Yves Bonnet verkörpert den letzten Mohikaner der alten Julius Bär-Compliance. Diese stand unter dem Zeichen des Everything goes. Zumindest fast.
Nun geht Bonnet. Die Bär-Pressestelle bestätigt das auf Anfrage. Sie betont, dass Bonnet nicht wegen etwas Geschäftlichem die Bank verlasse.
„Yves Bonnet hat sich entschieden die Bank zu verlassen“, meinte eine Sprecherin. „Hintergrund der Veränderungen ist eine Vereinfachung und Verschlankung der Chief Risk Officer-Organisation.“
Mit Bonnet geht die alte Ära zu Ende. Schon zuvor hatten Compliance-Oberchef Roman Baumgartner und sein Vertrauter aus CS-Zeiten, Martin Eichmann, die Privatbank verlassen.
Eichmann war für Anti Money Laundering zuständig, er musste sicherstellen, dass riskante Kunden aufleuchteten und bei Verdacht Meldung nach Bern erfolgte.
Oft passierte das nicht oder zu spät. Die Bär-Bank ist in vielen Korruptions- und Geldwäscherei-Fällen vorne dabei, so bei Fifa und Venezuela.
Bonnet gab vor allem rund um Pierin Vincenz und Beat Stocker zu reden. Als Spezialisten die Geldverschiebungen zwischen den beiden anprangerten, entschied Bonnet, Vincenz als Kunde zu behalten.
Die Angelegenheit sehe zwar nicht schön aus, aber man drücke noch ein letztes Mal ein Auge zu, so Bonnet. Beim nächsten Vorfall aber müsse Vincenz die Bär verlassen.
Auch das passierte nicht. Erst später, als dann rund um eine „Familienangelegenheit“ Vincenz erneut Fragen aufwarf, kams zur Trennung. Allerdings hatte da auch Vincenz schon eine neue Bank gefunden.
Die Oberverantwortung für das locker anmutende Compliance-Gebaren bei der Bär-Bank trug Bernhard Hodler. Hodler wurde Ende 2017 Nachfolger von Boris Collardi.
Unter Hodler explodierte der Fall Vincenz, und die Finma trieb die Ermittlungen rund um Venezuela und Fifa voran. Hodler wird zugute gehalten, dass er mit „Atlas“ ein umfassendes Know-Your-Client aufbaute.
Und doch: Hodler musste rasch weg, vor Jahresfrist übernahm Philipp Rickenbacher. Schon zuvor hatte mit Oliver Bartholet ein Ex-UBS-Compliance-Chef das Steuer im Risk-Bereich der Bär ergriffen.
Bartholet installierte eine neue Compliance-Führung, behielt aber zunächst Bonnet. Er wurde vom Chef Front zum Chef Schweiz.
Kein Abstieg, meinte damals ein Sprecher. Nun ging es nur kurz, bis auch Bonnet die Bank verlässt.
Die ständig neuen Detonationen bei der Bär-Bank führten zur Abgangswelle in der Überwachung der Bank. Ob diese mit frischen Chefs besser gerüstet ist für die Zukunft, muss sich weisen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Private Banker bei der Bär haben doch ein sehr angenehmes Leben in ihrem dekadenten Büropalast an der Bahnhofstrasse 36. Ein Telefon genügt und man bekommt vom Concierge gratis Kaffee, Gipfeli und Süssigkeiten ins Büro geliefert. Nach dem üppigen Mittagessen mit dem Kunden im Baur noch etwas darüber sinnieren wie man seine Kenntnisse im Bereich „savoir vivre“ verbessern kann. Gerade Krass dazu der Kontrast zum Leben der grauen Ameisen Dienstleistungs-Sklaven am verstaubten Backoffice Sitz Bahnhof Altstetten wo Stress, Mobbing und Tristess vorherrschen.
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Alles im Leben ist Glück.
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@Batzenklemmer
Ist das immer noch so?
Ich habe angenommen, dies habe sich mit dem Abgang einiger Herren unter Erni, Schildknecht und Konsorten gebessert. -
Dafür können wir abends noch in den Spiegel schauen… Grüsse aus district 9
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Der Grund der vielen Abgänge ist ja offensichtlich: das Enforcement-Verfahren der Finma, in welchem auch personelle Konsequenzen verlangt werden.
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Der Abstieg dieser Bank begann mit dem Ausstieg der Familien Bär. Insofern muss sich Ehrenpräsident Raymond J. Bär schon fragen, was er und seine Cousins aus dem Familienerbe von Peter, Hans und Nicki gemacht haben. An ihrer Stelle würde ich mich schämen.
Aber man kann sich dafür gemütlich auf den geerbten Millionen ausruhen. -
Es ist in der Praxis nicht nur eine Frage des Chef Compliance, der aufräumen muss, sondern noch viel wichtiger des Chefs der Rechtsabteilung. Bei Bär ist das der General Counsel und sein Team, denn im Bankgeschäft berät die Rechtsabteilung die Geschäftsleitung betreffend der „legal Risks“, ob eine Kunde abgewiesen werden soll, wie dies zu machen sein oder ober dubiose Kunden angenommen werden dürfen.
Die Abgangswelle muss sich auch auf die Rechtsabteilung ausdehnen bzw. inbesondere in der Rechtsabteilung geschehen!
Das Bankgeschäft wird durch die Rechtsabteilung bzw. deren Chef massgeblich bestimmt, beschränkt oder eben zugelassen!
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Wie konnte es überhaupt zum Fall Elmer kommen? Bär sollte sich diese Frage stellen. Aber das werden sie nicht.
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Stimmt zu 100%. Es ist mehr als nur stossend, dass dies von allen im Bonussystem stoisch ignoriert wird. Es gibt nur eine Erklärung dafür. Viele mächtige Leute haben mit dem old Swiss PRIVATE Banking sich das Stillschweigen erkauft.
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die frage ist doch: hat dir Julius Bär bei den ganzen mauscheleien in die sie involviert ist überhaupt ein compliance?
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Die zu verantwortenden Mitarbeiter sind ja teilweise noch immer bei der Julius Bär, beispielsweise der Leiter vom Standard Onboarding und heute auch noch Leiter Large Clients. Da gibt es noch immer gewaltige Risiken in der Bank.
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Bär wird nie mehr eine gute Bank sein wie früher.
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Richtig
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Treffend bemerkt; als Ergänzung empfehle ich noch den Kommentar von Bärli!
tempura mutantur!
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Der Abstieg dieser Bank begann mit dem Ausstieg der Familien Bär. Insofern muss sich Ehrenpräsident Raymond J. Bär schon fragen,…
Bär wird nie mehr eine gute Bank sein wie früher.
Es ist in der Praxis nicht nur eine Frage des Chef Compliance, der aufräumen muss, sondern noch viel wichtiger des…