Gestern Mittwoch, 8.30 Uhr: Townhall bei Clariden Leu. Einmal mehr, dachten wohl viele. Auch wenn die Zürcher Traditionsbank nur noch leblose Hülle ist, spulen die Verantwortlichen der Mutter Credit Suisse (CS) ihr Programm einer missglückten Integration ab, als ob nichts geschehen wäre.
Zuerst informieren über die neuen Strukturen, im Januar dann über den Verbleib der Menschen – jene, die bleiben dürfen und die vielen Hundert, die gehen müssen.
Während die Clariden-Leu-Mitarbeiter um ihr berufliches Überleben kämpfen, machte Mutter CS bis heute früh einen grossen Bogen um jene Geschichte, die massgeblich zum schnellen Ende der Bank beigetragen hat. Die Rede ist von Olivier Jaquet, ein 42-jähriger Hotshot der CS, und dessen Steuer-Kapriolen. Eine wichtige Frage blieb selbst 2 Monate nach Bekanntwerden des Falls im Raum stehen: Ist Jaquet nach wie vor CS-Angestellter und kriegt damit weiterhin seinen Lohn von der Grossbank?
Gestern blieb die Anfrage, ob Jaquet weiter von der CS beschäftigt würde, unbeantwortet. Auf Anhieb sei dies nicht auszuschliessen, hiess es. Erst nach der Publikation dieses Artikels heute früh gab die Bank den Hinweis, dass Jaquet zwar noch ein halbes Jahr seinen Lohn erhalten würde, man aber den Anstellungsvertrag aufgelöst habe und sich entsprechend in Trennung befände.
Für viele Clariden-Leu-Mitarbeiter ist die Geschichte emotional. Sie zahlen die Zeche für das Verschwinden ihrer Bank, über 500 Stellen gehen verloren, der Stellenmarkt ist schlecht. Gleichzeitig sehen sie im Steuerfall ihres CEOs einen wichtigen Grund für das rasche Clariden-Ende.
Es geht aber nicht nur um Emotionen. Mit seinem Konstrukt zahlte Jaquet seine Einkommenssteuern während 9 Jahren nicht an seinem tatsächlichen Wohnort am Zürichsee, sondern an seinem Scheinwohnsitz in Vaduz FL, wo er offiziell in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus hauste.
Die CS-Oberen im Clariden-Verwaltungsrat seien darüber im Bild gewesen, behauptet ein CS-Manager. Seit Jahren mit dabei im VR: Hans-Ulrich Meister, der neue starke CS-Mann und Chef-Integrator der Clariden Leu, und der oberste CS-Rechtschef Romeo Cerutti. Meister gehört seit Anfang 2009 zum Gremium, Cerutti seit Anfang 2007.
Meister bestreitet, von Jaquets Steuer-Konstrukt gewusst zu haben. „Gar nichts“ sei ihm davon bekannt gewesen, legte sich das Konzernleitungsmitglied der Grossbank kürzlich im kleinen Kreis ins Zeug. Er habe Anfang August die Verantwortung für das Private Banking der CS inklusive Tochter Clariden Leu übernommen und rasch Nägel mit Köpfen gemacht.
Was Meister und Cerutti hätten wissen können: Jaquet musste als einstiger Chef einer CS-Lebensversicherungstochter, der CS Life&Pensions, formellen Wohnsitz im Liechtenstein haben. Als die Tochter später in der CS Trust aufging, behielt Jaquet als damaliger Trust-CEO den Hut des Life&Pensions-Chefs. Die CS zog Jaquet Quellensteuern ab und überwies diese nach Vaduz.
Das steht alles offiziell in den CS-Büchern und war den Zuständigen somit bekannt. Es wäre aber nie zum Thema geworden, wäre Jaquet, der von Haus aus kein Private Banker ist, im Frühling nicht überraschend Kandidat für den CEO-Job der Clariden Leu geworden.
„Für eine exponierte Funktion wie diese haben wir in der CS normalerweise ein strenges Assessment“, sagt die interne Quelle. Betreibungsauszüge und andere amtliche Dokumente müssten vorgelegt werden, die Bank führe ein rigoroses „Reputation“-Management durch.
Dass dies bei Jaquet offenbar nicht gemacht wurde, erklärt sich die Auskunftsperson mit Nachlässigkeit. „Wahrscheinlich sagten sich die Zuständigen, sie hätten in Jaquet einen Heisssporn gefunden – einen zweiten Boris Collardi, der es mit dessen Julius Bär aufnehmen könne.“
Man habe aus dem Fall Jaquet die Lehren gezogen und würde Kandidaten für Spitzenjobs in Zukunft genauer durchleuchten, geben sich CS-Leute in Hintergrundgesprächen zerknirscht.
Öffentlich vermittelt die CS hingegen ein anderes Bild. Statt von Mitverantwortung seiner Bank zu sprechen, markiert der zuständige Hans-Ulrich Meister den starken Mann.
Mit einem Satz versucht der Banken-Boss, Jaquets Steuer-Story für die CS aus der Welt zu schaffen. Das Ganze sei nicht strafrechtlich, der Clariden-Chef habe aber der Grossbank einen Imageschaden zugefügt. Das, so Meister, gehe nicht.
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Die beliebtesten Kommentare
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Schon tragisch wie sehr sie die Situation bezogen auf die Grösse der Aufgabe und die Person Erich Pfister verkennen – sie sind offensichtlich nicht nah genug dran (gewesen).
Ein solches Forum scheint mir nicht der richtige Platz für gekränkte Seelen wie Sie.
Ich hoffe (und denke), die CS entspricht Ihrem Wunsch nicht – warum sollte sie auch ? -
Schlimme sache hier. Der grösste Versager ist der liebe Herr Pfister, 3 Jahre im Amt und hat nun wirklich auch gar nicht zustande gebracht. Grosse Klappe sonst nichts. Ich hoffe die CS nimmt diesen Versager nicht zurück.
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nun ja – wenigstens hat Jacquet ja noch entschieden das alljährliche ClaridenLeu – Weihnachtsfest nicht stattfinden zu lassen.
Was zwei Vorteile hat. Erstens müssen sich weder Meister noch Kurzmeyer an diesem Anlass schämen und fremdschämen, zweitens kommt so etwas zusammen für Bradys Bonus und das letzte VR-Honorar an Ständerat Gutzwiller. -
Jaquet wird Beratungsvertrag erhalten, dann ist er nicht mehr auf dem Payroll….so einfach ist das.
Dass aber hinter Jaquet das gleichzeitig entlassene Trio der Unfähigen Herrmann, Lohner und Emmenegger, wobei letzterer davon profitiert, dass er gleichzeitig mit Meister zum MD bei der UBS befördert wurde, schon wieder ein Jobangebot bei der CS erhalten hat und 600 Mitarbeitende wegen diesen Witzfiguren auf der Strasse landen, ist ein Skandal.
Dass der dickliche Feldweibel Pfister, der jedes Jahr über 20 Mio in Asien versenkt hat, nun bei der CS für einen neuen Job durch ein Assessment Center muss, ist ihm ziemlich säuerlich aufgestossen, in diesem Marionettentheater aber nur eine Randnotiz.
Jaquet wird Beratungsvertrag erhalten, dann ist er nicht mehr auf dem Payroll....so einfach ist das. Dass aber hinter Jaquet das…
nun ja - wenigstens hat Jacquet ja noch entschieden das alljährliche ClaridenLeu - Weihnachtsfest nicht stattfinden zu lassen. Was zwei…
Schlimme sache hier. Der grösste Versager ist der liebe Herr Pfister, 3 Jahre im Amt und hat nun wirklich auch…