Konrad Hummler und sein Partner Otto Bruderer sitzen im Réduit. An der Museumsstrasse 1 in St.Gallen haben sie das Headquarter der übrig gebliebenen Wegelin-Bank bezogen.
Dort herrsche ein Klima des Misstrauens, heisst es aus dem Wegelin-Umfeld. Null Kommunikation, keine Transparenz über die Entscheidfindung, dafür Angst vor Verräter. Auf die Informanten eines grossen Artikels in der „Bilanz“ mit Details zum Debakel mit US-Steuersündern würde Jagd gemacht.
Im Wegelin-Stübli sitzen neben Hummler und seinem Buddy Bruderer 4 weitere unlimitiert haftende Partner. Hinzu kommen ein paar Wegelin-Banker mit beschränktem Partnerstatus und einige wenige Mitarbeiter. Ein Teil der Rumpf-Equipe sitzt in Zürich vis-à-vis der Fraumünsterkirche.
Konrad Hummler zeichnet ein anderes Bild von der Endzeit in seiner Bank. „Es ist alles wie vorher: Wir sind eine Partnerschaft, und zwar eine, die echt gelebt wird“, sagt der Wegelin-Oberpartner im Gespräch. „Mit veränderten Aufgaben und ein wenig spezieller Kundschaft zwar, aber abgesehen davon geht alles weiter wie bisher.“
Wegelin hat nach dem Verkauf der meisten Kunden und Mitarbeiter an die Raiffeisen nur die unversteuerten US-Kunden behalten. Der abgespaltene Teil wird als Notenstein Privatbank von zwei Wegelin-Partnern geführt. Weil die Ex-Partner bei Wegelin weiter mithaften, hat auch Notenstein ein US-Restrisiko.
Unter Stress zeige sich, ob eine Partnerschaft ihr Versprechen halte oder nur gut klinge, sagen Kritiker, die das Treiben in der Wegelin-Zentrale von aussen beobachten.
Während Otto Bruderer von der Bildfläche verschwunden sei und sich nur noch um Operationelles wie Buchhaltung, Bilanzmanagement und Regulatorien kümmere, gehe es Hummler darum, seinen Ruf in der Öffentlichkeit wiederherzustellen. Er tue dies im Alleingang und ohne Rücksprache mit den übrigen Partnern.
Falsch, kontert Hummler. „Ich bin weder Tätschmeister noch Primaballerina, sondern wir sind jetzt noch 6 voll haftende Partner und entscheiden alles Wesentliche gemeinsam.“
Um zu belegen, dass der Wegelin-Spirit überlebt habe, obwohl die Bank klein und auf eine abzustossende Kundschaft beschränkt ist, schilderte Hummler letzten Freitag am Telefon eine Anekdote aus seinem neuen Alltag. „Heute war meine Assistentin krank, da habe ich selbst ein paar Fotokopien gemacht und mich beim Coiffeur angemeldet. Und ich stellte fest: Es funktioniert.“
Hummler ist tiefer gefallen als jeder andere Schweizer Shooting-Banker vor ihm. In vielen Kreisen gilt er heute als abschreckendes Beispiel für das alte Schweizer Offshore-Banking mit seiner Steuer-Altlast. Oft zeigen die gleichen Leute mit dem Finger auf den Wegelin-Chef, die ihn zuvor in den Himmel gelobt haben.
Ein Auftritt am Wochenende unter dem Titel „Gespräch an der Kanzel“ zeigte einen Hummler, der sich trotz persönlicher Niederlage nicht verkriechen will.
In der reformierten Kirche seiner Ausserrhoder Wohngemeinde sagte er, er kenne kein Selbstmitleid. Was geschehen sei, sei geschehen. „Ich finde es eklig, aber es ist zu akzeptieren“, meinte Hummler.
Kirchengespräch und Telefoninterview vom Freitag könnten dem eloquenten Hummler helfen, sich in der Öffentlichkeit neu zu positionieren.
Dabei hilft dem Ostschweizer sein Talent, neben markiger Kritik auch persönliche Gefühle öffentlich zu äussern, was ihn für viele glaubwürdig macht.
„Das Schlimmste ist der Verlust der Mitarbeiter, die fehlen uns allen schmerzhaft und jeden Tag“, sagte Hummler im Freitags-Gespräch.
Selbst sei ihm mit dem Wegelin-Notverkauf ein Stück seines Herzens herausgerissen worden. „Für mich persönlich ist es hart, dass ich keine Anlagekommentare mehr schreiben kann“, sagte Hummler. „Das ist wie ein kalter Entzug.“
Der Wegelin-Anlagekommentar war Kult und hatte eine grosse Anhängerschaft. Hummler verschwand dafür jeweils tagelang von der Bildfläche, um mit provokativen Thesen zum Welt-Finanzgeschehen wieder aufzutauchen.
Seine Offenheit in der Öffentlichkeit kontrastiere mit der herrschenden Intransparenz im Wegelin-Bunker, tönt es im Hummler-Umfeld. Je mehr von Teamgeist die Rede sei, desto weniger würde die Partnerschaft als verschworene Truppe agieren. Die heterogene Zusammensetzung würde sich nun rächen.
In der Zeit, als Hummler und sein Langzeit-Partner Bruderer die kleine Bank innert weniger Jahre zu einer 700 Mitarbeiter starken Private-Banking-Macht mit über 20 Milliarden Kundengeldern ausbauten, wurden unterschiedliche Leute in die Führung berufen. Die Spanne reichte vom Ex-UBS-Topmanager bis zu einem früheren Staatsanwalt von Zürich.
Nun brauche es einen Leader mit Fingerspitzengefühl, heisst es im Wegelin-Umfeld. Das sei der äusserlich eloquente, aber nach innen konfliktscheue Konrad Hummler nicht.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ist der Lukas Hässig wieder mal hässig ?
Ich halte die Häme gegenüber Wegelin/Hummler für vollkommen verfehlt, die IRS (US-Steuerfahndung) hat ja noch 11 weitere Schweizer Banken im Visier, und wenn wir nicht aufpassen, werden die alle kaputtgehen.
Die doofen Amis haben Billionen mit illegalen Angriffskriegen verpulvert, und nun wundern sie sich dass sie pleite sind.
Offenbar glauben die Amis, sie könnten sich nun bei uns bedienen und sanieren, indem sie uns ihr doofes Steuerrecht aufzwingen. -
Was mich noch interessieren würde: Hat die Wegelin immer noch ihre ominöse Privatwohnung in New York? – offiziell wurde diese Wohnung natürlich nur zu Privatzwecken gebraucht;-) –
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Die doch zunehmend launischen Rundumschläge des Koni H. erzeugen nur noch Mitleid. Aber er sollte nicht verzagen, hat er doch offenbar das Talent, Termine bei Frisör zu vereinbaren und Kopien zu machen. Ich suche noch einen Personal Assistant mit ungefähr diesem Job Profile.
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Gähn-Story!
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Die doch zunehmend launischen Rundumschläge des Koni H. erzeugen nur noch Mitleid. Aber er sollte nicht verzagen, hat er doch…
Was mich noch interessieren würde: Hat die Wegelin immer noch ihre ominöse Privatwohnung in New York? - offiziell wurde diese…