Vor 18 Monaten, nachdem die Swatch-Aktie massiv gesunken war, erklärte ich anhand einiger Überlegungen, warum der Titel trotz des Preissturzes keine gute Einstiegsgelegenheit darstelle. (Artikel nur für Abonnenten einsehbar.)
Stichworte waren:
– Downtrend Luxusuhren in China
– Flop SISTEM 21
– Schlechtmachen der Apple Watch mit grossen Ankündigungen der eigenen Projekte, ohne Taten folgen zu lassen.
Seitdem hat die Aktie nochmals über 25% korrigiert. Ist es jetzt Zeit zum Einsteigen?
Ich lege mich sehr ungern auf Einzeltitel fest (und das sollten auch 99% der Anleger tun), dennoch möchte ich am Beispiel Swatch ein paar Stichworte liefern, wie man bei der Bewertung vorgehen könnte.
Swatch hat starke Marken und ist ein Konglomerat von „Life Style“-Produkten. In dieser Branche (ähnlich wie bei Modelabels, Luxusautos à la Ferrari-Börsengang oder Internet-Highflyern) spielen Zahlen und Bewertungen eine untergeordnete Rolle. Stattdessen sollte man sich folgende Fragen stellen:
1. Zeigt der Trend nach oben? Antwort bei Swatch: Nein.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
2. Ist die Marke vom Prestige, von der Sexiness oder der technischen Finesse her DIE Marke, welche einen Benchmark darstellt und Trends einleitet? Nein, nicht mehr.
Luxus: Omega wird trotz starker Preissteigerungen immer noch als die „Rolex für Arme“ wahrgenommen, Breguet ist eine Nischenmarke. Der innovative Trendsetter in diesem Bereich ist Hublot (LVMH).
Neue Trends: Da macht Apple das Rennen (auch wenn der Durchbruch keineswegs klar ist). Promis von A-Z sind in US-Fernsehshows mit der Apple Watch zu sehen; ja selbst Stylisten wie Karl Lagerfeld tragen (und das macht den Unterschied) stolz die Uhr der Handy- und Computer-Firma.
Dass nun Swatch eine Uhr mit Bezahlfunktion für den chinesischen Markt anbieten wird, ist wenn überhaupt „Me too“.
3. Hat die Firma den besten CEO? In diesem Segment spielt die Fähigkeit des operativen Chefs eine gewaltige Rolle, Trends zu kreieren statt Trends nachzurennen (siehe Steve Jobs vs Steve Balmer).
Vielleicht erinnern Sie sich an das legendäre Interview von Hayek Junior mit Reto Lipp vom Schweizer Fernsehen, der Swatch-Mann paffend und mürrisch in seinem riesigen CEO-Büro – ein Bild wie aus den Siebzigern.
Wie macht es LVMH-Uhrenchef und Hublot-Retter Jean-Claude Biver? Er lädt zu Besuch auf seinen Bauernhof und schwärmt von seinen frühmorgendlichen Velotouren.
Unter dem Strich haben wir eine Aktie, die wesentlich günstiger geworden ist, aber immer noch nicht den Turnaround zum Trendsetter geschafft hat. Deshalb gibt es keinen guten Grund, jetzt einzusteigen, ungeachtet des Preises.
Side Story: Vor einigen Tagen fragte ein bekannter US-Journalist, der „Alleswisser“ Tom Sosnoff, ehemaliger Hedgemanager und Gründer der wohl besten Retail-Tradingplattform, sichtlich provozieren wollte, ob er nun Tesla-Aktien kaufen sollte, weil er die neuen Schwenktüren des Models X so cool fände.
Sosnoffs Antwort: „Ja, das ist ein guter Grund, kauf!“ Bei Firmen, die mit Emotionen spielen, sind solche Argumente treffsicherer als Quartalszahlen.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
Kommentare