Kaum zu glauben. Der betupfte Urs Rohner klagt nicht selber. Er schiebt den mächtigen Konzern vor, der offenbar von den amüsanten Zeilen auf Inside Paradeplatz tief betroffen ist. Worum geht es im umstrittenen Blog der populären Online-Plattform, der die Grossbank am Paradeplatz in Rage versetzt hat?
Inside Paradeplatz hat zum Ersten die CS mit der FIFA verglichen und zum Zweiten Präsident Rohner daran erinnert, dass die amerikanische Justiz den Finanzmulti als kriminelle Organisation („Conspiracy“) eingestuft hat.
Die FIFA ist ein Verein ohne hierarchische Strukturen. Der FIFA-Präsident hat geringen Einfluss auf das Gebaren der weltweit angeschlossenen Vereine, die zahlreicher sind als die UNO Mitglieder hat. Das ist das Wesen eines Zentralverbandes. Wenn seine Vereine irgendwo auf dem Globus Mist bauen, kann man dies wegen der lockeren Struktur nicht dem Zentralpräsidenten zurechnen.
Für Sepp Blatter gilt übrigens immer noch die Unschuldsvermutung. Alles andere sind Gerüchte. Ein Vergleich Rohner mit Blatter ist deshalb harmlos, weil dem FIFA-Präsidenten bis heute ausser Verdächtigungen kein kriminelles Verhalten nachgewiesen werden konnte.
Schon gar nicht wird er für Fehlverhalten seiner Vereinsbosse in den USA oder anderswo verantwortlich gemacht. Urs Rohner befindet sich mit Sepp Blatter in besserer Gesellschaft als mit einzelnen Angestellten seiner Bank, denen er die Schuld an den vom US-Justizministerium angeklagten kriminellen Machenschaften zugewiesen hat.
Die FIFA ist zudem weltweit mit Abstand viel populärer als die Grossbank, und die so genannte, übrigens auch von der US-Justiz inszenierte FIFA-Korruptionsaffäre ist ein Windhauch im Vergleich zu den Stürmen, von denen die CS seit dem Chiasso-Skandal mit regelmäßiger Sicherheit immer wieder erschüttert worden ist.
Der vorläufig letzte Skandal war die Verurteilung der CS im Steuerstreit zu einer Strafe von 2,6 Milliarden Dollar. Da erscheint die FIFA vergleichsweise geradezu als lammfromm.
Also, wie kann die Grossbank oder Urs Rohner durch einen Vergleich mit der FIFA in der Ehre verletzt sein? Peanuts, würde man das Kitzeln des Finanzkonzerns durch Inside Paradeplatz in New York schulterzuckend abtun. Im Übrigen ist die angeblich anstössige Passage scheinbar nicht mehr online. Die Ego-Störung von Urs Rohner wäre behoben.
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Ein Konzern wie die Credit Suisse hat im Gegensatz zu einem Verein wie die FIFA eine Struktur wie ein militärischer Grossverband. Die Hierarchien sind klar festgelegt, in der Linie wird rapportiert, Anweisungen müssen befolgt werden, wer nicht spurt, wird gefeuert. Die Oberbefehlshaber sagen, wo es lang geht und sind verantwortlich, was unter ihrem Kommando passiert.
Inside Paradeplatz hatte nur geschrieben, was alle im ganzen Land gedacht haben. Warum trat der Oberbefehlshaber Urs Rohner nach der kriminellen Verurteilung der Bank nicht zurück? Er hatte eine Schlacht verloren, hätte abtreten müssen. Statt die Konsequenzen zu ziehen, pochte er auf die weiße Weste. Das hat kein Mensch verstanden.
Die CS hat sich unter seinem Kommando wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Verschwörung schuldig gemacht und wurde in einem Criminal Tax Case zu einer drastischen Strafe verurteilt. Die CS war in den Augen der US-Justiz kriminell, daran gibt es nichts zu rütteln. Als Inside Paradeplatz diese Tatsache erwähnte, hatte sie keine unwahren Angaben verbreitet.
Die Geschichte hat freilich eine brisante Dimension. Die mächtige Credit Suisse klagt mit aller Schärfe, unermesslichen finanziellen Ressourcen und einem Stab von Anwälten gegen ein freiheitliches, beliebtes Online-Forum, das auch zur Morgenlektüre der CS-Leute gehört.
Kritische Stimmen müssen mundtot gemacht werden, hat die Bank offenbar entschieden, und bemüht zu diesem Zweck die Gerichte. Es geht dabei nicht um politische Korrektheit, die ist ohnehin fehl am Platz. Es geht um das Grundrecht der Meinungsfreiheit.
Meinungsfreiheit ist wichtiger als die Befindlichkeit der Teppichetage der CS. Auch die Meinungsfreiheit ist systemrelevant. Eine eiserne Grundregel unserer Verfassung. Bei Abwägen der Interessen muss die Waagschale auf die Seite der Freiheitsrechte sinken.
Man könnte auch argumentieren, dass die CS den Puck nicht sieht. Sie schiesst mit Sicherheit ein Eigengoal. Eine kluge, besonnene Führung einer Grossmacht wie die CS ignoriert am Besten unliebsame Stimmen, auch wenn sie ans Eingemachte gehen.
Ehrverletzungsklagen verschaffen den kritischen Stimme sofort Widerhall und ein neues Forum. Wer noch nie von der läppischen Sache gehört hat, wird sie jetzt mit Sicherheit zur Kenntnis nehmen. In Windeseile verbreiten sich die unliebsamen Bemerkungen, die sonst längst in Vergessenheit abgesunken wären. Die für die CS peinliche Nachricht von der strafrechtlichen Verurteilung der Bank in den USA wird frisch aufgewärmt.
Die Sympathien liegen auch hier nicht bei der Grossbank. Inside Paradeplatz wird als kritische Plattform mit süffigen Enthüllungen noch mehr Zulauf haben als vor dem Bumerang-Wurf von Urs Rohner, der vielleicht jetzt wirklich den Hut nehmen sollte.
James Douglas‘ aus der Aktualität geschöpften Agentenromane haben oft die Realität vorweggenommen. www.james-douglas.ch
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Die beliebtesten Kommentare
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treffender kann man das Thema Urs Rohner wohl nicht adressieren als es von James Douglas am Beispiel Blatter beschrieben wurde, je mehr man sich an etwas klammert, um so mehr gerät man ins Schussfeld.
Für Rohner wäre ein Rücktritt nach den Skandalen in USA mehr als angemessen gewesen. Er klammert sich jedoch wie Blatter an den letzten Strohhalm d.h an sein Einkommen und das Prestige, was er nicht preisgeben möchte und dafür wird die Etikette auf das Gröbste verletzt. -
Herr Rohner ist doch überfordert. Ueberforderte klagen die anderen ein. Das ist oft ein typisches Vorgehen und zeugt von fehlender Souveränität. Herr Rohner sollte spätestens jetzt Platz machen, denn er ist eine grosse Belastung für die Credit Suisse. Er scheint aber am Geld und Prestige dieser Funktion zu hangen wie nur etwas. Schade eigentlich.
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Peinlich was Herr Rohner hier abzieht. Ich finde Inside-Paradeplatz eine super Seite, die sich noch getraut Sachen aufzuzeigen (wenn auch zum Teil etwas überspitzt).
Rohner soll abtreten und am besten wie damals Ospel auswandern. -
Da habe ich für mich nur eine Antwort. Ich habe 2 Konten bei CS und werde diese jetzt auflösen. Basta
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Bravo, das machen Sie gut! Hätte ich dort noch ein Konto, würd ich es auch auflösen. Hab das schon vor langen Jahren gemacht.
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Bravo Herr Hässig, zeigen Sie den Finanzhaien aus der Wallstreet und vom Piratenplatz, äh Paradeplatz, auch weiterhin die Stirne durch Ihren scharfsinnigen und gut recherchierten Blog!
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CS eine CH-Bank? War sie einmal. Heute ist sie ein Selbstbedienungsladen wo sich Manager absurde Saläre und Boni auszahlen lassen. Das Wort Kunden kennt neben anderen sogenannten grossen Banken auch die CS schon lange nicht mehr. Verurteilte Organisation kann ich mir sogar vorstellen. Denn nur wer ein schlechtes Gewissen hat kauft sich u.a. gestohlene Kundendaten zurück, …. etc Aber wichtig zu wissen ist, dass normale CS-Mitarbeiter ihren Kaffee heute selber bezahlen müssen…….
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hier klingelts nach einer frustrierten CS-Mitarbeiterstimme…jösssesss…..trink doch lieber Tee und verschwende deine Energie nicht 🙂
Jedes unternehmen hat ihre „Makel und Flecken“. Trotzdem ist CS ein guter Arbeitgeber 😉
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IP – weiter so!
Zitat aus einem aktuellen Beitrag zum Thema «White Collar Psychopaths»: Erfolgreiche Psychopathen sind körperlich kaum aggressiv. Hier geht es vor allem um Eigenschaften wie Selbstbezogenheit, Unberechenbarkeit und die Neigung, andere für das eigene Fehlverhalten zu beschuldigen.
Nur wer etwas zu verbergen hat, versucht mit allen Mitteln sein eigenes Fehlverhalten zu vertuschen.Schon Aristoteles beschrieb einst: «Die Wahrheit und das Recht sind von Natur aus immer stärker als die Lügen und das Unrecht».
Weitere Infos zu Psychopathen im Alltag abrufbar unter http://www.ich-1prozent.ch
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Nette Schleichwerbung. Ich hoffe mal, das Buch ist besser als die grauselige Website, die es anzupreisen versucht.
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Deppert!
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Gut gebrüllt… nur: der in seiner narzisstischen Befindlichkeit betupfte Herr mit der weissen Weste wird es auch nach der Lektüre Ihrer Zeilen noch immer nicht kapiert haben und weiter dreist und glückselig in seinem eigenen Orbit kreisen.
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Danke! Zustimmung.
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Ein weiterer Zustimmer. Aber doch ein Lichtblick für Nichtverblendete: Ob der Weisswester kapiert oder nicht, es wird ein Knieschuss.
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Genau, übrig bleiben wird ein sogenannter Roh(ne)rkrepierer!
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Gut gebrüllt... nur: der in seiner narzisstischen Befindlichkeit betupfte Herr mit der weissen Weste wird es auch nach der Lektüre…
Danke! Zustimmung.
Ein weiterer Zustimmer. Aber doch ein Lichtblick für Nichtverblendete: Ob der Weisswester kapiert oder nicht, es wird ein Knieschuss.