Gestern um halb Zwölf im Zürcher Kaufleuten. 150 von 400 Mitarbeitern des Assetmanagers Swisscanto hängen Banken-Gewerkschaftsführerin Denise Chervet an den Lippen.
Am Ende wird abgestimmt. Praktisch einstimmig geben die Swisscanto-Leute Chervet den Auftrag, mit den Chefs der Zürcher Kantonalbank einen Sozialplan auszuarbeiten.
„Ja, wir wurden von den Swisscanto-Angestellten dazu beauftragt“, bestätigt die Chefin des schweizerischen Bankpersonalverbands.
Und: „Unser Ziel ist es, bessere Abgangsentschädigungen für die Betroffenen herauszuholen.“ Um halb eins endet der Event – mit starkem Applaus.
Es geht um Geld. Die ZKB soll allen, die ihren Job verlieren, eine gute Entschädigung mit auf den Weg geben.
Mehr liegt nicht drin. Die Jobs sind verloren.
Viele Jobs. Von Insidern ist die Zahl von 120 bis 150 Betroffenen zu hören. Also rund ein Drittel der gesamten Swisscanto-Belegschaft würde der Übernahme durch die ZKB zum Opfer fallen.
Die Übung läuft intern unter Operation „Hermes“. Wenig göttlich scheint den Swisscanto-Bankern die Botschaft, die sie von ihren neuen ZKB-Herrschern erhalten.
Diese sprechen gerne von „Best of both“. Auch ZKB-Chef Martin Scholl hatte bei der Vorstellung des Deals, der am Ende 750 Millionen kosten könnte, von gleichen Chancen für alle Mitarbeiter gesprochen.
Die Realität ist eine andere. Die ZKB hat mehrheitlich ihre eigenen Manager in dem zusammengelegten neuen Grossreich namens Assetmanagement an den Schlüsselstellen platziert.
Bei diesen müssen die Swisscanto-Spezialisten vorsingen. Wie Schulbuben, die von Tuten und Blasen keinen Ahnung hätten, müssen sie sich bei ihren Vorgesetzten neu bewerben.
Dabei ist die Erfahrung und das Können häufig gerade umgekehrt verteilt.
Während die Swisscanto in ihren Reihen Topleute mit langem Trackrecord und guter Performance hat, kennen einige der neuen ZKB-Oberen das Geschäft mit Fonds und Spezialanlagen nur vom Hörensagen.
Ins Bild passt, dass sie sich hinter der beigezogenen Beratungsfirma verstecken. Diese heisst McKinsey und könnte allein schon von ihrem Ruf her ein rotes Tuch für einen Staatsbetrieb wie die ZKB sein.
Doch die grösste Kantonalbank des Landes hatte in den letzten Jahren immer wieder grosse interne Veränderungsprojekte mit der Ami-Beraterin durchgepaukt.
Nun also auch „Hermes“. Für die ZKB-Verantwortlichen spielt McKinsey dabei die Rolle des Bösewichts.
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„Wir würden ja gerne weniger abbauen, aber McKinsey lässt uns nicht“, begründen die ZKB-Verantwortlichen die vielen Entlassungen, die anstehen.
McKinsey gibt mit ihrem „Hermes“ einen Personalabbau von fix 20 Prozent vor. Die Zahl bezieht sich auf die gesamte bisherige Swisscanto und das ganze bisherige Assetmanagement der ZKB.
Gemeinsam kommen die beiden auf rund 650 Mitarbeiter. Ein Fünftel davon ergäbe 130 Betroffene.
Offen mitteilen, dass so viele Leute auf der Strasse landen könnten, wollen ZKB-CEO Martin Scholl und seine Crew bis heute nicht.
Im Gegenteil: Dass McKinsey’s „Hermes“ bestimmt zu mehr als 30 Entlassungen führen wird, wird von der ZKB-Spitze weiterhin offengelassen.
Erst ab dieser Grösse müssen wichtige Firmen im Kanton Zürich von Gesetzes wegen einen Sozialplan ausarbeiten.
Es brauchte die Initiative einzelner Swisscanto-Mitarbeiter, die Gewerkschaft zum Abfedern der anstehenden Massenentlassung zu mobilisieren.
Der Trick der ZKB-Chefs ist, dass sie stets von internen Umplatzierungen sprechen.
Mitarbeiter, die im neuen Assetmanagement überflüssig würden, erhielten wenn immer möglich anderswo innerhalb der Kantonalbank einen Platz.
Das Problem dabei: Wer passt? Und: Hat es überhaupt genug Stellen?
Offiziell spricht die ZKB von zahlreichen offenen Positionen. Gleichzeitig muss sie die Kosten kontrollieren.
Die Swisscanto-Mitarbeiter befürchten, dass ihnen Dumping-Angebote gemacht werden könnten. Vogel friss oder stirb, würde dann die Wahl lauten.
Das will der Sozialplan verhindern. Werden solche Lohnkürzungen bekannt, tritt die Gewerkschaft auf den Plan.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Häuptlinge der ZKB hätten besser die CS als Vorbild genommen. Als die Bosse von CS 2011 den Stecker zogen bei Clariden Leu wurden 80 % der Belegschaft übernommen. Man wartete 1 Jahr bis Gras über die Sache gewachsen war und dann wurden pro Woche 5-10 Leute an die frische Luft befördert. Kein Hahn krähte danach und die CS stand mit weisser Weste da.
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Toll, das Lukas Hässig mit seinen Artikeln etwas auf den Tisch klopft. Bis jetzt haben sich seine Voten leider bestätigt.
Mich erstaunt nur, dass sich seitens der Politik und des Kantons noch niemand geregt hat. Offensichtlich kümmert es sie wenig. Schon traurig!-
Logisch, die füllen sich ja alle die Taschen. Dessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. Aber solange solche Leute noch in die Behörden gewählt werden, selber schuld. Der glaubt halt, mich betrifft es nicht.
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Swisscanto-Leute sind im neuen Asset Management nicht vertreten? BULLSHIT! Sehen Sie zu, dass Sie sich ein neues Organigramm beschaffen, sie müssten ja entsprechende Kontakte haben. Dann würden Sie sehen, dass einige ehemalige Swisscanto-Manager im neuen Asset Management in Schlüsselpositionen vertreten sind. Einige ZKBler mussten gehörig Federn lassen resp. wurden zurückgestuft. Also bitte. Dieser Zusammenschluss hat in der Tat seine unschönen Seiten. Aber dass Swisscanto-Leute im Bewerbungsprozess (best of both) systematisch übergangen wurden, stimmt einfach nicht.
Verantwortungsloser Bericht. Schämen Sie sich!-
jaja… verzell das em Fährimaa…
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Ich arbeitete auch mal bei einer Bank die von der ZKB übernommen wurde. Es war schon dannzumal so: nur die ZKB-Bänker verstanden etwas „vom Geschäft“, wir andern nichts. Und wir (Prokuristen und VD`s) mussten uns beim neuen Chef vorstellen und befragen lassen wie Kinder……. Peinlich war dann nur, dass der zukünftige Chef auf eine einfache Frage antwortete, dass er davon keine Ahnung hätte……..was mir den Entschluss sehr erleichterte, auf die Stelle zu verzichten!
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Ich arbeite zwar nicht fuer McK, aber gibt hier trotzdem zuviel McK bashing. McK kann auch nichts dafuer, wenn Mgmt kein Fuedli (no balls) hat – dann uebernehmen Sie indirekt die Schuld (fuer ein entsprechendes Entgeld)… ich verstehe in Gottes Namen nicht, warum man McK fuer Personalabbau braucht, sorry – ausser als Excuse…
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“Wir würden ja gerne weniger abbauen, aber McKinsey lässt uns nicht”, begründen die ZKB-Verantwortlichen die vielen Entlassungen, die anstehen.
Wenn ich diesen Satz lese, so beweist es mir wieder wie Schweizer Topleute ihre Führungsverantwortung wahrnehmen. Kurz gesagt: kein Fuedli, auf english: no balls.
Immer verstecken sie sich hinter jemanden anders und spielen die „dankbare“ Rolle des Uebermittlers, aber sie haben nicht den Mumm für ihre Entscheidungen hinzustehen. Richtig feige!!! -
McKinsey, ich kann nicht mehr hören, diese Typen richten einfach vieles zugrunde und sind ähnlich wie eine Sekte. Ist einer dort ziehen sie die anderen nach.
Habe die seinerzeit bei der CS erlebt, Körner, Brunner und wie sie alle hiessen, arrogant und selbst ein Roboter hätte wohl mehr Gefühle.
Viel verbrannte Erde hinterlassen, aber eben die bösen sind dann Sie, während das Management seine Hände in Unschuld wäscht.
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na, der rat hoch ausgebildeter beratungsspezialisten ist ja recht einfach – stellen streichen. Aber wenigstens ist die ZKB nicht selbst drauf gekommen.
Dennoch geht es für die Banken in der post-bankgehemnis-ära wieder darum, mehr zu verdienen. „Meines Erachtens sind Einsparungen von 25 bis 30 Prozent der Kosten nötig, um langfristig wieder Erträge wie vor der Finanzkrise zu erwirtschaften.“ schreibt unser Blogautor Massimo Ciampa in seinem Beitrag über zukunftsträchtige Bankstrategien… Eine starke Ausweitung der Geschäftstätigkeit die das drehen würde, scheint ja eher nicht in Sicht zu sein.
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McKinsey-Typen und Deutschen sind das ZKB-Management. Made in Switzerland ist nicht viel geblieben in der Bude…
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Es ist schon sehr bedenklich, das ZKB-Management hat keine Entscheidungsgewalt mehr.
Zitat: “Wir würden ja gerne weniger abbauen, aber McKinsey lässt uns nicht”, begründen die ZKB-Verantwortlichen die vielen Entlassungen, die anstehen.
Zitat Ende:Hallo? Gehört denn die ZKB den McKinsey-Typen?? McKinsey wurde als Berater hinzugezogen und nicht als „Befehlsgeber“ … einen Ratschlag kann man ja auch einfach „ignorieren“, wenn man (das ZKB-Management) auch wirklich will. Für das ZKB-Management ist es natürlich toll, dass sie solche Vorgaben ihres „Beraters“ erhalten, so können sie sich um die Verantwortung drücken; ganz unter dem Motto: „Die anderen wollten es so“.
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Genau, die Mackies müssen wieder als Vorwand herhalten. Dafür werden sie aber auch gut entlohnt.
Es braucht schon Rückgrat wenn man schlechte Nachrichten verkünden muss. Sich hinter Beratern zu verstecken ist definitiv kein Ruhmesblatt.
Als die Mackies UBS empfohlen hatten, die Kundenschalter abzuschaffen, hatte Grübel das einfach ignoriert. Egal was man von Ossi haltet, der Mann hat Linien und lässt sich nicht von überbezahlten Beratern beirren.
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Finanzangestellte sind die einzigen, die auf eine Entschädigung beim Abgang bestehen! Die anderen bekommem nichts! Arrogant!
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Bei der CS gibt’s fuer normale Mitarbeiter auch nix – und das obwohl die CS nun schon tausende Stellen abgebaut hat.
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Gibt hoffentlich nix, das hat es in unserer Bude auch mehrfach gegeben. Ersatzstellen werden ja angeboten und verdienen tun diese Finanzleute eh zuviel.
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@GIB NIX: Das Obligationenrecht regelt die Kündigungen. Was darüber ist, ist freiwillig. Leider.
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„McKinsey lässt uns nicht“
Ein Manager der sich hinter einer McKinsey Empfehlug versteckt soll abtreten. So ein Waschlappen.
"McKinsey lässt uns nicht" Ein Manager der sich hinter einer McKinsey Empfehlug versteckt soll abtreten. So ein Waschlappen.
Finanzangestellte sind die einzigen, die auf eine Entschädigung beim Abgang bestehen! Die anderen bekommem nichts! Arrogant!
Es ist schon sehr bedenklich, das ZKB-Management hat keine Entscheidungsgewalt mehr. Zitat: “Wir würden ja gerne weniger abbauen, aber McKinsey…