Die Promotour läuft wie geschmiert. Ober-Privatebanker Hans-Ulrich Meister preist in Interviews die Clariden-Leu-Intergration ins Credit-Suisse-Mutterschiff als Erfolg an. „Bis jetzt läuft alles nach Plan“, sagte Meister der Finanz und Wirtschaft.
Nicht an Meisters Plan halten sich offenbar einige Grosskunden. Einer der wichtigsten, ein bekannter Staatsfonds einer arabischen Ölnation, löste kürzlich eine jahrelange Beziehung zum Finanzmulti auf.
Laut mehreren Insidern verliert die CS auf einen Schlag ein Aktienmandat im Wert von rund 600 Millionen Euro.
Ein CS-Sprecher wollte keine Stellung nehmen.
Der Sovereign Fund aus dem kleinen Golfstaat hatte sein Geld seit langem von einem kleinen Aktienteam der CS-Tochter Clariden Leu betreuen lassen.
Die Beziehung stimmte für beide Seiten, sagen mehrere Quellen. Die Araber kriegten eine gute Performance, der Clariden Leu blieb trotz enger Marge eine akzeptabler Gewinn.
Die Ausgangslage änderte sich letzten Herbst. Damals beschlossen CS-Bigboss Meister und seine Vorgesetzten, der Clariden den Stecker zu ziehen und die Traditions-Privatbank ins eigene Reich zu holen.
Die Araber reagierten wenig erfreut. Sie pochten darauf, die langjährige Beziehung mit ihrem alten Team fortzusetzen. Einen Wechsel zu neuen Betreuern würden sie nicht akzeptieren, sollen sie laut einer CS-Quelle den Verantwortlichen deutlich gemacht haben.
Die zuständigen CS-Chefs zeigten sich wenig beeindruckt. Sie zogen die Integration nach ihren eigenen strikten Vorstellungen durch.
Diese sahen bei den Aktienfonds ein weitgehendes Ausmisten auf Clariden-Seite vor.
Selbst als die CS-Manager zuletzt vor der Wahl standen, entweder das kleine Clariden-Aktienteam mit dem Link zum Araber-Fonds integral zu übernehmen und weitermachen zu lassen, oder dann den Millionenschatz der Ölscheichs zu verlieren, wichen sie nicht von ihrem Masterplan ab.
Lieber keine Assets als solche von einem Team, das nicht mehr in den eigenen Setup passt, sagten sich die CS-Manager offenbar.
Der folgenschwere Entscheid fällt in die Verantwortung von Gerhard Fusenig und Filippo Rima, zwei hohe CS-Kader im Range von Managing Directors. Fusenig ist Leiter von CS Asset Management Schweiz, Rima ist Aktienchef der Division Asset Management.
Obwohl die Würfel im CS Asset Management und nicht im Private Banking gefallen sind, trägt Hans-Ulrich Meister die Oberverantwortung.
Meister ist Mister Clariden-Integration. Der Bigshot, der in der Konzernleitung der CS sitzt und auch oberster Schweiz-Chef der Grossbank ist, wird daran gemessen, wie viele Kundenvermögen von der Clariden Leu zur CS wechseln und wie viele abfliessen.
Die Bilanz ist offenbar nicht mehr so rosig, wie dies Meister einst gemeint hat. „Mit Abflüssen und Abgängen haben wir gerechnet“, sagte er jedenfalls der Finanz und Wirtschaft letzten Samstag.
Das sind neue Töne. An der CS-Jahrespressekonferenz im Februar hatte sich Meister noch optimistischer gezeigt. „Wir verzeichnen lediglich einen marginalen Abfluss von Kundenassets“, sagte er damals.
Der hohe Blutzoll könnte Folgen unter dem Strich haben. Bei der Ankündigung der Integration der Clariden Leu vor 8 Monaten sprach die CS von „jährlich wiederkehrenden Kosteneinsparungen von rund CHF 200 Millionen“, was dazu beitragen soll, den Vorsteuergewinn im Private Banking bis 2014 „um CHF 800 Millionen zu steigern“.
Nun hebt Meister eine andere Zahl auf den Schild. „Den Synergieeffekt von jährlich mindestens 110 Mio. Fr. werden wir erreichen“, sagte Meister im erwähnten Finanz-und-Wirtschaft-Interview von letzter Woche.
Ein CS-Sprecher betont, dass es bei den 200 Millionen um „Kosteneinsparungen“ gehe, die einen Teil der „bankweit 2 Milliarden“ jährlichen Reduktionen ausmachten. Die 110 Millionen beträfen hingegen den „jährlich zu erwartenden Vorsteuergewinn“ und gehörten zu den 800 Millionen Gewinnsteigerung ab 2014 im Private Banking.
Der Abgang des Middle-East-Staatsfonds wirft ein Schlaglicht auf ein grundsätzliches CS-Problem.
Während sich das wichtige Mandat in der kleinen Clariden Leu noch rechnete, genügt die Rendite im grossen CS-Konzern offenbar nicht mehr.
Das hänge mit den vielen Beteiligten in der CS-Futterkette zusammen, meinte eine Quelle. „Es gibt interne Verrechnungen – fürs Reporting, den Rechtsdienst, die Operations“, sagt der Insider. „Sie alle wollen auf ihre Rechnung kommen.“
Zusammengerechnet würden die Gebühren auf ein Niveau steigen, das für einen Profi-Kunden nicht mehr attraktiv ist.
Das Kernproblem sei die aufgeblähte Bürokratie in der Grossbank. Diese sei träge und treibe die Kosten in die Höhe.
In der Clariden Leu seien die Wege hingegen kurz und effizient gewesen, was ein attraktives Pricing ermöglich habe. „Es macht einen Unterschied, ob in einer Value-Chain 5 oder 25 Leute drin sind.“
Sind die Kunden einmal weg, kommen Sonderefforts meistens zu spät. Das musste offenbar auch Brady Dougan erfahren.
Auf einer kürzlichen Middle-East-Kundentour soll der CEO der Credit Suisse auch dem unzufriedenen Sovereign Fund seine Aufwartung gemacht haben. Doch die Scheichs liessen sich nicht erweichen, heisst es aus der CS.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlimm tönts, wie Francois Hollande: Anstatt Kostenschere oben, werden die wirklich Mehrwert schaffenden abgestraft, mit mehr Steuern ausgeblutet.
Da hilft nur ein Sergio Marchionne:
Wenn s stinkt, am Kopf anfangen, Teppichetage räumen (low hanging fruit: all die pompösen „Co“-MD, VP s usw. Eine-r genügt, auch weniger Konfusion), Hierarchiestufen eliminieren, pompöse zentrale Zentraldienste für die Zentrale, Salär-Boni give-backs, Investment banking ausmisten…die Basis versteht s, applaudiert, ist motiviert, produziert und fliegt erst noch Holzklasse, übernachtet in 3-Sternen, geht ins günstige aber gemütliche Bistro, ganz freiwillig, ganz automatisch. Und die Kunden freuts auch.
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Fortsetzung folgt? Nicht die internen Poststellen und Kaffimaschinen. Das ist sträfliches Gugguseli. Diskreditiert die Führung. So ist es schon besser:
http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/investmentbanking-cs-streicht-60-fuehrungspositionen
Man darf hoffen.
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Bin etwas anderer Meinung als die Mehrheit hier. Bei CS sind das Wealth Mgmt und Retail Banking die Kronjuwelen, und das kann HUM mE schon auch auf seine Fahne schreiben. Bei CS ist doch ganz klar das IB und AM der Underperformer und Selbstbedienungsladen von BD und seinen Boys. Dass hier ein 600 Mio. Mandat bei der CL Integration flöten ging ist eher, wie hier auch geschrieben, den Technokraten und Politikern im AM anzulasten. Dort kann aber HUM nur beschränkt Einfluss nehmen. Rohner? Der könnte mal was arbeiten und ein Machtwort sprechen wie die Bank funktionieren sollte. Aber der ist sicher mit Sponsorensuche für das Zurich Film Festival beschäftigt.
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Wenn ich so die „Figuren“ der CS-GL im Geschäftsbericht betrachte bekomme ich das Gefühl, dass es sich dabei um eine vereinigte Muppet-Show handelt. – Rohner macht mir unterschwellig noch den besten Eindruck.
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Typisc Herr Meister. Die CS geht mit diese angeblichen Top-Shots flöte. Sie habn es immer noch nicht gemerkt, die Armen.
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Also die CL ist – zählt man die Leserreaktionen – fast so ein emotional heisses Thema wie es die Abschluss-Story über den korrupten Dany Bahar war, der letzte Woche bei Lotus fristlos gefeuert wurde.
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HUM qualifiziert nicht als Dougan Nachfolger das ist offensichtlich so, die CL Integration konnte nur zum Rohrkrepierer werden da Schnellschuss!
Tenero wird ja zumindest eher noch als Erfolg gewertet… -
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Eines ist klar einer wird dies nicht überleben und das Bauernopfer sein -> HUM!
Leider wurde einer der besten Brands zerstört und es ist nicht die Rede von Clariden! Leu war der Brand!
Die CS als Fabrik ist leider eine andere Welt…-
Meister ist meiner Meinung nach nicht wirklich ein Bauernopfer. Es ist sein Baby CL zu integrieren und sollte DIE Erfolgsgeschichte werden, um sich als Nachfolger von Dougan zu empfehlen. Wie schon bei Tenero sind die Ergebnisse fragwürdig und bei der CL Integration zum Glück messbar.
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Sie irren, wenn Sie Leu als einzigen Brand bezeichnen (schauen sie mal die historischen Zahlen an). Clariden und Hofmann waren mindestens gleichwertige Brands, wenn auch von unterschiedlicher Grösse. Schon Clariden Leu war eine Missgeburt (zuviele unterschiedliche Kulturen) und hatte gar nie eine Chance, ein wirklicher Top-Brand zu werden.
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Credit Suisse ist sich selbstverständlich keinerlei Schuld für das Debakel bei Clariden Leu bewusst. Alles ist selbstverständlich on track und im Rahmen der Erwartungen.
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Wenn der Wirt, der Coiffeur oder die Lieblingsverkäuferin geht, dann überlegt sich jeder Kunde ob er bleiben soll. Das ist der Menschfaktor. Wenn ein ganzes Label verschwindet samt Betreuungspersonal, dann ist der Verlust des Vertrauens programmiert. Das verkennen wohl viele Finanzinstitute, und nicht nur diese.
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Hans Ulrich Meister hinterlässt leider nur verbrannte Erde, Chaos, Unzufriedenheit und Hass. Er ist mit seiner Mannschaft ein Debakel für die Credit Suisse. Eines Tages wird er weg sein wie oj – hoffen wir möglichst bald!
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HUM labbert und liefert nicht, identisch zu OJ. es geht nicht ohne grund mit den notierungen der CS nur noch runter. die CS hat sich im nachgang der krise einfach fett gefuttert, mit hunderten von ubslern und kollegen aus dem grossen kanton, da waltet nun die reinste beamtendiaspora. unternehmerischer spirit, weitsicht und mut sind in einem solchen umfeld passe. die uhr tickt schon längst. HUM wird in kürze das selbe schicksal erleiden wie OJ, kurz darauf wird dann auch BD fällig.
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In der Zwischenzeit haben sie ja ein paar Dutzend Millionen verdient bzw. eher (ab-)kassiert. – Damit lässt es sich ohne Sorgen leben. 🙂
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Ja sorry…also soweit kommt es noch das man sich im Schweizer Privatbanking nach Kundenwünschen richtet…nee, wirklich. Man hat schliesslich eine Tradition zu bewahren…
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Habe ich auch oft das Gefühl.
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Hans-Ulrich Meister hat ein wahres „Meisterwerk“ vollbracht mit der überstürzten Liquidation von Clariden Leu und der Zerstörung des Traditionsnamens Bank Leu.
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Die Katastrophe begann 2007 mit dem Merger von Clariden und Leu, als die äusserst erfolgreiche und rentable Clariden Bank mutwillig geopfert wurde. Und dieser Entscheid geht auf das Konto von Oswald Grübel!
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Die Zeit der ‚Meisterstücke‘ liegt künftig eher auf den nachhaltigen Kundensegmenten.
Auf finews.ch wird grad über Nachhaltigkeit und besonnene Anleger vertieft berichtet. Das ist gut fürs Anlageklima. -
Weitere grosse Abgänge von Kunden werden noch folgen bei Ex-Clariden Leu.
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Clariden Leu is dead.
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Kann sein, kann auch nicht sein.
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Eines ist klar einer wird dies nicht überleben und das Bauernopfer sein -> HUM!
Leider wurde einer der besten Brands zerstört und es ist nicht die Rede von Clariden! Leu war der Brand!
Die CS als Fabrik ist leider eine andere Welt…
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Kann sein, kann auch nicht sein.
Clariden Leu is dead.
Weitere grosse Abgänge von Kunden werden noch folgen bei Ex-Clariden Leu.