Am 4. Februar unterzeichneten Alex Classen und Michael Vlahovic, die Spitzenleute der Coutts Bank, ein Memo: „(…) Michael Vlahovic and I are happy to completely deny any truth in the commentary about departures (…)“.
Die Topshots fuhren fort: „This can only be based on speculation and gossip.“ Man sei erneut „target of headlines and a baseless story in an online publication“ geworden“.
Gemeint war der Artikel „Coutts-Chef will mit 25 Leuten zur EFG“ auf dieser Plattform.
Vlahovic als Russen-Chef in Zürich und seine Nummer 2 Basile Samarine in Genf würden mit Beratern zur EFG International ziehen, wo Ex-Coutts-Leute das Sagen haben.
„Ohne Basis“, „null Wahrheit“ – das waren die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassenden Worte der beiden hochbezahlten Banker der Coutts.
Deren grösstes Kapital sind Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Moral. Kunden überlassen ihr Vermögen Private Bankern. Sie müssen sich auf deren Wort verlassen können.
Das sollten sie nicht. Denn heute stellt sich heraus: Vlahovic hat gelogen. Brandschwarz.
Die Webseite Finews berichtet vom Abgang von Vlahovic und Samarine und spekuliert über einen baldigen Wechsel von Mitgliedern des Coutts-Russendesks zu Konkurrentin EFG.
Die gleiche Seite gab vor zwei Monaten den Coutts-Leuten noch Raum für die Verbreitung deren Dementi.
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„Heisse Luft statt Russen-Poker“ lautete die damalige Überschrift, und wie im Coutts-Memo folgten vermeintlich unumstössliche Aussagen.
„Allerdings hätte ein einziger Anruf bei Coutts International in Zürich, wo die Bank ihren Hauptsitz hat, genügt, um zu erfahren, was Sache ist: Tatsächlich trifft es nicht zu, dass Vlahovic das Unternehmen verlassen wird“, schrieb das Medium.
Und weiter: „Im Gegenteil, er hält der Bank, zu der er 2009 von der Credit Suisse stiess, die Treue. So wurden am Mittwoch auch alle Mitarbeiter des Hauses informiert.“
Was den Abgang von Samarine als Nummer 2 betreffe, „trifft auch das nicht zu. Samarine, der von Genf aus arbeitet, bleibt dem Unternehmen treu.“
„Never let the truth stand in the way of a good story“ – das bringe zwar Quote. Nur: Es „erweist so dem Journalismus, der noch gewissen Qualitätsansprüchen gehorcht, einen Bärendienst.“
Die Wahrheit, ein grosses Wort. Für Vlahovic, der in seiner langen Karriere im Private Banking viel Geld verdient hat, ist sie ein dehnbares Gut.
Im Februar, als der Bericht über den anstehenden Wechsel zur EFG erschien, befand sich die Coutts auf dem Tisch von Banken, die einen Kauf prüften.
Im Rennen war neben der UBP Genf, die letzte Woche die Assets zu einem unbekannten Preis übernommen hat, auch die Credit Suisse. Von dort stammt Russenmann Vlahovic.
Die Information, dass Vlahovic und Samarine, die laut heutiger Finews-Ausgabe „begehrteste „Assets“ der Privatbank Coutts International in der Schweiz“ verkörpern, abspringen, kam somit zur Unzeit.
Die an einer Übername interessierten UBP und CS hätten Fragen stellen können, im schlimmsten Fall wäre der Deal gefährdet gewesen.
Classen und Vlahovic, die beiden Chefs der Coutts, entschlossen sich zur Gegenoffensive.
Es geht niemand von den Topshots von Bord, die Coutts bleibt stark und wertvoll – so die Botschaft nach innen, aussen und an die kaufbereiten Banken.
Für die zwei Bankmanager mag das zum damaligen Zeitpunkt formell korrekt gewesen sein. Tatsächlich aber geht es um viel mehr, nämlich um Werte.
Statt Abgänge ins Märchenreich zu schieben, hätten Classen und Vlahovic schweigen können. Jeder hätte das verstanden.
Da sie aber laute Behauptungen aufstellten, die sich später als unzutreffend erwiesen, zeigen sie, wie sie denken. Mir egal, was später kommt; Hauptsache, ich überstehe den kritischen Moment.
„Après moi le déluge“ oder „After me, the flood“, wie die Engländer das Bonmot verwenden, das Eigennutz ins Zentrum aller Überlegungen stellt.
So menschlich es ist: Im Banking hat die Haltung zum Zerfall beigetragen. Die Boni-Mentalität hat einen Keil zwischen zulangendem Topmanagement und frustrierter Mannschaft getrieben.
Mit der Coutts-Geschichte erhält die Werte-Debatte eine neue Dimension. Ging es bisher um Verteilung, kommt jetzt der Umgang mit der Wahrheit hoch.
Es geht um einen Kern des Bankings. Wenn Kunden befürchten müssen, dass sie von ihrem Vermögensverwalter nicht offen und ehrlich informiert werden, dann nehmen sie ihr Geld und verschwinden.
Je kürzer die Halbwertszeit von Aussagen, desto mehr Vertrauenskapital wird vernichtet.
Die Coutts, die mit dem jüngsten Geständnis eines Schweizer Bankers tief im US-Sumpf steckt, kann davon ein Lied singen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Mal ne Frage: Haben die Herren Classen und Vlahovic (virtuelle) Anteile an Coutts (gehabt), so dass sie vom zuvorgehenden (falschen) Dementi im Rahmen der Kaufpreisverhandlugen unlauter profitieren konnten? Andererseits wär die UBP ja selten doof, sich keine Non-Competition Agreements von besagten Herren unterschreiben zu lassen. Ausser, man wollte die Assets ohnehin nicht. Was irgendwie auch nicht allzu schockierend ist vor dem Hintergrund der unlängst verschärften Gangart der Russen… Alles in allem vielleicht interessante Fragen, die dem Artikel mehr oder weniger Brisanz / Relevanz verleihen würden. LH, wollen Sie da nicht vielleicht noch einmal nachfassen? Sonst bleibt das Ganze etwas polemisch, da undurchsichtig… Besten Dank
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Leider kann man sich nicht distanzieren von diesen Machenschaften. Wir Arbeitnehmenden mit Lohnausweis werden von unserer Regierung gezwungen mit unseren Pensionskassengelder das System aufrecht zu erhalten. Schon sehr lange wird auch da stark abgeschöpft und die einzelnen Pensionskassendelegierten (sollten uns vertreten in den Betrieben) erfreuen sich ebenfalls an den Sitzungsgeldern und haben Zero Ahnung davon. 14 Milliarden werden jedes Jahr mehr einbezahlt als ausbezahlt ( Stand: 2014 ) und trotzdem jammert man auf höchstem Niveau, dass es zur Pleite führen wird. 2010 hat das Volk eine Senkung von 7.2 auf 6.8% abgelehnt und bei den Bundesbetrieben (Post) wird bereits mit 5.85% Umwandlungssatz gerechnet. Da wird der neue GAV zur Lachnummer, wenn später eine nach unten revidierte % Zahl vom Umwandlungssatz legal die Rente kürzt und die Beitragsjahre verlängert werden. Ebenfalls wird der %Satz erhöht beim Abzug bei einer Frühpensionierung. Topmanagern werden neben dem Lohn etliche Millionen zusätzlich in die Pensionskassen einbezahlt. Abzockerinitiative lässt grüssen. Lohn für Topmanager 1.– dafür 10’000’000.– in die Pensionskasse. Alle laufende Kosten werden von der Firma übernommen, inkl. Platinkreditkarte.
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Die Erkenntnis, dass die Teppich-Etagen der Gross- und teilweise der Privatbanken tief im Sumpf stecken und dass den Leuten, die sich dort herumtreiben, jene Werte, welche Swiss Banking über Jahrzehnte gross gemacht haben, ziemlich am Arsch vorbeigehen, ist mittlerweile Gemeingut. Jede und jeder weiss das. Früher liess der Mob solche Leute pfählen. Hiefür gab es Spezialisten.
Es ist LH hoch anzurechnen, dass IP mit Regelmässigkeit auf dieses Krebsgeschwür hinweist. Auch wenn es nichts bewirkt, so tut es doch gut.
WTG: Guter Blick zurück. Die Geschichte wiederholt sich doch….-
Es wird sicher mindestens eine Generation dauern bis wieder anstaendige Menschen in dieser hundslausig verkommenen Branche arbeiten. Danke an Herr Haessig und seine Crew welche die gegenwärtigen Machenschaften ans Licht bringt!
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Es ist traurig, dass nur noch Lug und Trug im „Swiss Banking“ übrig geblieben ist. Die Speichellecker gehören halt dazu!
Im Jahre 1500 hatte ein Schweizer (ein Urner namens Turmann) den Herzog von Mailand verraten und damit die Ehre der Schweizer-Söldner zu tiefst gekränkt.
Drei Jahre später kehrte Turmann nach Uri zurück, wurde sofort verhaftet und einen Tag später um einen Kopf kürzer gemacht.
Damit war die Ehre der Schweizer wieder hergestellt.
Es mussten nach dem Verrat aber noch 15 Jahre (bis zur Schlacht von Marignano, 1515) vergehen, bis die Schweizer ihr Geschäftsmodell anpassten (back to the roots).
2009 hat die Schweiz im grossen Stile mit dem Verrat an Kunden, Mitarbeitern etc. von Banken begonnen. Es könnte daher 2024 werden, bis wir wieder echte Schweizer Banken haben, deren Kapital das Vertrauen in die absolute Diskretion ist (bis in den Tod).
Das beginnt damit, dass eine Schweizer Bank auch schweizerisch beherrscht sein muss (war bei der Bankgesellschaft, dem Bankverein und der Kreditanstalt selbstverständlich). Die Kantonalbanken und die noch übrig gebliebenen Privatbank haben hier eine einmalige Chance.
Nutzt sie! -
Diese Lügerei bei „Vertrauensbankern“ ist eigentlich nichts Neues – aber jedes Mal wieder beschämend. Meiner Ansicht sollte man den Hype des Schweizer Private Banking für Russland kritisch hinterfragen. In den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wird es diesbezüglich bald zum grossen Knall kommen. CS und Co. werden uns dann versichern, dass man das nicht habe kommen sehen können…
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Die Storry mag ja sein wie sie will.
Unsere heutigen Jurnalisten sind für mich nicht diejenigen, welche es mit der Wahrheit zu ersnt nehmen, denn es muss ja jeden Tag irgend etwas in kürzester Zeit produziert werden. -
Lieber LH. Eigentlich ein Osterei der Sonderklasse für die zitierte Finanz-News-Plattform. Eine Art Content-Spiegel um mal von Aussen einen Wink zu bekommen. Was werden dort nicht alles für Top-Shots genannt und gehandelt. Kurz darauf stürzen und stolpern diese immer wieder grandios. Oder wie zum x-ten Mal der BSI-Top-Shot in Asien zu Wort kommt um seine Sicht der Hebung von Potenzial darzustellen – mit offenbar Zero Fortune. Auch ein gewisser Bögli durfte regelmässig aufzeigen was „jetzt zu tun ist“, dann kam schon der nächste Frühling… Könnte es sein, dass die Plattform die Streicheleinheiten in der Hoffnung auf eine überlebenswichtige Berücksichtigung in den Medienplänen der Top-Shot-Häuser vetielt? Tätsch! Frohe Ostern.
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Finews ist ein Propaganda-Portal. Wenig Glaubwürdigkeit. Nachplapperis, sonst nicht viel.
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Jüngstes Beispiel zur „Top Shot Berichterstattung“ im finews ist der gestrige Artikel mit dem Titel „Die führenden Fintech-Köpfe in der Schweiz“.
Nach einem (!) Jahr in der IT wird da jemand bereits in einem Atemzug mit einem Mitentwickler des World Wide Web sowie dem Initiator des ersten Online-Banking der Schweiz genannt…
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Wer will denn die langweiligen Propaganda von Finews überhaupt lesen?! Die drucken doch höchstens die fabrizierten PR-Statements ab. Wenig eigene (Recherche-)Leistung. Copy & Paste. – Finews = No News.
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Auf dem immer kleiner werdenden Bankenplatz Schweiz tummeln sich immer noch eine ganze Anzahl ‚Figuren‘, welche besser nie eine Arbeits-Erlaubnis in der Schweiz erhalten hätten. Es sind gerade immer wieder hochnotpeinliche Versager, welche dank Stellen-Wechsel und heisse Luft (Asset-Verschiebungen) verbreitende Lügen sich in den Teppich-Etagen halten konnten. Aber ausnahmslos immer zum Nachteil der Banken-Reputation, welche sowieso schon arg strapaziert ist.
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Finews bringt ja sowieso wenig ausser Pressemitteilungen und ist etwa so kritisch gegen Einzelpersonen oder Banken wie in der Sowjetunion die Prawda.
Bin echt froh, dass es IP gibt – etwas Leben tut dem Finanzplatz ganz gut…-
Freddy, Du sprichst mir aus dem Herzen!
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Finews bringt ja sowieso wenig ausser Pressemitteilungen und ist etwa so kritisch gegen Einzelpersonen oder Banken wie in der Sowjetunion…
Auf dem immer kleiner werdenden Bankenplatz Schweiz tummeln sich immer noch eine ganze Anzahl 'Figuren', welche besser nie eine Arbeits-Erlaubnis…
Lieber LH. Eigentlich ein Osterei der Sonderklasse für die zitierte Finanz-News-Plattform. Eine Art Content-Spiegel um mal von Aussen einen Wink…