Ein Leser hat mich letzte Woche gefragt, ob er Kudelski oder Temenos kaufen solle. Bei uns ist der kombinierte Rang für Kudelski 75 und für Temenos 1. Die Antwort ist also klar: Kudelski.
Der Leser ist auch Leser der Finanz und Wirtschaft (F+W), die am 18. Februar 2017 meinte, dass Kudelski nicht überzeuge und Temenos noch heller glänze (F+W, Seite 13). Wer hat nun Recht? Ich oder die Finanz und Wirtschaft?
Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass unsere Value-Ränge bei Temenos das Problem darstellen. Temenos ist im Verhältnis zur Grösse (Umsatz, Gewinn, Kapital, Dividende) teuer. Denn teure Unternehmen erhalten schlechte Value-Ränge bei uns.
Es haben also sowohl die F+W als auch wir Recht, denn die beiden Beurteilungen unterscheiden sich grundlegend. Unser Ansatz wertet nur Finanzfakten aus und macht keine subjektive Beurteilung der Zukunft. Die Finanz und Wirtschaft hingegen macht genau das: Sie beurteilt die Aussichten des Unternehmens in der Zukunft.
Wenn beide Recht haben, wem soll man dann trauen? Nur sich selbst, denn sowohl ich als auch die F+W beschreiben nur Perspektiven auf die Wirklichkeit. Welche man vernünftig findet, muss selbst beurteilt werden.
Das erklärt nun auch noch die letzte Frage unseres Lesers: Wie kann es sein, dass zwei zahlenbasierte Analysen so voneinander abweichen? Ganz einfach: Die beiden Methoden messen etwas anderes. Hier misst eine Firma die Vergangenheit, da beurteilt eine Zeitung die Zukunft.
Im vorliegenden Fall würde ich persönlich dazu tendieren, eher der F+W zu glauben, denn sowohl Kudelski als auch Temenos sind Technologie-Unternehmen, bei denen die Zukunft wichtiger ist als die bekannten Finanzfakten.
Immer dann, wenn die Vergangenheit ein schlechter Indikator für die Zukunft ist, leiden unsere Ränge. Das ist insbesondere in der Biotechnologie und im High Tech Bereich der Fall. Auch pharmazeutische Unternehmen sind mit Finanz-Fakten nur schwer erfassbar. Dort helfen unsere Ränge weniger.
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