Das gestrige Aus des Mobile-Bank-Angebots „Coop Finance+“ wirft ein Schlaglicht auf eine wenig bekannte Firma im Imperium des grossen Martin Ebner.
Die Additiv mit Sitz im Paradeplatz-Quartier. Dort wurde die „Finance+“ entwickelt, getestet und auf den Markt gebracht.
Die Resonanz in den App-Stores war von Beginn an vernichtend.
„Eine Banking-App wie Kraut und Rüben“, hatte Finews zur Lancierung letzten Herbst geurteilt, die App scheine noch „sehr frühes Beta“ zu sein, meinte damals laut NZZ ein Nutzer.
„Für die technische Umsetzung der App erntete Coop Kritik“, so der Tages-Anzeiger heute.
Für Additiv der GAU.
Das Tech-Unternehmen war schon vor der Pleite mit Finance+ in die Krise geraten. Ihr wichtigster Kunde hat sich teils von ihr abgewendet.
Die Rede ist von der Bankengruppe NatWest.
Deren Wunsch, über Leistungsumfang und Preise zu diskutieren, habe die Additiv-Spitze schnöde vom Tisch gewischt, so ein Insider.
In der Folge habe NatWest einen ersten Teil der von der Additiv bezogenen Leistungen abgezogen.
Der Gründer der Additiv, Michael Stemmle, dementiert dies. „Grundsätzlich dürfen wir uns zur NatWest Group nicht äussern“, hielt er per Email-Antwort fest. Und dann:
„Das Statement, dass NatWest Group von der additiv Plattform weggehen würde, ist falsch. Das Gegenteil ist der Fall – die Plattform ist langfristige strategische Infrastruktur der Bank und unsere erfolgreiche Zusammenarbeit daher ebenso.“
Stemmle hatte das operative Steuer vor Jahresfrist an einen Manager aus den Reihen des Lebensversicherers Swiss Life übergeben.
Der heisst Nils Frowein und kümmerte sich bei der Swiss Life einst um die sogenannten Wrapper-Produkte.
Diese konnten zur Steuerumgehung missbraucht werden, was die USA gegen die Swiss Life auf den Plan gerufen hatte.
Bei der Additiv machte Frowein durch eine rasche Absetzung eines langjährigen Notenstein-Bankers von sich reden. Das wurde in diesem Medium gelobt.
Frowein zeige den Mut zu „klaren Weichenstellungen im Kader“, hiess es in dieser Story vor 11 Monaten.
Jetzt zeigt sich: Die Vorschusslorbeeren waren voreilig.
Frowein entpuppt sich vielmehr als „Big Corporate Manager“, dem es komplett am Feeling dafür fehlt, was ein Tech-Startup weiterbringt.
Statt mit der NatWest über Lösungen zu sprechen, soll Frowein bürokratisch auf Einhaltung der Verträge gepocht haben, sagt jedenfalls eine Quelle.
Ähnliches sei mit Kundin Zurich Insurance passiert, für welche die Additiv ein grosses Projekt geleitet habe.
Am Ende gabs statt mehr Aufträge einen Übungsabbruch.
Und jetzt das schnelle Aus von Coop Finance+, bei welcher die Additiv als Technologie-Partnerin darauf hoffte, im Erfolgsfall viel Geld zu verlieren.
Mit dem Debakel ist das Gegenteil eingetreten: Ausser Spesen nichts gewesen.
Die Schuld dafür trage CEO Frowein, urteilt der Insider.
„Finance+ war unfertig“, begründet er. „In diesem Zustand hätte die App nie auf den Markt kommen dürfen.“
Für Additiv sei die Lage ernst. Wichtige Mitarbeiter würden sich auf dem Markt umschauen oder die Gründung eines eigenen Startups prüfen.
Einer zeigt sich unbeirrt optimistisch: Stemmle, der Gründer, der im Unterschied zu Frowein viel seines eigenen Vermögens in seinem „Baby“ investiert hat.
„Die aktuelle Geschäftsentwicklung der additiv gestaltet sich (in der Schweiz wie auch im Ausland) überaus positiv und zufriedenstellend“, hält er fest.
Das Sagen hat Stemmle schon lange nicht mehr.
Martin Ebner, der ewige „Zampano“ der Schweizer Geldwirtschaft, ist seit seinem Einstieg bei der Additiv vor 7 Jahren der wahre Machthaber.
Unter Ebner kam dann auch Frowein zum Handkuss, was Stemmle ebenfalls begrüsst haben soll.
„Nils Frowein will drive the further growth and business development of additiv together with its founder Michael Stemmle“, verkündete die Additiv im Sommer 2023.
Nach nur gut 12 Monaten droht unter der operativen Führung des Ex Swiss Life-Topshots ein Desaster – ein weiteres auf dem Tech-Platz Zürich, vergleichbar dem unrühmlichen Verschwinden der Crealogix.
Für die helvetische Finanzindustrie ein Armutszeugnis. So viel Geld, so viel Kapital, so viele Ingenieure – und so wenig Leistung.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wer einen Versicherungsmanager aus der Frühpension holt und diesen zum CEO eines der grössten Fintechs der Schweiz macht, der hat aus meiner Sicht den Schuss nicht gehört.
In irgendeinem Advisory Board 2x pro Jahr einen Kaffee trinken gehen, das wäre der richtige Einsatz. -
Ich hatte 2x mit dem Herrn zu tun. In seiner alten und neuen Rolle. Ich habe selten eine selbstverliebtere und arrogantere Person kennengelernt.
Was als Versucherungsmanager schon nicht mehr zeitgemäss ist, ist als Manager bei einem IT-Zulieferer völlig untragbar.
Ich kenne niemand, der sich gerne von einem Lieferanten beschimpfen lassen und die Welt erklären lassen will.
Ebner ist gut beraten, diese Personalie so schnell als möglich zu erledigen, wenn er nicht sein ganzes Investment verlieren will.-
Komisch, dass es solche Typen mit so dicker Lippe und so wenig Fach-Verständnis überhaupt noch gibt in den ersten Reihen im seriösen IT-Business. Ist auch ein Zeugnis für den, der ihn ausgesucht und installiert hat.
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Also, die Kombination ist: Additiv/Stemmle mit einem Manager der weder von IT noch von Startup Ahnung oder einen Track Record hat und dazu noch Ebner als Investor.
Wäre eigentlich sehr überraschend gewesen, wenn irgendwas brauchbares rausgekommen wäre, nicht?
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Dass noch kein Börsengang einer ‚Fintech Vision‘ geschehen ist, überrascht mich. Normalerweise hat Herr Dr. gerne die Gebühren erhalten, aber das Risiko anderen überlassen. Dies war „grosse Kunst“.
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Sie wollten schon mehrfach andere Investoren rein holen. Bei DER Bewertung (völlig überhöht, vermutlich mindestens um den Faktor 5) ist das nicht möglich.
Aussensicht: Hier muss das Cap Table völlig neu aufgebaut werden, inklusive Wechsel des Managements.
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Wirklich Chapeau! Für die schnelle und professionelle Reaktion von Coop. Auch solche Situationen geben Vertrauen. Ich bin überzeugt Coop wird eine bessere Alternative finden.
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Die Stillegung von Paladino ist die nächste Pleite.
R.H. wurde Ende Juli entlassen, das ist tot.
Gleichzeitig mit einer grossen Versicherung über neue Projekte verhandeln und gleichzeitig die Insurance-Capability töten.
Ein starkes Stück. -
Ich habe mir diesen CV mal genau angeschaut (ist ja öffentlich).
Absolut nichts findet sich darin, was für die Leitung einer SaaS-Company qualifiziert.Welcher Hornochse von einem Headhunter hat denn diesen CV präsentiert? Und wer hat gefunden, dass das passt? Mit welcher Begründung?
Gab es da überhaupt irgendein Assessment? Oder waren die – oldshool – einfach ein paar mal zusammen saufen und haben dann im Suff einen Vertrag erstellt?
Auch von einem Kandidaten mit dieser Erfahrung würde ich erwarten, dass er ein solches Angebot ablehnt. Zum Eigenschutz und zum Schutz der Unternehmung.
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Hätte Christoph Blocher seinen Freund in der Finanzkrise nicht mit 100 Millionen gerettet, könnte niemand diesen Artikel lesen.
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Damit hat er seinen Ruf und den von Ebner komplett verdorben.
Blocker hat jetzt Matthias Ackeret, der im aus der Hand frisst und nur
seichte Fragen stellt, die er von CB empfängt.
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Frohwein erinnert an die Natur eines Bibers, der pyramidenförmige Dämme baut. Bis Sie einbrechen und er alleine dasteht.
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Ein weiteres Beispiel vom Typ „deutscher Sieger“
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Ebner hatte mit Software und Digitalfirmen selten Glück. Nicht sein Sektor.
Seine Beteiligung an Myriad war ein totaler Flop, setzte noch auf alte Telefone und verpasste Smartphones. Dekotierung als Penny Stock.
Bei Temenos grosse Verluste nach heftigen Vorwürfe von prominenten Short-Sellerm (Hindenburg Research).
Einzig mit Mobilezone erzielte er Gewinm.
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Ich habe Ebner immer gemieden und bin gut gefahren.
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Ich habe Ebner immer gemieden.
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„Desaster“ ist noch nett formuliert.
Keine Neukunden. Die bestehenden Kunden werden vergrault. Ersatz bewährter Entwicklungs-Center in Osteuropa ausgerechnet mit Bangladesch (dort wo Startups entwickeln lassen, denen sogar Indien zu teuer ist und die keinerlei Qualitätsanforderungen haben). -
„Grundsätzlich dürfen wir uns zur NatWest Group nicht äussern“
vs.
„Das Statement, dass NatWest Group von der additiv Plattform weggehen würde, ist falsch. Das Gegenteil ist der Fall – die Plattform ist langfristige strategische Infrastruktur der Bank und unsere erfolgreiche Zusammenarbeit daher ebenso.“
Finde den Fehler.
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Wie kann man so blöd sein, einem Versicherungs-Manager kurz vor der Pension eine IT-Bude anzuvertrauen?
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N. war schon bei SL bekannt als Technokrat und wenig gewandt im Umgang mit Menschen.
Ich habe mich damals schon gewundert, wie das funktionieren soll in einem KMU.
Eine Drückerkolonne zu leiten (AWD) qualifiziert nicht für so ein B-2-B-IT-Business. -
Die Graubündner Kantonalbank hat dem Ebener seine Bank abgekauft. Hoffen wir, dass keine Kröten zum Vorschein kommen nach dem Kauf der Ebner Bank durch die GKB so wie es bei der Geschäftsbeziehung zwischen Benko und Fanconi, Bankpräsident, geschehen ist. Ja, Ebener mit seinen Visionen. Und dann, das damalige Schreiben des damaligen VR-Präsidenten und CEO der „Winterthur“ an die Direktionsmitglieder: „Herr Ebner ist uns als Aktionär willkommen“. Resultat: Die damalige Spitzen-Versicherungsgesellschaft wurde in die CS gebracht, ausgeraubt und, zum Glück für die Mitarbeiter, dann nach einer Finanzspritze zu einer erfolgreichen europäischen Versicherung, die AXA, transferiert.
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Faktisch hat man eine unfertige App auf den Markt geschmissen, weil man unbedingt im Fintech Markt mitspielen und das große Geld machen wollte. Das allerdings Martin Ebner dann auch noch schnell mal investiert, obwohl er sonst immer den obersten Investmentguru gibt, ist erstaunlich.
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Im nächsten Frühling ist die nächste Kapitalerhöhung fällig. Ob Ebner nochmals locker 20 Mio. gibt, um eine Firma mit rückläufigem Umsatz nochmals 2 Jahre am Leben zu halten, ohne wirklich Aussicht auf Besserung?
Das wertvollste an dieser Firma sind die üppigen steuerlichen Verlustvorträge.
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Also bei additiv ist es immer noch ein „Customer Success“
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Jetzt nicht mehr, den Success gibt es nicht mehr… 🙂
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Die Schweizer IT-Branche is hochnotpeinlich. Komplett überteuerte ITler, die skillmässig nicht mithalten können mit den Benchmark-IT-DL-Exporteuren aus Osteuropa (Ukraine namentlich).
Es gibt zwei CH-ITler:
1) Lehrlinge die eine Ausbildung machen – kannst Du knicken; die lernen in behütetem Rahmen ein bisschen App coden mit Frameworks und sind nicht sonderlich bemittelt;
2) Die „intelligenten“ ETH-Typen; hier ist auch eine breite Spreizung vorhanden; die Top-Guys wandern aus oder machen ihr Ding, die mittelmässigen landen hier in so no-name Läden wie im Artikel beschrieben oder bei eimem Corporate.
Mit AI kann man 95% von dem was ein entitleter Schweizer Schmalspur-ITler will bald selber programmieren oder in besserer Quali in der Ukraine einkaufen. Die sind unter Druck zu arbeiten und liefern, während der Schweizer ITler seine 12’000 Stutz will, damit er nachher in die Badi gehen kann und sich das beste Macbook kaufen kann.
Zu wenig Druck, zu wenig richtige Konkurrenz.
Wenn ich IT-Custom-Software bräuchte würde ich es nie in der Schweiz machen lassen. So dumm.
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The Nat West Group accounts for around half of our turnover. It has been additiv’s best customer by far for many, many years: good, punctual and stable payments.
And after Frohwein goes there for some meetings, sales go into free fall.
And yes, Nils, I hear the story about India and „overriding strategy“.
But ultimately the fact remains: Never any problems until you arrived.
Since then: Layoffs, cutbacks, closings. Everybody who can, leaves or is looking for a job.
Michael, please take over again and fire Nils immediately.
The house is on fire, but the bosses do not seem to care.-
Could‘t agree more.
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Ja, stimmt genau!
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Das App war nicht mehr als Schrott und die zwei Wiesen- und Feldpartner Hypi Lenzburg und GLKB überfordert. Gut hat man das Thema beerdigt.
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es riecht schon wieder streng nach AWD
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Schon krass, wie mit Rentengeldern Geld nach DE verschenkt wurde. Und dies auf Druck des SVP-Dörig.
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Ein Armutszeunis ist, dass die Coop-Bank nicht in der Lage ist eine eigene App zu bauen. Shame on you!
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Welche Coop Bank?
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„Und nun noch das schnelle Aus von Coop Finance+, bei welcher die Additiv als Technologie-Partnerin darauf hoffte, im Erfolgsfall viel Geld zu verlieren.“
Im Erfolgsfall viel Geld zu VERLIEREN? Scheint mir kein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu sein 😂
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Topshot +1
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Das Problem ist nicht Nils Frohwein.
Dieser hat schlicht keinerlei Ahnung, wie man eine IT-Unternehmung führt, geschweigen denn eine B2B-Firma. Der Mann hat vorher Versicherungen verkauft, da sind die übertragbaren Fähigkeiten doch absolut Null.Die Bestellung und Abberufung der Geschäftsleitung ist bekanntlich eine nicht delegierbare Aufgabe des Verwaltungsrats.
Das Problem ist somit ganz klar Roger Steiner (Präsident und Abgesandter von Ebner): Der hat erst eine völlig falsche Wahl getroffen und diese nun noch nicht korrigiert.
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Manche Investments sind ein Erfolg, manche halt nicht. Das gilt auch für Private Equity Investments. Zu glauben, M. Ebner hätte das Investment alleine getätigt, ist vermutlich naiv. Er hat einen Kreis/Pool von Investoren, welche solche Beteiligungen (mit)finanzieren.
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@Oekonom
Ja, neben Ebner halten noch ganz viele weitere Deppen Aktien über einen von Ebner geführten Pool.
Bei den Kapitalerhöhungen ist die Nachfrage nach neuen Aktien jedoch gleich Null.
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Cool, jetzt bitte noch ein Bericht über Hypi Lenzburg 😏
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NatWest / RBS hat die additiv-Teams praktisch auf Null runter gefahren.
Noch vor einem Jahr war die monatliche „Run Rate“ etwa eine Million.
Das wird jetzt alles nach Indien ausgelagert und Inhouse gehalten.
Die Plattform wird man noch etwas behalten, damit die Investitionen der Vergangenheit nicht völlig umsonst waren, aber es ist klar, dass das auch mittelfristig abgelöst wird. -
was für eine trottel beziehung.
als würde man eine haussanierung
einem verwandten überlassen.
gute nacht.
Das Problem ist nicht Nils Frohwein. Dieser hat schlicht keinerlei Ahnung, wie man eine IT-Unternehmung führt, geschweigen denn eine B2B-Firma.…
es riecht schon wieder streng nach AWD
Wie kann man so blöd sein, einem Versicherungs-Manager kurz vor der Pension eine IT-Bude anzuvertrauen?