In der Berliner Bank am Kurfürstendamm: Gelbe Ballons schweben rund um die Infodesk-Inseln und werben für irgendeine Aktion. Die Dame begrüsst sitzend am Tisch und bittet kurz um Geduld, um dann freundlich nach vorne zu kommen.
Kein Problem, man braucht Wohnbescheinigung, Pass oder Identitätskarte, und das Konto wird umgehend eröffnet.
Sie überreicht ihre persönliche Visitenkarte, falls man noch in dieser Woche das Konto will. Hier (man kriegt eine 42-seitige Broschüre in die Hände gedrückt), da steht alles drin, mit wenigen Ausnahmen alles anwendbar: 24-Stunden Hotline für den Notfall, Kartenschutz, weltweiter Bargeldservice, Schlüsselfundservice, Bargeldschutz, Handyschutz.
Allesschutz. Für ein kleines Aufgeld gibts Mehrwert. Version BB MAGIC Gold umfasst einen Handwerkernotdienst, falls man sich mal aus der Wohnung sperrt oder die Heizung ausfällt. Reparaturkosten bis zu 500 Euro pro Kalenderjahr sind gedeckt.
In der Filiale der Deutschen Bank an der Karl Marx Strasse in Berlin-Neukölln sind alle Automaten im Vorraum besetzt.
Eine Angestellte steht da und gibt Auskunft. Die Computer funktionieren nicht. Eine junge Kunden quittiert den Auftritt mit Schnauben und Fortgehen.
Der Wunsch nach einem Girokonto für einen in der Schweiz lebenden Kunden wird schweigend angehört. Die Bankfrau überlegt. Da brauchts einen Wohnsitz. In Deutschland. Sicher ist sie nicht.
Also fragt sie erst eine Kollegin, die auch nicht genau Bescheid weiss.
Von hinten meldet sich ein Kollege. Ausweis mit Wohnadresse reicht.
Mit Korrespondenz „in die Schweiz“? Ach so. Hmm.
Auf dem Tresen liegt die Visitenkarte. „Senior Kundenberater“.
Die Berliner Sparkasse am Hackescher Markt, in der Nähe des Alexanderplatz. Der Berater, ruhig und selbstbewusst: Ein neues Konto für einen Schweizer? Überhaupt kein Problem. Pass, Wohnadresse und eine Stunde Zeit genügen.
Bei monatlichen Gebühren von 2 Euro bei digitalem und 4 Euro bei Post-Versand ist man dabei.
Rabatte gibts für fast alle: Schüler, Auszubildende, Studenten, Teilnehmer an Bundesfreiwilligendienst.
Bei sozialen oder ökologischen Jahreseinsätzen ist das Girokonto sogar kostenlos, wenigstens bis zum 30. Geburtstag.
Der Berater dreht den Bildschirm mit der einladenden Geste, doch auch darauf zu schauen. Es erscheinen Handys, die für Bankgeschäfte besonders praktisch sind.
Allerdings geht das nur über Provider in Deutschland. Ansonsten – er klickt ein paar Seiten weiter – findet man hier auf der Website die Links zu den Dienstleistungen.
Auf seiner Karte steht „Sparkassenfachwirt“.
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Die beliebtesten Kommentare
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Liebe Kollegen,
Wer in Deutschland in eine Retailbank geht, wird natürlich nicht so behandelt wie ein Privatkunde bei einer Schweizer Bank.
Ich rate dem Autor mal bei Sal Oppenheim oder Merck Finck oder Warburg vorbeizugehen, mal schauen ob das dann auch so da läuft.
Also bleibt fair, vergleicht Äpfel mit Äpfeln und nicht mit Birnen.
Prinzipiell reicht für die Eröffnung eines Kontos in einer Retailbank die persönlichen Angaben das ist richtig.
Solltet Ihr ein Depot wollen, werden bereits die ersten Suitability Fragen gestellt. Bei Beratung erfolgt in der Regel eine Typisierung der Risikoklassen durch Abfrage von Risikopräferenzen. Alles schon seit MIFID I.
Alle Transaktionen auf deutschen Konten werden durch Fraud Systeme auf Money Laundering Patterns überprüft (bei Sparkassen & Volksbanken bin ich mir nicht sicher, es ist wohl aber anzunehmen).
Ansonsten gelten die in der EU üblichen Verdachtslimitie bei Bareinzahlungen und -abhebungen.
Des weiteren gibt es mittlerweile auch in D eine Steuerid. Damit kann der Link zwischen Konto- und Depotinformationen zu einem Steuersubjekt jederzeit hergestellt und rapportiert werden.
Hinsichtlich des Zinsvorteils, das ist nur ein Aspekt: Deutsche Retailbanken sind hinsichtlich der Gebührenstruktur sehr kompetitiv. Während eine normale Schweizer Bank für ganz normale Kontoführung irgendetwas zwischen 50 und 80 Stutz p.a. verlangt, ist das bei den meisten deutschen Banken kostenlos, bzw. beinahe kostenlos.
Ein internationaler Vergleich der Gebührenstukturen bei Kontoführung, Überweisung und Kreditkartenkosten zeigt diese sehr günstigen Strukturen, auch im Brokerage Bereich.Hier sind schweizer Banken einfach nur teuer im Vergleich ohne besonderen Mehrwert.
Steuerhinterziehung gibt es auch in der Schweiz als Delikt. Warum die Aufregung?
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Dieser larifari Dilettantismus ist mit ein Grund, warum Deutschland nur knapp nicht auf der schwarzen Liste der professionellen Geldwäscher landete. Gewaschen wird trotzdem.
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Zur Kontoeröffnunung muss man nicht nach Deutschland reisen; das kann man auch auf dem Postweg erledigen. Die Angabe einiger banaler Information genügt.
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Wozu bis nach Berlin reisen ? Ein Konto bei einer deutschen Sparkasse kann man ja auch schon nach der Grenze z.B. Jestetten eröffnen – wer es denn braucht um 0.0015% Zinsertrag vor dem Steueramt zu verstecken, und das noch in der Weichwährung Euro !
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Tja, wenn es nach EWS geht, dann muss das Steueramt den Kontosaldo sowieso direkt abfragen können, egal auf welche Seite der Grenzen die Sparkasse steht.
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/schweizer-fiskus-fordert-gleich-lange-spiesse-1.15354616Wenn Deutschland ihre Bürger wie Verbrecher behandelt, dann können wir leider nichts machen.
Aber wenn die schweizer Regierung versucht, uns Bürger als Steuerbetrüger pauschal vorzuverurteilen, dann habe ich keinerlei Vertrauen mehr in unseren Bundesrat.
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Jede Bank schickt für die Steuererklärung ende Jahr die entsprechenden Unterlagen, auch die Deutschen. Aber ob der Kunde sie auch an das Finanzamt weiterleitet, bleibt wohl weiterhin ein Restrisiko. Oder?
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Jede Bank schickt für die Steuererklärung ende Jahr die entsprechenden Unterlagen, auch die Deutschen. Aber ob der Kunde sie auch…
Wozu bis nach Berlin reisen ? Ein Konto bei einer deutschen Sparkasse kann man ja auch schon nach der Grenze…
Tja, wenn es nach EWS geht, dann muss das Steueramt den Kontosaldo sowieso direkt abfragen können, egal auf welche Seite…