Er gilt als einer der smartesten Vertreter des Schweizer Finanzplatzes: Mark Branson, 44, Brite, konvertierter Spitzenbanker, der als FINMA-Topmann zum Oberaufseher aller Banken im Lande wurde.
Keiner wurde stärker vom Banken-Saulus zum Paulus. Bei der UBS stand Branson nach steiler Karriere vor dem Sprung nach ganz oben.
Anfang 2010 wechselte er die Fronten. Zweieinhalb Jahre später holt ihn seine Vergangenheit im Big Banking ein.
Die UBS Securities Japan Ltd., eine Tochter der UBS, die Branson 2 Jahre lang geleitet hatte, steckt tief im Libor-Strudel, dem Skandal um getürkte Leitzinsen im globalen Finanzsystem.
Diesem Ableger der Schweizer Grossbank stand Branson von 2006 bis Anfang 2008 vor.
Gemäss dem jüngsten Quartalsbericht der UBS haben die japanischen Finanzbehörden die Bank wegen Verfehlungen bei ihrer Japan-Tochter gebüsst.
Die Rede ist von einer „administrative action against UBS Securites Ltd.“. Die Massnahme umfasste einen einwöchigen Ausschluss vom Derivatehandel mit dem Yen Libor und dem Euroyen Tibor Anfang 2012.
Ausserdem wurde eine sogenannte „Business Improvement Order“ verhängt.
Die Vorwürfe der japanischen Aufsicht wiegen schwer. Im Zusammenhang mit einem UBS-Händler der Japan-Tochter, der um günstige Libor-Zinsen für seine eigenen Wetteinsätze bat, bemängeln die Japaner „serious problems in the internal controls of UBS Securities Japan“, die im Bericht steht.
Die Verfehlungen hätten zum Versagen geführt („resulted in its failure to detect this conduct“).
Problematisch sind die Aussagen der Japan-Behörden, weil sie im Kern das Interne Kontrollsystem der Bank (IKS) kritisieren.
Dieses ist Sache der obersten Verantwortlichen. Im Derivate-Crash von London vom letzten September, als UBS-Juniortrader Kweku Adoboli 2 Milliarden Dollar verspielte, drehen sich die Untersuchungen ebenfalls um Mängel im IKS.
Das IKS der UBS ist wie das Kontrollsystem jeder Bank zentraler Teil der Überwachung durch die Aufsicht. Im Fall der UBS muss die Finanzmarktaufsicht (FINMA) das IKS für gut befinden.
Damit kommt Mark Branson ins Spiel. Er muss quasi ein IKS-Versagen in jener Tochter seiner Ex-Arbeitgeberin UBS untersuchen, das Unregelmässigkeiten in einem Skandal ermöglichte, der das Potenzial zum Gau des Finanzsystems hat.
Im Libor-Fall ist die FINMA besonders gefordert. Die Aufarbeitung des Gross-Betrugs wird von den mächtigsten Finanzbehörden des Planeten vorangetrieben, jenen in den USA und in England.
Entsprechend kam die FINMA nicht darum herum, den beiden betroffenen Grossbanken UBS und Credit Suisse ebenfalls Fragen zu stellen.
Wie rigoros die Aufsicht den Libor-Tricksereien auf den Grund geht, muss sich weisen. Dass ihr wichtigster Bankenmann selber Teil der Untersuchung sein könnte, macht eine umfassende und vorurteilsfreie Arbeit schwierig.
Dass Bransons Vergangenheit als Japan-Chef der UBS problematisch ist, zeigt die Tatsache, dass die FINMA besondere Massnahmen rund um ihren Bankenaufseher erwägt hat.
Ein Sprecher der Bankenaufsicht bestätigt, dass die Behörde „die Frage nach einer allfälligen Notwendigkeit für einen Ausstand von Mark Branson im Fall LIBOR wegen seiner früheren Tätigkeit für UBS bereits vor längerem geprüft“ habe.
Die Abklärungen hätten keinen Handlungsbedarf ergeben, sagt Finma-Sprecher Tobias Lux.
„(Die FINMA) ist nach Prüfung des Sachverhalts, der konkreten Zuständigkeiten und Berichterstattungslinien von Mark Branson in seiner einstmaligen Tätigkeit bei UBS zum Ergebnis gekommen, dass nach dem Informationsstand der FINMA keine Begründung für einen Ausstand vorliegt.“
Die Libor-Abklärungen würden zudem nicht in Bransons Bereich fallen, sondern durch den General Counsel der Aufsichtsbehörde vorgenommen, beschwichtigt der Sprecher.
Eine UBS-Sprecherin wollte sich nicht zu Bransons Vergangenheit bei der Grossbank und dessen allfälliger Verwicklung in den Libor-Japan-Fall äussern. Sie verwies auf den UBS-Quartalsbericht.
In einem Interview mit dem SonntagsBlick stellte sich Branson vor Monatsfrist als unbestechlichen Schiedsrichter hin. „Selbst den leisen Verdacht der Befangenheit können wir uns nicht leisten“, meinte Branson gegenüber der Zeitung.
Trotzdem liess es sich Branson nicht nehmen, seiner Ex-Arbeitgeberin ein Kränzlein zu winden. „(Die UBS) ist heute eine fast neue Bank mit vielen neuen Entscheidungsträgern.“
In erster Linie klopfte sich Branson damit auf die eigenen Schultern. Die positive Wandlung der UBS fiel in seine Zeit als oberster Aufpasser.
Eine Libor-Verwicklung würde das schöne Bild trüben.
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Die beliebtesten Kommentare
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Nein, nein, bitte lasst den Mark Branson in Ruhe! Der ist glaubhaft geläutert. Selber sehen und hören. Jeder andere wäre hier bei lebendigem Leib gehäutet worden:
http://www.c-spanvideo.org/program/UBS&showFullAbstract=1
Für Ungeduldige geht zu 1.29.10 und dann speziell 1.32.35 die Entschuldigung.Schmeisst Branson den Bettel hin bei der Finma haben wir nur noch ein Scherbenhaufen, Lokalmatadoren ohne Vitamin B, ohne internationalen goodwill besonders wo er dringendst gebraucht wird, in den US, mit Scharfschützen wie Carl Levin.
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Der Schein trügt. Das sind genau die Spielchen, mit welchen die Angelsachsen den (dummen) Schweizern Eindruck machen: Sie fallen auch drauf rein. Alles blödes Geschwätz!
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Na ja, P Hurtig, jedem seine Interpretation.
Nur ‚blödes Geschwätz‘ und, puff, einfach so, ganz plötzlich, löst sich Hummlers Traditions-Wegelin in Nichts auf?
Die conditional und aufgeschobenen criminal charges nur ‚Spielchen‘, so, dass gewisse CH Bankers nicht einmal ins nahe Ausland reisen, von wegen Schiss vor Verhaftung und Auslieferung?
Brad Birkenfeld ist immer noch hinter Gitter. Das ist der Verpfeifer der UBS. Er hat wohl nicht genug gepfiffen, durfte ins US Gefängnis. Er wird dann einmal von den interaktiven ‚Spielchen‘ erzählen, jene auf die seine Mitinsassen so versessen sind…
Carl Levin will der ‚(dummen)‘ HSBC nur ‚Eindruck‘ machen
http://news.sky.com/story/961141/hsbc-slammed-by-us-as-pervasively-polluted
Aber sie meinen das ja nicht so ernst, nicht wahr? Nur provozieren. Oder trügt der Schein? Kann man nicht lassen vom Bankenbusinessmodell, das mit Diamanten in Zahnpastatübli schmuggeln? Armer Finanzplatz Schweiz.
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Ich fordere alle hartarbeitenden und rechtliebenden Bürger wegzuschauen, da sich hier Weicheier und Arschkriecher in einer Sackgase verirrt haben! Die müssen unbedingt wieder heil herauskommen!
*Ironie aus*
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Windeier und Weichfahnen bei FINMA?
Vielleicht war das ja der Grund, weshalb ThomAAAs JordAAAn (und nicht Patrick Raaflaub) öffentlich festgestelt hat, dass die CS ihr Eigenkapital aufstocken solle …
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…in der Tat einer von vielen, vielen Hinweisen…
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Du meinst sicher Weicheier und nicht Windeier aber sonst stimme ich 100% mit Dir überein.
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Befangenheit hin oder her. Tatsache ist, dass die FINMA die Grossbanken nur mit Samthandschuhen anfasst.
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Dass in diesem Organ Windeier und Windfahnen arbeiten war immer klar, doch jetzt wird es immer mehr evident.
Dass in diesem Organ Windeier und Windfahnen arbeiten war immer klar, doch jetzt wird es immer mehr evident.
Befangenheit hin oder her. Tatsache ist, dass die FINMA die Grossbanken nur mit Samthandschuhen anfasst.
Du meinst sicher Weicheier und nicht Windeier aber sonst stimme ich 100% mit Dir überein.