Die Zurich Versicherungs-Gruppe will ihre US-Vergangenheit regeln. Dazu arbeitet sie eng mit der US-Justiz zusammen.
Das weiss man. Nicht bekannt ist, dass die Zurich ein ultrateures Programm für ihr US-Problem am Laufen hat. Und unerklärlich ist, weshalb die Chefs der Versicherung dies überhaupt tun.
Sie hatten nämlich schon vor Jahren in einem ersten Projekt namens „Michigan“ ihre US-Sünden mit einer speziellen Lebensversicherungs-Gesellschaft und sogenannten Versicherungs-Mänteln intern unter die Lupe genommen.
Damals gab das Unternehmen 10 Millionen für externe Anwälte und Berater aus. Das Investment lohnte sich. Der Befund lautete, dass die Zurich mit ihren Wrappern – so heissen die „heissen Mäntel“, die für Scharzgeldkunden attraktiv waren – nur wenig verdient hatte.
Kein Grund zur Sorge also, sagten sich die damaligen Zurich-Chefs. Selbstanzeige beim US-Justizamt DOJ? Nicht nötig.
Vor drei Jahren kam die Zurich dann auf ihren damaligen Beschluss zurück. Nun startete sie ein zweites Projekt, diesmal unter dem Namen „Walnut“, Walnuss.
Es ging um das Gleiche wie 2009 bei „Michigan“, nämlich um die Frage, wie gross sind die US-Risiken aus dem früheren Geschäft mit den Private Placement Life Insurance-Produkten, wie das Wrapper-Angebot von den Versicherungen formell genannt wurde.
„Walnut“ hatte eine ganze andere Dimension als „Michigan“. Als externe Anwälte beauftragten die Zurich-Verantwortlichen die Wirtschaftsanwälte der Zürcher Kanzlei Homburger, die wohl teuerste Rechtskanzlei auf dem Platz.
Der Umfang von „Walnut“ liess sich ebenfalls nicht mit dem Vorgänger-Projekt vergleichen. Bei „Walnut“ fielen bis heute laut einem Insider 50 Millionen Kosten an.
Das Fünffache von Projekt „Michigan“.
Wozu der Aufwand, wenn doch längstens alles abgeklärt worden ist und die Zurich-Manager zum Schluss gekommen waren, dass sie von den US-Häschern nichts zu befürchten hätten?
Laut der Auskunftsperson ist es nämlich so, dass die Zurich nach ihrer ersten, zu einem frühen Zeitpunkt stattgefundenen US-Untersuchung alles Notwendige unternommen hatte.
Das heisst: Die Zurich-Chefs haben nicht nur abgeschätzt, wie viel sie mit allenfalls illegalen Angeboten verdient hatten. Sondern sie beschlossen auch Massnahmen, damit sie in Zukunft alle US-Vorschriften minutiös einhalten würden.
Fully compliant mit Uncle Sam – ab sofort.
Im Vergleich zu den Konkurrenten im lukrativen Versicherungsgeschäft machte die Zurich somit alles richtig. Sie nahm die US-Gefahr ernst, sie untersuchte früh und gründlich, sie installierte Sicherungen für die Zukunft.
Und doch arbeitet die Zurich-Gruppe nun im Rahmen eines zweiten, riesigen Projekts mit den US-Staatsanwälten zusammen. Was soll das?
Der Gesprächspartner stellt eine Frage in den Raum. Gibt die Zurich den US-Häschern Informationen oder Hinweise über die Praxis der gesamten Schweizer Versicherungs-Branche rund um die Private Placements? Liefern die Zurich-Anwälte ihren US-Ansprechpartnern Informationen zu den Konkurrenten?
Oder kurz: Ist die Zurich ein Insider-Informant der US-Justizbehörden, um nach den Banken nun auch die Schweizer Versicherungen wegen deren Vergangenheit im grossen Stil zur Ader zu lassen?
Ein Zurich-Sprecher sagte letzte Woche auf Anfrage, dass sein Unternehmen die US-Untersuchung offengelegt habe.
„Wie aus unseren Quartalsberichten seit 2016 ersichtlich, führte Zurich auf eigene Initiative eine interne Prüfung des Geschäfts mit Lebens-, Spar- und Vorsorgeversicherungen durch, welche von ausserhalb den USA ansässigen Zurich Gesellschaften an Kunden vertrieben wurden, die in Verbindung mit den Vereinigten Staaten stehen.
Auslöser sei gewesen, dass „US-Steuerzahler mit Anlagen ausserhalb der USA und Nicht-US-Finanzinstitute, die solche Anlagen betreuen, vermehrt von US-Behörden geprüft“ würden.
Die internen Abklärungen hätten gezeigt, dass „unser grenzüberschreitendes Geschäft begrenzt ist und die überwiegende Mehrheit der Abschlüsse über ein Jahrzehnt“ zurückliegen würde.
Schliesslich bestätigte der Sprecher, dass die Zurich „die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA), das US Department of Justice (DOJ) und andere Behörden freiwillig über die Prüfung“ informiert habe und „mit diesen Behörden zusammen“ arbeiten würde.
Zum Projekt Walnut mit seinen gemäss dem Insider bisherigen 50 Millionen Kosten meinte der Sprecher in einer zweiten Antwort:
„Wir beziehen uns auf die in unserer Finanzberichterstattung veröffentlichten Informationen und kommentieren interne Prüfungen darüber hinaus grundsätzlich nicht weiter im Detail.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wo Zurich draufsteht, ist halt nicht mehr Zürich drin.
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Die Zurich will sich mit dem DOJ einigen, weil eine latente Gefahr für ihre Mitarbeiter/Verwaltungsräte bei Reisen in die USA bzw. US-Aussengebiete besteht. Das unter der US-Justiz üblich angewendete Verfahren besteht aus Verhaftung mit nachfolgender Beugehaft bei unzureichender Kooperation (eine Besonderheit des hoch gelobten Rechtssystems der US Demokratie).
Leider hat der Schweizer Staat es zugelassen, dass die USA sich zunehmend in Schweizer Rechtsangelegenheiten einmischen. Dabei geht es nur noch um das Recht des Stärkeren (dies gehört ebenfalls zur Vorstellung der USA hinsichtlich Demokratie). -
Ich gehe davon aus, dass der Italo-Grieche an der Spitze entsprechend Verantwortung trägt und ein paar Millionen seiner fast 10 Mio jährlicher „Entschädigung“ (mit gewaltiger Verantwortungskomponente) hier zur Absortion der Kosten beisteuert. – Sonst ist ja das Argument „Verantwortung“ ad absurdem geführt!
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Man sollt einmal untersuchen, über welche Buddy-Beziehungen diese Grossmandate an Kanzleien vergeben werden.
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Andere Berater (insbesondere E&Y) haben hierbei auch gut verdient.
Anwälte und Berater haben ein todsicheres Geschäftamodell: erst wird empfohlen, in ein schummriges Geschäft einzusteigen. Wenn es dann schiefgeht, dann wird mit dem „aufräumen“ nochmals verdient. Auf Stufe Partner sind es sogar die gleichen Leute. Unten ist aber die Fluktuation wegen den schlechten Arbeitsbedingungen enorm. -
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true to the crime
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Isch ebe geil
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Andere Berater (insbesondere E&Y) haben hierbei auch gut verdient. Anwälte und Berater haben ein todsicheres Geschäftamodell: erst wird empfohlen, in…
Die Zurich will sich mit dem DOJ einigen, weil eine latente Gefahr für ihre Mitarbeiter/Verwaltungsräte bei Reisen in die USA…
Man sollt einmal untersuchen, über welche Buddy-Beziehungen diese Grossmandate an Kanzleien vergeben werden.