Kaum berichtete die NZZ diese Woche kritisch über leere Büros in Zürich, schon meldete sich bei der Zeitung der grösste Büro-Dealer und gab heute Entwarnung.
Die Realität ist eine andere. Das zeigt die Equatex, eine vermeintlich aufstrebende Beratungsfirma für alles, was mit Löhnen und Boni zu tun hat. Ihr Bürohaus in Zürich-Altstetten ist bald halbleer.
Denn Ex-UBS-Chefs, die vor 4 Jahren mittels Spin-off von der Grossbank sich selbstständig machen konnten, haben ihren 150 Mitarbeitern kürzlich eine Hiobsbotschaft offenbart.
50 Jobs, also rund ein Drittel aller Arbeitsplätze, werden in Zürich und der Schweiz verschwinden. Sie werden verschoben nach Polen und dort ins aufstrebende Warschau, die Hauptstadt.
Für die Mitarbeiter ein Schlag in die Magengrube – und das just vor Weihnachten. Nun wird bereits umgesetzt. Laut einer Quelle würden im laufenden Monat die ersten Kündigungen erfolgen.
Die Equatex wollte sich nicht äussern. „Als Firma in Privatbesitz nehmen wir keine Stellung zu öffentlichen Gerüchten“, schrieb sie in einer Email-Antwort vor ein paar Wochen.
Der Radikalabbau ist für die Betroffenen ein Schock. Bis dahin galt die Equatex als Wachstumsgeschichte.
Ihr Ursprung liegt in der weltweiten Vermögensverwaltung der Grossbank UBS. Dort, im Global Wealth Management, boten UBS-Angestellte rund 100 Firmen Hilfe bei allem rund um Lohn, Bonus, Aktienbeteiligungen des Personals.
Unter dem damaligen Divisionsleiter Jürg Zeltner wurde dann dieser artfremde Teil an eine Private-Equity-Firma verkauft. Zu welchem Preis und mit welchen Bedingungen blieb geheim.
Es war die Zeit, als die UBS auch andere interne Dienste veräusserte oder Dirtten übergab, so der weltweite Einkauf. Dieser landete beim bekannten Claudio Cisullo und dessen Chain IQ.
Gut ein Jahr nach der Abspaltung lösten sich dann die ehemaligen UBS-Lohnspezialisten ein weiteres Mal von ihrem Arbeitgeber ab. Sie verliessen das Private-Equity-Haus und gründeten ihre eigene Firma.
Die Equatex mit Sitz in Altstetten. Damals, es war Anfang 2015, also vor 3 Jahren, malten sie die Zukunft in hellen Farben. Es gäbe als eigenständige Firma „neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des Geschäfts„.
Dass diese Weiterentwicklung in einer Massen-Verschiebung von Arbeitsplätzen aus Zürich nach Warschau endet, hätte sich kaum ein Mitarbeiter der Firma vorgestellt.
Nun aber ist dies offenbar der Fall. Und die Equatex wird damit zum Sinnbild eines Trends, der besagt, dass die „Billigjobs“ in den Backoffices der grossen Banken und Versicherungen verschwinden.
Nicht komplett, aber aus dem teuren Zürich. Und nicht nur bei den Banken und Versicherungen, sondern nun eben auch bei den Zulieferern.
Das ist das Neue. Das lagern nicht mehr nur die Hauptfirmen mit ihren bekannten Marken aus, sondern auch die Zulieferer.
Das Offshoring der Outgesourcten, so das neue Motto in der Finanzstadt Zürich.
Die erste Folge sind die leeren Büros in den Vororten wie Altstetten, Oerlikon-Glattbrugg, aber auch im Seefeld, wo grosse Bürogebäude faktisch leer stehen.
Und zweite Folge sind Jobverluste nicht nur in den Backoffices von UBS, CS, Zurich, sondern auch bei den Zulieferern.
Schliesslich ist eine dritte Folge, dass immer mehr Leute die hohen Kosten der Limmatstadt sich nicht mehr leisten können und wegziehen müssen.
Nach Schaffhausen, Biel oder Lugano, wo die UBS ihre Hinterhof-Büros neuerdings aufzieht.
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Kanton hat es immer noch nicht verstanden wohin die Reise geht, wenn er nicht rasch eine Kursänderung bei der Besteuerung von Unternehmen anstrebt um Arbeitsplätze zu erhalten und Neue zu schaffen. Der Standort Schweiz ist zu teuer, ganz klar!!
Auch diese Länder, in die vermeintlich strategisch klug ausgelagert wird, werden eines Tages nicht kostengünstiger sein. Hinzu kommen sicherheits Aspekte, welche anscheinend den Auftraggebern keine Rolle spielen. Ganz schlaue Entscheidungsträger!!! -
Dann beratet mal schön über Eure tieferen Löhne in Polen! 1/3 des CH-Levels ist da noch hoch. – Solche Firmen sollten eh verboten werden. Sie dienen einzig als Alibi für das oberste Management, sich selbst vollkommen risikolos und möglichst unabhängig von den Resultaten und der Geschäftslage so richtig vergolden zu lassen. Schädlich.
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Dazu passt ja auch, dass man den Leuten aus dem Maschinenraum, das Einkaufen im Ausland vermiesen möchte. Freibetrag von 300 Fränkli streichen, um angeblich Arbeitsplätze in der Schweiz zu erhalten.
Was die Grossen längst machen, soll dem Kleinen verwehrt sein, mit gütiger Hilfe von SVP und FDP. -
In diesem Bereich gibt es kaum Experten- oder Herrschaftswissen:
Man bekommt die Ordner des Vorjahres auf den Tisch gestellt und gesagt, man solle sich anschauen, was dort gemacht wurde und dies dann auch tun.
Irgendwann demnächst ist eh alles in Computern verschwunden!
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Und in ein paar Wochen merken die, dass Polen ja eigentlich nicht billiger ist sondern sehr bald viel teurer. Viel Erfolg mit Eurer kurzfristig greifenden Auslagerungspolitik und danke, dass ihr erklärt, dass ihr nicht fähig seid, in der Schweiz euch richtig und effizient aufzustellen.
Outsourcing wie es heute praktiziert wird nenne ich Pleiteerklärung des Managements! -
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Mein Job bei der UBS wurde auch nach Polen verlagert. Dies war auch für mich natürlich ein Schock. Da ich jedoch rel. einfach einen neuen Job gefunden habe, kann ich nun nach 2 Jahren die Sache gelassen anschauen. Auch habe ich noch gute Kontakte zu meinen früheren Kollegen und erhalte viele Infos.
Und ich muss sagen die Leute in Polen machen auch einen guten Job. Und dort wo der Service schlechter geworden ist, liegt es daran, dass gleichzeitig mit der Verlagerung auch der Servicekatalog verkleinert wurde und dementsprechend weniger Leute angestellt wurden. -
A-M-E-N !
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Vielleicht noch günstiger pro Person aber es braucht 3 – 4 Mitarbeiter für den gleichen Output
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Und der Bundesrat hilft mit der Ostmilliarde noch mit, dass di MA in Polen eine adäquate Ausbildung erhalten. Hier läuft etwas gehörig schief. Man mag über Trump denken was man will, aber er versucht das eigene Land zu stärken, nicht wie unsere Classe Politique. Wie lange lassen wir uns das noch gefallen?
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Mitarbeiter in Polen sind im vergangenen Jahr nur schon währungsmässig ggü. Schweizern um 15% teurer geworden. Dazu kommen Lohnerhöhungen von 10 – 20%. Leute in Polen sind generell gut ausgebildet, motiviert und machen einen Super-Job. Das allein ist Grund genug dort tätig zu sein. Der Kostenvorteil wird aber dahinschmilzen. Da darf man sich keine Illusionenen machen.
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und wir unterhalten uns seit Monaten über die Billiggebühren (CHF 451 p.a.)…. Alles nur Nebelpetarden, damit man nicht über das Wesentlich (Auslagerung von Jobs, Horrende Immopreise etc.etc. ) reden muss…
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Das ist wahrscheinlich nur ein Zwischenschritt.
Auf Sicht von 5 bis 10 Jahren werden Lohnabrechnungen wie auch Buchhaltung, Jahresabschluß und Steuererklärungen kleiner und mittlerer Unternehmen mit im wesentlichen auch von Laien intuitiv zu bedienenden Netzwerkanwendungen erledigt werden mit separater Hotline für Hilfe und Problemfälle.
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… genau.
Und diese Hotline ist dann in Bulgarien…
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Und in ein paar Wochen merken die, dass Polen ja eigentlich nicht billiger ist sondern sehr bald viel teurer. Viel…
Dazu passt ja auch, dass man den Leuten aus dem Maschinenraum, das Einkaufen im Ausland vermiesen möchte. Freibetrag von 300…
und wir unterhalten uns seit Monaten über die Billiggebühren (CHF 451 p.a.).... Alles nur Nebelpetarden, damit man nicht über das…