Pedro Hinder kennt John Cryan seit gemeinsamen UBS-Zeiten. Als dann Cryan bei der Deutschen Bank ganz nach oben kam, erhielt Hinder die Chance zum Wiedereinstieg.
Zuvor war er bei der Thurgauer Kantonalbank unter Getöse abgesetzt worden. Hinder, der Forsche, hiess es dort.
Unter Cryan machte Hinder rasch Karriere. Vor anderthalb Jahren wurde der Schweizer Chef des hiesigen Ablegers der Deutschen Bank mit ihren teuren Büros im Zürcher Prime Tower.
Nun könnte für ihn bald wieder der Moment des Abschiednehmens kommen. Seit vor kurzem John Cryan gehen musste, gilt Hinder als gefährdet.
Dafür spricht, dass Hinder bei wichtigen Entscheiden nur noch der Form halber informiert wird.
Das zeigen zwei Beispiele im Handelsgeschäft. Im März wurden dort gestandene Seniors Hals über Kopf abgesetzt und gefeuert.
Einer ist Frank Schubert, der andere heisst Fedor Plambeck. Schubert trug den Titel eines Managing Directors, Plambeck hat einen CFA, eine Top-Weiterbildung im Finanzwesen, in der Tasche.
Schubert und Plambeck waren bei der Deutschen Bank im Investment Banking tätig. Sie sassen im Büro der Investmentbank in Zürich und kümmerten sich um den grossen Aktienhandel.
Dann sauste der Hammer auf sie nieder – geschwungen von ihrem Chef in London, dem zuständigen Manager für den globalen Aktienbereich bei der Deutschen Bank.
Das Brisante an den zwei Personalien ist, dass sie völlig ohne Zutun und Wissen von Schweiz-Chef Pedro Hinder erfolgt sind.
„Hinder wurde eine Stunde vor der Entlassung der beiden Spitzenleute ins Bild gesetzt“, sagt eine Quelle. „Einfach pro forma, damit man ihn auch noch informiert hat.“
Auch die Kür des neuen starken Manns im Zürcher Investment Banking der Deutschen Bank sei an Pedro Hinder vorbeigegangen – immerhin der CEO der ganzen Schweiz und damit verantwortlich für den hiesigen Ableger des Finanzmultis.
Die Rede ist von Christoph Buchser, einem Urgestein der Deutschen Bank, der im Zinsenhandel gross geworden war und nun neben Fixed Income auch „Equity Sales“ aus Zürich heraus leitet.
Hinter der Beförderung von Buchser erkennt der Insider eine strategische Weichenstellung. Sie lautet: schleichender Ausstieg aus dem Aktienhandel.
„Die Deutsche Bank wird wohl bald das ganze Aktiengeschäft aufgeben“, zeigt sich der Gesprächspartner überzeugt.
Tatsächlich hätte man erwartet, dass ein neuer Aktien-Verkaufschef gekürt würde, um das Business aus Zürich heraus weiter zu fördern. Nun landet dieser traditionsreiche Bereich bei Buchser, einem altgedienten Zinsen-Mann.
Stimmt die Vermutung der strategischen Aufgabe des Aktienbusinesses, dann bliebe der Deutschen Bank noch das Zinsen-Business.
Dort habe die Deutschen ähnlich wie die Credit Suisse über die Jahrzehnte eine starke Position aufgebaut; dies im Unterschied zur UBS, die im Aktienhandel vorne dabei ist.
Die Zeit scheint der Deutschen Bank auch im Zinsengeschäft davonzueilen. Die besten Leute sind auch dort auf dem Absprung. Kürzlich verliess ein junger Topmann das Unternehmen und heuerte bei Konkurrentin Goldman Sachs an.
All diese Umwälzungen im Investment Banking mit der Rückstufung des Aktiengeschäfts gehen vonstatten, ohne dass Schweiz-Chef Pedro Hinder dazu befragt wird.
Hinder, der Hüttenwart.
Ein Sprecher der Deutschen Bank sieht das anders. Hinder sei frühzeitig involviert gewesen über die verschiedenen personellen Veränderungen in der Investmentbank.
Hinder sei auch kein Cryan-Mann. Zwar habe Cryan ihn bei der Deutschen Bank eingeführt, doch danach sei Hinder für Christian Sewing als Stabschef tätig gewesen.
Sewing, so heisst der Nachfolger von Cryan als CEO der weltweiten Deutschen Bank. Sewing meinte nach seinem Antritt, er wolle die Investmentbank umbauen.
Was der neue Oberbefehlshaber mit seinem Schweiz-Chef vorhat, dürfte sich bald zeigen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Der operationelle und strategische Zustand der Deutschen Bank ist doch ein reiner Jammer. Haben aus Versehen vor kurzem EURO 26 Milliarden !!! falsch überwiesen. Vor ca. 2 Jahren schon mal Falschüberweisung von 6 Milliarden EURO in London durch einen Assistenten. Haben nichts gelernt, haben nichts im Griff und wollen nur mit ganz grossen Kunden arbeiten. Kurz gesagt: Wollen viel und können nichts. Grosse Sprüche und heisse Luft in jeder Beziehung.
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Die Deutsche Bank aus dem urbanen ZH war für den Thurgauer Pedro, aus dem urchigen Bauernkanton TG, einfach 10 Nummern zu gross. Als er noch bei der UBS gearbeitet hat, noch vor der Fusion, mit altem Namen und mit unzähligen Quereinsteigern gespickt, wehte noch der Wind der geschützten Werkstatt. Heute ist das internationale Banking viel technischer, komplexer, schnelllebiger und rauer. Aus diesem Grunde rate ich Pedro sich einen kleineren Fisch auf seinem Niveau auszusuchen. Entweder ein Raiffeisenbänkli, ein kleineres Kantonalbänkli wie der Thurgauer KB, Acrevis, Sparkasse, Valiant Bank, Regiobank Solothurn oder im allerbesten Fall eine Reichmuth Privatbank, Migrosbank oder Cler Bank. Alles Andere wo mit Asset Management, Wealth Management oder Investment Banking zu tun hat, ginge eindeutig zu weit.
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Das wundert nun wirklich niemanden. Von der bäuerlich geprägten Zinseintreiberin TKB aus der Thurgauer Pampa in Weinfelden zur Deutschen Bank in den noblen Zürich Prime Tower (auch wenn die DB seit längerer Zeit am straucheln ist). Das wäre in etwa so, als würde Nordkoreas Diktator Kim von einem Tag auf den anderen zum Präsidenten Südkoreas ernannt werden. Der Kulturschock ist immens, auch denke ich, das hier das Rüstzeugs von A bis Z fehltr (fachliche Kompetenz, Englischkenntnisse usw.)
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Der Kulturschock war doch eher anders rum: der Pedro ist in der Wolle ein Grossbanker (UBS/SBG). Hat ausser der Aussprache nicht so ganz in den TG gepasst. Wenn man Nordkorea in die Schweiz verorten müsste, käme wohl niemand auf die Idee, den Thurgau zu nennen. Der Thurgauer Apfelkönig kommt ziemlich sicher von auswärts; vom Ton her würde ich auf einen Zürcher Grosskotz tippen.
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Wieso wird bei jedem Schweizer Grosskotz der in Zürich arbeitet eigentlich automatisch auf Zürcher getippt? Der grösste Grosskotz mit dem ich es beruflich Rund um den Paradeplatz (…) jemals zu tun hatte ist ein waschechter, stolzer Bündner. Mit Bündner Autonummer, weil man sich „Zuhause“ mit Zürcher Autonummer schämen muss. Schliesslich hat man dort auch drei versch. Preise. Einer für Einheimische, eine für die „Restschweizer“ und einer für die „Touristen aus dem Ausland“. Heute kann er nicht mehr seine Wäsche zu Mutti ins Bündnerland bringen. Wieso schwärmen eigentlich alle diese Grosskotze nach Abschluss ihrer tollen „Managerschule“ als erstes nach Zürich aus? Obwohl wir sie hier nicht wirklich wollen oder gebrauchen können. Und alle die gelten dann als Zürcher (Grosskotz) ….
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Pedro ist immer vorbereitet, wenn er an einer Sitzung teilnimmt: er hat oft als Einziger die Unterlagen vorher gelesen.
Sein Tonfall ist zwar meist einige Notches daneben, wenn er jemanden kritisiert, aber es trifft grundsätzlich immer die Richtigen.
Da gibts einige Leute auf dem Finanzplatz Züri, die ihr Geld weniger wert sind… -
@meier Max – Wer erwartet schon Fantasie und Ideen von langweiligen, alten Männern in ihren immer gleichen grauen, langweiligen Anzügen und ihrem immer gleichen grauen, neuen Mercedes oder BMW’s? Die verzweifelt mit „auf dicke Hose machen“ an immer derselben, längst gescheiterten, alten Doktrin festhalten. Reine und hemmungslose Geldgier und Macht, pardon; Gewinnmaximierung zum Wohle der Unternehmung und unseren Aktionären, ist die einzige Triebfeder.
Allerdings hatte die Schweiz als Nachfolger von Marcel Ospel auch keine andere Idee als Grübel und Ermotti gehabt. Also genau dieselbe Doktrin, die das schier unmögliche schaffte und die UBS in den Bankrott trieb. Das man hier in zweifacher Hinsicht ein Change verpasst hat, war Bundes-Bern immer bewusst. Schliesslich gab es weder bei der UBS Rettung noch danach bei der erneuten, vollständigen UBS Privatisierung eine Volksabstimmung. Wo wir doch sonst über jeden Zebrastreifen abstimmen. Ich hätte zweimal mit „Nein“ (keine Rettung durch den Staat / keine erneute, vollständige Privatisierung) gestimmt. Wie die meisten MA in der multinationalen Unternehmung, wo ich damals tätig war.
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Das passiert ja nicht zum ersten Mal, ob mit oder ohne Cryan. Globale Linienstrukturen handeln und lokales Management wird informiert.
Und jetzt fällt noch nen Sack Reis in China um.
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Uiiii, niemand redet mit dem Hinder… na und?
Wen interessiert’s? War DB irgendwann mal eine spürbare Konkurrenz für jemanden der hier lesenden Bänkler? -
Vermisse Story zur SMB, 6 Mia Verlust.
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Haben Sie Nachsicht. Herr Hässig muss ganz Alleine alle Schweinereien im Schweizer Banking aufdecken (die anderen Medien machen ja wenig bis nichts). Natürlich ersäuft er beinahe in Themen, ich nehme an, in Bezug auf Material könnte er auch 4 Artikel am Tag füllen, aber dann müsste er wohl 24 Stunden am Tag arbeiten.
Weitere Themen für die Wunschliste: Hintergründe des Abschusses von Huldi bei Aduno. Koradi und sein Postautoskandal. Stand Verramschung SIX Payments ins ins Ausland. ChainIQ Hintergründe.
Aber das hat Zeit: Erst einmal soll Herr Hässig den Vincenz-Gisel Clan fertig ausräuchern (die Fortschritte dabei sind erkennbar, diese Woche hat immerhin mal der Taisch aufgegeben). Dann kann man weiter schauen.
Lukas Hässig, richten Sie bitte ein Konto ein! Ich möchte gerne meine Anerkennung für Ihre grossartige Arbeit ausdrücken!
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Bessere Frage waere: was passiert mit der Deutschen Bank Schweiz AG ? Wird sie verkauft? Die Personalwechsel in der Branche sind klein Bier.
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„einen jungen Topmann …. verloren. Das Talent“
Was für eine Eigensicht! Lauter Avengers arbeiten in der Finanz! Oder wie?
Als ob wir anderen Neandertaler wären. Nun, finanziell werden wir so behandelt von diesen „Talenten“, und dürfen stets ihren Arbeitgeber retten.
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Es sind auf dem Bankenplatz Schweiz immer die gleichen 200 die sich in den obersten Chargen gegenseitig austauschen. Diesen glorreichen Showmasters geht es lediglich darum, damit sie zwei Jahre mit einem extrem hohen Salär überleben. Wir erleben das seit über 10 Jahren, ob es Wädi Bächtold ist – you name it -, Grund des permanenten Scheiterns ist, dass diese glorreichen Blender noch nie Endkunden betreut haben, geschweige denn jemals Kunden holen mussten.
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Voll getroffen. Ist überall so, diese Chargen saugen mit ihren überdimensionalen Salären den hart erarbeiteten Kundenertrag ab. Werfen mit ihren Power Point Folien und immer denselben abgedroschenen Sprüchen um sich, erzielen aber für ihren Arbeitgeber nie irgendwelchen monetäre Wertschöpfung. Der Kundenberater verdient de facto guten Gewissens sein Salär. Hatte mal meinen Chef gefragt welche Wertschöpfung er für die Bank erbringe?
Antwort: er führe! ich konnte mich vor Lachen kaum erholen. -
@Urschweizer:
Solche Führungsleute ohne jegliche Fachkompetenz gibt es leider viel mehr las man denkt. Mir kommen da spontan der ZKB-Vize Christoph Weber und der Notenstein Mann in Zürich, genannt der Sakko-Blender, in den Sinn. Aber es gibt natürlich noch hunderte andere von diesen. Hauptsächlich eine grosse Klappe, kaum Fachwissen und schaffen es aber viel zu verdienen. Das kann leider langfristig nicht aufgehen!! -
@B. Meier. Doch es geht eben auf. Da diese Leute in einer eigenen Liga spielen in einer Art geschützten Werkstatt.
Schauen sie sich um. Lügen, betrügen, bescheissen ist heute in unserer Gesellschaft hoffähig geworden und nicht einmal ein Kavaliersdelikt.
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Es sind auf dem Bankenplatz Schweiz immer die gleichen 200 die sich in den obersten Chargen gegenseitig austauschen. Diesen glorreichen…
Voll getroffen. Ist überall so, diese Chargen saugen mit ihren überdimensionalen Salären den hart erarbeiteten Kundenertrag ab. Werfen mit ihren…
Pedro ist immer vorbereitet, wenn er an einer Sitzung teilnimmt: er hat oft als Einziger die Unterlagen vorher gelesen. Sein…