Der Ausstieg aus dem amerikanischen Private Banking hätte zum Befreiungsschlag eines notorischen Verlustgeschäfts werden sollen. Nun droht ein Schrecken ohne Ende.
Die New York Times berichtet, dass mehrere Ex-CS-Broker und -Kundenberater die Schweizer Grossbank vor dem Regulator belangen. Grund: Die CS will ihre gesperrten Boni nicht bezahlen.
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Der Streit entzündet sich an der Frage, welche Instanz für die Auseinandersetzung zwischen Bankern und Bank zuständig ist.
Die CS verweist auf ein kürzliches Gerichtsurteil, wonach solche Arbeitsrechtskonflikte nicht zwingend durch die Financial Industry Regulatory Authority (Finra) gelöst werden müsse.
Die amerikanischen Private Banker, die für ihre hohen Boni eine Armada von Anwälten und nun auch die Öffentlichkeit eingeschaltet haben, haben ein schlagendes Argument.
Sie würden auf ihre gesperrten Boni verzichten müssen, wenn sie freiwillig von der CS zu einem anderen Arbeitgeber springen würden.
„Aber in diesem Fall ist von Freiwilligkeit weit und breit keine Spur“, sagt ein Rechtsvertreter eines Ex-CS-Brokers.
Vielmehr sei es das CS-Management gewesen, dass sich freiwillig zum Exit aus dem amerikanischen Private Banking entschieden habe.
Tatsächlich war am 21. Oktober, dem grossen Strategietag des neuen CS-Chefs Tidjane Thiam, der Abschied vom notorischen Verlustgeschäft US-Vermögensverwaltung ein zentraler Pfeiler.
Zwar blieb der Schritt von der hiesigen Presse weitgehend unkommentiert. Der Stellenabbau in der Schweiz und die neuen Köpfe im Topmanagement bewegten die Gemüter.
Doch bei Lichte betrachtet war der US-Exit schon damals fast die einzige konkrete Weichenstellung. Alles Andere, namentlich der neue 5-Bein-Setup, gehörte ins Kapitel Zukunftshoffnung.
So dauerte es eine Weile, bis klar wurde, was in Übersee sich abspielte. Dann aber zeigte sich: Hier wurde gepfuscht.
Zunächst gab es Informationslecks zuhauf. Bereits Wochen vor dem Entscheid drang der US-Exit aus allen Ritzen und Ecken.
Das führte zu einem regelrechten Braindrain. Blogs und andere Medien überschlugen sich mit Nachrichten, wonach Topteams des CS Private Bankings zu Konkurrenten wechselten.
Als dann der Exit formell beschlossen und kommuniziert wurde, fehlte ein entscheidendes Detail: der Preis.
Der Grund war simpel. Es gab keinen.
Die CS hatte ihr ganzes US-Private-Banking mit gegen 100 Milliarden Dollar Vermögen, prosperierenden Kunden und guten Mitarbeitern, gratis der Wells Fargo übergeben.
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Der Deal bestand darin, dass die US-Bank die rund 270 verbliebenen Banker der CS übernehmen würde und so an deren Kundenassets herankommen würde.
Das war der Plan. Aus Sicht der CS hatte er einen einzigen Vorteil. Man würde die Schliessungskosten sparen, unter anderem eben die geschuldeten Boni.
Soweit die Hoffnung. Selbst sie könnte sich als Seifenblase entpuppen.
Bald nach dem Deal wurde quasi-offiziell, dass Grundsätzliches schiefgelaufen war. Die besten Leute gingen offenbar nicht zu Wells Fargo, wie das vorgesehen war, sondern … zur UBS.
Ausgerechnet die Erzrivalin hatten schon vor dem Deal und wohl auch danach unzählige Ex-Private-Banker der CS zu sich an Land ziehen können. Laut New York Times sind es 90.
Entsprechend landeten die Assets nicht bei CS-Deal-Partnerin Wells Fargo, sondern bei der UBS und dort in der Division Americas, die dank einer Kraftanstrengung in den letzten Jahren gutes Geld für den Finanzmulti verdient.
Was nun passierte, gäbe Stoff für Management-Schmieden her. Die CS zerrte die UBS vor den Richter.
Wie das? Ganz einfach: Die Bank würde unfairen Wettbewerb betreiben.
Man staunt. Die CS, die in den USA im Steuerkonflikt sich als konspirierende Organisation schuldig bekennen musste und damit in einem Punkt strafrechtlich verurteilt wurde, klagt auf unfaire Praxis.
Der Fall ist vor einem Schiedsgericht hängig. UBS-Chef Sergio Ermotti zeigte sich an der Jahrespressekonferenz vor Monatsfrist optimistisch, dass nichts an seiner Bank hängenbleibe.
Viel entscheidender ist der Punkt, dass das neue Management zusammen mit dem Verwaltungsrat den Ausstieg aus dem US-Private-Banking vermasselt hat.
Die Deutsche Bank erhält je nach Assets, die in einem vergleichbaren Beschluss beim Käufer landen, einen Preis von rund 400 Millionen Dollar.
Für ein Geschäft, das etwa ein Drittel jenes der CS umfasste.
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Die beliebtesten Kommentare
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This is a disgrace . The US Private Wealth Mangenent business contained some of the finest private bankers in America, the business was easily worth $1 Billion , but as always CS tries to play tax and accounting tricks , which always backfire . Further , they are lead by Rohner who is just not a business person and not a strategic thinker, he makes decisions with his ego and is not very smart to begin with. Why do you think he never made it as a professional lawyer? Hardly competent and even worse as the president of CS.
There should be a shareholder lawsuit against Rohner and the entire board for throw $1 Billion of business value into the wind.
Rohner has almost destroyed the firm beyond repair through both missing competence and not preventing a ciminal behavior in his firm. He should hide in shame -
Der hat keine weisse Weste, sondern nur weisse Haare
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Urs Rohner hat mich bei der Einweihung des neuen UH2 Gebäudes 2012 persönlich gefragt: was ich von diesem modernen Neubau UH2 halte? (ich war damals in der CS ein kleiner Angestellter und dort zufällig auch anwesend). Ich habe geantwortet, dass es ein „cooles Gebäude“ ist. Im weiteren Verlauf wurden sämtliche Gebäude in der City Bhfstr. 53 ( ex Volksbank) für 350 Mio., Bhfstr 30. (Grieder) für 400 Mio oder Talacker 27 ( ex Bank Hofmann) für ca. 170. Mio. und UH1/ UH2 für 1,08 Mia ( 1 080 000.-)… etc. verkauft.
Das ist doch echt cool man. – Was soll ich davon halten?
Ich sehe irgendwo Parallelen zur Swissair und deren unfähigem Manager und Juristen – Wohlstandsverwahrlosung.-
Hi Donald
für mich sieht es so aus, als ob die „Übergabe“ an Wells Fargo teil einer Vereinbarung mit der „Verklage-Industrie“ in den Staaten ist.
Vielleicht hat es da noch weitere „Leichen im Keller“, von denen wir nichts wissen und die so unter den Teppich gekehrt werden dürfen? -
Hi Dr. Sommer
Ja in die Richtung habe ich mir auch schon öfter Gedanken gemacht. Es wurde schon so herumgepfuscht, dass es mir alles auch vorkommt als handelt es sich hier um einen Komplott. Es gibt Kreise die uns gerne Schaden zufügen wir sehen momentan aber noch nicht alles – abwarten..
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ich bin sicher, örs hat als star-jurist alles wasserdicht abgeklärt und abgesichert! so wie alles andere unter seiner ägide der weissen weste!
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Den gelöschten Beitrag über Ursli fand ich besser – Er wohl nicht!
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Grossspurig labernde Clowns am Werk auf der CS-Chefetage? Wie in so manchen Unternehmen. – Ach ja, die Millionen werden ihnen ja bloss für die grosse Verantwortung bezahlt, welche sie tragen müssen… – Noch Fragen? Vielleicht sollte man bei Entsorgung & Recycling Zürich ein paar Sondereinsätze buchen? Im Uebrigen wurde hier wohl der CS-Aktionär schwer beschädigt; leider fehlt wohl der Vorsatz oder die Grobfahrlässigkeit, sonst müsste der Staatsanwalt aktiv werden. Dummheit und Unfähigkeit alleine sind nicht Strafbar, aber an der Spitze der CS machen sich diese zwei Eigenschaften einfach irgendwie sehr schlecht.
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Ja, also den Ursus trifft sicher keine Schuld – der hat seine weisse Weste.
Ja, also den Ursus trifft sicher keine Schuld - der hat seine weisse Weste.
Grossspurig labernde Clowns am Werk auf der CS-Chefetage? Wie in so manchen Unternehmen. - Ach ja, die Millionen werden ihnen…
Den gelöschten Beitrag über Ursli fand ich besser - Er wohl nicht!