Die Trader langweilen sich – nichts läuft zur Zeit an den Märkten, wo Aktion gefragt sind. Und kurz vor dem Triple Witching Day („freaky Friday“) will sich sowieso niemand die Finger verbrennen.
Während die Investoren auf bessere Marktsignale warten, macht eine Frage die Runde: Geniessen wir jetzt die „Ruhe vor dem Sturm“, obwohl wir einen Setup für den „perfekten Sturm“ haben?
Der Aufwärtstrend mit vielen widersprüchlichen Indikationen ist allemal seltsam. Die Besonderheiten der letzten Wochen sind vielfältig.
Angstparameter: Angstparameter Nummer 1 VIX Futures zeigen an: alles glänzend, alles bestens, von Angst keine Spur. Absicherung auf die wichtigsten US-Indizes ist „praktisch gratis“ (implied volatility << historical volatility): also auch keinerlei Angst vorhanden.
Angstparameter Nummer 2 Gold zeigt an: Alarm.
Bonds vs. Aktien: In den letzten Monaten zeigt sich ein fast immer gleiches Muster. Steigen US-Aktien (SPY), fallen US-Bonds (TLT), und umgekehrt. In den letzten Tagen stiegen sowohl Aktien und Bonds. Letztere zeigten sich von der gestrigen Rede von Fed-Chefin Yellen vollkommen unbeeindruckt.
High Yield: In den letzten Wochen haben Junk Bonds und „Junk Firmen“ (Firmen mit extrem hoher Verschuldung) nach massivem Einbruch zu Jahresbeginn ein extremes Rally hingelegt. Selbst der Beinahe-Zusammenbruch der Pharmafirma Valeant (dank Nationalbank ist derzeit jeder Schweizer daran beteiligt) oder der Selbstmord (?) des ehemaligen Chesapeake-CEOs machten keinen Eindruck.
Nationalbanken: Ein weiteres QE durch EZB-Chef Draghi wurde sehr verhalten bis negativ vom Markt aufgenommen; eine vage Aussage von Yellen, dass wohl weitere Zinserhöhungen kommen, nach kurzem Zögern positiv.
Quartalsberichte: Mehrheitlich negative Berichte wurden mehrheitlich positiv aufgenommen.
Quintessenz: Jetzt ist nicht die Zeit für Aktionismus, denn „normal“ ist die jetzige Ruhe wenige Wochen nach der Panikstimmung nicht.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
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Was für ein Chabis. Informationsgehalt gleich null. Aber schön den Leuten Angst machen. „Absicherung ist praktisch gratis (impl. vola < hist. vola)" – was für ein Chabis. Ah, hatten wir schon.
Meines Erachtens steht eben eine normale Rezession mit erhöhter Volatilität auf dem Weg nach unten bevor, vergleichbar der von Anfang 2000 bis 2003.
Da die Finanzmärkte nach oben und nach unten übertreiben, ist das im Rahmen der Verhältnisse normal, was geschieht.
So lange, wie die Gegenbewegungen zu temporären Abstürzen noch so heftig ausfallen wie aktuell (trotz sich verschlechternder Quartalsergebnisse), sind wir eben noch eher am Anfang des Niedergangs, da es noch genug Mutige gibt, die jenseits rationaler Argumente ins fallende Messer greifen, weil es sich bisher durchaus noch lohnt.
Siehe Vergleichbares im Zeitraum 2000 bis 2003 börsentäglich auf http://www.boerse.de/