Kein ETF gleicht einem anderen. Jeder hat ein paar „Pros“ und ein paar „Cons“ gegenüber seinen Alternativen. Um diese zu erfassen, muss man fünf Eigenschaften eines ETF kennen: Profil, Kosten, Liquidität, Risiko und Regulatorisches.
Wenn Sie jetzt nicht mehr weiterlesen mögen, verstehen wir das absolut – dann haben Sie bereits verstanden, dass ETFs nicht, wie oft behauptet wird, einfach sind. Wenn Sie aber noch etwas dabeibleiben mögen, versuchen wir Ihnen dies – auf möglichst einfache Weise – zu erklären.
Das Profil eines ETF ist bereits oft unklar: Wo ist er überhaupt investiert? Die Namen sagen nichts – der Swiss Market Index (SMI) beispielsweise enthält doppelt so viele Banken und fünfmal soviele Pharma-Anlagen wie die reale Wirtschaft.
Der Weltindex (MSCI World) enthält 60% amerikanische Aktien und ist zu 20% im Finanzsektor angelegt. Der SMI ist also nicht die Schweiz und der MSCI World nicht die Welt, der DAX ist nicht Deutschland, der FTSE nicht England und Nikkei nicht Japan. Kein Index ist das, was seine Bezeichnung vermuten lässt.
Der zweite Punkt, die Kosten, sorgen auch eher für Verwirrung als für Klarheit. So entspricht die Total Expense Ratio (TER) nicht den totalen Kosten.
Zu diesen kommen noch Handelskosten, und die können um ein Vielfaches der TER ausfallen. Hinzu kommt noch der sogenannte „Tracking Error“, der weitere Kosten enthalten kann und für dessen Verständnis je ein Doktorat in Finanztheorie und Mathematik erforderlich ist.
Endgültig kompliziert (Geduld, es dauert nicht mehr lange) wird es bei der Liquidität. Man denkt, ETFs seien stets liquide, weil man sie jeden Tag an der Börse kaufen und verkaufen kann.
Das gilt aber nur für gute Zeiten – wenn es kracht, kracht es bei den ETFs erst recht. Viele ETFs halten so viele Aktien, dass sie diese gar nicht so schnell verkaufen können, wie sich die Anleger von ihrem ETF trennen.
In der Folge fällt dieser im Preis schneller als die darin enthaltenen Aktien. Der zusätzliche Wertverlust hat schon ganze 10% betragen. Man verliert in Krisen also mit ETFs mehr, als wenn man direkt in dessen Aktien investiert ist.
Auch bezüglich des Risikos von ETFs irren Anleger gern, indem sie davon ausgehen, dass ETFs breit diversifiziert und daher sicher sind. Aber dem ist bei vielen ETFs überhaupt nicht so – das Kapital darin steckt in wenigen Aktien in wenigen Branchen. Die Hälfte der Anlage des SMI beispielsweise ist in lediglich drei bis vier Papiere investiert.
Manche ETFs gehen noch weiter und halten gar keine Aktien, sondern gehen mit anderen Finanzinstituten Wetten auf die Aktienpreise ein. Geht das schief, ist auf einmal das ganze Kapital weg.
Auf die regulatorischen Rahmenbedingungen wollen wir hier (da sind Sie sicher froh) nicht mehr eingehen. Sicher ist Ihnen mittlerweile klargeworden, dass ETFs alles mögliche sind, aber eines nicht: einfach.
Quellen: ETF Evaluation, mehr zur ETF Evaluation, Investor ETF Book
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Die beliebtesten Kommentare
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To turn $100 into $110 is work.
To turn $100 million into $110 million is inevitable.Edgar Bronfman
* 20. Juni 1929 † 21. Dezember 2013 -
Bisher bittere 12% Verlust in diesem Jahr zzgl. der hohen Kosten:
https://www.boerse.de/historische-kurse/Carmignac-Patrimoine-A/FR0010135103
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/die-grosse-carmignac-krise-15943862.html
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Wir erinnern uns:
https://www.carmignac.de/de/analysen/la-lettre-dedouard-carmignac-april-2014
Sog. „europäischen Aufbau“ 😉
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In Zeiten von Null- und Niedrigzinsen gibt es nur noch wenig rentable Anlagealternativen (Anleihen zinslos, Immobilien überteuert und ertragsarm), so daß eine Investition in ETF angesichts der einfachen Handhabung für den Normalanleger eine gute Anlageidee darstellt?
Speziell, wenn man durch die regelmäßige Bewirtschaftung mit einer Trendfolgestrategie (GD 200) die Zeiten großer Rückgänge während Krisen und Baissen sicher vermeidet?
Beispiel für die Vergangenheit,
ETF auf den amerikanischen Nasdaq – Index:1995 – 2000: x 10
2003 – 2007: x 2
2009 – 2018: x 710 x 2 x 7 = 140
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Wenn man gezielt in internationale Indizes für mittlere und Wachstumswerte wie den amerikanischen Nasdaq – Index oder den deutschen MDAX – oder TECDAX – Index investiert, erzielte man bis vor kurzem noch eine attraktive Rendite.
Ferner konnte man diese ETF mit der 200 – Tage – Linien – Strategie (GD 200) bewirtschaften, so daß ein berufstätiger Investor mit geringem monatlichen Kontrollaufwand an den überdurchschnittlichen Renditen dieser Marktsegmente ohne allzuviel Verliereraktien aus stagnierenden oder schrumpfenden Industrien teilhaben konnte und zudem eine gebotene breite Diversifikation erreichte.
Im Rahmen der Trendfolgestrategie (GD 200) hat man seit Mitte dieses Jahres von den ETF desinvestiert und wartet seither auf den Neubeginn eines Aufwärtstrends:
https://www.boerse.de/indizes/Nasdaq-100/US6311011026
https://www.boerse.de/indizes/MDax/DE0008467416
https://www.boerse.de/indizes/TecDax/DE0007203275
Probleme, größere Volumen von ETF verkaufen zu können, wurden seither nicht bekannt.
In Zeiten von Null- und Niedrigzinsen gibt es nur noch wenig rentable Anlagealternativen (Anleihen zinslos, Immobilien überteuert und ertragsarm), so…
Wenn man gezielt in internationale Indizes für mittlere und Wachstumswerte wie den amerikanischen Nasdaq - Index oder den deutschen MDAX…
To turn $100 into $110 is work. To turn $100 million into $110 million is inevitable. Edgar Bronfman * 20.…