Markus Angst war ein Credit-Suisse-Urgestein. Fast 30 Jahre lang arbeitete er für die Grossbank, lange als Chef für die Externen Vermögensverwalter bei der CS-Tochter Clariden Leu.
Noch vor einem Jahr entschloss sich der rundherum als bodenständig geschätzte Angst, mit seinem Mehrdutzend grossen Clariden-Team zur Mutter Credit Suisse zu wechseln und dort mit CS-Zampano Daniel Renner zum Vorzeigeobjekt der Clariden-Integration ins Mutterhaus zu werden.
Zehn Monate später ist Angst auf und davon. Ende Oktober packte der Credit-Suisse-Spitzenmann seine Siebensachen und verreiste für ein halbes Jahr in die USA. Die Finanzseite Finews berichtete als Erste davon.
Nun konnte Angst aus dem fernen Kalifornien verfolgen, wie gestern seine beruflichen Weichen neu gestellt wurden.
Angst wird nächsten Frühling Chef der neuen Banking Services der Aquila-Gruppe. Die Aquila ist eine der Inserenten dieser Finanzseite.
Bei der aufstrebenden Zürcher Vermögensverwalterin wird Angst das pflegen, was er seit vielen Jahren getan hat: den Branchenprofis Finanzservices verkaufen.
Hintergrund des Seitenwechsels eines Exponenten der Zürcher Vermögensverwaltungsbranche sind Ambitionen der Aquila-Gruppe, die auch ein Licht auf die zukünftige Landschaft der Finanzindustrie werfen.
Aquila hat sich unter ihrem Chef Max Cotting entschieden, ihr Geschäftsfeld auszuweiten.
Bisher bot die Gruppe ein paar Dutzend liierten Vermögensverwaltern Supportleistungen für deren Business an – von Risk Management über Research bis IT.
Neu ist Aquila auch eine Bank mit einer Finma-Lizenz und offeriert ihren Kunden alle Dienstleistungen eines Bankhauses.
Damit steigt die Zürcher Vermögensverwalterin mit den grossen und mittelgrossen Playern in den Ring.
Als Bank offeriert Aquila ihren Kunden – Family Offices und nicht assoziierte Externe Vermögensverwalter – neu auch die Aufnahme von Kundengeldern.
Mit der Verpflichtung von Markus Angst hat Aquila-Gründer Cotting einen Coup gelandet. Cotting bestätigt den Transfer.
Angst selbst begründet seinen Wechsel mit den Veränderungen in der Branche.
„Aquila hat ihre Dienstleistungen seit jeher voll und unabhängig auf die Externen Vermögensverwalter ausgerichtet und ist nicht wie eine grössere Depotbank je länger desto mehr mit strategischen Vorgaben aus den eigenen Private-Banking-Aktivitäten konfrontiert“, schreibt er in einer SMS.
Die steigenden Kosten würden die unabhängigen Vermögensverwalter nun vor neue Herausforderungen stellen.
„Jeder Vermögensverwalter muss sich neben den regulatorischen Veränderungen auch Gedanken machen, welche Depotbank ihm und seinen Endkunden inskünftig den benötigten Service bieten kann.“
Angst meint, dass der Bedarf nach einer „reinen“ Transaktionsbank in der Schweiz rasch zunehmen werde.
Die Grossen UBS und CS sind im Schrumpfmodus und hangeln sich von Reorganisation zu Reorganisation; die bekannten Privatbanken wie Bär, Vontobel und Sarasin suchen derweil ihr Glück in individuellen Strategien mit noch ungewissem Erfolg.
Kein Wunder, versuchen neben Aquila weitere Anbieter, den Platzhirschen Terrain streitig zu machen. Ihnen scheint der Moment günstig.
Ex-UBS-Kadermann Adriano Lucatelli ging mit seiner Reuss-Gruppe an den Start. Im Unterschied zu Aquila, die sich auf die Schweiz beschränkt, hat Lucatelli den europäischen Markt im Visier.
Auch Lucatelli setzt auf bekannte Köpfe. An Bord genommen hat er den gestrauchelten UBS-Topmann Raoul Weil.
Spekuliert wird über die Zukunft der bekannten Walter Berchtold, Ex-Private-Banking-Chef der Credit Suisse, und Dave Blumer, vor kurzem aus der Konzernleitung der Swiss Re ausgeschieden.
Beide könnten in der einen oder anderen Form als Vermögensverwalter wieder auftauchen.
Ebenfalls bald wieder zu reden geben könnten der langjährige Chef des Private Bankings Schweiz bei Vontobel, Duri Prader. Dieser verliess die Zürcher Traditionsbank vor kurzem.
Zeitgleich mit Prader gingen zwei weitere Managing Directors des Schweiz-Bereichs bei Vontobel. Alle drei hatten für die Privatbank grosse Kundenvermögen verwaltet.
Die Entwicklung scheint die Big Guys nicht unberührt zu lassen.
Um nicht zu viele Kundenassets zu verlieren, rollte die CS in der heissen Phase der Clariden-Integration den grössten Kundenberatern den roten Teppich aus.
Der neuen Metropol Partners griff die CS finanziell unter die Arme. Von der Assistentin bis zur Telefonanlage finanzierte die Grossbank den Startup.
Möglicherweise geht selbst die Büromiete aufs Konto der CS. Metropol Partners logiert Seite an Seite mit der CS im alten Clariden-Leu-Gebäude an der Zürcher Claridenstrasse.
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Die beliebtesten Kommentare
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Oben Inserat Aquila, unten Text Aquila – so was nennt man Publireportage. So peinlich.
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Stimme zu. Das ist sozialistische Hofberichterstattung, in der Tat sehr peinlich. Gerade bei einem Bericht über einen Inseratekunden, wäre etwas mehr Abstand als gewöhnlich sehr wünschenswert. Zudem ist mir der Zusammenhang 30 Jahre bei CS und guter Banker nicht ganz klar. Ist jemand gut nur weil er etwas 30 Jahre lang macht???
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Wenn sehr gute Banker wie Markus Angst Credit Suisse nach 30 Jahren verlassen wirft dies leider ein sehr schlechtes Licht auf Credit Suisse. Credit Suisse hat grobfahrlässige Fehler gemacht bei der Liquidation von Clariden Leu und der Verlust von Markus Angst ist nur ein Beispiel hierfür. Ich wünsche Markus Angst viel Erfolg bei Aquila
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Schlussendlich will auch der EAM Kunde wissen, wo seine Gelder plaziert sind und mit wem zusammengearbeitet wird. Mit einem neuen Banknamen und ohne einem finanziell starken Aktionär wird es schwer in Zeiten wo Kunden Sicherheit suchen. Viel Glück.
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Eine eigene Banklizenz – macht das Sinn? Glaubt man wirklich, das Geschäft profitabler oder schlanker fahren zu können als bisher?
Oder hat man als EAM einfach die Nase voll von immer strengeren Compliance-Auflagen der Partnerbanken?
Tatsache ist, dass EAM’s bzw. ihre Kunden bei vielen Banken vermehrt auf dem Compliance-Radar erscheinen, denn die GwG-Risiken sind in diesem Marktsegment überdurchschnittlich (siehe z.B. der kürzliche Cannabis-Geldwäschereifall in Genf, bei dem ein EAM eine zentrale Rolle spielte). Immer wieder gelingt es zweifelhaften Kreisen sich über EAM’s einen Zugang zu Schweizer Banken zu finden, der auf direktem Weg kaum möglich wäre.
Das sollte auch die Finma mittlerweile geschnallt haben.-
Treffend gesagt!
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EAM’s lassen sich nicht so einfach transferieren, das Volumen wird sich in Grenzen halten. Aquila ist eine extrem fragmentierte Gruppe mit einem damit verbundenen hohen Compliance Risk, in der heutigen Form sicher auch nicht die Vision für die Zukunft.
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Aquila – nein Danke!
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Ist ja ein äusserst scharfsinniger Kommentar!
Schade lh, dass hier die Zensur versagt!
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Die Ratten (sry Markus) verlassen das sinkende Schiff…
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Hat der Hauptsponsor für diesen Artikel auch bezahlt?
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„Die Aquila ist eine der Inserenten dieser Finanzseite“?? Eine der? Der einzige Inserent!!! Oder sehen sie noch andere?
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Hat der Hauptsponsor für diesen Artikel auch bezahlt?
Die Ratten (sry Markus) verlassen das sinkende Schiff...
Aquila - nein Danke!