Die Six und die Aduno sind die zwei wichtigsten Gemeinschaftswerke des Finanzplatzes. Nun sind ihre Führungscrews auf einen Titanic-Crash-Kurs eingeschwenkt.
Das machte der gestrige Warnstreik des Personals in Bedano im Norden von Lugano klar. Einfache Angestellte, die um ihre Stelle und ihren Lohn fürchten, wussten sich nicht mehr anders zu helfen.
Sie sind abgeschnitten von jeglichen Informationen. Von oben vernehmen sich keinen Ton zu Sozialplan, weiterer Beschäftigung, effektivem Stellenabbau.
Sie sind die Opfer einer Operation, welche die Six und die Aduno in den Grundfesten erschüttert. Die Six schnappte letzten Sommer einen grossen Teil der Aduno der Ausland-Konkurrenz vor der Nase weg.
Nur um danach das erworbene Asset einzustampfen. 180 Millionen hingeblättert – Stecker gezogen.
Die Zeche zahlen die Mitarbeiter. 100 würden entlassen oder verlören sonstwie ihre Stelle, sagte die neue Herrin, die Six.
Das war vor ein paar Wochen. Nun betont ein Sprecher der Six, dass es gut 80 Leute treffen würde. Der Sozialplan sei ausgearbeitet und würde mit den Sozialpartnern in den kommenden Wochen verhandelt.
Ein Aduno-Insider sieht schwarz. „Es könnte auch zu einem kompletten Ende bei der Aduno kommen“, sagt er.
Das habe mit dem Ende der Ära Vincenz zu tun. Pierin Vincenz, der die Aduno von 2000 bis 2017 präsidierte, wollte die Gruppe an die Börse bringen.
Dazu begab er sich auf einen wilden Kauftrip. Mit dem Auffliegen seiner Privatdeals wurde das Vorhaben gestoppt.
Nun wird verkauft. Und abgeholzt. Und eingestampft.
Die neuen Machthaber stammen aus den Kantonalbanken, den Regionalbanken und der Migros Bank. Sie hatten sich früher dem Diktat von Vincenz beugen müssen – er vertrat die 25-Prozent-Aduno-Aktionärin Raiffeisen.
Nun wittern diese Chefs Morgenluft. Und sie sehen keine Zukunft in einer grossen Aduno. Wozu auch? Das Unternehmen soll Kreditkarten für sie herausgeben, mehr nicht.
Das würde heissen: Der grosse Abbruch der Aduno mit vielen weiteren Hunderten von Entlassungen stünde erst noch bevor.
Die langjährigen Aduno-Manager versuchen sich derweil in Sicherheit zu bringen. Sie, die durch eigenartige Deals in der Vergangenheit zu reden gaben, klammern sich an ihren Stuhl, solange es geht.
Einer der obersten Tessiner Aduno-Chefs sorgte dafür, dass das Gemeinschaftswerk einen Outsourcing-Deal mit einem süditalienischen Software-Haus einging.
Das Unternehmen trägt den Namen Fincons Group. Wie genau der Deal zustande gekommen sei und was die Fincons Group für die Aduno leiste, liege im Dunkeln, sagt der Gesprächspartner.
Hingegen sei intern ein offenes Geheimnis, dass die zuständigen Leute stolz von ihren Yachten auf dem Mittelmeer berichteten.
Laut dieser Quelle läge vieles im Argen bei der Aduno im Südkanton. Jahr für Jahr habe die Gruppe Forschungsaufträge an externe Software-Firmen vergeben.
Für Dutzende von Millionen Franken. Das Resultat: eine Handvoll Apps.
Umgekehrt versandeten gross angekündigte Projekt. So wie die Debit Mastercard, eine moderne Kreditkarte als Antwort auf Apple Pay aus dem Hause Aduno.
Diese hätte schon letzten Herbst auf den Markt kommen sollen, nun wird es mindestens Frühling. Oder kommt zuletzt gar nichts, wie ein Blog spekuliert?
Die Idee hinter den teuren, aber letztendlich wenig ergiebigen Aufträgen sei wiederum der geplante Börsengang gewesen, meint die Quelle. Die alte Aduno-Spitze habe damit das Unternehmen für das IPO herausputzen wollen – um so richtig Kasse zu machen.
Nun legen die neuen starken Aduno-Herren mit einem VR-Präsidenten, der von der Zuger Kantonalbank stammt, alles auf den Prüfstand. Das operative Management weiss ebensowenig, was passieren wird, wie die Belegschaft.
Rette sich, wer kann: Das Titanic-Gefühl breitet sich bei der Aduno im Eiltempo aus.
Und auch bei der Six sorgt die Krise für Aufregung. Das Unternehmen befindet sich in einem Totalumbau, bei dem kein Stein auf dem anderen bleibt.
Wie gross der Stellenabbau zuletzt sein wird, welche Bereiche wann an wen verkauft werden, all das ist offen.
Einzig die grosse Vision steht. Die Six wird von einem Global-Player zu einem Schweizer Service-Lieferanten für die Finanzindustrie.
So wie sie es vor 20 Jahren war, als sie ihren grossen Expansionskurs in Angriff genommen hatte.
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Vielleicht sollten auch die Deals zwischen Aduno und der ISPIN AG in Bassersdorf durchleuchtet werden – da laeuft seit Jahren ein Filz bei der Vergabe von IT Projekten in Millionenhoehe ab.
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Bei der SIX Payment Services ist man seit dem Weggang von Mik Santschi nur noch mit sich selber beschäftigt. Dann kam einer der denkbar schlechtesten Ersatzkapitäne überhaupt: Jürg Weber! Ein wahrlicher Egozentiker. Jegliche Kritik erstickte er mit harten Repressionsstrafen gegen den Kritikausüber.
Weber baute unter sich ein desaströses MC Team auf, welches die heutige Angstkultur mit komplett fehlendem Führungstalent die heutige Payment Services eingeleutet hat. Webers „elite Soldat“ dafür hiess Markus Melching, welcher intern vorallem als Soziopad bekannt war. Alle duckten sich feige und hofften, so nicht ins Visier von Melching zu geraten. Nur eine knappe handvoll Kaderleute wagten einen offenen Kampf gegen Melching. Es hiess David gegen Goliath. Dieser politische Kampf wurde dank der Unfähigkeit von Rüegsegger und Weber, mit Krisen umzugehen zu einer politischen Sackgasse, die zwangsweise mit dem freiwilligen Rücktritt Melchings enden konnte. Der vermeintliche Sieg der kleinen „Guerilla“ Gruppe hielt nur sehr kurz. Die Herren Rüegsegger und Weber konnten das nicht auf sich ruhen lassen, dass ihnen öffentlich Unfähigkeit attestiert wurde. So erhielt Melchings a.i. Nachfolger Reto Himmel den Auftrag, alle „Aufständischen“ zu beseitigen. Dazu erhielt er noch einen ehemaligen Freund von Melching aus der Swisscom Zeit, Willibald Klein als Unterstützung. Letzterer versteht es als Saarländer, seine Gegenüber mit lautem Geschwafel zu verwirren und Diskussionen in den non-sense zu manövrieren. Seine beste Leistung bis dato ist die Reisefähigkeit – kein anderer schaft es, so viele Tage pro Woche auf Geschöftsreisen zu sein und dafür nicht zu arbeiten.
Auf der anderen Seite versucht die Payment Services mittels einem grossen Transformationsprogram uter der Leitung Reto Himmel, die Braut auf von Innen aufzuhübschen – ein Program das für alle Beteiligten ein paar Schuhnummern zu gross sind. Himmel versagt bei diesem Program auf ganzer Linie, so wie das gesamte MC ihre Hausaufgaben nicht erledigt haben – im Gegenteil, sie alle arbeiten fleissig an den Rettungsboten für sich selbst. Egal welches der Investor ist Amazon, AliPay oder wer auch immer, kein Investor will solch überteurte schweizer Arbeitskräfte, und schon gar nicht, wenn diese so unfähig sind.-
Kann ich Grossteils bestätigen. Was bei uns abläuft ist haarsträubend. Kundenkontakte sind fast ausschliesslich Reklamationen, die Mitarbeiter demotiviert und verängstigt, Prozesse funktionieren nicht mehr weil know-how fehlt. Arrogante Manager die keine Ahnung vom Business haben, Fehlentscheidung fällen und dann auf die Mitarbeiter zeigen wenn’s rauskommt. Den oben erwähnten Melching Kumpel, W.K., nehmen wir Mitarbeiter als arroganten Schwaffler war. Dies bestätigen auch Kollegen am anderen Standorten. Kommt und erzählt allen wie gut er sei, was er bereits alles geleistet habe, das Urlaub für ihn zum arbeiten da sei usw. Nun bis anhin besteht seine Leistung darin, von Standort zu Standort zu reisen und nirgendwo etwas zu bewegen. Weder in Luxemburg noch in Wien sei er spürbar, wie Kollegen berichten. Im Kundendienst und in den Hotlines die ihm unterstellt sind, funktioniert faktisch nichts mehr. Wir Mitarbeiter schämen uns ab der Qualität die wir erbringen respektive eben nicht mehr erbringen können.
Viele sind sich, wie ich auch, anderswo am bewerben und werden bei der ersten Gelegenheit gehen. Nun ja, wird kaum weiter schlimm sein, wenn noch mehr know-how verschwindet, Supet-Willi kann ja alles und wird’s schon richten:) -
Ja leider ist das so. DIe Hotline ist fast inexistent. Kunden rufen an und warten sehr lange . Es ist zu Hoffen dass die Qualitätsfirma SIX sich wieder erholt und den guten Namen im Markt nicht aufs Spiel setzt. Das wäre sehr traurig.
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Die «süditalienische Software-Haus» hat ihre Headquarters in Bern seit 2007 und seit Jahren eine relativ starke Präsenz in der Schweiz (Bern, Zürich, Lugano): http://www.finconsgroup.com/about_us/the_group/fincons_group_ag__bern_and_zurich/fincons_group_ag_bern_and_zurich.kl
Siehe auch hier: http://www.finconsgroup.com/customers/our_clients.kl-
Genau wie sie sagen. Hihi. Und weil es einBerner Unternehmen ist, ist die webseite die sie nennen auch nur auf englisch und italienisch.
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Deutsch ist nicht meine Muttersprache, so bitte entschuldigen Sie meine Fehler. Ich habe nie gesagt, dass Fincons ein Berner Unternehmen sei, ich habe nur gesagt, dass Fincons eine relativ starke Präsenz in der Schweiz habe, und das beweisen nicht nur die Headquarters in Bern, sondern auch die viele Kunden in der Schweiz. Fincons hat Vieles bei Tessiner Banken gemacht, und ich finde es nicht so seltsam, dass das Website eines IT-Unternehmens nur in der ursprüngliche und meist gebrauchte Sprache plus English ist!
Aber das ist nicht wirklich der Punkt. Der Punkt ist: wäre Fincons ein Unternehmen, das in Marseille kreiert wurde, hätte man „ein Südfranzösisches Software-House“ geschrieben? Und wäre Fincons in München kreiert worden, hätte man „ein Süddeutsches Software-House“ geschrieben? Und wäre Fincons in London kreiert worden, hätte man „ein Südengländer Software-House“ geschrieben? Ich glaube nicht! Also: wieso schreibt man „ein süditalienisches Software-House“? Wäre „ein Italienisches Software-House“ ungenügend gewesen? Was will man mit „süditalienisch“ suggerieren? Dass die Firma nicht seriös sei? Dass die Firma etwas zu verheimlichen hat oder sogar, dass die Firma gefährliche Verbindungen haben könnte? Das ganze Paragraph über Fincons lasst denken, dass hinter die Firma etwas „Schmutziges“ gibt. Aber: entweder hat man manifeste Umstände gegen Fincons – und dann sollten solche Umstände einfach beschrieben werden – oder sonst sind solche Aussagen nur dumme Unterstellungen, tertium non datur! Ich hoffe, klar genügend gewesen zu sein! Hihi!
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„..Outsourcing-Deal mit einem süditalienischen Software-Haus einging“ Die Ausschreibung und den Leistungsvergleich mit den anderen Angeboten möchte ich sehen. Für die ‚einfachen‘ Angestellten nur traurig.
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Eine weitere blutige Spur von Pierin Vincenz führt geradeaus ins Verderben…
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So ist das leider mit dem Schweizer Filz und der Vetterliwirtschaft.
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Solche Nachrichten sind einfach nur traurig.
Die Managerlis leisten wieder mal tolle Arbeit.
Ist das wirklich möglich das hier niemand eingreift? Wenn es so weiter geht sind wir in 10-20 Jahren soweit wie in die 40er Jahren. Nur Bauern mit Kühe und Schaffe. Keine Industrie keine Banken keine Versicherungen. Einfach alles weg!
Sie zerstören alles aus Gier!-
Wir sollten nicht jeden Vorgesetzten einen „Manager“ nennen, sondern „Vorgesetzten“, so wie man einen schlechten Frass auch einfach vorgesetzt bekommt.
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Genau, und statt Champagner saufen wir alle nur noch Rohmilch.
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Bundesrat JSA meint, dass ähnliche Lücken nicht lange geschlossen bleiben, weil der Standort Schweiz attraktiv sei …
Man merkt, dass er ein angeheirater Unternehmer ist.
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Ich glaube nicht dass Aduno Angestellte als Working poor gelten. Dies ist sehr übertrieben geschrieben, soll dies Klickzahlen generieren?
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Das ist relativ.
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„Sex und Adonis“ wären doch heute etwas erquicklichere Teile der Schlagzeile gewesen…
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Um bei solchen bildhaften Vergleichen zu bleiben:
Nach einem teilweisen Hiroshima (CS) und Nagasaki (UBS) bin ich zu abgestumpft, um eine Titanic (Aduno) noch wahrzunehmen. Leider.
Bei der SIX Payment Services ist man seit dem Weggang von Mik Santschi nur noch mit sich selber beschäftigt. Dann…
Um bei solchen bildhaften Vergleichen zu bleiben: Nach einem teilweisen Hiroshima (CS) und Nagasaki (UBS) bin ich zu abgestumpft, um…
Solche Nachrichten sind einfach nur traurig. Die Managerlis leisten wieder mal tolle Arbeit. Ist das wirklich möglich das hier niemand…