2008 mussten die Eidgenossenschaft und die Schweizerische Nationalbank (SNB) die UBS, die grösste Bank der Schweiz, mit Milliardenbeträgen retten.
Die Bilanzsumme der Bank betrug 2’000 Milliarden Franken, gut dreimal mehr als die jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz (BIP).
Die Lehre aus dem Debakel war: Eine finanzielle Rettung einer zu grossen Bank durch den Staat darf nie wieder passieren.
Dazu wurde während 15 Jahren ein ausgeklügeltes Regulierungs- und Überwachungssystem gebaut: Das „Too big to fail“-Regelwerk.
Es liegt beim Bundesrat, der Aufsichtsbehörde (FINMA) und der Nationalbank (SNB) zuoberst in den Schubladen. „Too big to fail“ ist eine Bank, wenn sie zu gross ist, als dass sie untergehen darf.
Als die Credit Suisse im März ins Schleudern geriet, blieben die Schubladen beim Bundesrat, der FINMA und der SNB geschlossen. Stattdessen wurde die Bank mit hunderten von Milliarden an Liquidität und Garantien gerettet.
Das Ziel der „Too big to fail“-Regulierung wurde verfehlt. Das Regelwerk ist gescheitert, obschon die Credit Suisse die gesetzlichen Auflagen dem Vernehmen nach erfüllt hat.
Damit ist dieses Regelwerk auch für alle Zukunft gescheitert.
Erwin Heri, Professor für Finanztheorie, sagt dazu: Wenn eine Bank „Too big to fail“ ist, dann ist sie „too big“.
Schlicht und einfach: zu gross.
Damit gilt für systemrelevante Banken – man spricht auch von SIBs (systematically important banks) – weiterhin: Die Gewinnchance gehört den Privaten, das Verlustrisiko dem Staat.
Pikant im Falle der Credit Suisse ist, dass mit den „Privaten“ nicht die Aktionäre, sondern das bonusgetriebene Management gemeint sind.
Die Politik hat auf das Scheitern der Regulierung der systemrelevanten Banken heftig reagiert:
Der Bundesrat hat mit einer extrem verkürzten Frist eine Gesetzesänderung „Ausfallgarantien des Bundes“ in Vernehmlassung gegeben. Damit sollen vor allem die Notrechtserlasse des Bundesrates ins ordentliche Recht überführt werden;
das Finanzdepartement hat bei Professor Manuel Ammann (HSG) eine Beurteilung des Geschehens in Auftrag gegeben, die seit Mitte Mai vorliegt;
die Bundesversammlung hat eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) mit der Untersuchung der Umstände beauftragt;
das Finanzdepartement hat eine Expertengruppe „Bankenstabilität“ unter Professor Yvan Lengwiler (Uni Basel) eingesetzt. Sie soll bis Mitte August strategische Überlegungen zur Stabilität des Finanzplatzes Schweiz erarbeiten;
der Bundesrast muss seine Evaluation des „Too Big To Fail“- Regelwerks bis Anfang April 2024 präsentieren.
Die fünf (neu wahrscheinlich vier) grossen Banken weisen gerne auf die Last hin, die ihnen der Gesetzgeber wegen ihrer Systemrelevanz auferlegt hat: mehr Eigenkapital, mehr Liquidität, mehr Administration für die Sicherstellung einer geordneten Abwicklung.
Mit Verlaub, das sind alles Kleinigkeiten im Vergleich zu den Vorteilen der Systemrelevanz. Der Fall der Credit Suisse zeigt, dass es für eine Bank vorteilhaft ist, systemrelevant zu sein.
Es ist auch für Kunden vorteilhaft, bei einer systemrelevanten Bank Kunde zu sein. Diese Vorteile werden durch die geplante Überführung der Ausfallgarantien des Bundes ins ordentliche Recht noch verstärkt.
Die SIBs erhalten damit fast den Vorteil einer Staatsgarantie. All dies schafft Fehlanreize.
Der erläuternde Bericht des Bundesrates zur laufenden Vernehmlassung sagt dazu: „Sowohl die blosse Existenz der Möglichkeit der Gewährung einer Ausfallgarantie als auch deren tatsächliche Gewährung haben einen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit des betroffenen Instituts.“
„Es ist anzunehmen, dass sich durch die Vertrauensbildung die Möglichkeit der Refinanzierung am Markt unmittelbar verbessert und die Refinanzierungskosten sinken. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die Kunden in einem Krisenfall den Abzug ihrer Gelder beim Institut verringern.“
Systemrelevant gemäss Gesetz sind lediglich die drei folgenden Funktionen: inländische Einlagen-, Kredit- und Zahlungsverkehrsgeschäfte. Von deren Schutz profitieren heute auch die Investmentbanker und deren Kunden in New York und London.
Das ist schon ziemlich krass.
Solche Fehlanreize lassen sich nur verhindern, wenn die Banken nur dann Zugang zum Too big to fail-Status erhalten, wenn sie sich vorab einschneidenden Restriktionen unterwerfen.
Beim zukünftigen Regelwerk für SIBs geht es nicht um die Verbesserung des bisherigen Regimes, sondern um dessen Ersatz.
Die systemrelevante Bank muss getrennt werden von anderen Geschäften, und zwar vollständig, nicht in einer zusammenhängenden Gruppe oder unter einem Holdingdach.
Die systemrelevante Bank muss sich ganz strengen Restriktionen unterziehen. Man spricht von einem Trennbankensystem.
Das ist keine neue Idee. Die USA hatten im Gefolge des Börsenkrachs von 1929 und der daraus folgenden Grossen Depression ein Trennbankensystem eingeführt, das unter der Bezeichnung „Glass-Steagall Act“ von 1933 bis 1999 eine strikte Trennung des Kreditgeschäfts mit Privatkunden vom Investmentbanking vorschrieb.
Der „Glass-Steagall Act“ führte zu einem über Jahrzehnte stabilen Bankensystem in den USA. Als besonders sexy galt das Bankgeschäft in den USA während dieser Zeit allerdings nicht. Es war eher langweilig.
In der Schweiz ist die Idee auch nicht neu. 2010 hatte Nicolas Hayek zusammen mit SVP-Übervater Christoph Blocher und SP-Parteichef Christian Levrat in der Öffentlichkeit die Einführung eines Trennbankensystems gefordert.
Der Ständerat hatte dies dann abgelehnt.
Es stellt sich die Frage, was die Politik nun umsetzen wird. Wichtig ist, wer den Politikern die Traktandenliste vorgeben kann.
Es besteht das Risiko, dass die Bankenlobby oder das Finanzdepartement, auch mit Hilfe professoraler Gutachten, die Themenführerschaft übernimmt.
Und wenn die wichtigen Themen nicht zuoberst auf der Liste stehen, dann wird am Schluss nicht über das Wichtige entschieden.
Die dringliche Vernehmlassung zur Gesetzesänderung „Ausfallgarantien des Bundes“ bietet den politischen Parteien, den Dachverbänden der Wirtschaft, der Gemeinden, der Städte und der Berggebiete und den interessierten Kreisen die Möglichkeit, diese Traktandenliste für das ganz grosse Thema der Neuordnung der SIBs zu bestimmen.
Und zwar ganz am Anfang des politischen Prozesses.
Neben Beleuchtung aller Aspekte eines Trennbankensystems gehören sicher dazu das Verbot oder die Einschränkung variabler Vergütungen oder Bonussysteme, Grössenbeschränkungen bezüglich Bilanzsumme und Ausserbilanzgeschäft, progressive Eigenkapital-, Klumpenrisiko- und Liquiditätsvorschriften, Offenlegung der Beziehungen zwischen Aufsichtsbehörde und Bank.
Es ist bekannt, dass SP und SVP entsprechende Forderungen stellen werden. Wichtig ist, dass sich auch viele andere Interessierte dazu äussern. Sie müssen sich allerdings sputen, die Frist läuft am 21. Juni ab.
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Die beliebtesten Kommentare
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Grösse sagt nichts aus über gutes Leadership!?
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Gute und verständliche Analyse
des gegenwärtigen fehleranfälligen Grossbanken-Systems.
Erhellend auch der Rückblick auf die Class-Seagall-Act.
Deren Aufhebung war wirklich ein Fehler –
aber Bill Clinton hat ja auch noch andere Fehler gemacht… -
Lieber Herr Prof. Geiger
„Insgesamt ist das Gutachten wertvoll und lesenswert.“
Nichts Neues unter der Sonne. Die Grossmanager der UBS sind in eine schwache Lage geraten und werden sich wohl schon Gedanken machen, wie man elegant und ohne Schaden und persönliche Verluste das sinkende Schiff verlassen kann. Bundesbern könnte nun zur bestimmenden Macht am Paradeplatz werden, wenn der Wille und der Mut vorhanden ist. Alter Spruch: Wer Angst hat, der ist gefügig.
Vor einem Jahrzehnt habe ich versucht, diese Gefahrenherde UBS &.Co deutlich zu artikulieren gg. Politiker, Bankspezialisten, Betriebswirte und Anwälte, dabei erntete ich nur fragende Gesichter und spürte den Abgrund der Planlosigkeit.
UBS und CS hätte man zerschlagen sollen und das EK der splitter Unternehmen massiv erhöhen müssen. Sie erinnern sich: Die Amerikaner haben den Schweizer Banken auf Silbertablett den privaten Vertrag zwischen der Schweizerischen Bankiervereinigung und den US-Behörden auf den Tisch gelegt und die Schweizer Banken waren damit einverstanden. Später haben die Schweizer Banken und im besonderen die UBS und die CS diesen Vertrag, den sie unterschrieben haben, verletzt und nicht der Bundesrat, somit war der Finanzplatz Schweiz begraben…aber es „hätte“ schlimmer ausgehen können…oder?
Jeder von uns kann sich ausmalen was von der Eidgenossenschaft übriggeblieben wäre, wenn die „Anderen Retter“ aus China oder Singapour gekommen wären…
Viele pflegen im Innersten noch die Illusionen über ein weiteres Bestehen in dieser Form des Finanzplatz Schweiz – dieser Prozess wird uns aber die ganze harte Wahrheit und eidgenössischen Abgründe vor Augen führen…
Grüsse -
Die Foto von Geiger Hans ist ungefähr so alt wie sein sich wiederholendes Geschwafel.
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Regulierungen werden immer missachtet und umgangen werden. Deshalb kann das sytemische Risiko nur durch eine Systemänderung mit Reduktion der potentiellen Interessenkonflikte und Risikoasymmetrien gemindert werden. Ein Trennbankensystem hilft dabei.
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Sollte etwas mit der UBS schief gehen, und das hats ja schon mal gegeben, wird die Schweiz der EU beitreten müssen zu Bedingungen, die nicht von ihr festgelegt werden werden.
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Ist denn in der Politik noch niemand auf die Idee gekommen, sämtliche Garantien und die Haftung des Volkes von vornherein auszuschliessen?
Mit diesem simplen Prozess würden die übegrossen Konstrukte, die mittlerweile unberechenbar sind, schnell geschrumpft.
Eine einfache Abstimmung vor dem Schweizervolk würde dieses Übel beenden.
Ein weiteres Mal scheint es, dass viele PolitikerInnen von den Akteuren gekauft sind.
Gewinn wird privatisiert und das Risiko und den Verlust soll das dumme Volk tragen, das schon über das System Geldschöpfung durch Kredit und das Zinssystem zu leiden hat. Ohne dieses wäre das Wachstum, das mittelfristig alles an die Wand fährt, NICHT nötig. (Zuwanderung und Inflation etc. nützt nur der Grossfinanz)
Die InfluenzerInnen die von den Akteuren gesteuert werden, haben es in unserer Politik sehr einfach.
Die meisten PolitikeInnen sind im Sold der Akteuren / Unternehmen.
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Es ist völlig irrelevant, ob die Schweiz ein Trennbankensystem einführt. Die USA würden nie zulassen, dass eine Schweizer Investmentbank eine US-Bank oder das US-Finanzsystem mit in den Abgrund reisst. Ob getrennt oder nicht. Sie würden einfach damit drohen, allen Schweizer Banken den Stecker zu ziehen, sollte sich die Schweiz gegen eine Rettung sperren. Sippenhaftung. Was interessiert die Amis die Gesetzeslage in anderen Ländern?
Das sakrosankte Schweizer Bankgeheimnis war innert Wochen pulverisiert. Wer den Schuss nicht gehört hat, ist stocktaub.
Der Wahnsinn ist nur über persönliche Haftung von VR und grossen Teilen des Managements zu bremsen. Den persönlichen Bonus kassieren sie ja bereits. Es braucht zwingend auch den Malus, der richtig wehtut oder gar existenzbedrohend werden kann.
Nur wer ein persönliches Risiko trägt, handelt verantwortungsvoll.
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TBTF – Vorschnell abgeschrieben? Winkelried übernahm nun alle Lasten …
Viele bedenkenswerte Anregungen, danke Herr Geiger.
Am 28.4.2023 hat der Präsident des Financial Stability Board Klaas Knot, Präsident der Nationalbank Hollands, in einer Rede (EuroFi High-level seminar Stockholm) die Frage aufgeworfen: „Why no resolution“ bei der Credit Suisse? Eine Antwort gab er (noch) nicht. Es scheint, dass im FSB der Entscheid des Bundesrats auch nicht verstanden wird.
Alles fing ja gut an: Fuer die Credit Suisse gibt es eine Crisis Management Group mit den Regulatoren der USA, UK, EU und der FINMA als Mitgliedern. Dort wurde ein Global Resolution Plan ausgearbeitet. FINMA bestätigte dass CS abwickelbar in einer Global Resolution sei. Es gab sogar Stresstesting. Denn das macht Sinn: CS hatte gegen zwei Drittel des Personals im Ausland, und einen Grossteil der Geschäfte und Kunden. Da tragen viele Regulatoren Verantwortung, meinte man, obwohl am Schluss nur die Scheiz handelte.
Warum also hat der Bundesrat die „Crisis Management Group Credit Suisse“ nicht aktiviert? Rechtzeitig im Oktober 2022? Zu dieser Frage wird sich wohl der FSB und das Banking Committee for Bank Supervision auch noch äussern. Und dazu wird die PUK Informationen beschaffen müssen.Im Moment halten alle bedeutenden Länder an TBTF fest – nur der Bundesrat erklärt alles für gescheitert: Ein Bundesrat etwas böse gesagt bestehend aus einem Unternehmer (Weinbau) und Mitgliedern ohne Führungserfahrung in der Privatwirtschaft (Frau Keller Sutter meint, einige Jahre im VR einer Versicherung seinen nützlich gewesen – viel begriffen hat man da noch nicht), zuviele mit einer Karriere alleine in der Politik, haben eben selber noch nie Geld gemacht.
Der Bundesrat entschloss sich eigenartigerweise mit seinem notrechtlichen Entscheid zur CS, dass die Schweiz die ganze Last selber stemmem muss. Die Global Resolution des FSB sieht hingegen ein gemeinsames Vorgehen vor, mit einer Teilung der Verantwortung und der Lasten. Denn im Vorfeld des Niedergangs der CS hatten verschiedenste Regulatoren ihre Verantwortungen für grosse Tochtergesellschaften und Geschäftsteile der CS: Geteilte Verantwortung, geteilte Global Resolution. Winkelried packte alle Speere selber – und mit der UBS++ stecken sie.
Mir leuchtet nicht ein, weshalb eine Global Resolution nicht funktionieren soll: Eine Abwicklung der CS unter der Aegide der renommiertesten Regulatoren und Notenbanken ist mindestens ebenso glaubwürdig wie die Uebernahme aller Lasten des Niedergangs der CS durch die Regierung mit dem Steuersubstrat eines Winzlings im Rücken.
Die Regulatoren der USA, UK und EU, alle verantwortlich für Teile der CS, sind nun aus dem Schneider: Keine Liquiditätshilfen für die CS Teile im Ausland. Keine Beteiligung an der Verlustgarantie für heikle Portfolioteile im Ausland. Alles stemmt die kleine Schweiz selber, bezüglich Prozess und finanzieller Sicherung.
Damit zurück zum Grundproblem: Warum muss die Schweiz den Kopf hinhalten, wenn die CS Bill Huang und seinem Archegos Spielzeug Geld leiht oder ein HNWI seine Yacht fremdfinanzieren lässt? Ja, das sind ja die Geschäftchen mit den so risikolosen AUM. Greensill – England: Wo war der UK Regulator? Das sind doch alles Geschäfte, die mit der Schweiz nichts, aber mit ausländischen Regulatoren viel zu tun haben.
Ein Trennbankensystem ist sicher ein Ansatz. Doch die Grundfrage bleibt: Warum braucht die Scheiz Banken wie CS und UBS, die grosse Risiken auf sich laden mit Geschäften mit ausländischen Kunden und ausländischem Geld? Was hat die Schweiz von diesen ausländischen Geschäften, wenn das Personal im Ausland dort die Löhne erhält und die ausländischen Tochtergesellschaften dort die Steuern bezahlen? Schade, dass schlechter Ruf von ausländischen Geschäften auch der Schweiz bleibt.
Was hat die Schweiz davon, denn UBS und CS seit Jahren schlechtes Gechäft machen, overall sei zwanzig Jahren nur Verluste generieren, für die Aktionäre massivste, für UBS wie CS? Ist das nicht einfach ein fundamental unprofitables Geschäftsfeld der Grossbanken im Ausland oder mit ausländischem Geld, weil die beiden (bald nur noch eine) Grossbanken in Geschäften mitmischen, von denen sie zuwenig verstehen?
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http://www.shadowstats.com/alternate_data/inflation-charts
Die Halter von Guthaben und Bargeld werden offenbar ständig ausgenommen von den Kreditnehmern.Und Banken und Zentralbanken haben keine Bonität.
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„Es besteht das Risiko, dass die Bankenlobby oder das Finanzdepartement, auch mit Hilfe professoraler Gutachten, die Themenführerschaft übernimmt.“
Ich nehme an, Sie beziehen sich vor allem auf das Gutachten von Prof. Manuel Ammann (HSG), welcher von der CS gesponsert wird. Es wäre schön, wenn Sie dieses Gutachten kommentieren könnten.
Im übrigen, gratuliere ich Ihnen für diesen klar aufgebauten Aufsatz. Sehr gute Arbeit.
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Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) hat Prof. Ammann mit einer Review zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS beauftragt. Der Bericht sollte namentlich auf die folgenden Themen eingehen: (1). Generelle Beurteilung der Schweizer TBTF-Regulierung im Lichte des CS-Falls. (2) Inwiefern war die TBTF-Regulierung erfolgreich? (3) Zur allfälligen krisenverstärkenden Auswirkung der Anwendung des Regelwerkes. (4) Erste Einschätzung (lediglich Stossrichtungen) eines möglichen Anpassungsbedarfs bei der TBTF-Regulierung.
Die Gruppe unter Leitung von Prof. Ammann hat innert kurzer Zeit einen sorgfältig abgefassten und gut dokumentierten Bericht abgeliefert. Die ersten beiden Fragen des SIF scheinen mir nicht relevant, die dritte ist sehr interessant, betrifft aber nicht Ihre Frage. Bleibt das 4. Thema mit der sehr defensiv formulierten Frage nach der «Stossrichtung eines möglichen Anpassungsbedarfs bei der TBTF-Regulierung».Zum von mir bevorzugten Trennbankensystem ist Prof. Ammann zurückhaltend. Er schreibt, dieses sei «immer ein tiefgreifender Eingriff in das Geschäftsmodell und die unternehmerische Freiheit der Banken und sollte deshalb nur zur Anwendung kommen, wenn keine effektiveren Massnahmen zur Verfügung stehen» (Bericht Seite 54). «Managementorientierte und aufsichtsrechtliche Massnahmen» sieht er lediglich als «ergänzende Instrumente». Versicherungslösungen sind für Ammann nicht die Instrumente der ersten Wahl. Eine Erhöhung der Liquiditätsanforderungen lehnt er ab, befürwortet dagegen Regeländerungen, damit ein grösserer Teil hochwertiger Vermögenswerte als Sicherheit für die Liquiditätshilfen der SNB verwendet werden kann. Ammann befürwortet eine massvolle, aber substanzielle Anhebung der Eigenmittelanforderungen. Er erwähnt als Möglichkeit auch die Verstaatlichungsoption und findet, damit könnte bei ausreichender Kapitalanforderung «die Symmetrie zwischen Gewinnchancen und Verlustrisiken für den Staat wiederhergestellt» werden.
Insgesamt ist das Gutachten wertvoll und lesenswert. Dass die Gutachter dem Trennbankensystem nicht mehr Zuwendung schenken, ist verständlich. Den radikalen Schritt zum Trennbankensystem (für systemrelevante Banken) zu machen ist für einen Autor von Inside Paradeplatz einfacher als für einen akademischen Gutachter im Auftrag der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/79256.pdf -
@ turikum
Bevor Sie die Kompetenz von Herrn Ammann infrage stellen und ihm unterstellen, von der CS gesponsert zu dein sollten Sie mindestens sein Gutachten gelesen und verstanden haben.
Ansonsten bleiben Sie ein lauter Stammtisch-Wichtigtuer mit Akademikerkomplex..
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Wer hier schreibt, ist das der Zupfgeigenhansel ?
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Ein fundierter informativer Artikel von Proffessor Geiger.
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Aktuelle politische Forderungen:
– Höheres EK (aber das war nie ein Problem bei der CS)
– Boni-Beschränkungen (ist zwar gut für die Seele, bringt aber vermutlich ausser anständigeren Managern wenig)
– Investmentbank abspalten/verbieten/… (War bei der CS direkt kein Problem, sie ging wegen zu wenig Liquidität unter)
– Trennbank-System (siehe vorheriger Punkt)
– Ausbau der FINMA-Kompetenzen/Bussen (CS verstiess nicht gegen die Regulierungen)Ich glaube, wir regulieren die Banken komplett falsch. Es muss zwingend eine Lösung erarbeitet werden wo die Banken bankrott gehen dürfen. Sonst macht sich die Schweiz erpressbar und setzt falsche Anreize.
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„Boni-Beschränkungen bringen aber vermutlich ausser anständigeren Managern wenig“. Anständigere Manager wären doch sicher einmal die halbe Miete.
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An Turikum;
hier unterstellen Sie einem Gutachter, nämlich Professor Ammann, explizit Parteilichkeit.
Ich gehe davon aus, dass Ihnen bewusst ist, dass Sie damit eine Bewertung vornehmen, die unqualifiziert ist, da Sie offenkundig keine Ahnung von diesem Gutachten haben.
Zudem führen Sie sich hier – wie auch in andern „Beiträgen“ – als steter lehrmeisterlicher Besserwisser auf. -
@ Marc R.
Es geht hier um die Etablierung eines Boni-Systems, das auf den stabilen Weiterbestand des Unternehmens wie auch der unternehmerischen Motivation des Bonusempfängers ausgerichtet ist.
Mit ausschliesslichen CASH-Boni erreichen Sie dieses Ziel nie. Denn CASH-Boni animieren zu kurzfristiger künstlicher Maximierung artifizieller Gewinne. Im Anschluss wird gekündigt und der Manager verschwindet mitsamt dem Cash.
Boni müssen eine an den langfristigen Weiterbestand des Unternehmens gekoppelte bindende Wirkung erzielen.
Diese Wirkung wird besser erzielt mit Aktienbeteiligungen mit Sperrfrist über die Kündigung hinaus.
Dass hier die kurzfristig orientierten Job-Hopper natürlich rebellieren ist anzunehmen und auszuhalten.Manager, denen langfristige stabile Unternehmensergebisse wichtig sind werden deshalb nicht abspringen.
Für solche Systeme finden sich fraglos mehr „anständige“ Manager.
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Man kann nur hoffen, dass Neo-Chef Ermotti und seine Entourage merken, dass das neue Gebilde UBS für die Schweiz (und deren Bürger) tatsächlich VIEL ZU GROSS ist und wenn diese es nicht selber merken bzw. entsprechend verantwortungsvoll einschätzen, halt UNBEDINGT die Politik umfassend und vor allem klar handeln muss, um deren allenfalls übersteigertem Machtdenken unmissverständlich Einhalt zu bieten.
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Ermotti merkt das sicher nicht, bei dem zählt nur die Grösse und sein Bonus. Wenigstens ist die Swiss Re gerettet, das ist ein kleiner Trost.
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Im Nachhinein ist man immer schlauer werter Herr Geiger. Dann hätte man schon 2008 eben Pflöcke einschlagen und den Grossbanken das Trennbanken System aufzwingen müssen. Bei diesem System guten Teile zu retten und den Schrott bachab gehen lassen ist nicht so einfach, insbesondere wenn man bereits in Schieflage ist, denn Gläubiger der Schrottteile würden die Bank mit Anfechtungsklagen eindecken.
2008 als CS gegenüber der UBS noch in guter Verfassung war und es juristisch weit einfacher gewesen wäre, hätte man das tun müssen.
Jetzt ist es zu spät. Und wir wissen ja wie die US Justiz auf Schweizer Banken fokussiert ist, da würde weitere Klagen kommen. -
Präsident Bill Clinton erwähnt in einem Rückblick, als einen seiner Fehler betrachte er seine Unterschrift zur Aufhebung von „Glass Steagall“. Damit sei die Bankenkrise von 2008 erst möglich geworden.
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Wer welche Bank zu retten hat, bestimmen die USA. Auch eine reine NUBS-Investmentbank würde riesig, wenn nicht sogar noch grösser als heute. Mehr leverage, mehr Renditedruck, mehr Boni, noch höheres Crashrisiko und vorallem höhere Counterpartrisiken. Wird die Investment-UBS dereinst eine US-Universalbank in Nöte bringen, interessiert es die Amis einen Feuchten, wie die CH-Regularien sind. Selbstverständlich weiss das die NUBS, dass sie die USA vor dem Untergang bewahren würde. Daher: business as usual!
Wer’s nach der CS-Aktion noch immer nicht gemerkt hat: TBTF rettet nicht die eigene Volkswirtschaft, sondern die der USA.
Wenn schon, müssten also die USA das Trennbankensystem wieder einführen: Das würde das Risiko insbesondere für Nicht-US-Banken enorm erhöhen und entsprechend dämpfend auf den ganzen Wahnsinn wirken.
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Absolut einverstanden. Mit dem Trennbankensystem würde die Schweiz zudem mehr Neugeld anziehen, da die Superreichen längst gemerkt haben, dass wir durch die globale Schuldenproblematik und geopolitischen Herausforderungen auf einen Eisberg zusteuern.
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Die Superreichen haben/bekommen grundsätzlich keine Probleme, egal welches System gerade gilt. Geld ist für die kein Thema, sondern Macht. Und die hilft gegen jedes Bobo.
Geld und Banken sind für den Pöbel.
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wie Recht doch mein Grossvater hatte, als er mir sagte, dass ich am Ende jedem einzelnen Idioten erklären müsse, was für einen grossartigen Scheiss’n’Dreck er angestellt hat. – Dass die Honks nie selbst darauf kommen können, wie überflüssig sie sind.
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wollte mal nachfragen, was denn die hohe Finanz- und Politikwissenschaft den Bürgern der Erde für einen großen Vorteil gebracht hat?
Ausser heisser Luft ist von diesen Koryphäen in den Universitäten, Chefetagen, Staatskanzleien nicht sehr viel herausgekommen. Doch unzählige Dumpfbacken sind den Vorturnern immer gehorsam gefolgt.
Wen soll man denn für so ein Vorgehen noch bemitleiden?
Die Hure Babylon darf nun endlich ausbluten und für ihre unzähligen Verbrechen und Sünden büssen! Dumm nur, wenn man selbst feststellt, dass man ebenfalls ein schmarotzendes Arschloch ist, nedwahr? -
Die CS hat ja das afrikanische Land Mosambique ins Exit befördert. Die Schweiz wird Mosambique folgen, wenn die ganze New UBS Geschichte den Bach runter geht. Nicht auszudenken was da noch in den Büchern der CS für Atombomben schlummern!
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…dem Untergang verschrieben spätestens seit der F/A-18-Beschaffung: die kann aus der Ferne (USA) abgestellt werden.
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Hätte schon 2008 passieren müssen.
Wird auch jetzt nicht passieren.
CH hat sich schon länger dem Untergang verschrieben. -
Auch bei einem Trennbanken System: Wenn es wieder so weit ist, gibt es von den Amerikanern, Deutschen, Engländer, Franzosen und so weiter auf den Deckel & der Saustall wird trotzdem gerettet.
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Jetzt kommt der Geiger Hans wieder ins Schwurbeln. Lasst doch diesen alten Mann nicht mehr in der Oeffentlichkeit seine endlosen Geistergeschichten nicht mehr prahlen.
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mir gefaellt der titel. meine frau sagt das auch immer zu mir!!
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Geld muss ein Service Public sein und nicht Spielball von liberalisierten Spekulanten.
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„Wenn etwas zu gross ist, dann ist es zu gross“ – seltsam es soll nun eine Redewendungshülse, als das Argument für den Niedergang systemrelevanter Banken aussreichen. Der Grund solcher massiven Schieflagen, ist in der manifestierten Haftungslosigkeit seiner Führungs-Akteure zu suchen. Würde der Gesetzgeber endlich dazu übergehen, die persönliche Haftung für Banken-CEO’s u. deren Führungsmitarbeiter-Entourage einzuführen, würde ehemalige Grossbanken ein dramatischer „Schrumpfungsprozess“ erfassen, denn sämtliche Nichthafter des Führungsmanagements dürften sich schnell vom Acker machen. Leider hat sich die Haftungslosigkeit, als das Geschäftsmodell vieler Akteure der Wirtschaft u. der Politik durchgesetzt – es gehört zum guten Ton vieler Spitzen-Manager u. Spitzen-Politiker, die persönliche Haftung auf das Volk auszulagern. Es wird höchste Zeit für die Bürger, Nichthaftern die Grenzen aufzuzeigen und eine Gesetzes-Änderung zum Schutz des Volkes einzufordern.
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Gesetzgeber?? Je mehr Wischi Waschi Gesetze, desto weniger werden die befolgt. Siehe Stresstest, Regulierung und all das sonstig BLa Bla, das nur Kosten, aufgeblähte Ämter und Korruption geschaffen hat und sonst nichts.
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Grow or Die, es gibt keinen anderen Ausweg!
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Ein verordnetes Trennbankensystem ist möglicherweise eine notwendige, jedoch keinesfalls eine hinreichende Bedingung.
Es geht doch hier um eine grundlegende ganzheitliche Auslegeordnung, wo folgende Rahmenbedingungen zu beachten wären:
– Bilanzsumme / BIP
– Ausstattung FINMA mit Sanktionskompetenzen
– Deckelung von cash-Boni
– Risk Management und Compliance direkt dem VR zu rapportieren
– Trennbank in unterschiedlichen Rechtsgefässen führen (Haftung!)Diese Fragen sind vorab offen und ohne Tabu zu diskutieren und hierzu umsetzbare Konzepte zu präsentieren.
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Auch die Derivate müssen irgendwie in die Risikobetrachtung gewichtet werden.
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Nachvollziehbar Herr Geiger, aber ich habe das unter Ihrem Interview mit Lukas Hässig schon geschrieben: Ein Trennbankensystem wird schlicht und ergreifend politisch nicht durchzusetzen sein, dazu kommt dann noch die Lobbyarbeit der Bankenindustrie.
Wir sehen doch seit Jahren was seitens der Banken abgezogen wird wenn es um schärfere Regulierung geht: „Dann müssen wir die Kreditvergabe zurückfahren, müssen Leute entlassen, die Wirtschaft kann nicht mehr mit Geld versorgt werden etc. etc.“ Und was passiert? Die Gesetzgeber knicken ein, und schon kommt irgendein laxes Kompromisspaket heraus.Zur Regulierung generell: Der Fall Credit Suisse doch klar gezeigt, dass die Systeme zwar in der Theorie funktionieren, aber in der Praxis kolossal scheitern.
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… und wieso ist das so? … weil man immer wieder diese Theoretiker von den Unis nimmt die die Systeme konzipieren anstatt man nähme die Praktiker die weltweite Erfahrung haben. Herr Geiger scheint mir zwar O.K., vielleicht weil er in dieser „down-to-earth“-Partei SVP ist. Ueber Herr Ammann weiss ich nicht Bescheid. Einfach immer: wenn ein Problem ansteht, bitte zieht immer den Praktiker dem Theoretiker vor.
Dann ist schon viel erreicht.
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Die CS hat ja das afrikanische Land Mosambique ins Exit befördert. Die Schweiz wird Mosambique folgen, wenn die ganze New…
mir gefaellt der titel. meine frau sagt das auch immer zu mir!!
Absolut einverstanden. Mit dem Trennbankensystem würde die Schweiz zudem mehr Neugeld anziehen, da die Superreichen längst gemerkt haben, dass wir…