Die Bank Vontobel hat von Januar bis Ende Juni ihren operativen Gewinn von 154 auf 173 Millionen Franken gesteigert.
Plus 12 Prozent.
Der Sprung hätte höher ausfallen können, wäre da nicht eine ins Auge springende Steuerbelastung.
Diese erhöhte sich im ersten Halbjahr 2024 um sage und schreibe 62 Prozent.
Wie ist das möglich?
Bei der Julius Bär ist nichts Vergleichbares passiert, da bewegte sich die Steuer-Belastung einigermassen im Rahmen der Gewinnentwicklung.
Die Steuerquote stieg nur minimal auf 16.5 Prozent.
Der Vergleich mit der Konkurrentin ist wichtig. Beide Häuser haben wichtige Ableger in Dubai.
Um diesen Standort geht es hier. Wie viel Steuern fielen in Dubai an? Wie viel waren es bisher?
Die Frage stellt sich, nachdem die dortigen Behörden ihr System angepasst haben. Die Vontobel-Chefs hielten denn auch in ihrem Halbjahresbericht fest:
„Die Zunahme (des Steueraufwands, AdR) begründet sich in erster Linie mit dem neu eingeführten Unternehmenssteuersystem in Dubai sowie einem höheren Gewinnanteil der Bank Vontobel AG.“
„Die Steuerquote erhöhte sich dadurch auf 24,8 Prozent gegenüber 17,3 Prozent in der ersten Hälfte des Jahres 2023.“
7,5 Prozentpunkte mehr Steuerquote bei der Vontobel versus praktisch unverändert bei der Julius Bär: ein Rätsel.
Oder auch nicht.
Die „Explosion“ könnte mit einem Trickli zusammenhängen, das die Vontobel jahrelang angewendet hat.
Sie liess einen Teil ihres Business über Dubai laufen, ohne dort über viel Personal zu verfügen. Wenig Lohn- und sonstiger Aufwand, viel Ertrag:
Das füllt die Gewinn-Schatulle.
Zu null Prozent Steuern.
Jetzt, mit einer neu 9-prozentigen Unternehmenssteuer in Dubai, hat der Wind gedreht. Doch das ist höchstens die halbe Erklärung.
Dass nämlich das Middle-East-Finanzzentrum Steuern für Firmen einführt, kam alles andere als überraschend. Das war seit Jahren klar.
Zudem bieten die neuen Dubai-Steuern zahlreiche Ausnahmen. Wer sich geschickt anstellt, zahlt weiterhin oft null.
Die nur leicht gestiegene Steuerquote von Konkurrentin Bär macht das deutlich. Sprich: Etwas Anderes muss vorgefallen sein.
Die Vontobel hat offenbar ihr System gewechselt.
Lange hat das Headquarter in Zürich für Leistungen der Vontobel Dubai sogenannte „Verrechnungspreise“ gezahlt. Das öffnete Tür und Tor für Beträge, die man sich wünschte.
Die massiv höhere Steuerquote mit dem entsprechenden Hochschiessen des Steueraufwands in Franken muss mit deutlich mehr Steuern in Zürich zusammenhängen.
Und in Deutschland. Auch der dortige Ableger hat Dubai jahrelang „Verrechnungspreise“ in Rechnung gestellt – respektive Zürich hat Frankfurt so belastet, dass die Vontobel in der „Steuerhölle“ Deutschland möglichst wenig Gewinn erzielt.
Ein ausgeklügeltes System mit dem Ziel, den Profit möglichst da anfallen zu lassen, wo der Obolus für den Staat am tiefsten ist. Also maximal viel in Dubai, von wo es dann entsprechende Dividenden-Überweisungen an die Limmat gab.
Allein in den 12 Jahren von 2008 bis 2019 waren es 450 Millionen Franken.
Haben die Schweizer und die deutschen Steuerbehörden dem nun einen Riegel geschoben? Haben sie die Vontobel ins Visier genommen?
Laufen oder liefen Untersuchungen des Fiskus in den beiden Ländern gegen die Familienbank?
Auf entsprechende Fragen hält sich eine Sprecherin der Familienbank bedeckt.
„Wie im Jahresbericht angegeben, ist die Zunahme des Steueraufwands in erster Linie auf das neu eingeführte Unternehmenssteuersystem in Dubai sowie einen höheren Gewinnanteil der Bank Vontobel AG zurückzuführen.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wieso hat Vontobel nicht unverzüglich und klar kommuniziert?
Ereignisse, die den Kurs einer Aktie über die handelsüblichen Schwankungen hinaus verändern könnten, sind von kotierten Gesellschaften sofort und klar zu kommunizieren.
Das Merkmal des Kursbeeinflussungspotenzials verlangt eine Einschätzung, inwieweit der Kurs eines Finanzinstruments oder eines darauf bezogenen derivativen Finanzinstruments beeinflusst wird, wenn die Umstände bekannt werden. Es kommt daher nicht darauf an, ob sich der Preis eines Finanzinstruments nach Bekanntwerden der Insiderinformation tatsächlich verändert hat.
Ausreichend ist, wenn es aus Sicht eines verständigen Anlegers, der zum Zeitpunkt seines Handelns alle verfügbaren Informationen kennt, wahrscheinlich erscheint, dass es zu einer erheblichen Kursbeeinflussung kommen kann.
Eine Zunahme des Steueraufwandes um 62 Prozent dürfte als kursrelevante Tatsache qualifizieren.
Ab wann wusste Vontobel davon?
Wieso war eine Ad hoc-Mitteilung nicht erforderlich?
War ein Bekanntgabe-Aufschub gewünscht und möglich?
Waren die Bedingungen dafür kumulativ erfüllt? -
Der Artikel hat eine interessante Thematik und geht inhaltlich in Ordnung. Benotung, wenn 1=miserabel und 6=ausgzeichnet: Note 4-5.
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ich bin ja grundsätzlich der Überzeugung, dass Steuern legalisierter Raub darstellt. Zudem sind die staatlichen Zwangsabgaben in Zürich ja mehr als unverschämt 🙂
… zumindest für die Produktiven und Unabhängigen, welche gezwungen werden diese Muppet-Show zu finanzieren ….
🎉🤡🤦 -
das machen alle Emittenten von Strukturierten Produkten so, ob aus Dubai oder aus Guernsey. Alle Schweizer, Französischen oder Deutschen Emittenten machen das ganz legal so, steht jeweils im Termsheet von jedem einzelnen Produkt.
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Das ist korrekt: historisch betrachtet weichen die Konzerne der VST aus, indem sie ihre Schuldverschreibungen über eine ausländische Gesellschaft emittieren.
Man soll aber differenzieren: vergleichen Sie die Jahresabschlüsse der verschiedenen Emittenten. Fast alle wenden die Kostenaufschlagsmethode an. Dies führt dazu, dass am Emissionsstandort im Ausland nur überschaubare Gewinne anfallen.
Die Geschäftsberichte können kostenlos bei der Bank Vontobel AG, Gotthardstrasse 43, 8022 Zürich, Schweiz (T +41 58 283 78 88) bestellt werden.
Eine Lektüre der Jahresabschlüsse der Vontobel Financial Products Ltd., Dubai lohnt sich allemal. Jedenfalls habe ich es kürzlich getan und war sehr erstaunt.
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Das Problem hierbei ist, dass die wahren Verrechnungspreisspezialisten in Bern im SIF sitzen, während die Kantone über Steuerentscheide entscheiden dürfen. Deshalb geht die Firma Grüner Punkt oft mit lächerlichen Strukturen nach Schafhausen, die der Kanton nicht versteht, und willigt ein, Arbeitsplätze zu schaffen. Alle Entscheidungen bezüglich Verrechnungspreisen sollten vom SIF überprüft und historische Entscheidungen aufgehoben werden, wenn sie zu zu geringen Gewinnen in der Schweiz führen. Die Beratungsfirmen verarschen unser Land, und wir lassen es zu, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes Geld von Schweizern stehlen, die aufgrund ihrer albernen Strukturen mehr persönliche Steuern zahlen, insbesondere die Firma „Green Dot“.
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Typisch Hässig, der macht uns nur noch hässig.
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Ich schrieb es schon häufig: Warum will die Finanzindustrie wohl unbedingt Geschäfte in Dubai machen? Weil man dort 1.) unkompliziert an problematische Gelder kommt und 2.) steuerfrei Gewinne einstreichen kann. Und genau dasselbe wird man bei Vontobel offensichtlich auch praktiziert haben.
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Grundsätzlich stellt sich die Frage:
Sollen wir Staatsbürger und Steuerzahler so dumm sein, und weiterhin den ganzen Finanzbetrug mit ungedeckten Kredit- Währungen (Giralgeldschöpfung aus heisser Luft) akzeptieren?
Weshalb sollen wir die Haftung übernehmen für dieses verfassungsfeindliche System?
Wer Nachhaltigkeit wünscht, sollte rasch handeln, bevor der nächste Finanz.- und Bankencrash einsetzt, denn Banken sind der unsicherste Ort, um Vermögen aufzubewahren.
Bei toten Fliegen gibt es nichts mehr zu holen.
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Was ist der Unterschied zwischen 7.5 Prozentpunkten und 7.5%?
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Zeno Staub und Martin Sieg müssen Genies gewesen sein. Jedenfalls nicht mit der jetzigen Führungsriege zu vergleichen!
Ihr obliegt die Bürde, das Ganze rückzuabwickeln. Offenbar geht es aber nicht ganz ohne Nebengeräusche. Immerhin muss das System dermaßen ausgeklügelt gewesen sein, dass es fast 20 Jahren überlebt hat.
Wie hat die Bank dies so geschmeidig hinbekommen?
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Köstlich!
Ironie ist das Körnchen Salz das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht.
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ich liess mir sagen, die Vontobel sei die beste Schweizer Privatbank in Familienbesitz. Nachdem diese zukunftsorientierte Familie dieses Unternehmen weiter aussaugt, co-CEOs ernennt (was ja genau NIE funktioniert) und von einer negativen Schlagzeile in die andere rutscht, frag ich mich quo vadis Swiss Private Banking? Steuerklau am Heimatland. Bravo zur Ausnutzung legaler Steuertricks.
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„Verrechnungspreise“ von Zürich nach Dubai ? Das ist mit der zürcher Steuerverwaltung und der ESTV kaum zu bewerkstelligen. Die ticken ja schon aus wenn Zahlungen für IT maintenance/security nach Dänemark fliessen. Von „Verrechungspreisen“ in ein Nullsteuerland ganz zu schweigen, egal wieviel Substanz vor Ort ist und ob die Dienstleistungen wirklich (in der entsprechenden Quanität/Qualität) erbracht wurden.
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Etwas polemisch formuliert, Herr Steuerexperte… in der Substanz aber richtig.
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Wenn die Steuerverwaltung mit dem verbleibendem Gewinn zufrieden ist, schauen die gar nicht genauer hin. Und selbst wenn es mal eine Revision gibt, werden die eigentlich zu beanstandenden Punkte oft übersehen. Da läuft sehr vieles an den Behörden vorbei.
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frage mich, wozu es noch privatbanken braucht?
immer nur schlecht schlagzeilen.
man muss sich als schweizer immer wieder aufregen
und fremdschämen.
wenn sie nur helfen „steuer zu optimieren“ und
vermögen zu verstecken, dann sollen sie geschlossen
werden.-
Steuern optimieren und Geld verstecken sowie hohe Gebühren kassieren das ist das Geschäftsmodell dieser Banken.
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Genau solche Steuertricks – wie auch das horrende Lohngefüge in der Finanzindustrie – unterwandern das Vertrauen in die Wirtschaft!
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@Ha kei Ahnig: Nomen est omen. Aber Sie haben wenigstens eine Meinung.
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Stimmt genau, präzisieren wir jedoch: In die Finanzwirtschaft. In grossen Teilen unserer Wirtschaft, insbesondere in kleineren Betrieben (KMU), wir zu normalen, sprich anständigen, Löhnen gute Arbeit geleistet. Seien wir froh darüber, sie sind ein wichtiger Teil unseres Wohlstands.
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Die Gier der Geschäftsleiter der CH-Banken ist wirklich höchst destruktiv und ein unendlicher Freipass für die Linken, perfide immer den Neid zu schüren und die pauschal Wirtschaft zu verunglimpfen.
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Zünd: immerhin hast Du ja keine Meinung. Auch nicht nötig als Abnicker.
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Ah die Vontobel wieder mit einem Trickli unterwegs. Herrlich, darin sind und waren sie häufig gut.
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Füllmaterial am Brückentag, Belege fehlen.
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wusste gar nicht dass man mit Steuern ein Schiff lenken kann …
Ich dachte die Pötte hätten ein Ruder? Schwieriges Fahrwasser, woll?-
Darum heissts auch ja Ruderbord und nicht Steuerbord. Oh Moment…
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…Und?
Genau solche Steuertricks - wie auch das horrende Lohngefüge in der Finanzindustrie - unterwandern das Vertrauen in die Wirtschaft!
frage mich, wozu es noch privatbanken braucht? immer nur schlecht schlagzeilen. man muss sich als schweizer immer wieder aufregen und…
"Verrechnungspreise" von Zürich nach Dubai ? Das ist mit der zürcher Steuerverwaltung und der ESTV kaum zu bewerkstelligen. Die ticken…