Die Milliardenschlacht zweier Russen-Oligarchen hat den Ruf der Hyposwiss ramponiert. Zerstören konnte der Krieg der Milliardäre die Privatbanken-Tochter der St. Galler Kantonalbank nicht.
Zumindest glaubt das der zuständige Chef-Politiker des Ostschweizer Kantons. „Die Regierung steht hinter der Strategie der St. Galler Kantonalbank“, sagt Martin Gehrer, Finanzdirektor von der CVP. „Dazu gehört auch die Tochter Hyposwiss mit ihrem Private Banking.“
Gehrer sitzt im VR der Hyposwiss-Mutter. Er und seine Kollegen in der Regierung gehen nun in die Offensive. In diesen Tagen werfen sie ihren Vorschlag zur Privatisierung der St. Galler KB in die öffentliche Arena. Die heutige Mehrheit von 54 Prozent soll abgegeben werden. Die Vernehmlassung dauert bis Sommer, 2013 könnte das Volk entscheiden.
Für den mächtigen Finanzpolitiker hat die kleine Zürcher Privatbankentochter ihren Platz in der Strategie der grossen Mutter. „Lieber auf mehreren Beinen stehen als nur auf einem, davon bin ich überzeugt“, begründet der Ober-Schutzherr seine anhaltende Liebe zur Hyposwiss. „Ein Verkauf der Hyposwiss“, so Gehrer, „steht nicht zur Diskussion, das ist überhaupt kein Thema.“
Das CVP-Schwergewicht setzt viel politisches Kapital aufs Spiel. Denn die Zukunft der Hyposwiss Private Bank – Werbespruch „Expect the expected“ – steht in den Sternen.
Die Bank ist in einen gefährlichen Strudel um Geldwäschereivorwürfe geraten. Es stellt sich die Frage, ob die Verantwortlichen der KB-Mutter und Privatbanken-Tochter ihre Pflichten erfüllt haben.
Ein Verfahren mit einem negativen Urteil würde zum Imageproblem für die Privatbank, die auf einen guten Ruf angewiesen ist.
Die Vorwürfe rund um den Oligarchen-Krieg sind massiv. Aluminium-Milliardär Oleg Deripaska beschuldigt Nickel-Krösus Vladimir Potanin, via Hyposwiss-Konten Hunderte von Millionen Dollar gewaschen zu haben. Es hagelte Strafanzeigen und Aufsichtsbeschwerden, die bei der Bundesanwaltschaft, dem Bundesgericht und der Finma hängig sind.
Der bisherige Höhepunkt der wüsten Geschichte sind zwei Ex-Hyposwiss-Mitarbeiter, die tonnenweise geschützte Bankdaten des Nickel-Oligarchen entwendeten und den Aluminium-Angreifern für Millionen zum Kauf anboten.
Die Bundesanwaltschaft konnten einen der Daten-Diebe in U-Haft nehmen. Danach sprach sie von einer Untersuchung, die „laufend weitere Ermittlungsmassnahmen“ aufdrängen würde.
Das deutet darauf hin, dass die Ermittler einen Fahndungserfolg landeten und nun auf einem wertvollen Datenschatz sitzen, den sie auswerten können.
Wären die Daten nutzlos, dann hätten die verantwortlichen Bundesanwälte den Datendieb kaum wochenlang in U-Haft genommen, sondern ihn nach einer Einvernahme springen lassen.
Der neue Bundesanwalt Michael Lauber zeigt im Steuerkonflikt mit deutschen Fahndern Zähne. Laubers Credo, unparteiisch und rigoros Gesetzesverstösse zu ahnden, könnte bedeuten, dass es rund um die Hyposwiss doch noch zu einem Verfahren kommt.
Im Herbst hatte die Bundesanwaltschaft ein solches noch abgelehnt. Daraufhin erhöhten die Anwälte des angreifenden Russen-Chefs den Druck und reichten weitere Strafanzeigen ein.
Finanzpolitiker Gehrer verteidigt sein Festhalten an der Hyposwiss mit einem Gutachten der PwC, der Revisionsgesellschaft der St. Galler KB. Dieses sprach die Verantwortlichen frei von Schuld, blieb aber unter Verschluss.
Das sei zwingend, meint Gehrer. „Im PwC-Bericht sind Kundeninformationen enthalten, die die Bank so nicht publizieren darf. Relevant ist aber, dass der Bericht feststellt, dass die Hyposwiss nicht gegen die Geldwäschereibestimmungen verstossen hat und die Melde- und Sorgfaltspflichten eingehalten wurden.“
Der Fall hat eine Dimension, die über die kleine Hyposwiss hinausgeht. Es stellt sich letztlich die Frage, ob eine Kantonalbank, die im Markt im grossen Stil von ihrer Staatsgarantie profitiert, indem sie sich günstiger refinanzieren kann, an allen Fronten präsent sein soll.
In ihren Auftritten verweist die Hyposwiss Privatbank prominent auf ihre 100-Prozent-Mutter und deren Staatsgarantie. Offenbar soll ihr dieses Argument Vorteile im Kampf gegen Mitbewerber verschaffen.
Kein Wunder, stiessen in den letzten Jahren verschiedene Kantonalbanken ins Zürcher Privatebanking vor; einige allerdings mit wenig Fortüne.
Die Basler KB verbrannte sich die Finger mit US-Steuerflüchtigen, auch die Aargauer KB gab kürzlich kleinlaut bekannt, sich von allen amerikanischen Kunden zu trennen.
Die Luzerner KB versuchte ihr Glück mit der Akquisition der kleinen Adler Privatbank. Diese ist heute im Mutterbauch verschwunden, auf den Messingschildern prangt der Brand „Luzerner Kantonalbank AG – Private Banking Zürich“.
Aber nirgends gibt eine Zürcher Privatenbanken-Offensive einer Kantonalbank so viel zu reden wie in St. Gallen.
Das weiss auch Finanzchef Gehrer. „Als Nächstes geht es um weitere Schritte der Privatisierung unserer Kantonalbank. Dabei werden in der politischen Diskussion zweifellos auch Fragen zur Strategie der Bank, zur Hyposwiss und zum Auftrag der Bank gestellt werden.“
Dieser Debatte werde er sich mit seinem ganzen Prestige stellen, verspricht der St. Galler Politstar. „Wir haben keinen Grund, irgend etwas unter den Teppich zu kehren.“
Frühere Artikel zum Thema: Kleine Hyposwiss gross im Russen-Sumpf; Hyposwiss-Diebe: „Fordern CHF 2 Mio.“
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Im November 2011 wurde die Kapitalisierung der Rus. Firma Norilsk Nickel – Mehrheitsaktionär Potanin auf dem Weltmarkt mit Milliarden US$ 32.– beziffert.
Herr Oleg Deripaska, als einer der Inhaber der Rus. Firma Rusal strebt zwar Stimmrechtmerheit im Norilsk Nickel an, ist aber bis zu den Ohren verschuldet. Nur den Kauf der 25% des Norilsk Nickel Anteile wurden durch den Geschäftskredit bei einer Russischen Bank hinterlegt. Seine Schulden belaufen jetzt auf US$ 6.7 Milliarden. Auch der Kauf des Aluminiums Konglomerats Rusal und die Fusion mit 2 Partner Wechselberg und Glencore ist ein mehr oder weniger kleiner Schuldenberg bei den Banken mit Aktienwerten gesichert.
Nach Angaben des russischen FORBES vom 30. 11. 2011 geht es in diesem Krieg um den buy back Transaktion des Mehrheitsaktionärs Potanin, bei welcher, so vermutet Deripaska – 25%-ige Teilhahaber des Norilsk Nickel eine unsaubere Transaktion stattfand um die Stimmrechtmehrheit zu Ungunsten des besagten Deripaska zu Gunsten des Potanins zu verschieben. Zu Abklärung der Hintergründe strebte er bis jetzt 4 verschiedene Gerichtsklagen an, das in Februar 2011 auf der karibischen Insel Navis, wo die „Töchter“ des Norilsk Nickel registriert sind mit dem vernichtenden Resultat, dass man auf seine Klage nicht einging, in London höchsten Gericht mit einer Klage gegen die HSBC und City Bank mit den Debevoise&Pimpton und den Forderungen der Ausgabe der Dokumentation zur Abwicklung der Transaktion zwischen dem Interros – Holdings und der Trafigura, angeblicher Käuferin der 8.7 % der Norilsk Nickel Aktien mit dem vernichtenden Resultat “ nicht eingehen auf die Klage“. Es hagelte von Rusal Inhaber „Deripaska, Wechselberg und Glencore“ die Klagen in Connecticut und New-York – alles mit dem gleichen Resultat. Man ist auf die Klagen nicht eingegangen. Jetzt ist es bei der Tochter der St. Galler Kantonalbank Hyposwiss angekommen mit haarstreubenden Behauptungen der Geldwäscherei.
Wie es auch auskommt, klar ist, dass Deripaska bis zuletzt aber auch Herr Potanin alle Register des Möglichen in Russland selber durchgespielt haben in Sachen der Unterstützung-Findung seitens der Kreml-Administration. Hr. Putin war persönlich im Norilsk Nickel und bat die Partner endlich sich zum Geschäftsfrieden zu finden, vor wenigen Wochen rief Hr. Medwedew aus dem Kreml auf den Krieg gütlich zu beenden.
In Russland munkelt man, dass Deripaska von seinen Partner aus dem Rusal Holding angestachelt wird auch von den Banken, die endlich das Geld sehen wollen, als die Aktien, die er auf Schulden einkaufte.
Zuletzt offerierte er seinem Gegner Potanin seine 25% Aktienanteil an Norilsk Nickel. Potanin winkte ab. Rohstoffpreise steigen und somit auch die Aktien des Norilsk Nickel.-
Na ja, Deripaska duerfte privat wohl kaum ueberschuldet sein. Aeusserst wahrscheinlich ist aber, dass er den Kauf seiner Anteile an Norilsk Nickel ueber Kredite finanzierte. Ob via zypriotische Scheingesellschaften mit eigenem Offshore-Geld oder mittels formellen Bankdarlehen – letztlich sind alles nur (steuer-)technische Tricks, die das eigene Risiko minimieren. Grosse und kleine Oligarchen nutzen diese Mechanismen nach Belieben und werden von Vaeterchen Russland stillschweigend akzeptiert. Warum wohl?
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Bei der Auflistung wurde noch die BLKB vergessen. Diese Kantonalbank ist aus dem Private Banking wieder ausgestiegen, indem sie ihre AAM Privatbank mitsamt deren Filiale in Zürich ausgerechnet dem „Erzfeind“ Basler KB zu einem Fantasiepreis andienen konnte.
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Dieses Problem sehe ich genau gleich! Die Staatsgarantie ist ein veraltetes und marktverzerrendes Relikt. Die Risiken werden ungenügend abgegolten (siehe SGKB mit lächerlichen rund 6 Mio.) und der Steuerzahler haftet mit seinem Privatvermögen für eine Institution wie eine Bank. Das kann ja nicht sein!
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Das Problem des BKB-Private Banking in Zürich war und ist, dass man sich nie von der drittklassigen Volksbank-Nova Park-Truppe emanzipieren konnte.
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Man fragt sich, wie Lukas Hässig, der in seiner ganzen Karriere erwiesenermassen soviel Unsinn geschrieben hat, überhaupt noch glaubwürdig sein kann.
Auch in diesem Fall vertrat er zunächt eine ganz andere Meinung (sic).
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…hören Sie auf, Sie sind NICHT Hans B. (Bruno) Kant und missbrauchen hier meinen Namen. Danke.
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Man fragt sich, wie Lukas Hässig, der in seiner ganzen Karriere erwiesenermassen soviel Unsinn geschrieben hat, überhaupt noch glaubwürdig sein…
Das Problem des BKB-Private Banking in Zürich war und ist, dass man sich nie von der drittklassigen Volksbank-Nova Park-Truppe emanzipieren…
Dieses Problem sehe ich genau gleich! Die Staatsgarantie ist ein veraltetes und marktverzerrendes Relikt. Die Risiken werden ungenügend abgegolten (siehe…