Lukas Ruflin wollte nach vorn schauen. Nach dem tiefen Fall der Leonteq, dem abrupten Ende der Ära von Jan Schoch und dem Ausscheiden von Pierin Vincenz sah der CEO der Zürcher Finanz-Boutique die Chance zum nächsten Höhenflug.
Auf einen Schlag sieht alles anders aus. Die Old Mutual International, eine grosse Versicherung mit Börsenkotierung in London, zerrt die Schweizer Derivatefirma vor den Richter.
Das schreibt die Leonteq heute früh in einer kurzen Mitteilung. Es gehe um „bestimmte Transaktionen mit strukturierten Produkten und damit verbundene Gebühren und Provisionen“.
Die Klage richte sich „gegen Leonteq und weitere Parteien“ und würde am „High Court of the Isle of Man“ eingereicht. Man wolle vorab informieren, weil man erfahren habe, dass „gewisse Medien von dritter Seite selektiv Informationen“ erhalten hätten.
„Leonteq weist jegliche Forderungen in dieser Angelegenheit vollumfänglich zurück und wird ihre Position vor dem zuständigen Gericht vehement verteidigen.“
Für Leonteq, ihren neuen starken Mann Ruflin und Grossaktionär Rainer-Marc Frey ist der Prozess in England ein Schock. Daran ändert die trotzige Haltung nichts.
Die Schweizer Finanz-Firma war wiederholt öffentlich ins Gerede gekommen wegen Insider und Manipulationen. Seit den Grossturbulenzen im letzten und vorletzten Jahr dachte man, nun würde Ruhe einkehren.
Man sollte sich täuschen.
Losgegangen war es Ende 2016. Damals geriet die Leonteq auf Abwege, nachdem sie einen Gewinnsturz verkünden musste. Wenige Wochen vorher hatte die Spitze des Unternehmens an einem Investorentag die Anleger noch versichert, man sei auf Kurs.
Im Vorfeld des damaligen Gewinnzerfalls wurde die Aktie der Leonteq wie wild gehandelt. Es gab riesige Ausschläge, und wer verkauft hatte, der konnte happige Profite einstreichen.
Das Gleiche geschah wiederholt rund um Ankündigungen. So auch im Sommer des letzten Jahres, als der VR beschlossen hatte, dass Pierin Vincenz an einer ausserordentlichen Generalversammlung als Präsident von Leonteq zurücktreten würde.
Es vergingen zwei Tage, bis die Leonteq diese wichtige Nachricht öffentlich bekannt gab. In der Zwischenzeit konnten Insider frisch fröhlich Leonteq-Aktien und -Optionen handeln.
Am gravierendsten war die Geschichte mit einem Strukturierten-Produkt rund um die Aktie der Zurich-Versicherung. Dieses Produkt hatte die Leonteq für ihre Partnerin und Grossaktionärin Raiffeisen geschneidert.
Die Raiffeisen-Kunden, darunter viele kleine und mittelgrosse, erhielten jährlich zum Stichtag einen Ertrag, wenn der Kurs der Zurich-Aktie einen bestimmen Kurs nicht unterschreiten würde.
An einem dieser Jahres-Stichtage lag die Aktie des Versicherers den ganzen Börsentag lang im grünen Bereich, also über der Schwelle. Dann, kurz vor Börsenschluss, sackte der Titel überraschend ab und durchbrach die Barriere.
Damit gingen die Raiffeisen-Kunden in jenem Jahr leer aus. Später wurde klar, dass es Manipulationen der Leonteq gab. Die Finanzaufsicht eröffnete ein Verfahren.
Ende 2015 musste die Leonteq über 3 Millionen Franken an illegal eingestrichenen Gewinnen zurückzahlen und der Finma Besserung geloben.
Rückblickend war dies der Beginn des tiefen Falls der Leonteq. Hinterlistiges Profit-Verhalten ausgerechnet zulasten von Kunden der Raiffeisen, welche fast 30 Prozent an der Leonteq besitzt und ohne deren Geld der Höhenflug der Zürcher Boutique undenkbar gewesen wäre:
Das hinterliess einen miserablen Eindruck.
Und jetzt die Klage der Old Mutual. Um was es dabei genau geht, muss sich noch weisen. Der Hinweis der Leonteq, dass „bestimmte Transaktionen mit strukturierten Produkten“ eingeklagt würden, lässt aufhorchen.
Ob es auch dort um Unregelmässigkeiten geht, ist somit nicht ausgeschlossen. Die Leonteq und ihr CEO-Novize Lukas Ruflin stehen vor einem nächsten Sturm.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Wieder einmal ein reisserischer IP-Artikel von LH mit wenig resp. keiner Substanz!
Was ist die Situation? Leonteq hat auf vorbildliche Art und Weise vorinformiert, dass Old Mutual International möglicherweise eine Klage gegen Leonteq einreicht. Ob die Klage eingereicht ist resp. tatsächlich eingereicht wird und um was es eigentlich bei dieser Klage konkret gehen soll, ist bis dato nicht bekannt.
Ein seriöser Journalist würde diese Meldung von Leonteq zur Kenntnis nehmen und versuchen, zusätzliche Informationen zum Fall zu recherchieren.
Stattdessen wärmt LH wieder einmal alle schlechten Nachrichten der letzten Jahren über Leonteq auf. Das kann eigentlich nur die Shortseller von Leonteq-Aktien freuen, die ganz offensichtlich wieder am Werke sind. -
Struktuierte Produkte machen praktisch alle Banken, ob gross oder klein. Beim Lesen der Kommentare bekomme ich den Eindruck, dass das alles Trickser sind. Sollte das war sein, so wäre die Finma im gleichen Boot. Oder sind eventuel die Schreiber keine Fachleute und schreiben „Seich“ ? Das wäre traurig!
-
Die Finma hat Leonteq für schuldig befunden.
https://www.bilanz.ch/unternehmen/finma-befindet-leonteq-der-marktmanipulation-schuldig-610662
In welchem Boot sitzt Leufro?
Leonteq-Boot?
-
Und in welchem Boot sitzt «Remo»? Im Vontobel-Boot, welches gerne den Namen des lästigen Konkurrenten Leonteq mit Uralt-Geschichten beschmutzen möchte?
Wie fragwürdig Finma-Entscheidungen sein können, wurde und wird hier auf IP immer wieder breit diskutiert.
Im damaligen Fall hat die Finma zwar die Leonteq für schuldig gesprochen, aber es ist eine Tatsache, dass die Anleger nicht zu Schaden gekommen sind, da die entsprechende Prämie ausbezahlt wurden.
Es wären also sehr gute Argumente und Gründe vorhanden gewesen, um die damalige Finma-Entscheidung anzufechten.
Leider hat Jan Schoch den Fehler gemacht, sich nicht gegen diesen sehr fragwürdigen Finma-Entscheid zur Wehr zu setzen, mit dem Resultat dass dieser damalige Entscheid nun immer wieder verwendet wird, den Namen von Leonteq zu beschmutzen.
P.S. Man stelle sich vor, man würde bei UBS und CS und anderen Bankinstituten auch jedesmal alle Finma-Entscheidungen bei jedem Zeitungsartikel vorbringen…
-
-
Leonteq kann nur noch dank Finma eben nur in der Schweiz Geschäfte machen. Überall sonst ginge das als Offering für Retail Kunden nicht durch. Ist ein übles Geschäft, das nur funktioniert, weil die Kunden nicht rechnen können.
-
Die FINMA und auch die SWX sollten die Transaktion von allen Strukianbietern mal genauer unter die Lupe nehmen.
Ganz einfach mal bei knock-out Produkten anfangen! Ich bin mir 100% sicher, dass da mehrere Strukibuden gewisse Aktienpreise über oder unter den knock-out Level gepusht haben…
-
Ob im Old Muotothal oder in Wild Wild Ostschweiz – Hoffentlich wird jetzt mal aufgeräumt…
-
-
Ich werde das Gefühl nicht los, das der weitaus größte Teil dieser Finanzderivate nicht ‚Finanzgeschäfte‘ sondern ‚Wetten‘ darstellen, welche nicht an Banken und Börsen, sondern von Casinos gehandelt werden sollten. Das wäre passender und weitaus ehrlicher.
-
Wie jedes Börsengeschäft gibt es hier Wettcharakter.
Bei Finanzderivaten ganz besonders, bzw. potenziert.
Daher verlocken sie ja noch mehr zu Marktmanipulationen, weil hier mehr im Spiel ist.
Daß sogar die sonst ziemlich zahnlose Finma hier „zugebissen“ hat und Leonteq der „Marktmanipulation für schuldig“ befunden hat, spricht Bände über Leonteq und deren (damalige / heutige) Leiter.
-
-
Solche „Strukis“ haben nichts mit Geld anlegen und Vermögensentwicklung zu tun. Der Mehrwert dieser Firma ist per se Null. Dass solche Produkte zum Betrug anstiften, ist das Finanzsystem ad adsurbum zu führen.
Selbst wenn die Firma Gewinne „macht“ – für verantwortungsvolle Anleger ist sie wertlos.
Hoffentlich gibt’s eine saftige Busse.-
Das stimmt nicht ganz. Strukturierte Produkte sind für bestimmte Anleger die einzige Möglichkeit bestimmte Derivatpositionen einzugehen.
Mit Ihnen bspw. wird keine Bank einen Rahmenvertrag für OTC Derivate aufsetzen. Dazu ist ihr Anlagevolumen als Einzelperson zu klein und Ihr Kreditrisiko zu gross.
Aber einen Reverse Convertible verkauft sie Ihnen.
Ob sie eine solche Position eingehen wollen müssen sie natürlich schon selber wissen.
Und grundsätzlich gilt: Klar wollen ihnen die Banken alles mögliche verkaufen. Aber das gilt auch wenn sie in ein shopping center gehen. Wenn sie dort rauslaufen mit Produkten, die sie nicht verstehen und nicht brauchen können, sind sie auch irgendwie selber schuld.
-
@KlarSeher: und wenn der Aktienkurs des Reverse Convertible nahe des Strike Price ist, macht die Strukibudi Alles, damit der Aktienkurs unter die Barriere geht. Das ist doch ganz einfach Betrug an den Investor!
Uebrigens: bei welcher Strukibudi arbeiten Sie Herr Klarseher ?
-
Solche "Strukis" haben nichts mit Geld anlegen und Vermögensentwicklung zu tun. Der Mehrwert dieser Firma ist per se Null. Dass…
Das stimmt nicht ganz. Strukturierte Produkte sind für bestimmte Anleger die einzige Möglichkeit bestimmte Derivatpositionen einzugehen. Mit Ihnen bspw. wird…
Die FINMA und auch die SWX sollten die Transaktion von allen Strukianbietern mal genauer unter die Lupe nehmen. Ganz einfach…