Peter Früh ist der Langjährigste aller Langjährigen. Fast sein ganzes Banker-Leben verbrachte der Vermögensverwalter bei der St.Galler Bank, bei der nur das Türschild gewechselt hat: von Wegelin zu Notenstein.
Jetzt hat Kundenberater Früh genug. Er und zwei seiner Mitglieder vom Kernteam Schweiz haben die Notenstein Privatbank verlassen.
„Ihre Information betreffend des erwähnten Kundenberaters ist richtig“, bestätigt Notenstein-Sprecherin Dominique Meier.
Früh geht mit seiner neuen Früh&Partner Vermögensverwaltung in Zug eigene Wege. Er hängt sich ans Netzwerk des grossen VZ Vermögenszentrum an.
Dessen Präsident Matthias Reinhart, der in der gleichen Goldküstengemeinde wohnt, übernimmt das Präsidium von Frühs Finanzfirma.
Wo Frühs Notenstein-Weggefährten landen, ist offen. Aus dem Notenstein-Umfeld ist von weiteren Abgängen von Kundenberatern zu hören.
„Ansonsten haben wir seit Beginn von Notenstein sehr wenig Abgänge zu verzeichnen“, dementiert Notenstein-Sprecherin Meier. „Die Mitarbeitenden sind motiviert, sich am erfolgreichen Start von Notenstein zu beteiligen.“
Der Abgang des Schweiz-Teams ist ein herber Rückschlag für die Privatbank.
Unter dem Motto „jung, aber erfahren“ tourt Notenstein-Chef Adrian Künzi durch die Medienlandschaft. Nun geht viel Knowhow verloren.
„Wir haben alles daran gelegt, dass uns die Kundenberater treu bleiben“, zeichnete CEO Künzi noch vor Monatsfrist in der NZZ das Bild schön. „Von den 150 Beratern mussten wir bis jetzt nur vier Kündigungen hinnehmen.“
Der Grund sei „eine unternehmerische Kultur“.
Gemäss jüngster Notenstein-Wasserstandmeldung steigen die Abgänge. Ende Mai war von „gerade mal 6“ Beratern die Rede, die sich für Neues entschieden hätten. Das sagte Beat Stöckli als neues Mitglied der Notenstein-Geschäftsleitung den Schaffhauser Nachrichten.
Hinter den schwer wiegenden Abgängen stecken strategische Differenzen. „Peter Früh schmiss den Bettel hin, weil Notenstein wie zuvor Wegelin das Offshore-Geschäft forciert“, sagt ein Insider.
Für den Aufbau des neuen Marktgebiets holte sie einen zuvor ausgemusterten Wegelin-Senior aus der Versenkung.
Früh&Co., die im Inland langsam aber stetig zulegten, zahlten zu Wegelin-Zeiten die Zeche für die forcierte Ausland-Expansion.
„Dem Schweiz-Team wurde die Hyper-Performance im Offshore-Business vorgehalten“, sagt die Quelle. Die Inländer seien zunehmend unter Druck geraten, weil sie nicht mit dem rasanten Wachstum mit den Ausland-Kunden mitgehalten hätten.
Der Parforce-Ritt von Wegelin unter Führung der beiden Ober-Partner Konrad Hummler und Otto Bruderer führte ins Verderben. Wegen vielen unversteuerten US-Offshore-Kunden der UBS wurde Wegelin in New York angeklagt.
In einer Notaktion mussten Hummler und Bruderer ihr Lebenswerk Ende Januar für rund 400 Millionen an die Raiffeisen-Genossenschaft verkaufen.
Erfahrene Wegelin-Kundenberater hofften unter der neuen Besitzerschaft auf einen echten Neuanfang. Sie gingen davon aus, dass die genossenschaftliche Raiffeisen die Offshore-Expansion ihrer Wegelin-Vorgänger mit schwerreichen Kunden in riskanten Ländern abbrechen würde.
Doch die Kursumkehr Richtung Schweizer Kunden ist laut zwei Gesprächspartner, die mit den Notenstein-Vorkommnissen vertraut sind, bisher ausgeblieben.
Dahinter könnte eine eigentümliche Grundeinstellung stecken. So what it’s still Wegelin, sagen sich offenbar viele Notenstein-Exponenten.
Tatsächlich scheint Wegelin-Zampano Hummler weiterhin grossen Einfluss auf sein einstiges Baby auszuüben.
Die von Hummler für Wegelin auf die Beine gestellte Konzerttour mit Stücken von Johann Sebastian Bach soll laut einem Insider unter Notenstein weitergeführt werden. Auch Hummlers berühmter Anlagekommentar erlebte in modifizierter Form ein Revival, ohne ans Original heranzukommen.
Hummler-Buddies hätten die Notenstein fest im Griff, sagen die Insider. Neben CEO Künzi und GL-Kollege Beat Stöckli zählt eine Quelle Martin Schenk als Chef Privatkunden Schweiz dazu.
„Künzi, Stöckli und Schenk stammen alle aus Hummlers Privat-Vorzimmer“, meint der Gesprächspartner.
Sollte Hummler die Notenstein indirekt weiter kontrollieren, dann wäre Notenstein-Präsident Pierin Vincenz gefordert. Als Chef der Notenstein-Eigentümerin Raiffeisen hat er die ultimative Verantwortung.
Doch Vincenz zaudert. Auch 4 Monate nach seinem Coup hat er immer noch keine renommierten Persönlichkeiten im Notenstein-VR. Neben ihm sitzen dort sein Raiffeisen-Finanzchef sowie ein Zürcher Rechtsanwalt.
Raiffeisen-Sprecher Franz Würth sagt, die neuen Notenstein-VR-Mitglieder seien bestimmt und würden in den nächsten Wochen von Raiffeisen Schweiz gewählt.
Ob darunter auch Banker seien oder nur Anwälte und Berater, wollte Würth nicht beantworten.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Manche rätseln schon längere Zeit, ob die Kultur zwischen Notenstein (Wegelin) und
Raiffeisen überhaupt zum Stimmen kommt.Die ‚erzwungene‘ Uebernahme (Fusion) durch die Genossenschaftsbank war möglicherweise zu wenig ausgegoren? Man kann sich auch ver-schlucken, wenn der Brocken zu gross ist!
-
Von zu gross kann wohl keine Rede sein, mit AuM von rund 150 Mrd. (ohne Notenstein) ist Raiffeisen wohl genügend gross für eine Übernahme in der Grössenordnung von Notenstein.
–> Bei Raiffeisen haftet wenigstens nicht der Steuerzahlen wie bei den Bankebn mit Staatsgarantie. Man bedenke die Privatbanken, welche dort in Besitz sind (Hyposwiss und Konsorten)
-
-
In der CH gibt es zu wenig Kunden mit grossen Vermögen um eine Bank wie Notenstein auf dem bisherigen Volumen auch nur halten zu können.
Syenrgien von Raiffeisen gibt es absolut keine. Die haben keinen einzigen Kunden, der sich für Notenstein eignet.-
Da kennt sich wohl einer bei Raiffeisen nicht so gut aus – über 170 Milliarden Assets under Management. Da findet sich auch der eine oder andere Private Banking Kunde darunter, bin ich mir absolut sicher. Da mein Schwiegervater selbst Raiffeisen-Kunde ist, welcher nicht ganz unvermögend ist, weiss ich das aus erster Hand.
-
-
War das Zusammengehen von Rabo (Holländische Raiffeisen-Bank) ein Erfolgsmodell?
-
Absolute Erfolgsgeschichte Rabobank!
http://www.rabobank.com/content/about_us/organisation/rabobank/
-
-
P.S. Aus der Presse entnahm ich jeweils, dass 70% der Notenstein Kunden aus der Schweiz stammen!? In diesem Bericht hört es sich an, als ob das Verhältnis umgekehrt sei. Was ist nun richtig?
-
70% der Kunden vielleicht schon, bei den Assets siehts wahrscheinlich ganz anders aus.
-
-
Hoffen wir mal, das Geschäftsmodell von Notenstein hängt nicht an 3 Beratern 😉 Sonst gäbe es wohl bald keine funktionierenden Banken mehr, wenn jeder Abgang ins Verderben führt!
-
-
So ist es!
-
Ganz genau, bei LGT wurde ein Länderchef inkl. einigen seiner treuen Weggefährten „auf die Strasse gesetzt“ –> diese haben sich dann selbständig gemacht und die LGT gibt es immer noch!!!
–> ich würde mein Geld wohl erst nach langem überlegen einem „unabhängigen“ Vermögensverwalter anvertrauen. Wie in diesem Fall, wurden die Leute entlassen. Von den betroffenen heisst es nun natürlich, sie hätten sich selbständig gemacht – auch hier haben sich Leute mit Rang und Namen für den VR zur Verfügung gestellt.
-
Da kennt sich wohl einer bei Raiffeisen nicht so gut aus - über 170 Milliarden Assets under Management. Da findet…
Hoffen wir mal, das Geschäftsmodell von Notenstein hängt nicht an 3 Beratern ;-) Sonst gäbe es wohl bald keine funktionierenden…
P.S. Aus der Presse entnahm ich jeweils, dass 70% der Notenstein Kunden aus der Schweiz stammen!? In diesem Bericht hört…