Die Raiffeisen Schweiz räumt Schritt für Schritt mit der Hinterlassenschaft von Pierin Vincenz auf. Nach dem Rückverkauf der Trendcommerce an die Alt-Aktionäre ging nun die Business Broker AG über den Ladentisch.
Diese kam 2014 zur Raiffeisen, als Vincenz sich in seiner Schlussphase als CEO der Genossenschafts-Gruppe befand. Mit der KMU-Nachfolgelöserin wollte Vincenz sein Raiffeisen Unternehmer-Zentrum (RUZ) befeuern.
Die Idee leuchtete auf dem Papier ein. In der Praxis kam es zu ständigen Reibereien zwischen den einzelnen Raiffeisenbanken und der neuen Tochter.
Der Grund: Die Business Broker pflegte ein aggressives Geschäftsgebaren. Sie beharrte auf einem Honorar, selbst wenn der Verkauf eines KMUs nicht unter ihrer Ägide geschah.
Einfach, weil das KMU, das einen Käufer suchte, zu Beginn des Prozesses bei der Business Broker den Passus unterzeichnet hatte, dass diese ein Jahr lang über ein Ende der Zusammenarbeit an einem Deal beteiligt bliebe.
Das ist in der Branche nicht unüblich. Doch die Business Broker ging weit in der Handhabung dieses „Knebel“-Paragraphen.
Sie scheute sich nicht, renitente Ex-Kunden vor den Richter zu zerren, die bei der Raiffeisen Kredite offen hatten.
Sprich, die Tochter Business Broker AG agierte indirekt gegen ihre eigene Muttergesellschaft, die Raiffeisen-Gruppe.
Ein klassischer Interessenkonflikt. Die Raiffeisen-Banken wollten, dass es ihren Kreditnehmern, den KMUs, gut ging.
Die Business Broker hingegen hatte es auf möglichst hohe Honorar-Einnahmen von diesen abgesehen.
Wer sich den Forderungen entzog, der wurde drangsaliert.
Die beiden Lager entfremdeten sich. Hinzu kam, dass die neue Raiffeisen-Führung alles, was von Vincenz stammte oder in dessen Ära erworben worden war, grundsätzlich hinterfragte.
Nun haben sich Guy Lachappelle als Präsident der Raiffeisen, sein CEO Heinz Huber sowie die Zuständigen in der Geschäftsleitung der Raiffeisen Schweiz entschieden, die Business Broker loszuwerden.
Erworben hat sie kürzlich die BDO, eine bekannte mittelständige Beratungs- und Revisionsfirma, die hinter den Big 4 der Szene auf Platz 5 steht und krampfhaft versucht, in die Spitzengruppe vorzustossen.
Hängige rechtliche Auseinandersetzungen zwischen der Business Broker und ehemaligen Kunden und Partner gehen damit auf die BDO über. Diese scheint das nicht weiter zu stören.
„Die Business Broker AG hat BDO erworben, da dies eine gute Ergänzung zum bestehenden Dienstleistungsportfolio ergibt und wir dadurch unsere Expertise erweitern können“, meinte eine BDO-Sprecherin auf Anfrage.
Bei der Raiffeisen sagte eine Sprecherin: „Im Rahmen der Überprüfung ihrer Beteiligungen hat sich Raiffeisen Schweiz entschieden, die 100%-Beteiligung an der Business Broker AG per Mitte Februar 2021 an die BDO AG zu verkaufen.“
Beide Parteien schwiegen zum Preis. Ein hoher BDO-Partner sass von 2006 bis 2018 im VR der Raiffeisen Schweiz.
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Die beliebtesten Kommentare
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Eigentlich erscheint der Deal sinnvoll. Für Raiffeisen, um die Vergangenheit abzuschliessen, und für BDO, die im klassischen Treuhand- und Prüfungsgeschäft für KMUs zuhause ist und bereits heute die meisten Transaktionen mit KMU begleitet in der Schweiz (und auch die zweitmeisten Revisionsmandate betreut, aber halt viele kleine, Anm.). Meine Wahrnehmung auf dem Markt ist im Übrigen gar nicht, dass BDO krampfhaft eine Big-4 werden will, denke sie tut gut daran solide im KMU-Geschäft zu operieren als Alternative zu den Big 4. So dürfte hoffentlich das Geschäftsgebaren künftig auch bessern ist zu hoffen. Let’s see…
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Denken ist schwer, darum urteilen die Meisten (Zitat von Carl Gustav Jung).
Stefan Born
Raiffeisen Unternehmerzentrum -
Raiffeisen war, ist und bleibt eine Scheinbank, aussen huiiiiii, innen pfuiiiiii
Der Genossenschaftsgedanke hat sich längst verabschiedet…
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Im Text steht:
Mit der KMU-Nachfolgelöserin [was ist das denn?] wollte Vincenz sein Raiffeisen Unternehmer-Zentrum (RUZ) befeuern?Deshalb mein kleiner Lach-Appell:
Lachappelle hätte einfach den Laden in „Vinzenz Unternehmer-Zentrum“ (VUZ) umtaufen sollen … -
„Die Business Broker AG hat BDO erworben, …“
Glaube nicht, dass die BDO-Sprecherin das so gemeint hat, oder doch?
Wobei mich bei Wirtschaftsprüfern und Bankern heute nix mehr wundert.
So genau nimmt man das ja mit Zahlen und Worten nicht …. -
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Der Name sagt es, Businessbroker ist ein broker mit minimalem Beratungsanteil. Der BDO Kunde wird mehr erwarten als eine reine Vermittlung. Verschiedene BDO Partner beraten auch bei Geschäftsvermittlungen und Nachfolgeregelungen und die lassen sich den Kuchen wohl nicht von den Businessbrokern wegnehmen. Die genaue interne Abgrenzung wird schwierig und zu Interessenkonflikten führen. Darin ist aber die BDO „geübt“, da einige Partner auch VR Mandate in von der BDO geprüften Firmen ausüben. Eigentlich ein no go.Viel Glück kann man da nur wünschen. Nützen wird es aber nicht viel.
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Mich würde es interessieren, welchen Kaufpreis die BDO für die Business Broker bezahlt hat…oder hat Raiffeisen die BDO bezahlt, dass diese die Business Broker übernimmt? Nach dem Motto: loswerden zu jedem Preis…
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Gibt es noch anständige Angestellte bei raffeleisen?
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Raiffeisen Casa ist auch so ein Ladenhüter.
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Was war die Rolle des BDO Partners bei diesem Deal – damals und heute?
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Hatte mit Business Broker oft zu tun, weil wir eine Firma kaufen wollten. Leider veröffentlichen die dort massiv hohe Preise bis Phantasie-Preise. Das Zeug ist nicht zahlbar und hat nicht selten gar nichts mit dem Marktwert zu tun. Aufgrund meiner Kritik wurde ich als Kunde eine Zeit lang gar nicht mehr bedient. Seit ein paar Monaten ist man auf einmal freundlicher. Da passt wohl die Geschichte dazu.
Kaufen konnte ich keine Firma dort. Ich empfehle jedem willigen Firmenverkäufer dort nicht zu verkaufen, sowie auch bei vielen anderen Nachfolge-Reglern nicht. Die meisten wollen nur unheimlich viel Geld. Es ist ihnen völlig unwichtig wer die Firma kauft. Das ist jedoch meistens dem Verkäufer nicht egal. Da aber so hohe Preise verlangt werden , kommen echte Kunden mit echter Strategie gar nie zu Zug.
Ergo, man sollte aufhören über diesen und andere Broker eine Firma zu verkaufen!
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Herr Vincènz hat stets nach interessanten Assets Ausschau gehalten – und dies nicht nur innerhalb der Bankenszene. Auch in den entsprechenden Nightclubs hat er auch regelmässig nach attraktiven Assets sondiert…
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Ha, ha, ha, die Raiffeisen gründete 2015 eine Corporate Finance Beratung unter Alexander Cassani. Die Dienstleistungen konkurrenzieren sicht zu einem nicht unerheblichen Teil mit den Business Brokern. Der absolut übereinstimmende Nenner dieser zwei Angebote ist ihre Unfähigkeit Transaktionen aufzugleisen, sie durchzuziehen und erfolgreich abzuschliessen.
Chaos pur bei der Raiffeisen und keiner weiss was Sache ist. Hauptsache auch die Raiffeisen kann ihre KMU Kundschaft mit Covid Krediten vollstopfen, um so ihr eigenes Kreditbuch abzusichern. Urs Gauch meinte in einem Interview mit der F&W kürzlich, dass die Raiffeisen mit 20% Ausfällen bei den Covid Krediten rechnet. Die Rückstellungen für ihre eigenen Kredite betragen einen Bruchteil (< 1%) davon,
Raiffeisenist Geschichte, genauso wie ihr Dienstleistungschaos
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Der Steuerzahler soll für die Ausfälle blechen und die Banken lachen sich ob der Risikoseiterfabe krumm mit Boni als Belohnung! Rotzläden!
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Eine Frechheit ist das! Was fällt IP ein, so über unsere Dienstleistungen zu schreiben? Wir geben innerhalb der Raiffeisen Gruppe unser Bestes und haben auch schon Deals abgeschlossen. Mehr geht aber in der Bank nicht!
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Ob das eine gute Sache ist, dahingestellt. Aber „krampfhaft versucht, in die Spitzengruppe vorzustossen“? Lachhaft, die Ambition hat hinter den Big-4 niemand, dafür ist schon das klassische Geschäft nicht interessant genug – die hohen Stundensätze liegen in anderen Bereichen, und da kommt man ohne den Brand nicht rein, den von den Next 10 niemand erreichen kann. Solltet Ihr eigentlich besser wissen.
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Business Broker ist ein Saftladen. Vor einigen Jahren wollte mir eine 25 Jährige von Business Broker eine Firma zum Kauf vermitteln. Auf den ersten Blick hätte es eine interessante Firma sein können, deshalb habe ich das NDA unterschrieben und den Teaser angeschaut. Es kam zum ersten Gespräch mit den Verkäufern, das ca. 90 Minuten dauerte.
Dann wollte sie sofort, dass ich eine Kaufabsicht nach diesem einem Gespräch von ca. 90 Minuten und einen Blick in offensichtlich geschönte Bilanzen unterschreibe. Sie hatte offensichtlich keine Ahnung vom Geschäft und war noch offensichtlicher nur an irgendeinem Abschluss interessiert.
Da bin ich aus dem „Deal“ ausgestiegen. Die haben mich danach noch jahrelang mit „Transaktionsideen“ bombardiert.
Ich habe dann ca. 3 Jahre später nochmals nachgeschaut, gemäss Zefix, war die Firma noch nicht verkauft. -
Die Raiffeisen ist und bleibt eine Wald-und Wiesenbank.
Herr Vincènz hat stets nach interessanten Assets Ausschau gehalten - und dies nicht nur innerhalb der Bankenszene. Auch in den…
Hatte mit Business Broker oft zu tun, weil wir eine Firma kaufen wollten. Leider veröffentlichen die dort massiv hohe Preise…
Ha, ha, ha, die Raiffeisen gründete 2015 eine Corporate Finance Beratung unter Alexander Cassani. Die Dienstleistungen konkurrenzieren sicht zu einem…