Still und leise hat sich HSBC Schweiz zu einer Private-Banking-Macht im helvetischen Bankenland gemausert. Mit rund 200 Milliarden verwalteten Vermögen zählt der UK-Asien-Finanzriese zum direkten Verfolgerfeld hinter den beiden Grossen.
Doch nun wird die mächtige HSBC von einem Machtkampf durchgeschüttelt. Mitten im Zentrum stand bis vor kurzem der weit herum geschätzte HSBC-Schweiz-Chef Alexandre Zeller.
Zeller warf vor Monatsfrist den Bettel hin. Er mache sich auf eine Tibet-Reise, verrät ein Vertrauter. Zellers Nachfolger wird Franco Morra, ein Ex-UBS-Topmanager.
Zeller, der erfolgreich die Waadtländer Kantonalbank saniert hatte, stemmte sich erfolglos gegen eine massive Zentralisierung des weltweiten HSBC Private Bankings.
Alle zentralen Dienste wie Personal, Finanzen, Informatik und Weiteres der europäischen Ländergesellschaften wandern nach London. Das Gleiche könnte an anderen HSBC-Zentren wie Hong Kong passieren.
Die grossen Verlierer sind die Länderchefs. Alexandre Zeller wäre zum „Eunuchen“-CEO von HSBC Schweiz geworden, sein Aufgabengebiet hätte sich auf die Bearbeitung der Marktregion Schweiz beschränkt.
Als Zückerchen hätte er die Leitung des Private Bankings Europa übernehmen können. Mit Ablegern in Monaco und dem nicht so wichtigen Frankreich machte das den Braten nicht feiss.
„Diesen Job hätte Zeller haben können“, sagt eine hoher Schweizer HSBC-Manager. „Da sagte er ‚Nein danke‘.“
Treibende Kraft des HSBC-Umbaus ist ein Investmentbanker. Der über 60-jährige HSBC-Veteran Krishna Patel wurde letzten Sommer zum Chef des globalen Private Bankings der Grossbank gekürt, domiziliert in London.
Patels Auftrag ist, das Private Banking fit zu trimmen. Als Intimus von HSBC-Konzernchef Stuart Gulliver hat er freie Bahn.
Neben der Bündelung der zentralen Dienste ordnete Patel eine rigorose Fokussierung auf die vermögendsten Kunden an.
Einfache Millionäre sind nicht mehr gefragt. Zumindest nicht in aufstrebenden Märkten, wo die untere Limite bei 3 Millionen Dollar liegen dürfte, normalerweise aber 5 Millionen nicht unterschreiten sollte.
Für den grossen Umbau holte Zeller Franco Morra. Der langjährige Berater von Boston Consulting brauchte nach kurzer Zeit an der Spitze von UBS Schweiz einen neuen Job.
Ende 2010 begann Morra bei HSBC in Genf zu wirbeln. Ein langjähriger Spitzenmann der Bank beschreibt Morra als „energiegeladen“.
„Morra packt vieles gleichzeitig an und stürzt sich auf die Details“, sagt die Quelle. „Seine eigene Ungeduld führt dazu, dass er null Verständnis hat für Leute, die von seinem Tempo überfordert sind.“
Ein Ex-Kadermann der HSBC Schweiz beschreibt den Zeller-Nachfolger, der quasi nebenbei auch das Private Banking Europa leitet, als machthungrig.
„Für mich war früh klar, dass Morra weiter aufsteigen wollte“, sagt die Quelle. „Mir schien, er sägte an Zellers Stuhl.“
Dem widerspricht ein Sprecher der Schweizer HSBC. „Hinter dem Abgang von Zeller und dem Nachrücken von Morra steckt nichts Persönliches“, sagt der Manager.
Morra, ein junger, draufgängerischer Banker, der von Freunden als intelligent und analytisch gelobt wird, muss als Nächstes einen scharfen Stellenabbau umsetzen.
In der Genfer Presse war kürzlich von mehreren Hundert der rund 1’500 Jobs in der Romandie die Rede, die gefährdet sein sollen. In Zürich beschäftigt HSBC Schweiz noch ein paar weitere Hundert Leute.
Der HSBC-Sprecher lässt sich nicht auf die Äste hinaus. „Das sind Gerüchte, die wir nicht kommentieren“, sagt er auf Anfrage. „Wir sind mit unseren Arbeiten noch nicht soweit.“
Bereits klar ist, dass gewisse Management-Stufen ersatzlos gestrichen werden. So gibt es die frühere Funktion von Morra als Chef Private Banking Schweiz nicht mehr. Zudem wurden mehrere Kaderleute in den letzten Monaten auf die Strasse gesetzt.
Ebenso klar ist, dass ein strenges Kostenregime Einzug gehalten hat. Boni wurden im grossen Stil gestrichen.
Eine hochrangige HSBC-Schweiz-Quelle erwartet aber kein Blutbad. „Es wird wohl auf deutlich weniger als 300 abzubauende Stellen hinauslaufen“, sagt der Manager.
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ex CEO
Gruss A -
There is no substance in this article. Why don’t you read finews.ch? It’s more accurate and reliable.
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Jeh, wie härzig – en Angelsachs. Interessant wird es jeweils, wenn ebensolche über Reliability sprechen. Und natürlich tun sie das unter Verwendung des Wortes als Werbung für etwas – das ist wirklich sehr vertrauenserweckend…
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Morra, ein weiterer „Voriger“. – Der sollte, wenn er schon so gut und dynamisch ist, gescheiter selbst etwas aufbauen. Ist dem Herrn wohl aber zu mühsam und zu riskant oder er kann es schlicht nicht. Zeigt nur Pseudo-Balls bei der Aufraumarbeit, sonst hat er nicht wirklich welche. – Ein Hardliner without Balls also, ein typischer Hype eben, und dass weiß er selber…
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In der Vergangenheit wurde allzu vieles verschlafen oder auf die lange Bank geschoben. Die IT ist hoffnungslos veraltet, viele Prozesse sind ineffizient und regulatorische Anforderungen wurden teilweise nachlässig umgesetzt. Dies hat zu einer chaotischen Folge von „quick and dirty“ Aktionen geführt – mit teilweise grotesken Kostenfolgen. Niemand getraut sich, den planlosen Aktivismus zu hinterfragen, denn die gezielten Entlassungen von Kadern haben bereits eine lähmende Kultur der Angst geschaffen.
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traurig, traurig, traurig
wie endet das noch
schade um die top leute!!!
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In der Vergangenheit wurde allzu vieles verschlafen oder auf die lange Bank geschoben. Die IT ist hoffnungslos veraltet, viele Prozesse…
traurig, traurig, traurig wie endet das noch schade um die top leute!!!
Morra, ein weiterer "Voriger". - Der sollte, wenn er schon so gut und dynamisch ist, gescheiter selbst etwas aufbauen. Ist…