Der Artikel „5er-Clique der Basler KB trieb es bunt in Zürich“ vom Februar steht am Anfang eines Strafprozesses. Ein Ex-Kadermann der Basler Kantonalbank wird beschuldigt, hinter der Story zu stehen.
Der Mann sieht sich heute einer Flut von Vorwürfen gegenüber. „Versuchte Erpressung“, „Unlauterer Wettbewerb“, „Mehrfache Verletzung des Geschäftsgeheimnisses“, „Qualifizierte Verleumdung“. Hinzu kommt „Mehrfacher Ungehorsam gegen amtliche Verfügungen“.
Im Kern geht es um Aussagen des Angeklagten, die Basler Kantonalbank habe eine frühere Kundin systematisch geschädigt. Der Beklagte vertritt die Frau, eine ältere Dame aus Deutschland.
2001 sei die „unglaubliche Anzahl von 79 Börsen- und FX-Deals getätigt“ worden, das Depot der Frau sei „demnach innerhalb von kürzester Zeit nicht weniger als drei Mal umgedreht“ worden – „illegales Churning“, so gibt der zuständige Staatsanwalt aus Baden den Beschuldigten wider.
Diese Vorwürfe würden zu Unrecht erhoben und deshalb gegen das Gesetz verstossen, geht aus der Anklageschrift hervor.
Neben der staatlichen Strafgewalt treten die Basler KB und deren Ex-Zürich-Chef H.R. als Privatkläger auf. Es handelt sich somit nicht nur um die richterliche Aufarbeitung eines möglichen Offizialdelikts, sondern auch um den Versuch der Bank, ihren Ex-Mitarbeiter verurteilt zu sehen.
Dem Angeklagten drohen mittelhohe Strafen: 150 Tagessätze Geldstrafe, dazu 500 Franken Busse. Hinzu kommt der Antrag des Anklägers, einen Strafaufschub von 2009 „zu widerrufen“.
Für die Basler KB ist der Prozess ein zweischneidiges Schwert. Offenbar will sie verhindern, dass sie von ihrem Ex-Mitarbeiter, der bis Ende 2001 zum umstrittenen Team in Zürich gehörte, weiter unter Druck gesetzt wird.
Andererseits operieren die BKB-Verantwortlichen aus einer Position der Schwäche. Unabhängig von den konkreten Vorwürfen ihres Ex-Bankers hat sich die Bank in den letzten Monaten den Ruf eines Instituts eingehandelt, das wenig kontrolliert und viel durchlässt.
2012 wird als Annus horribilis in die Geschichte der Basler eingehen. Wann der Schrecken endet, ist offen. Die BKB ist nach wie vor im Visier der US-Steuerjäger und könnte wie alle übrigen bedrängten Banken von den Amerikanern mit einem Gerichtsverfahren in die Enge getrieben werden.
Besonders gelitten hat das Renommee der Bank in der Affäre um die Vermögensverwalterin ASE Investment. Diese ist Teil eines grossen Ermittlungsverfahrens und könnte Hunderte von Kunden im Umfang von insgesamt mehreren Hundert Millionen Franken geschädigt haben.
Ein Direktionsmitglied der Basler KB ist der Bruder des ASE-Direktors, der monatelang in Untersuchungshaft gehalten wurde. Über gewisse Deals war der Kadermann im Bild, offenbar ohne zu ahnen, dass es sich um Betrug handeln könnte.
Eine externe Untersuchung förderte zu Tage, dass bei den Baslern im ASE-Fall simple Kontrollen versagten. Nicht einmal die Unterschriften auf Faxaufträgen für Abbuchungen ab Kundenkonten wurden sauber geprüft. Diese waren häufig gefälscht.
Problemzone war immer die Zürcher Repräsentanz der Basler KB. Diese genoss jahrelang grosse Freiheiten.
Schon der Ursprung des Zürcher Ablegers der BKB begann mit einer Warnung. Die Credit Suisse, wo die Leute der späteren Zürcher BKB zuvor gearbeitet hatten, informierte die Basler über ein zurückgelassenes Verlustloch.
Der Ex-BKB-Kadermann, der sich nun vor Gericht verantworten muss, ging vor kurzem in die Gegenoffensive. In langen Schreiben an die Finanzmarktaufsicht Finma versuchte er aufzuzeigen, dass oberste Leute der BKB keine Gewähr mehr bieten würden für eine einwandfreie Geschäftsführung, wie die Aargauer Zeitung kürzlich vermeldete.
Am 12. November reichte der Ex-Banker, der heute als unabhängiger Berater tätig ist, einen Antrag ein auf Gewährsentzug für Andreas Albrecht als Präsident der BKB, den Chefjuristen der Bank C.S. sowie den früheren Zürich-Chef.
Die Finma antwortete 10 Tage später, ohne sich in die Karten blicken zu lassen. Die Behörde würde „über den Lauf von allfälligen Untersuchungen (…) nicht informieren“ können.
Darauf schickte der Ex-BKB-Mann der Finma nochmals einen Brief mit weiteren Details.
Auf den Strafprozess von heute hat die Offensive beim Regulator keinen Einfluss.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Der vor 2 Monaten gefeuerte Gründer der BKB Filiale in Zürich, dessen „Gewähr“ durch die FINMA fraglich ist, entschuldigte sich mit dem Hinweis, dass er dringende, geschäftliche Termin wahrnehmen muss. S. auch „Basler KB zerrt ex-Kadermann vor Gericht“ vom 11.4.12 hier im Archiv.
Auch BKB-Chefjurist Schöniger, sonst bei sämtlichen BKB-Rechtsfällen während vieler Stunden persönlich vor Gericht anwesend, glänzte diesmal mit Abwesenheit….
-
Es ist toll, dass es einen Journalisten gibt, der solche Missstände von ANFANG AN aufdeckt.
Danke Herr Lässig, dass Sie sich dafür hergeben und ich wünsche Ihnen zukünftig noch mehr Erfolg!
-
Da schließe ich mich gerne an. Es steht im Kontrast zur Letargie der Masse.
-
-
Das Zitat „Problemzone war immer die Zürcher Repräsentanz der Basler KB. Diese genoss jahrelang grosse Freiheiten“ ist absolut korrekt. Wenn man doch nur vermehrt auf die Selektion von Kadern setzt anstatt sich von den zu erwartenden Erträgen blenden lässt. Wer den ehemaligen Leiter der Zürcher Filiale kannte, wusste, dass dieser einer eher illustre Vergangenheit (bei der CS) hatte. Aber eben: man kennst sich halt von früher….
-
nach der lektuere der auszuege aus dem baer & karrer untersuchungsbericht muss man doch davon ausgehen, dass der herr (wie auch wohl noch andere) ein paar grobe missstaende angezeigt hat und dafuer umgehend entlassen wurde. die fehlbaren personen konnten somit jahre weiterwursteln.
-
da wehrt sich wenigstens einer, brauch viel stehvermoegen. ist es doch normalerweise der fall, dass bankkader die sich nicht korrekt verhalten haben die tiefen taschen ihres arbeitgebers dazu verwenden um sich gegen solche angriffe zu verteidigen. fuer denjenigen, der gegen eine solche organisation antritt, kann das sehr teuer werden und ist auch recht schwierig, denn bank- und geschaeftsgeheimnis schraenken stark ein. auch mit der unterstuetzung von der finma oder revisionsstelle kann in seltensten faellen gerechnet werden, obschon diese von den missstaenden kenntnis haben!
-
-
In der Finma sitzen doch die ehemaligen Kumpels der Chefetagen der Finanzinstitute und die lassen es sich weiterhin gut gehen. Es geht auch hier nur um organisierten Filz.
-
da wehrt sich wenigstens einer, brauch viel stehvermoegen. ist es doch normalerweise der fall, dass bankkader die sich nicht korrekt…
nach der lektuere der auszuege aus dem baer & karrer untersuchungsbericht muss man doch davon ausgehen, dass der herr (wie…
Das Zitat "Problemzone war immer die Zürcher Repräsentanz der Basler KB. Diese genoss jahrelang grosse Freiheiten" ist absolut korrekt. Wenn…