Hans Egloff ist ein SVP-Kämpe, mit Zürcher Bariton, Sitz im Nationalrat und mächtigem Präsidium bei den Hauseigentümern.
Nebenbei steuert Egloff das kleine Zürcher Bankenimperium namens Sparhafen. Dort trafen sich kürzlich die Genossenschafter zum alljährlichen Stelldichein.
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Und erhofften sich, endlich Klarheit in der Affäre Urs Linsi zu erhalten. Linsi war einst Fifa-Spitzenmann, fiel dann zunächst bei Sepp Blatter in Ungnade – und später bei der Polizei.
Gegen ihn wird ermittelt wegen Begünstigung und Bestechlichkeit im grossen Fifa-Skandal, angeführt von der Berner Bundesanwaltschaft, den deutschen Strafbehörden und der US-Justiz.
Eine ungleiche Paarung: hier die übermächtigen Behörden, da der kleine Sparhafen. Und dazwischen die Genossenschafter, die wissen wollen, wie es weiter geht.
Sie müssen sich gedulden. Am Genossenschaftsevent vom 8. Mai liessen sich Urs Linsi und sein Kollege von der Sparhafen-Führung, Alt-FDP-Stadtrat Martin Vollenwyder, entschuldigen.
Die Meldung der Absenzen der beiden Führungsleute war jener Moment, als Linsis Name fiel. Ansonsten wurde der Sparhafen-Kapitän, der seit Monaten an der Seitenlinie steht, nie genannt.
Von den Genossenschaftern fragte auch keiner nach Linsi. Damit blieb Hans Egloff, dem verbleibenden starken Mann auf der Sparhafen-Brücke, erspart, sich zu erklären – und zu winden.
Denn das hätte Egloff wohl getan. Wiederholte Anrufe und Nachrichten auf seinem Beantworter nach dem weiteren Vorgehen rund um Linsi liess der Zürcher Sparhafen-Strippenzieher in den letzten Wochen unbeantwortet.
Er ist für Fragen der Presse ebenso auf Tauchstation gegangen wie sein einstiger Mann für die kleine Sparhafenbank, Urs Linsi.
Die neue Kommunikationsstrategie der beiden Spitzenleute lautet: Schweigen, ausharren. Wir verschliessen die Augen vor der gemeinen Welt und tauchen erst dann wieder auf, wenn die Luft rein ist.
Ein spezielles Führungsverständnis von zwei Leuten, die mit ihren Ämtern viel Geld verdient haben und grossen Einfluss ausübten oder immer noch ausüben.
Bei Linsi, der Gegenstand von strafrechtlichen Ermittlungen in einem weltweit Schlagzeilen schreibenden Fall ist, kann man das noch nachvollziehen.
Bei Egloff hingegen gibt es keine vernünftige Erklärung für dessen Verschwinden von der Bühne. Insbesondere nicht, da Egloff nicht nur den Sparhafen-Eigentümern Rechenschaft schuldig ist.
Sondern als bekannter Politiker hat er auch der Öffentlichkeit gegenüber eine gewisse Pflicht, sich zu erklären. Zu seiner Karriere als öffentlicher Figur gehört es hinzustehen und Fragen zu beantworten.
In guten wie in schlechten Zeiten.
Das macht Egloff dezidiert nicht. Er macht sich stattdessen rar und vertröstet auf später. Am Genossenschaftsmeeting vor 3 Wochen versprach er in der Causa Linsi mehr Infos im Sommer.
Bis dahin soll man sich doch einfach gedulden. Und brav seine Vorschläge als Sparhafen-Leaderfigur abnicken.
Dumm nur, dass die Genossenschafter des Mini-Bänklis, dessen Schwesterfirma mit Immobilien dealt und den wahren Wert des Sparhafen-Königreichs ausmacht, nicht mitspielen wollen.
Obwohl nett und zurückhaltend, meistens ohne lauten Protest und generell schüchtern, wie wir Schweizer halt oft sind, kam es an der Genossenschafter-Versammlung zu einem kleinen Eklat.
Ein Genossenschafter wehrte sich nämlich gegen eine klitzekleine Änderung der Sparhafen-Statuten. Diese sah vor, dass Vergünstigungen bei Kultur-Events gestrichen würden.
Weshalb man dies tun würde, wenn die Sparhafen-Gruppe sich doch die Förderung ebendieser Kultur auf die Fahnen geschrieben habe, wollte der Fragesteller von Egloff wissen.
Der Zürcher Spitzenpolitiker und Sparhafen-Chef wusste darauf keine überzeugende Antwort und bat die Anwesenden laut einer Quelle eindringlich, der Anpassung doch einfach zuzustimmen.
Man habe eben alles so schön mit der Finma und weiteren Stellen abgestimmt.
Obwohl ein völliges Nebenthema, drang Egloff mit seinem Votum nicht durch. Mit grosser Mehrheit beschlossen die Sparhafen-Genossenschafter, die Statuten vorerst unverändert zu lassen.
„Viel peinlicher hätte es für Egloff nicht werden können“, urteilt der Gesprächspartner.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rechtsanwälte können keine Firma – ausser Rechtsanwaltskanzleien – erfolgreich führen. Sie wollen Recht haben nicht der Kunde.
Siehe auch CS, auch wenn der Vergleich etwas weither geholt ist.
Egloff ist nur in einem Spitze, im Händeschütteln potenzieller Wähler.
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Es ist schon etwas peinlich. Nur ein Genossenschafter traut sich was zu sagen. Mit Erfolg. Es wäre wohl naheliegend gewesen, dass dann noch jemand die Frage nach Linsi stellt. Warum dies nicht geschah, ist mir schleierhaft. Egloff kam so mit nur einem blauen Auge weg. Schade, schade, schade.
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Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft Linis belastet und wir uns dann wegen der Staatsanwaltschaft von Linis trennen müssen.
Verletzte Schlangen sind heimtückisch.
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Schön, dass die Vergangenheit Linsi einholt. Wir leben dank dem Internet in einer zunehmend transparenteren Welt. Akteure in Graubereichen oder eben auch nicht müssen sich im klaren sein, dass elektronische Spuren an die Oeffentlichkeit kommen können. Schön auch, dass auch wir Privat Banker zur Dokumentation unseres Tun’s gezwungen werden. Dadurch müssen sich reine Netzwerker anpassen.
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Egloff scheint einer der schlimmsten Bewahrer und Innovations-Verhinderer, die es in der Branche gibt. Ist es nicht Egloff, der die Digitalisierung der Grundbuchtransaktionen ausbremst? Profiteure: Gebührenfinanzietre Notare. Verlierer: der kleine Häuslebauer
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Und da ist sie! Die immer unterschätzte Macht der „kleinen“ Genossenschafter in der einer der stabilsten, weil resilenten Unternehmensformen der Wirtschaftwelt.
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Auf den Hafen schickt man sonst doch die Kinder?
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Lasst doch den ausrangierten Greisen noch Ihre paar lausigen Geschäftchen machen! Die Spar-Dinger interessieren nun wirklich niemanden. Schaut die Performance (den Stillstand) über 100 Jahre hinweg an! schlicht kein Wort mehr wert. Schluss.
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Wenn sich ein so schlauer Politiker wie Vollenwyder in einer solch heiklen Situation entschuldigen lässt, spricht das Bände! Kunden und Genossenschafter ist ein sofortiges Zelteabbrechen ans Herz zu legen!
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Schon eigenartig; gegen die Streichung einer kleinen Vergünstigungen wehrt man sich, aber nicht gegen Linsi, der den traditionellen Ruf innert Kürze vernichtet hat.
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„Mitgegangen : mitgefangen.“ Eine uralte Bauernregel! Linsi, der Bauernfänger hat doch den ganzen Verwaltungsrat im Sack 🙃 Und die Finma obendrein 😎😎😎
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Wenn ich Egloff wäre würde ich auch schweigen, aber auch ohne Kommentar zurücktreten. Seine Art des stillen Profitierens wird sehr hässlich enden. Viel zu lange hat er Linsi intrigieren lassen, seine friends tolleriert und special Deals abgenickt. Zauberlehrling Kyburz hat dokumentieren lassen.
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Dann müsste es die Revision nur finden wollen.
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°Sparhafen°, alles was in diesem Namen steht ist 180 ° entgegengesetzt der Tatsachen. Wenn ich den Inhalt dieser Zeilen lese, wäre gerade noch „Die Winkel-Bank“ adequat genug.
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Oder Black-FIFA-Kässeli
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Geerdet bleiben die wenigsten Leute, wenn sie zu Macht und Geld kommen. Gerade in der aktuellen Politiker- und Management-Gilde ein riesen Problem. Keine gestandenen und bodenständigen Persönlichkeiten mehr. Alle sind nur noch darauf aus, sich selber raschmöglichst, die Taschen und Konti zu füllen.
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Zur rechten Zeit zu schweigen,
ist ein Zeichen von Weisheit
und oft besser als jede Rede.Plutarch
* 45 † 125-
So ein Zitate-Nachschlagewerk ist schon noch praktisch. Viel Hirn braucht es nicht und trotzdem können und auch unbelesene Zeitgenossen etwas Intelligenz vorgaukeln. Leider nutzt sich die Strategie schnell ab und ist im vorliegenden Fall inzwischen nur noch langweilig.
Zur Sparhafen-Geschichte sei angemerkt, dass Linsi und Konsorten hoffentlich nicht ungeschoren davonkommen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit äusserst gering ist.
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Geerdet bleiben die wenigsten Leute, wenn sie zu Macht und Geld kommen. Gerade in der aktuellen Politiker- und Management-Gilde ein…
So ein Zitate-Nachschlagewerk ist schon noch praktisch. Viel Hirn braucht es nicht und trotzdem können und auch unbelesene Zeitgenossen etwas…
Zur rechten Zeit zu schweigen, ist ein Zeichen von Weisheit und oft besser als jede Rede. Plutarch * 45 †…