Die deutschen Polizisten fackelten nicht lange. Am Sonntag packten sie den Schweizer im Flughafen Frankfurt am Fingerdock, wo dieser mit seinen Geschäftspartnern seine Reise in den Nahen Osten fortsetzen wollte, und setzten ihn hinter Gitter. Ziel war es, den Weggesperrten – gemeint war ein von den USA gesuchter Banker der Credit Suisse – rasch nach Übersee auszuliefern.
Nur: Es war der falsche Mann. Nach mehreren Stunden Haft liessen die deutschen Häscher ihr helvetisches Opfer wieder springen. Dieser konnte seine Reise in den arabischen Raum fortsetzen.
Das Rätsel klärte sich im Verlauf des Sonntags; aber erst nach quälenden Stunden, weil die Schweizer Botschaft respektive das zuständige Konsulat offenbar nur zu den üblichen Bürozeiten unter der Woche aktiv wird und nur dann konsularischen Schutz bietet.
Der Geschäftsmann trägt den gleichen Namen wie einer von rund zwei Dutzend Schweizer Bankern, Anwälten und Treuhändern, die von den Amerikanern im US-Steuerkrieg angeklagt und international zu Verhaftung ausgeschrieben sind.
Es handelt sich um einen gebräuchlichen Namen, der weit über ein Dutzend Mal im Schweizer Telefonbuch auftaucht.
Die unzimperliche Aktion Deutschlands zeigt zweierlei: erstens, wie gross die Gefahren für alle im US-Steuerkonflikt betroffenen Schweizer sind; zweitens, wie weit die Kooperationswilligkeit unseres nördlichen Nachbarstaats reicht.
Letzteres könnte auf eine Verhärtung des Konflikts mit der Schweiz hindeuten. Diese hatte vor kurzem Haftbefehle gegen 3 deutsche Steuerfahnder erlassen.
Ein Sprecher des Aussendepartements in Bern bestätigte gestern Abend die Verhaftung des Schweizer Geschäftsmanns. Auf Details wollte der Beamte aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht eingehen.
Die Informationen aus Amerika, auf deren Basis der Geschäftsmann – ein Baukonstrukteur mit jahrzehntelanger Tätigkeit in Middle East – verhaftet wurde, sind dürftig. Das hielt die deutsche Justiz und Polizei nicht davon ab zuzuschlagen, als der Name des Transitpassagiers auf dem Fahndungscomputer aufleuchtete.
Laut einer Quelle sollen die deutschen Polizisten anfänglich nicht einmal über ein Foto des zur Verhaftung ausgeschriebenen Bankers verfügt haben. Weitere Daten, die einfach ersichtlich gewesen wären und nicht übereinstimmten, wurden ignoriert.
Erst mit der Zeit sollen sich laut dem Insider, der den verhafteten Geschäftsmann kennt, die Beamten darum bemüht haben, ein Foto des tatsächlich gesuchten CS-Vermögensverwalters aufzutreiben.
Als sie dieses in den Händen hielten und mit dem Konterfei des Inhaftierten verglichen, war der Irrtum nicht länger abzustreiten.
Zur Verteidigung des deutschen Fahndungseifers sei angemerkt, dass der internationale Haftbefehl der Amerikaner offenbar auf einem früheren Pass des Schweizer Bauunternehmers basierte. Das würde darauf hindeuten, dass die USA bei ihrer Arbeit schludrig vorgehen und sich nicht darum bemühen, die „richtigen“ Banker zur Fahndung auszuschreiben.
Die Willigkeit, mit der die Deutschen US-Haftbefehle umsetzen, deutet auf eine Verhärtung des Konflikts mit der Schweiz hin.
Es macht den Anschein, dass die Justiz des nördlichen Nachbarstaats den Befehl erlassen hat, die Ellbogenschoner abzulegen und hart auf den Mann zu spielen.
Das würde zum aufgeheizten Klima in der politischen Landschaft rund um den Steuerkonflikt und das Bankgeheimnis passen.
Seit vor 4 Wochen bekannt wurde, dass die Bundesanwaltschaft 3 deutsche Steuerfahnder zur Haft ausgeschrieben hat, überschlagen sich viele deutsche Spitzenpolitiker mit wüsten Beschimpfungen gegen die renitente Alpenrepublik.
Dabei wirkt der Schweizer Vorstoss im Vergleich zur Verhaftung vom Sonntag in Frankfurt zahnlos. Laut einer Sprecherin der Bundesanwaltschaft gilt der Haftbefehl gegen die deutschen Beamten nur für die Schweiz. International würde nicht Jagd auf die Gesuchten gemacht.
Ein lauter Warnschuss ist die Frankfurter Geschichte für alle Schweizer Offshore-Banker, die in der Vergangenheit Kunden bei der Anlage von nicht deklarierten Vermögen zur Seite gestanden waren. Das sind weit mehr als die von den USA zur Verhaftung Ausgeschriebenen.
Rein rechtlich bräuchte es wohl eine Anklage, um per Haftbefehl global gesucht zu werden. Doch die Justizbehörden in Amerika und jetzt offenbar auch in Deutschland entpuppen sich als unerbittliche Jäger.
Für die Schweiz und ihre Banker ist das eine ungute Entwicklung. Die Schlinge um das kleine Land zieht sich mehr und mehr zu.
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Die beliebtesten Kommentare
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Deutschland erfüllt seine Verpflichtungen im Kampf gegen die internationale Kriminalität.
Leid tut mir nur der Mann,welcher einer Verwechslung zum Opfer fiel -
Die Schweiz bzw. der Bundesrat/Parlarment sollen endlich mal aufhören, immer diesen Staaten USA & EU nachzugeben. Das Schweizer Volk und die Eidgenossenschaft sind ein stolzes und ein eigener Staat! Wir sollten uns nicht von anderen Staaten derart erpressen lassen. Sonst sind wir bald so arm wie die Griechenland.
Also, jetzt mal hart Verhandel und keine Zugeständnisse mehr…keine mehr!!!!
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Eigentlich wäre die Zeit gekommen, unseren Peinigern nah und fern zu zeigen, wo der Bartli den Most zu holen hat. Und eigentlich hätten wir auch die Mittel dazu – inkl. und besonders im formalen Recht und mit den bestehenden Staatsverträgen. Und dies sogar im Verhältnis zu den USA, wo endlich überall bei uns zumindest zur Kenntnis zu nehmen wäre, dass unsere QI-Banken wesentlich nur den QI-Bestimmungen nachgekommen sind und bestehende und zukünftige Kunden – auch US-ansässige – die dort festgeschriebenen Anonymitätsbestimmungen erläutert haben. Und dass also auch vor US-Richtern gar nicht von Verletzung von US-Recht gefackelt werden mag (www.solami.com/hill.htm). Aber dafür bräuchte es bankers worth their salt, welche wissen woher sie kommen, welches Erbe sie angetreten haben und an sich sollten ungeschmälert weitergeben können. Stattdessen werden unsere Parlamentarier und Bundesräte von schwarzfahrenden Weissgeld-Parisäern bedrängt. Womit das Ende noch nicht absehbar ist – resp. die Zukunft sich nur verdüstert. Und unsere Allierten und wahren Freunde in den USA desavouiert werden, wenn diese sichgegen die ausser Rand und Band geratenen IRS- und DoJ-Peiniger zurückpfeifen wollen. Und damit auch die beidseitig gemeinschädigenden Errungenschaften unserer „Wirtschaftspartei“ blockieren wollen – z.B. die einseitige und weltweit einzigartige Gruppenanfragen, und die verheerende totale Verwischung von Amts- und Rechtshilfe. Mal schauen, ob die Konsultationsreise unserer Parlamentarier zu ihren US-Kollegen vom 6.-9.Mai zu mehr genutzt wird als zu einem Ganossagang und social event.
swissbit@solami.com -
Weiss jemand wo ich die Liste von den gesuchten Bankern (international) sehen kann. Auf Interpol finde ich nur zwei?!
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Also man könnte John Smith freilassen und die Schlumpfine (die ja auch im Zeichentrick von Gargamel – sprich den USA erschaffen wurde, um die Schlümpfe – sprich die Schweizer zu vernichten) gleich mitgeben – das wär dann eine Win-Win Situation… Wir wären jemanden los, der dazu beigetragenhat, dass die Schweiz sich willfährig jedem Erpressungsversuch aus dem Ausland beugt…
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Übereifrige deutsche Grenzbeamte kombiniert mit diletantisch erstellten Fahndungslisten müssen zu diesem Resultat führen.
Die US Sanktionslisten spotten seit Jahren jeder Beschhreibung. Wie nach 9/11 bestehen diese Namenslisten immer noch fast ausschliesslich aus einem Vor- und Nachnamen kombiniert mit teilweise abstrusen Aliasnamen. Jegeliche weiterführenden Angaben wie Geburtsdatum, Nationalität, Beruf, Aussehen fehlen meist gänzlich.
Wie man damit zu vernüftigen Ergebnissen kommen soll, dürfte jedem geistig normal begabten sofort klar werden.
Wäre interessant zu sehen, was geschehen würde, wenn die schweizer Behörden den falschen John Smith am Flughafen für Stunden oder gar Tage festsetzten, weil der Name auf einer schwarzen Liste steht.
Es täte wirklich Not, dass im Computerzeitalter qualitativ brauchbare schwarze Listen erstellt werden um unbescholltene Bürger vor Beamtenwillkür zu schützen.
Wäre interessant zu erfahren, wie der festgesetzte Schweizer von den deutschen Behörden entschädigt wurde.
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John Smith würde von den Navy Seals oder Rambo rausgeholt oder via Gefangenenaustausch: Widmer-Schlumpf gegen John Smith. Big Deal!
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Vergessen wir nicht, Deutschland ist ein von den Amerikanern besetztes Land und muss darum gegenüber den USA folgsam sein. Wir haben es mit unseren – vor dem Bankrott stehenden Nachbarländern – nicht mehr mit Freunden, sondern mit Neidern zu tun.
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Heute haben die Besatzungsmächte nur noch „Recht auf Aufenthalt“. Die Souveränität wurde Deutschland im Zwei-Plus-Vier-Vertrag 1990 erteilt.
Ein starkes Deutschland – und somit eine Stütze für Europa – ist mir immer noch lieber als eine Amerikanisierung, denn verblöden will ich nicht.
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Eifrig verfolgen, verhaften und denuzieren – ohne zu denken – all das konnten die Deutschen schon immer sehr gut. Es ist eine Schande wie sich unser grosser Bruder gegenüber schwächeren verhält.
Nachbarschaftliches Zusammenhalten oder sogar den Finanz- und Wirschaftsplatz Europa gemeinsam ggü USA und Asien verteidigen wäre dringend notwendig.
Für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben – allem voran linke Politiker – wir sind in einem Wirschaftskrieg und können nur gewinnen, wenn wir uns entschlossen gegen die grossen Weltmächte verteidigen.
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wenigstens einer, der etwas verstanden hat. – Meine ich ernst.
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Hallo Phil,
ja, das ist die landläufige, aber leider falsche Meinung. Zum Einen muss man unterscheiden zwischen der BRD bzw. dem „Vereinigten Wirtschaftsgebiet“ und Deutschland, zum Anderen hat sogar unser Minister Schäuble öffentlich bestätigt (Bankenkongress Nov 2011, Frankfurt), dass wir seit 1945 noch nie souverän waren oder es sind. Bitte lies Dir das Zusatzabkommen zum Zwei-Plus-Vier Vertrag durch.
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War was anderes zu erwarten!
Schwach handelnde Banken ohne Weitsicht!
Schwache Politiker auf beiden Seiten die nur Lügen verbreiten!
Es ist Wirtschaftskrieg und niemand hats gemerkt!
Die Amis und die Deutschen sollten besser mal unser Geldwäschereigesetz anwenden und Ihren Laden aufräumen – Da liegt es im Argen!
Aber eben es ist wie es ist – nie vor der eigenen Haustüre aufzuwischen und Oder eben wie schon in der Bibel erwähnt – Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt stille, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuvor den Balken aus deinem Auge und siehe dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest! Lukas 6.42
In diesem Sinne Horido und Waidmannsheil – Der Abschuss ist frei – wann nehmen wir endlich die ersten Personen fest!!!-
…bin schon ganz scharf darauf, die ersten Deutschen festzunehmen und auszuschaffen. – Wo darf ich anfangen?
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Jeder Swiss Private Banker, der sich wirklich die Mühe machte, die US-QI-Agreements einnmal durchzulesen, schon einmal in New York vor einer „schlanken“, dunkelhäutigen Immigrationsbeamtin stand und auch nach dem „UBS-Fall“ frisch und fröhlich weiter für US-Steuerpflichtige Konti eröffnete, ist schlicht selber Schuld, dass er sich heute zweimal überlegen muss, in welche Richtung und mit welchem Verkehrsmittel er unser schönes Land noch verlassen möchte!
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Nur geht es hier um einen Unschuldigen. Ich habe kein Problem wenn die wirklich Verantwortlichen verhaftet werden. Nur die fliegen wahrscheinlich mit dem Privatjet.
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Total gaga!
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Ist doch logisch: Wir treiben in der Schweiz für die Deutschen die Steuern ein, dafür verhaften sie für die USA unsere Bürger in Deutschland.
Schlimmer kommt’s nimmer, oder doch?
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🙂 Den Deutschen alle ihre Bürger zurücksenden und ebenso mit allen anderen verfahren? 😀 Nur hätten wir dann wohl einen Mangel an Ärzten, Pflegepersonal etc. etc.
Die USA ist ein Augias-Stall – und dem Ambiente entsprechend agieren diese auch…
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Ist doch logisch: Wir treiben in der Schweiz für die Deutschen die Steuern ein, dafür verhaften sie für die USA…
Total gaga!
Jeder Swiss Private Banker, der sich wirklich die Mühe machte, die US-QI-Agreements einnmal durchzulesen, schon einmal in New York vor…