Am Freitag teilten intern zwei gestandene Sarasin-Manager ihren Abgang mit. Heute früh meldet Notenstein deren Zuzug.
Der fliegende Wechsel von Aris Prepoudis als Chef Instiutionelle Kunden und Andreas Knörzer als Leiter Sustainable Investments zeigt besser als tausend Worte, was in Basel und St. Gallen abgeht.
Am Rheinknie drehen die Besitzer von Sarasin, die Safra-Brasilianer, das Rad zurück. Sie führen das Wort Nachhaltigkeit im Logo, verlieren aber die Leute, die mit ihrem Namen dafür stehen.
Zwar bestreitet das die Bank, doch mehrere Insider bestätigen, dass Wednesday nicht mehr gilt.
Die Raiffeisen-Privatbankentochter Notenstein wählt den umgekehrten Weg.
Die St. Galler gehen mit Volldampf Richtung neue Welt, in der Transparenz und Performance matchentscheidend sind.
Notenstein baut eine eigene Asset-Management-Division auf. Die zwei soeben verpflichteten Sarasin-Leute sollen massgeblich zum Erfolg beitragen.
Kürzlich verpflichtete Notenstein auch Beat Wittmann und kaufte dessen Firma.
Ob die neuen Leute von ihrer Persönlichkeit und ihrem Knowhow her zusammenpassen und am gleichen Strick in die gleiche Richtung ziehen werden, muss sich noch weisen.
Doch klar ist: Bei Notenstein gibt es eine Richtung, und die zeigt in die Zukunft, wo erfolgreiches Asset Management eine wichtige Rolle spielen wird.
Umgekehrt verschliessen sich die Safra-Sarasin-Banker dieser Entwicklung. Sie gehen auf Tauchstation, kommunizieren nicht, werden zur unberechenbaren Grösse.
Was „Safrasin“ will und wohin die Bank steuert, bleibt unbekannt; die Richtung von Safra-Sarasin ist ein Rätsel.
Dafür steht, wie die Bank bei personellen und strategischen Veränderungen kommuniziert. Konfrontiert mit den aktuellen Manager-Abgängen wollte ein Sprecher von Sarasin gestern Abend keine Stellung nehmen.
Auch Aris Prepoudis wollte nichts zu seinem Abgang sagen.
Umgekehrt Notenstein. Offensiv wie gewohnt kommunizierte die Bank von Zampano Pierin Vincenz heute früh um 7 Uhr über die Transfers.
Unter Safra ist die alte Sarasin, die bis vor kurzem noch eine Vorreiterrolle in Swiss Banking spielen wollte, innert anderthalb Jahren zur Blackbox mutiert.
Zudem sind viele langjährige Kaderleute bereits von Bord gegangen, darunter Köpfe, welche die Bank geprägt haben.
Handelschef Fredy Lutz und Peter Wild, Chef Family Office und Mitglied der Geschäftsleitung, verabschiedeten sich frühzeitig in Pension.
Im letzten Herbst wurde zudem der Abgang von Private-Banking-Chef Werner Rüegg bekannt. Kürzlich begann Rüegg bei Konkurrentin Vontobel.
Immer deutlicher wird, wer das alleinige Sagen bei der einstigen Traditionsbank mit dem Claim „Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841“ hat.
Es sind die Brasilianer der Bank Safra.
Bank-Namensgeber Eric Sarasin darf zwar noch in der obersten Führung mitspielen, entscheidend ist er aber nicht mehr. Stattdessen tritt Eric Sarasin mit Polit-Themen in der Öffentlichkeit auf.
Mit dem jüngsten Exodus von bekannten Führungsleuten erhalten jene Warner recht, die mit der Machtübernahme von Sarasin durch Safra das Ende der Basler Traditionsbank prognostiziert hatten.
Während von aussen betrachtet viele Fragezeichen herrschen, dürften die Safra-Banker genau wissen, was sie mit ihrer Sarasin-Bank wollen.
Danach speisten sie die Minderheitsaktionäre mit dem tiefstmöglichen Übernahmepreis ab.
Schon da wurde klar, dass die Safras wenig Wert auf öffentliches Image legen. Für sie zählt allein Diskretion für eine globale und superreiche Klientel, die keinen Wert auf Öffentlichkeit legt.
Je weniger Transparenz und News, desto besser – so das Verständnis der Sarasin-Besitzer.
Höchst ungelegen kam da die Informationsverletzung durch einen IT-Mann, der Nationalbank-Chef Philipp Hildebrand den Kopf kostete.
Heute spielt Sarasin in einer eigenen Liga; in einer, wo es keinen Wettstreit zwischen Mitbewerbern gibt.
Fern von jeglicher Aufmerksamkeit, publizierte die Bank am Donnerstag ihren Geschäftsbericht. Kaum jemand nahm Notiz davon.
Dabei handelt es sich bei Safra-Sarasin immer noch um eine der grössten Privatbanken der Schweiz.
Das Bankhaus machte im 2012 gut 170 Millionen Gewinn, verwaltete 130 Milliarden Kundenvermögen und beschäftigte 2’100 Mitarbeiter.
Vontobel, die ebenfalls in Familienhand und kleiner ist, steht demgegenüber viel öfters in den Schlagzeilen. Bei Neuigkeiten kommuniziert die Bank, an ihren Pressekonferenzen nimmt man teil.
Vontobel will berechenbar sein, selbst wenn sich die Bank damit erst recht Kritik einholen kann.
Safra-Sarasin will unberechenbar sein, auch wenn die Verantwortlichen das Gegenteil behaupten.
Die Übernahme habe „ein starkes Team von erfahrenen Private Bankern“ zusammengeführt, meinte der Vizepräsident der J. Safra Holding, Jacob Safra, letzte Woche zum Geschäftsergebnis.
Dieses Team würde „über alle notwendigen Fähigkeiten“ verfügen, die es brauche, „um unsere Kunden zu betreuen und unsere Geschäftsbasis umsichtig auszubauen“.
Dann gab Jacob Safra, ein Sohn von Patriarch Joseph Safra, das Ziel vor. Safra-Sarasin verfolge ihre Wachstumsstrategie weiter „auf unserem Weg in die Top 20 im globalen Private Banking“.
Mit welchen Leuten und welcher Strategie, liess Safra Junior offen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich zitiere: „Langjährige Kadermitarbeiter; Handelschef Fredy Lutz und Peter Wild, Chef Family Office und Mitglied der Geschäftsleitung, verabschiedeten sich frühzeitig in Pension“
Langjährig bedeutet im Falle des Herrn Lutz etwas mehr als ein Jahr bei einer Firma zu arbeiten. Gut wenn man einen Paten (Peter Wild ) hat, welcher ihm ein lukratives Jahr bescherte. Es hätte wohl eher folgendermassen heissen müssen, nicht sie verabschiedeten sich, sondern sie wurden verabschiedet.
Es ist ein Trauerspiel, wenn ein solch traditionsreiches Unternehmen durch machtgierige Egomanen zu Grunde gewirtschaftet wird. Wie lange wird er Eichenbaum noch sichtbar sein, bevor er definitiv gefällt wird. Wie lange kann sich der oberste Bieber noch halten, bevor die expansive Strategie (Naher Osten, NZB) definitiv den Untergang einläutet. -
Ist doch gut dass es noch Banken gibt die nicht so mediengeil sind wie z.B super augeführt Notenstein a.k.a Raiffeisen oder gleich besser gesagt deren CEO Pierin Vincenz der jede Möglichkeit ausnützt um seine Strategie und seine Pläne jeden ins Ohr zu brüllen.
Eine sanfte und diskrete Art von Banking ist ja was sich die Kunden im UHNI Segment suchen. Gut gewirtschaftet hat die Sarasin in den letzten Jahren sowieso nicht mehr. Gut so dass dort ein bisschen ausgemistet wird.-
Solche Erfolgsmeldungen darf man getrost in den Medien verbreiten… Erfolg bringt neuen Erfolg! Jedenfalls besser als von Negativschlagzeilen verfolgt zu werden wie der Rest der Schweizer Bankenwelt oder?
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wieso so skeptisch in den kommentaren? die neuen eigentümer schlagen einfach einen etwas anderen, neuen kurs ein. wäre der „bisherige“ kurs so erfolgreich gewesen, wäre der verkauf ja wohl auch nicht zur debatte gestanden. die cost income war ja während jahren astronomisch hoch, was ein eigentümer nur verzeiht wenn das wachstum sehr, sehr gut ist. offensichtlich ging jedoch die rechnung nicht wirklich auf. die Safras achten nun etwas mehr auf kosten und fokussieren bei wenig rentablen tätigkeiten. soweit so gut.
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Kann Jacob nur beipflichten.
Frage mich immer wieder, warum die ehemalige Eigentümerin Rabobank so lange zugeschaut hat und es nicht fertig gebracht hat, ihre materiellen Interessen und diejenigen des von der CS für teures Geld übernommenen Managements auf eine Schiene zu bringen?
Es wird Safra trotz des diskreten Auftritts sehr gut anstehen, sauber zu kommunizieren. Dies hätte v.a. intern den Vorteil, dass der – ich unterstelle jetzt mal – nicht ungern gesehene Exodus von Mitarbeiterinnen auch wirklich da stattfindet, wo man ihn haben möchte.
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Einer klassischen griechischen Tragödie gleich kann man hier exemplarisch nachvollziehen wie einer edlen, leider nicht sehr innovativen aber immer geradlinigen und „ehrlichen“ Privatbank der Todesstoss versetzt wurde. Die „Macher“ oder besser die verwirrten Heinis lassen verbrannte Erde zurück … auf dass solche Leute nie mehr auf dem Bankenplatz Schweiz in Erscheinung treten sollen … !!!
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Dass sustainable investments (Windpark-Sorgen), Weissgeldstrategie (Abgeltungsteuer oder Autom. Infoaustausch) nicht mehr top bei Safra sind, kann ich nachvollziehen.
Wenn man 1Bn für eine Bank zahlt, die Erträge pro Kopf im Vergleich zur Konkurrent nie maximieren konnte (ausser vielleicht strukis), Dann fokussiert man auf ROI
Die obenerwähnten Personen waren nicht allzu einflussreich. Angenommen CEO, CFO und COO bleiben im Sattel, welche Aufgaben und Standort werden für den CIO bestimmt?
Was geschieht im Products & Asset Management?
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Die Geschiche von Safra in der Schweiz habe ich 1996 in meinem Buch „Swiss Connection“ dokumentiert. Erhältlich in jeder guten Buchhandlung oder beim Unionsverlag.
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muesch mol läse….
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Wer macht jetzt eigentlich Asset Management beim Pierin: Notenstein oder 1741? I don’t get it.
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Wer nun das AM leitet weiss niemand…offiziell war es noch Portfolio Manager Leveaux, aber vielleicht ist der geflogen?
Was viele nicht wissen, ist das vor 2-3 Jahren die Bank eine „Sustainable Investment“ Stelle aufbauen wollte…dann doch nicht. Kuenzi und Kollegen haben keine Strategie…
Interessant ist auch die Tatsache dass sich die 1741AM als Quant-House positioniert hat…wie sich das nun mit der neuen Aufstellung mischen wird…??
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So what? Kein einziger UHNWI hat ein Interesse, dass „seine“ Bank ständig in den Schlagzeilen ist. Ueber jeden Furz eines Bank-CEO wird heute in den Medien berichtet, ja sogar über jedes Fürzli und Sörgeli/Boboli der Leute aus der zweiten Reihe. Bringt das dem Kunden irgendetwas? – Richtig geraten: NICHTS. Es ist doch gut, wenn eine Bank kundenfokussiert ist statt ein paar angestellte und fürstlich ausgehaltene (für erbrachte Leistung und Fähigkeiten)Bank-Manager ego-eitel-fokussiert, nicht wahr?
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Jede Bank ist in den Schlagzeilen – lieber so also durch: Milliardenverluste, Datenklau, Personalabgänge, Libor-Skandal etc.
Das mögen UHNWI noch viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel weniger! :-)HAHAHAHAHAHA…Ich persönlich möchte nicht Kunde auf einem „sinkenden Schiff“ sein, nicht als UHNWI, HNWI, Affluent, Retail oder was auch immer. Sind wir froh haben wir erfolgreiche Banken wie die Notenstein… oder das Mutterhaus.
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So what? Kein einziger UHNWI hat ein Interesse, dass "seine" Bank ständig in den Schlagzeilen ist. Ueber jeden Furz eines…
Wer macht jetzt eigentlich Asset Management beim Pierin: Notenstein oder 1741? I don't get it.
muesch mol läse....