geschoben in Form zurückbehaltener Boni.
Offensichtlich gelingt es der Politik nicht, die Bonus-Exzesse zu bremsen. Damit bleiben zwei Möglichkeiten.
Entweder der Staat verzichtet auf seine ordnende Funktion und überlässt die Einkommen im Banking dem Spiel des Wettbewerbs.
Dann aber muss er anderweitig vorkehren. Gefährliche Banken müssten ihr Eigenkapital vervielfachen, damit nicht wieder der Steuerzahler zum Handkuss kommt.
Die zweite Lösung wäre radikal. Eine Million für Banken-CEOs, mehr gibt’s nicht.
Das wäre ein Lohndiktat wie in der Planwirtschaft. Nicht schön, aber populär.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dieses System ist einfach nur krank
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die überissenen Lohnexesse sind bei S & G seit dem spinnoff standart. es gab etliche beförderungen im Operationsladen, die bereichsleitern zu executive directors oder managing director (monatliche spesepauschale 1200, niemand hat kundenkontakt, kriegt jedoch spesen) teamleiter von einfachen abstimmungstätigkeiten werden zu directors. es gibt zahlreiche überkapazitäten die dem COO nicht transparent dargelegt werden. klar solange di pensionskassen diese fonds halten wird der selbstbedienungsladen weiterleben.
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Das ist übrigens auch bei der S&G nahestehenden Bär so, Executive Directors haben 1200 Spesenpauschale, Managing Directors haben 1500 (oder mehr) pro Monat. Zu erwähnen ist noch, dass diese „Lohnbestandteile“ als steuerfreies Einkommen gelten. Ist vom Steueramt Zürich so bewilligt worden.
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Exzesse in Swiss BankingSeit wann ist Handel von Top-Managern im Banking verboten ?
Wer sich gut verkauft, wird teuerer eingekauftRegulierung der Boni
Wollen wir mehr Markt oder mehr Politik?-
Na klar weniger Politik und somit auch kein Pensionskassen-Zwang.
Die perverse Bonus – Orgie im dekadenten Pseudo-Top Management wird ja vor allem durch die Pensions-Kassen subventioniert. Wer sonst (ausser ein paar senilen Alt-Reichen) kauft den die überteuerten GAM Fonds mit 1.5% Mgmt Fees und mehr ?
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Friedman würde ich als als einer der gewiefesten Schauspieler bezeichnen. Er hat das Gespür dem Gegenüber eine Wertschätzung zu geben und zeitgleich mehr Informationen zu erhalten.
So ist er wohl auch in den Verhandlungen vorgegangen und kam zu seinem Ziel. Was die FINMA macht und kann, zeigte sich im 2015 in zahlreichen Artikeln in den Median 🙁
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The winner takes it all!
Leider werden in dieser kranken Gesellschaft nur noch die Selbstdarsteller belohnt, der Rest muss sich mit Brotkrümeln über Wasser halten. Pervers!
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Wahnsinn ist das nicht, es ist leider die Realität und der BR und die FINMA kapitulieren einmal mehr vor der Finanzindustrie, solche „Sachen“ beflügeln mich immer wieder erneut, dass ich mein Geld weder einer UBS, einer CS oder einer Bank Bär anvertraue. Ich bin dankbar und froh, dass es noch Banken für den Mittelstand gibt, obschon auch an diesem „gesägt“ wird
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WAHNSINN! Da bleibt einem einfach nur die Spucke weg… Und die FINMA erweist sich einmal mehr als Chasperlitheater… Es ist zum Brüllen!
WAHNSINN! Da bleibt einem einfach nur die Spucke weg... Und die FINMA erweist sich einmal mehr als Chasperlitheater... Es ist…
Wahnsinn ist das nicht, es ist leider die Realität und der BR und die FINMA kapitulieren einmal mehr vor der…
The winner takes it all! Leider werden in dieser kranken Gesellschaft nur noch die Selbstdarsteller belohnt, der Rest muss sich…