Die Vergoldung der Avaloq, eine führende Informatikfirma für Banking, kommt zu einem hohen Preis. Diesen bezahlen die über 2’000 Mitarbeiter.
Der Avaloq-Milliardendeal zwingt nämlich die Führung, massiv Kosten einzusparen. Nur so können Gründer Francisco „Franz“ Fernandez und seine Mitstreiter Kasse machen.
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Das Spar-Programm hat einen Namen. „Save The Day“ heisst es, ihm könnten bis zu 150 Mitarbeiter zum Opfer fallen.
Und zwar in der Schweiz.
Kern der Sanierung ist nicht der Softwareteil der Avaloq, sondern der Bereich Avaloq Sourcing. Es handelt sich um die frühere B-Source.
Diese war eine gemeinsame Tochter der Tessiner Bank BSI und der Avaloq. Die Avaloq hat im Zuge der Besitzerveränderungen bei der BSI vor Jahresfrist 100 Prozent an der B-Source übernommen.
Daraus hat sie dann die Avaloq Sourcing gemacht. Deren Herz schlägt im Tessin, wo die Avaloq Sourcing eine der grössten Arbeitgeberinnen ist.
Nun aber ist sie in einen regelrechten Sturm geraten. Die BSI, die wegen eines Malaysia-Korruptionsfalls ihre Lizenz verloren hat und bei der Zürcher EFG landete, zieht sich zurück.
Das führt zu einem Grossausfall beim Umsatz. Und zu einem Streit mit Schadenersatz von 90 Millionen Franken, welche die Avaloq von der Privatbank fordert.
Ebenso soll die andere grosse Kundin der Avaloq Sourcing, die Schweizer Tochter der italienischen Versicherung Generali, auf dem Absprung sein.
Neue Kunden seien nicht in Sicht, meint eine Quelle. Eine Sprecherin der Avaloq verwies gestern auf die Tatsache, dass die BSI noch bis Ende dieses Jahres Kundin sei.
Zu Generali oder anderen Kunden würde man sich aus Vertraulichkeitsgründen nicht äussern. Die BSI und die Generali Schweiz würden aber weniger als 50 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.
Die Lage ist dramatisch. Die Avaloq Sourcing hat für alle Mitarbeiter in der Schweiz Änderungskündigungen bei den Arbeitsverträgen durchgeführt.
Damit kann das Unternehmen ihre Angestellten neu dazu verpflichten, irgendwo in der Schweiz zu arbeiten.
Jemand aus der Romandie – die Avaloq Sourcing betreibt ein Center in Nyon am Genfersee – könnte plötzlich dazu verknurrt werden, nach Lugano ins Headquarter der Avaloq Sourcing arbeiten zu gehen.
Oder ein Mitarbeiter aus Zürich muss durch den Gotthard in die Südschweiz.
Die Avaloq-Sprecherin betont, dass es sich bei der Änderungskündigung um etwas völlig Normales handle.
„Diese Klausel ist ein Teil der Standard-Arbeitsverträge der Avaloq Gruppe“, sagt sie. „Wie bei Avaloq üblich nehmen wir auf die einzelnen Mitarbeitenden und deren Wünsche wo immer möglich Rücksicht.“
Die Änderungskündigungen wurden Anfang 2017 ausgesprochen. Es gehe um eine „Harmonisierung innerhalb der Avaloq Gruppe“, sagt die Avaloq-Frau.
Die Sprecherin dementiert nicht, dass beim Bonus gespart würde. „Die Ziele für 2016 wurden ebenfalls wie in den Vorjahren Mitte Jahr reviewed und, wo erforderlich, angepasst.“
Mit anderen Worten: Die Ziele für den Bonus wurden nach oben geschraubt, was es für die Avaloq-Leute schwieriger macht, den gewohnten Bonus zu erhalten.
Ein Insider sagt, die Zielkorrektur für den Bonus sei im Februar kurz vor der Auszahlung des variablen Lohnbestandteils mitgeteilt worden – über Nacht und ohne irgendeine Vorankündigung.
Der Bonus für das zurückliegende Jahr – also 2016 – sei so tief wie nie zuvor gewesen.
Nun würden Kunden der Avaloq Sourcing beginnen, die ausgelagerten IT-Services wieder zu sich zurückzuholen. Es sei mit weiteren Ausfällen bei den Aufträgen zu rechnen.
Als Folge gebe es seit November Kündigungen am Laufmeter. Diese würden stets unter 30 bleiben.
Es handelt sich um die Grenze, ab der eine Meldung an den Kanton zwingend wird – inklusive Sozialplan.
Trifft das zu, dann pressen „Franz“ und seine Boys ihre Avaloq aus, um einen möglichst hohen preis für ihre Unternehmen zu erhalten – zulasten der eigenen Mitarbeiter.
Francisco hält mit 28 Prozent immer noch ein grosses Aktienpaket. Laut einem Ex-Avaloq-Mann hat der Gründer nicht viele seiner Aktien an die „Heuschrecken“ Warburg Pincus verkauft.
„Wieviel die einzelnen Aktionäre verkaufen ist vertraulich und darf nicht offengelegt werden“, sagt die Avaloq-Sprecherin.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Es spricht für die Qualität des Artikels, wenn die Hälfte des Textes im Konjunktiv geschrieben ist…
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Und wo ist das Problem?!
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Frage an Radio Eriwan: „Was ist ein Chaos?“
Kurzes Schweigen, dann die Antwort: „Fragen bezüglich Avaloq werden nicht beantwortet!“ -
Das ist jetzt ungefähr die 3. Massenentlassung bei Avaloq innerhalb von 6. Jahren.
Kein Wunder will da keiner mehr hin…
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Avaloq (Lösung und Firma) find‘ ich gut!
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Da können Sie beim SF beginnen. Die suchen oft „Experten“.
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Bei dieser Gelegenheit könnte man auch mal die völlig aufgeblasene Geschäftsleitung von Avaloq redimensionieren:
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Tatsächlich: 32 Leute in der GL.
Das schafft keine Grossbank !
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Marcel, Marcel… lesen müsste man können: oben ist die GL, unten sind die „Divisionsleiter“ (gratis Übersetzung für dich), die gibt es meistens wo eine Organisationsstruktur existiert..
Und vielleicht noch etwas was man nicht lesen kann: die beiden Gruppen kann man nicht vergleichen oder gar vermischen, in mancherlei Hinsicht.
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„Die BSI und die Generali Schweiz würden aber weniger als 50 Prozent des Gesamtumsatzes [von B-Source] ausmachen.“
Die Firma möchte ich sehen, die innerhalb eines Jahres einen ca. 50 %igen Umsatzausfall kompensieren kann.
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Grundsätzlich ist LH immer gegen das, was die anderen machen.
Machen sie nichts, dann ist es schlecht dass sie nichts machen.
Machen sie was, dann ist es schlecht dass sie was machen.Und die Kommentatoren schreiben wie ferngesteuert drauf los.
Wäre mal interessant zu sehen, was die alles schreiben würden, wenn LH mal was richtig positives über CS, UBS, Avaloq, Raiffeisen, u.s.w. schreiben würde.
Da wären die meisten hier total überfordert…
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Stimmt: surreale Wahnvorstellungen überfordern die meisten rational Sehenden und Verstehenden… you dreamer you.
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hoppla, hier hats neider im forum. gut, hr hässig wird ja vielleicht von dritten bezahlt (auffällig das er nie über anbieter aus genf, lenzburg oder deuschland schreibt), aber was haben die anderen hier gegen den franz?
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Avaloq ist wirklich nicht gerade das Mass aller Dinge, besser als die Lenzburger Truppe von Finnova aber allemal. Finova hinkt sämlichen Anbietern (zB Avaloq, Temenos, SimCorp) Lichtjahre hinterher und ihr Serviceprovider InventX aus Chur ist ein Abzocker oberster Güte!
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@Queenie
Also vom Software Standpunkt ist Temenos in Ordnung. Finnova, Avaloq & Simcorp aber alles eher schwierig. Sollten alles Tech Buden sein, haben aber keine Awareness für Techies. Dass Themen wie time-to-market, Wartungskosten, Innovation maßgeblich von der Softwarequalität und -Architektur mitgeprägt werden, hat dort nicht nicht jeder bemerkt. Naja.Was diesen Anbietern hilft sind die „switching costs“, einmal Simcorp immer Simcorp. Gilt so für alle anderen auch.
Abgesehen davon, dass Simcorp eher ein Asset Management System ist und kein Retail Banking Plattform wie die anderen. Ein Banking/Asset Management System u. Simcorp Konkurrent kommt übrigens aus der Schweiz. Der kleine Softwarehersteller aus Urdorf kämpft aber mindestens mit den gleichen qualitativen Herausforderungen. Man gewinnt Deals, agiert ohne viel Publizität. Das Hauptproblem ist dort eher in der Geschäftsführung zu suchen…….wenn Franz und Charly plötzlich zwei beliebte, weltoffene, soziale, faire, technisch und fachlich fundierte Könner sind :-O
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Ist auch mein Eindruck, was Profidata betrifft.
Zu Temenos: Haben die nicht ein Sybase-Problem ?
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Profidata hinterliess eigentlich einen guten Eindruck, aber mit Widmer wollten wir nie und nimmer ins Geschäft kommen. People buy from people they like!
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die lösungen funktionieren alle irgendwie. wobei, ja, es gibt definitiv ein sybase thema bei temenos. dazu kommt: avaloq supportet aus der schweiz, nicht aus indien.
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ja Temenos hat ein Sybase Problem. SimCorp aber APL, Profidata C++, Finnova implementiert gerade Teile der FrontSuite/u.a. Portfolio Management auf PL/SQL.
Das eigentlich Problem ist in der Regel nicht (nur) technologisch, sondern architektonisch. Wenn man die Datenbankabstraktion halbwegs intelligent gebaut hätte – im Fall von Triple-A/Temenos –
wäre das Migrationsproblem nur halb so groß. Wenn man aber halt die Fachlichkeit in der Datenbank baut oder alles zusammenwurstelt, hat man ein Problemchen.Aber hey, das ist „nur“ Software, ließe sich alles lösen: mit den richtigen Leuten. Wieder sind die Leute das Problem, insbesondere in Führung & Management: IT Verständnis? Kompetenz? Plan? vielen steht das eigene Ego im Weg.
@CIO: stimme 100% zu: „People buy from people they like!“
Nun ist es aber so, dass gerade „die Richtigen“ eben auch nur für Leute arbeiten die minimale Parameter wie: Anstand, Fairness, Können, Vertrauen, Gestaltungsfreiräume usw. usf. bieten, oder einfach: eine halbwegs vernünftige Kultur.
Spannend find‘ ich dabei, dass die Käufer dieser Systeme – insbesondere von kleineren Anbietern – sich wohl nie auf Arbeitgeberbeurteilungs Portalen wie Kununu und ähnlichen umsehen. Wenn ich eine Enterprise Style Software einführen würde – d.h. ich binde mich für Jahre – würde ich schon sehr viel mehr über die Firma erfahren wollen als EBIT & Umsatz.
Was solls – vielleicht machts mal einer besser.
Ein gutes Weekend
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Avaloq ist als Portfolio Management-System nicht geeignet. Zu viel hin und her, zu viele Tabs die geöffnet werden müssen usw. und keine brauchbare, umfassende Ansicht für den PM, wo alles Wichtige ersichtlich ist (Model Portfolio, Delta, Bandwith, Restrictions etc.). Auch fehlt ein sogenannter Simulationsmechanismus für Deposits / Withdrawals oder Börsenorders. Ein GRAUS!
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Die Bude ist doch in Tat & Wahrheit keinen Stutz wert!
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Liebe Grüsse aus Bioggio!
Heute werden tonnenweise Lebesnläufe vorbereitet 🙂-
Dal momento che BSI è crollata/venduta, ve lo potevate aspettare 🙁
Nicht unerwartet, keine Überraschung – BAU
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langweilig
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Avaloq ist überholt und zuwenig flexibel.
Viel zu teuer und nicht „user friendly“Cheers
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kommt bald mal was zu avaloq?
Frage an Radio Eriwan: "Was ist ein Chaos?" Kurzes Schweigen, dann die Antwort: "Fragen bezüglich Avaloq werden nicht beantwortet!"
Bei dieser Gelegenheit könnte man auch mal die völlig aufgeblasene Geschäftsleitung von Avaloq redimensionieren: https://www.avaloq.com/about-us/our-management-team/
kommt bald mal was zu avaloq?