Unter dem Druck angelsächsischer, arabischer und ägyptischer Aktionäre, die zusammen rund zwei Drittel des stimmberechtigten Kapitals der Credit Suisse Group halten, wurde der stets proletarisch wirkende US-Trader Brady Dougan als CEO der zweitgrössten Schweizer Auslandbank abgelöst durch einen eleganten Afrikaner von der Elfenbeinküste, der in Marokko und Frankreich seine Ausbildung erfuhr.
Tidjane Thiam, 52/1.93, stiess in Frankreich, wie er sagte, gegen eine „gläserne Decke“, die den Aufstieg des talentierten schwarzen Mannes verhinderte, weshalb er nach London wechselte, wo der ExMcKinsey-Direktor als CEO der Pru zur Spitze durchbrach.
Der Spagat von der Versicherung zur Bank ist nun vollzogen. Er bedeutet den Sieg der smarten Topmanager globalen Zuschnitts über die harten Militärköpfe, welche den Aufbau der einst schweizerischen Grossbanken ermöglichten.
Tidjane Thiam ist nicht mehr das einzige Beispiel. Der letzte Schweizer Star in der Credit Suisse, Hans-Ulrich Meister, wurde von den beiden Amerikanern (Inside Paradeplatz berichtete) Alastair Cairns und Tim Bock abgelöst.
Bleibt noch VR-Präsident Urs Rohner, der dem massiven Druck der Angelsachsen nachgeben musste und mit einem Londoner Headhunter den Bruch vollzog. Rohner hat damit seinen Job gesichert, ist aber letztlich zum obersten Vollzugsgehilfen fremder Mächte geworden.
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Ähnliches geschah auch Etienne Jornod, VR-Präsident der NZZ-Gruppe, der in der Schweiz als Star gilt, während in den USA entschieden wird, was mit Galenica geschieht.
Derlei Galionsfiguren, wie sie sonst bei Segelschiffen üblich sind, dienen in der Schweiz dem Image-Schutz vor politischen und anderen Angriffen. Bei der Société Générale de Surveillance (SGS) in Genf, einem bedeutenden Weltkonzern, der vom Italo-Kanadier Sergio Marchionne als Präsident gesteuert wird, übernimmt soeben nach einem Briten ein schweizerisch-chinesischer Doppelbürger, Frankie Ng, die Aufgabe des CEO.
Andreas Schmid, ein urtypischer Deutschschweizer, ist Noch-Präsident der Gate Group, steht aber, ebenfalls unter englischem Druck, vor der Ablösung durch den brillanten Gerard van Kesteren, einem Holländer, der als Konzern-Finanzchef von Kühne & Nagel International Klaus-Michael Kühne die Milliarden verdiente.
Längst verbinden sich in der Schweiz die Interessen ausländischer Kapitalgeber mit den Interessen einheimischer Unternehmer, die verkaufen wollen. Holcim und Sika sind zwei markante Beispiele der jüngsten Zeit, wie Schweizer Grossaktionäre aussteigen wollen.
Die Basler Familien Hoffmann und Oeri haben die Kontrolle mit deutscher und österreichischer Hilfe glänzend bewahrt. Novartis, Nestlé und UBS gelten noch als Schweizer Konzerne, sind aber längst im Griff der „smart guys“, wo bodenständige Schweizer schon lange das Nachsehen haben.
Einige halten durch: Magdalena Martullo-Blocher, Peter Spuhler, Anton Affentranger und Hansueli Loosli.
Unter den Erben sind auch Walter Frey und Martin Haefner beachtliche Erfolge. Das gilt auch für Heinrich Villiger, der sein Zigarren-Reich seit Jahrzehnten souverän führt.
Ein smarter Topmanager, der von Zürich aus Milliarden investiert, wird völlig unterschätzt: Sepp Blatter, der seit 40 Jahren amtierende Präsident der Weltfussball-Organisation FIFA. Der Küsnachter Seebueb Urs E. Schwarzenbach, der mit Devisenspekulationen reich geworden ist, hat einen expandierenden Familienkonzern aufgebaut, der Respekt verdient.
Es ist die Mischung zwischen globaler Smartness und schweizerischem Arbeits-Fundamentalismus, welche die Schweiz im Ovderdrive hält. Die nationale Elite hat viel an wirtschaftlichem Gewicht verloren, bewirkt aber immer noch Beachtliches.
Der Finanzplatz wurde de facto zu vier Fünfteln bereits an Ausländer verkauft. Bei den grossen Industriekonzernen ist der gleiche Trend erkennbar.
Schweizer Führungskräfte, die nach dem legendären Executive Searcher Egon P. S. Zehnder einmal die Besten der Welt waren, spielen zunehmend die zweite Geige. Unsere militärisch fundierte Managementschule, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut wurde, ist heute zur Lachnummer geworden.
Eine Legende ist auch die Annahme, es seien die Besten, welche von der Uni St. Gallen kommen. Die „smarten Jungs aus Übersee“ haben nun dort das sagen, wo es zählt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Hat nicht die Familie Bodmer auch einen stattlichen Anteil an der CS?
Bei Etienne Jornod kann man noch ergänzen, dass sich der transatlantische Einfluss nicht nur bei Galenica sondern auch bei der NZZ durchsetzt (NATO-Sprachrohr Gujer)…
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…ob im Bett die Smarten auch die Harten überholen?
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Die FIFA ist ein killer-beispiel: sie agiert unter dem deckmantel eines vereins finanziell steuerbefreit und völlig intransparent. Sie vereinnahmt als gigantische geldmaschine milliarden auf kosten der lokalen staaten, da sie infrastruktur – und sicherheitskosten den staaten ( =steuerzahlern) überbindet.
Sepp blatter rate ich, all die stillgelegten stadien und investitionsruinen auch zu besuchen. Das ganze hat nichts mit einer „better world“ zu tun und ist weder nachhaltig, noch völkerverbindend. Es füllt nur die säcke der fifa finktionäre. Die fifa operiert von zh aus quasi in einem rechtsfreien raum und jongliert mit milliarden ohne aufsicht. Die banken sind dagegen chorknaben. Das ganze ist eine tragische .Lachnummer. Unsere politiker trauen sich nicht, das thema fifa aufzugreifen.-
Fragt sich, ob und wieviel contributions for a better world (Parteispenden) unsere gewählten Politiker und deren Parteien von der FIFA erhalten. Es wäre aufschlussreich, wenn gewisse Nationalräte (sog. Volksvertreter) dies offenlegen würden; dazu braucht es allerdings Zivilcourage und auf Schweizerdeutsch Füdli.
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Die soviel gepriesenen „smart guys“ profitieren von der allgegenwärtigen
80/20 Rule. 80% „useful idiots – sprich Angestellten und mittlere Kader“ die glauben, dass sie mit ihrer Arbeit einen kunstruktiven Beitrag zum Erfolg der Firma beitragen und 20% „Schaumschläger“ sprich viele der oberen Kader, die von den „useful idiots“ profitieren. Oder anders rum, ohne „useful idiots (Idealisten) gibt es keine große Bonis für hergelaufenen CEO’s.-
Die 80/20%-Regel läuft meist noch unvorteilhafter: 20% schmeissen den Laden, die anderen 80% waren auch irgendwie dabei (und richten hoffentlich nicht zuviel Schaden an). Unter den letzteren gibt es dann viele, die sich dreisterweise und unverdient die Lorbeeren aufsetzen und die grössten Saläre für sich reklamieren. So ist die Welt, und nicht so wie in den Textbooks, leider.
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Die wirklich guten Leute, die ein Geschäft abschliessen und mit Kunden gut umgehen können, wollen in einer Grossbank gar nicht CEO werden. Diese Leute machen sich vorher selbständig und führen dann ihre eigenen Firmen erfolgreich. Wer hat langfristig Lust immer Machtkämpfe auszutragen und ständig auf dem Schleudersitz zu sein bis er dann eventuell mal CEO ist ? Ob ein ehemaliger afrikanischer Minister aus der Elfenbeinkünste der richtige Mann ist, eine Grossbank zu führen wird sich zeigen. Auf jeden Fall ist die CS von der Mitarbeiterzusammensetzung aber schon lange keine CH Bank mehr. Sie hat einfach noch den Hauptsitz in der Schweiz.
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Hören Sie doch auf mit dem Blödsinn! Ich habe viele von diesen sogenannten „smarten“ Managern aus dem Ausland erlebt. Die meisten waren nur smart im „Selbstmarketing“ und im Surfen auf Wellen, welche andere für sie zuvor und während ihrer Amtszeit gemacht haben. Diese Leute positionieren sich am liebsten dort, wo es am einfachsten ist. Sich ‚mal irgendwo wirklich in einem harten Umfeld durchbeissen wie ein echter Unternehmer, das wollen die lieber nicht, da wären ja ganz andere Fähigkeiten gefragt und es gäbe ja ein persönliches Risiko zu tragen und nicht bloss von den „lieben Kollegen“ im VR nachgeworfene Boni als „Entschädigung“ (für welchen Schaden?) zu ertragen. – Wenn bzw. möglichst bevor es schwierig wird rechtzeitig das Bäumchen wechseln, so lautet die Devise in solchen Kreisen! Die hätten nichts alleine wirklich auf die Beine gekriegt, wurden aber vom Team bzw. der Firma (und deren starker, über Jahre aufgebauter Marke) mitgetragen, und am Ende wurden alle Erfolge (von den Medien) nur auf sie alleine fokussiert. Viele waren auch bloss totale Oberheuler, denen man nach ein paar Jahren auf die Schliche gekommen war. Dann waren sie dann jeweils schnell entsorgt.
Weshalb jemand in solche Positionen kommt hat immer mit Beziehungen und auch mit viel Glück zu tun. Thiam hatte das Glück, exakt nach dem Tiefpunkt der Finanzkrise bei Prudential als CEO in den Börsenlift einsteigen zu können (wie noch ein paar andere „Superhelden“ auch), seither hatte er den Wind an den Börsen im Rücken, ein Dankeschön auch an die Zentralbanken. Ein perfektes Timing für Thiam. Die Verdreifachung des Börsenkurses seit dem Tief wird nun bloss ihm zugeschrieben; so ein Schwachsinn! Aber eben, das verkauft sich gut. Und dann soll er ja noch ein wahnsinniger Asienkenner sein… – Give me a break! Der Mann hat in Tat und Wahrheit wohl keinen vollen Monat wirklich in diesem extrem vielfältigen, heterogenen Kulturkreis zugebracht bzw. residiert, abgesehen von den kurzen Trips und den Aufenthalten in Fünfsternehotels in ein paar Metropolen. – Ach ja, noch ‚was: Die Zürich Versicherung hat ihren Kurs im gleichen Zeitraum übrigens auch verdreifacht, die Swatch-Group beispielsweise gar verfünffacht.
Ich will jetzt nicht sagen, dass Schweizer Manager konstant besser sind, aber diese ausländischen Manager werden in den meisten Fällen bloss besser verkauft.
Ich denke auch, dass Thiam gar von seiner Hautfarbe profitiert. In UK erhielt er von der Finanzaufsicht eine persönliche „Public Censure“. Die Busse musste allerdings nicht er bezahlen, sondern die Pru (merksch öppis?). Hätte damals ein Weisser eine solche Public Censure erhalten, dann hätte er gehen müssen. Aber es wollte wohl niemand dafür verantwortlich sein, den ersten schwarzen UK100 Firmenchef zu feuern, um sich nicht Rassismus-Vorwürfen aus dem Publikum auszusetzen. (Der weisse VRP wurde dann gefeurt…) – Soviel zur Rassendiskriminierung. Ach ja, noch etwas: Ein Schweizer, der von der Finma eine solche „Watschen“ bezogen und einen solchen nicht auszulöschenden „Tolggen im Reinheift“ hätte, wäre bei der CEO-Ausmarchung nicht einmal für die Shortlist berücksichtigt worden.
So, jetzt wollen wir ‚mal sehen, was der Thiam wirklich kann. Er wird in stürmische Zeiten segeln: die Börsen sind im Blasenstadium, die Immobilienmärkte ebenfalls. Er kann ja schon holpriges, von einem PR-Futzi verfasstes Deutsch vom Screen ablesen, das ist ja schon einiges… Wahnsinn, die Medien fallen auf jeden PR-Gag herein und posaunen dann laut. – Ich kann ihnen versichern, dass ich ein paar weltgewandte Schweizer Manager und Unternehmer kenne (meist auch Dopplebürger), die wirklich perfekt französisch, deutsch und englisch sprechen (und meist noch eine andere Sprache auf Verhandlungsniveau), da müsste gar Thiam, der „Klassenbeste“ (hat das jemals jemand überprüft?) noch einen groben Zacken zulegen. – Aber die arbeiten meist nicht bei einer Bank, auch nicht bei McKinsey. 🙂
Schönen Tag noch, und träumen Sie weiter.-
Bull’s eye, Häschen!
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sehr guter Kommentar Häschen
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Great!
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Hervorragender Kommentar. Danke für die Mühe.
Der „Verdreifacher“ des Börsenkurses der Prudential wird sich bei der Credit Suisse beweisen müssen. Er hat noch nie bei einer Bank gearbeitet. Wieso soll ausgerechnet ein Afrikaner so ein herausragender Asienkenner sein ? Da hätte man ja gleich einen Asiaten nehmen können. Übrigens wette ich, dass Thiam bei der CS nur unter grössten Schwierigkeiten als Kunde eröffnet worden wäre (Ex-Minister aus Ivory Coast, FSA-Busse).
Man kann ihn aber gar nicht kritisieren, sonst ist man ein Rassist („political correctness“). Urs Rohner kann man damit auch nicht kritisieren. Brady freut sich, dass ein „friend“ sein Nachfolger wird und Hans Meister freut sich, weil er ihm fachlich nicht das Wasser reichen kann.
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Häschen weiss wie der Hase läuft, so scheint mir. – Scheint schon ein erfahrenes Häschen zu sein, das BS durchschaut.
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Ich bin Ihr Fan. Häschen 🙂
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Ihre Lobhudeleien zum „Küsnachter Seebuben“ sind völlig deplaziert. Lassen Sie sich mal die Belege zu den angeblichen „Devisenspekulationen“ zeigen.
Wenn Sie dann noch den Dolder-Kunden Blatter erwähnen, wieso nicht gleich auch noch einen anderen Dolder Kunden, nämlich Vontobels Münchner Wurstlieferanten, der auch mit Devisenspekulationen reich geworden ist (zum Glück werden „Waschanlagen“ in der Schweiz nur bis zu einer gewissen Grösse geschlossen!).
Verschonen Sie inskünftig bitte IP-Leser mit Ihren Kommentaren zu Gebieten, von denen Sie offensichtlich keine Ahnung haben. -
KJS analysiert treffend, was bei der CS geschieht. Leider verkennt er, dass es keine Frage der Nationalität ist, wie kompetent jemand eine Unternehmung führt. Vielmehr haben wir hierzulande zunehmend eine Bewertungskultur entwickelt, die sich an Äusserlichkeiten orientiert: Zertifikate, Diplome zählen mehr als Erfahrung. Die smarten erkennen den Unfug und machen nicht mit – diese fehlen später bei der Kaderselektion. Ausserdem betreiben wir einen Cargo Kult, was Auslanderfahrung angeht: Jemand aus London hat automatisch Auslanderfahrung (London liegt bekanntlich im Ausland)…. irrwitzig
PS: Gerade Headhunter fördern diesen Trend, weil sie in aller Regel keine Ahnung haben von den ausgeschriebenen Jobs….
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Die Headhunter sind ein grosses Uebel unserer Zeit und mitverantwortlich für die überrissenen „Entschädigungen“, welche man sich zwischen VR und GL in börsenkotierten Unternehmen zuschiebt. – Headhunter verdienen ja oft in % der Jahresvergütungen… Und was da alles an Geklüngel abgeht, Mann-oh-Mann!
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KJS analysiert treffend, was bei der CS geschieht. Leider verkennt er, dass es keine Frage der Nationalität ist, wie kompetent…
Ihre Lobhudeleien zum "Küsnachter Seebuben" sind völlig deplaziert. Lassen Sie sich mal die Belege zu den angeblichen "Devisenspekulationen" zeigen. Wenn…
Hören Sie doch auf mit dem Blödsinn! Ich habe viele von diesen sogenannten "smarten" Managern aus dem Ausland erlebt. Die…