Beat Oberlin ist seit Anfang Jahr funktionslos. Aber der Chef der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) kassiert munter weiter sein Millionensalär.
So geht das in der Schweizer Banken-Pampa. Oberlin übergibt das CEO-Steuer per Anfang 2017, bleibt aber sitzen, bis er sich noch offiziell von seinen Eigentümern verabschieden darf.
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Das passiert heute. Oberlin, seit 2005 der starke Mann bei der BLKB, die zu den grösseren Staatsbanken des Landes zählt, tritt heute Abend um 18 Uhr ein letztes Mal auf.
Vor jubelnden Zertifikatsinhabern der BLKB – das ist eine Art Partizipationsschein, also stimmrechtslose „Aktien“ – sagt Oberlin: Tschüssli.
An zwei Abenden füllen je 3’500 BLKB-Kleinaktionäre die St. Jakobshalle.
Drei Monate und vier Tage durfte Oberlin anhängen.
Willkommen in der Provinz, wo das noch geht.
Während Brady Dougan bei der CS die wichtigsten Geschäfte seinem Nachfolger Tidjane Thiam in 2 Wochen übergab, dauert das gleiche Prozedere bei der BLKB mehr als ein Vierteljahr.
Bei einer Bank, die mit 24 Milliarden Bilanzsumme gerade mal ein Dreissigstel der Credit Suisse ausmacht.
Oberlin habe keine operative Funktion mehr, bestätigte gestern eine Sprecherin der BLKB. Er habe per Ende letzten Jahres alle Aufgaben seinem Nachfolger übergeben.
Der heisst John Häfelfinger und wechselte von der CS nach Liestal zur Baselland-KB. Mit Oberlin an seiner Seite – im Organigramm ist der Alte dem Neuen unterstellt – fühlte Häfelfinger stets den Atem des starken Manns im Nacken.
Für diesen ging die Rechnung bis zum letzten Tag auf. Mit Millionen in der Tasche tritt er von der grossen Bühne im beschaulichen Halbkanton in der Nordwestecke der Schweiz ab.
Jahr für Jahr hatte der BLKB-CEO, dem dank Staatsgarantie und Politik praktisch nichts passieren konnte, eine Million kassiert – abgerundet.
Letztes Jahr waren es 1,1 Millionen, im Vorjahr ein paar Tausender mehr. Auch Oberlins Kollegen in dessen Mini-Geschäftsleitung kamen unter ihrem Schutzherrn auf ihre Rechnung.
Sie erhielten rund eine halbe Million pro Jahr und Mann.
Wofür? Die BLKB ist alles andere als eine Renditeperle. In Oberlins 12-jähriger Regierungszeit verdiente sie immer weniger.
Ein steter Sinkflug beim Gewinn, für den es einen steten Anstieg beim eigenen Lohn und Bonus gab.
Vordergründig scheinen die Zahlen für Oberlin und seine Wohlstands-Banker zu sprechen.
Die Bilanz wuchs von 2006 mit 15 Milliarden auf 24 Milliarden 10 Jahre später. Plus 60 Prozent.
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille.
Jene des Wachstums: mehr Hypo-Kredite, mehr Geschäfts-Kredite, mehr Wertpapier-Kredite, mehr Häuser, mehr Geld im Umlauf.
Die andere ist der Gewinn. Und der hielt nicht mit.
Von 100 Millionen, als Oberlin vor 10 Jahren zum ersten Mal richtig einschätzbar war, stieg der Reingewinn der BLKB auf 134 Millionen.
Ergibt eine Zunahme um 34 Prozent.
Kurz: Die BLKB „kaufte“ sich ihr Wachstum bei den Krediten und den Anlagen mit tieferen Preisen. Sie machte Geschäfte zu Rabatt-Konditionen: niedrige Zinsen, tiefe Gebühren, wenig Kommissionen.
Viel Heu dreschen, ohne viel einzunehmen. So die Politik der BLKB unter CEO Oberlin.
Das Abbild dieser Vollgas-Stratgie ist die „Aktie“. Das Zertifikat der BLKB hat in den letzten 5 Jahren einen steilen Sinkflug hinter sich.
Um über 30 Prozent sank der Kurs des Papiers.
Für die Kapitalgeber der BLKB spielt die lausige Performance offenbar keine Rolle. Sie sind happy, bei der BLKB dabeisein zu dürfen.
Gestern Abend strömten 3’500 BLKB-„Aktionäre“ in die grosse St. Jakobshalle in Basel. Bis auf den letzten Platz war sei gefüllt.
Und doch war sie zu klein. Heute wird die Generalversammlung – es handelt sich laut BLKB-Sprecherin um die grösste der Schweiz – eins zu eins wiederholt.
Zu sagen haben die vielen Tausenden BLKB-Zertifikatsbesitzer nichts. Die Staatsbank liegt in den Händen des Kantons.
Doch das soll die Stimmung nicht trüben. Die Besucher lauschen brav den Reden der Präsidentin, des scheidenden CEOs Oberlin und des neuen operativen Spitzenmanns Häfelfinger.
Ein musikalisches Rahmenprogramm rundet den offiziellen Teil ab. Danach gehts zu Tisch. Für alle 3’500 Anwesenden gibt es ein teures Diner. Und das gleich zwei Mal.
Die Kosten dürften im siebenstelligen Bereich liegen. Es sei grösste Posten ihres Budgets, meine die Pressefrau.
7’000 BLKB-Eigentümer, darunter in corpore die Regierung des Kantons Baselland, freuen sich so Jahr für Jahr über ihre Kantonalbank und klopfen ihren operativen Spitzenleuten auf die Schultern.
Und gleichzeitig sackt die „Aktie“ ab, zudem wird das Filialnetz umgebaut: Schalter für die Kunden verschwinden.
In Baselland ticken die Uhren anders.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich bin jedenfalls froh, dass Beat weg ist. sein Narzissmus war unerträglich. Die abzocke ein schlag ins Gesicht aller zertifikatsinhaber.
Zeit, dass John alte Zöpfe abschneidet und kräftig aufräumt.
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…und glaubst du wirklich, dass Johnny weniger Geld bezieht und/oder mehr leistet als Beat??? Wer ihn von der CS kennt, weiss, dass er kein Arbeitstier ist. Lieber die Anderen schaffen lassen und dann aber selber die Lorbeeren abholen. Bis jetzt habe ich auch noch nicht gespürt, dass er etwas anpacken will. Um ehrlich zu sein, er erscheint mir recht verloren…good luck.
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John muss halt zuerst die private Story in Ordnung bringen.
Wegen alte Zoepfe. Bei gewissen GL/Mitglieder duerfte bald Flugwetter sein.
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Oberlin hat die BLKB sehr umsichtig geführt und zu einem attraktiven, innovativen Arbeitgeber gewandelt. Im Gegensatz zur BKB blieb die BLKB von Skandalen verschont. Mit einem Cost-/Income-Verhältnis von 44% kann man nicht viel falsch gemacht haben. Zu denken gibt mir jedoch der starke Einbruch im Anlagekommissionsgeschäft von CHF 110 Mio. im Jahr 2006 auf nur noch CHF 40 Mio. im letzten Jahr. Noch düsterer sieht das Ganze aus, wenn man die gestiegenen Kosten im Anlagegeschäft anschaut (durch Personellen Ausbau Research und Institutionelles Geschäft), die Fantasielosigkeit der neuen „billig-UBS Advice“ Produktpalette (inkl. der lächerlichen) Törtchen Werbung (wer will da noch investieren???) sowie den CV des neuen CEOs mit vorwiegend Schiffserfahrung! Da stehen die Chancen doch sehr gut, dass letzterer Schiffbruch erleiden wird.
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Beat Oberlin hat John Häfelfinger eine grundsolide Bank übergeben. Und keiner ist besser gegen Schiffbruch gewappnet als jener, der sich (auch) in der Schifffahrt gut auskennt.
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Das Problem ist, dass sich John in Gewässern befindet, die er nicht kennt! Ausserdem bezweifle ich, dass ein langjähriger CS-Manager die Umsicht mitbringt, die eine solche KB braucht. Wird sicher bald die erste grosse Reorganisation geben 😉
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Gedanke des Tages: Im Windschatten der Grossbanken wird auch in der Provinz gerne dick abkassiert. Und das erst noch mit wenig medialem Gegenwind.
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Ein paar Facts zur BLKB (Jahresbericht 2016):
Cost-Income Ratio: 44 %
Konstante Ausschüttung an den Kanton (60 Mio.)
Rang 3 der 24 Kantonalbanken beim Erfolg pro Mitarbeiter (siehe Finews vom 31.3.2017).
Netto Neugeld:. 553 Mio.
Geschäftserfolg: 183 Mio. (+ a.o. Ertrag von 12 Mio.)
Jahresgewinn:. 133 Mio.
(Zuweisung an Reserven: 62 Mio.)
Eigenkapitaldeckungsgrad: 218 %
Die BLKB braucht einen Vergleich mit anderen Banken nicht zu scheuen! -
…und in China ist ein Sack Reis umgefallen.
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Auf Twitter habe ich gestern teilweise die Tweets zur obigen genannten KBZ Veranstaltung gelesen.
Bunte Folien, gegenseitiges sich selbst beweihräuchern, unwahre Aussagen wie „99% Empfehlungsbank“ und zum Schluss gemeinsames Singen.
Populismus in Reinkultur. Erinnert an das Verhalten der Sozialistischen Einheitspartei der DDR; das Ende der Geschichte ist bekannt.
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☹️☹️☹️Overlin oder Oberlin : da geht man hin!???Im Baselland die Bank mit SonneSchyn. PS: Die Gratis-Essen zählen oft mehr als ein Stimmrecht, welches sowieso aussen vorn bleibt! Bon Appetit?
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Von wegen keine Skandale bei der BLKB:
1. Teure Mischfonds, Next Generation, die dem Kunden eine katastrophale Rendite auf dem Obligationenteil beschert und über 1.2 % Gebühren kosten..
2. Neue Depotgebühren in Kirschtörtchen-Werbung verpackt den ahnungslosen Kunden untergejubelt —
Wie die „für dumm verkauften“ Kunden einmal reagieren werden?-
Frust ablassen muss schon ein gutes Gefühl sein.
Vor allem wenn dieser ehemaliger Banker, der genau diese Produkte auch an Frau oder Mann gebracht hat… seinen Kommentar so verfassen muss. -
Du musst es ja wissen….
Anonym behaupten kann jeder…
Ich steh wenigstens zu dem, was ich sage und schreibe! -
Bei solchen Skandale sollte man der BLKB sofort die Lizenz entziehen. FIIIIINMAAAAAAA, WO BLEIBST DUUUUUU????
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Passt alles perfekt, die Kunden vergraulen mit Küchleinwerbung und teuren Paketen, die keiner braucht, die Berater dürfen mehr verlangen für dass Sie nichts sagen können (dürfen). Aber wie überall wo es um hunderte von Millionen bis Milliarden geht, oben abzocken, das noch mit Staatsgarantie!
Liebe BLKB, ich als Kunde ziehe meine Schlüsse und langsam von dannen mit meinem wenigen was ich habe.
Es gibt noch, allerdings wenige, Privatbanken, die das besser können und nicht mal teurer sind. -
Seriöse, unspektakuläre Arbeit ohne Skandale und „Paradeplatz-Gegockel“ interessiert leider immer wie weniger. Trotzdem hat Beat Oberlin meine Hochachtung.
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Ohne Skandale? Dann suchen sie mal in den Panama Papers nach der ATAG Private Client Services Ltd., einer früheren und langjährigen Beteiligung der BLKB. Diese Firma war das Schwarzgeldversteck-Vehikel der selbsternannten Saubermänner aus Liestal. Damit wurden „seriös und unspektakulär“ Gelder vor dem Fiskus versteckt.
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Gähn.
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Vergleiche die Entwicklung von Unternehmenserfolg und Aktienkurs mit den großen schweizer Platzhirschen wie Credit Suisse, Julius Baer und UBS:
http://www.onvista.de/aktien/BASELLANDSCHAFTLICHE-KANTONALBANK-Aktie-CH0001473559
http://www.ariva.de/fundamentaldaten/kompakt.m?secu=103959725
„Zwei Drittel des Grundkapitals befinden sich im Besitz des Kantons Basel-Landschaft. Das alleinige Stimmrecht liegt beim Kanton Basel-Landschaft, der gemäss Gesetz für die Verbindlichkeiten der Bank haftet.“
Insofern kommt das Festessen im wesentlichen den privaten Aktionären zu Gute.
P.S.: Konkursliquidation der Bank Hottinger & Cie AG von Donnerstag, 6. April 2017 bis Montag, 10. April 2017 (klick).
Oberlin hat die BLKB sehr umsichtig geführt und zu einem attraktiven, innovativen Arbeitgeber gewandelt. Im Gegensatz zur BKB blieb die…
Ein paar Facts zur BLKB (Jahresbericht 2016): Cost-Income Ratio: 44 % Konstante Ausschüttung an den Kanton (60 Mio.) Rang 3…
Seriöse, unspektakuläre Arbeit ohne Skandale und "Paradeplatz-Gegockel" interessiert leider immer wie weniger. Trotzdem hat Beat Oberlin meine Hochachtung.