Externe Vermögensverwalter (EVV) sind gesucht. Die CS rollt ihnen den roten Teppich aus; Julius Bär hat ein Highlevel-Projekt für mehr EVV-Business initiiert.
Anders die Basler Kantonalbank. Sie wirft viele EVV auf die Strasse. „Es gab Kündigungen“, bestätigt ein Sprecher der BKB.
Die Rausschmisse dürften in zweistelliger Höhe liegen. Der Sprecher liess eine entsprechende Frage offen.
Klar ist: Bewusst verzichten die Basler auf das zukunftsträchtige Geschäft mit externen Profis, wenn sie diese als nicht koscher betrachten.
Die BKB droht nicht leer. Vielmehr macht sie mit den betroffenen Vermögensverwaltern kurzen Prozess.
Einer hatte im Frühling eine Kündigungsandrohung erhalten. Nur zweieinhalb Monate später sauste die Guillotine herunter.
Ende Juni teilte ihm der zuständige BKB-Manager mit, dass der Zusammenarbeitsvertrag „mit sofortiger Wirkung“ gekündigt würde.
Der Vermögensverwalter kriegte darauf nur gut 2 Wochen Zeit, um zu bestätigen, dass alle betroffenen Kunden, die Vermögen bei der BKB als Depotbank hatten, „von Ihnen entsprechend in Kenntnis“ gesetzt worden seien.
Das harte Durchgreifen kontrastiert mit der laschen Geschäftspolitik der BKB in der Vergangenheit. Vor allem die Zürcher Repräsentanz genoss weitreichende Freiheiten.
Der heisst Hans Rudolf Matter und liess den Dingen freien Lauf. Schliesslich sprudelte das Neugeld im Zürcher Ableger, und die Kommissionen versüssten die Erfolgsrechnung des Staatsinstituts.
Dieses ist teilprivatisiert und hat eine kleine Börsenkotierung.
Das Laissez-Faire von Matter und seinem Vorgänger ging ins Auge. Die BKB geriet tief in den US-Steuersumpf und lief letztes Jahr Gefahr, von den USA angeklagt zu werden. Zuletzt traf der amerikanische Bannstrahl die St.Galler Wegelin.
Im Frühling platzte die nächste Bombe. Eine Aargauer Vermögensverwaltung namens ASE, die sich auf Devisenanlagen spezialisiert hatte, soll Hunderte von Kunden geschädigt haben.
US-Steuerkrieg und ASE-Betrugsfall wurden zur grossen Reputationsbelastung für die Kantonalbank. Die Politik drohte den Managern auf die Pelle zu rücken.
Erst als die Lage verzweifelt war, griff Chef Matter, ein netter Herr mit feinem Lächeln, der scheinbar niemandem ein Härchen krümmen kann, zum Zweihänder. Er beurlaubte mehrere Kaderleute und beschloss, den Augiasstall auszumisten.
Sichtbares Zeichen ist ein 5-seitiges „EVV-Assessment“. Damit stellte die BKB in den letzten Monaten sämtliche externen Vermögensverwalter unters Mikroskop.
Das Papier trägt den Vermerk „Vertraulich“. Es macht klar, wie ein renommiertes Institut, das auf Abwege geraten ist, die neue Finanzwelt mit ihrer „Weissgeldstrategie“ anpacken will.
Neben den üblichen Punkten zu Geldwäscherei und Nachrichtenlosen Vermögen beinhaltet das BKB-„Assessment“ detaillierte Fragen zu Steuern.
„Wie wird das Cross Border Business betrieben“, lautet ein Punkt. „Wie wird sichergestellt, dass der BKB nur steuerehrliche ausländische Kunden vermittelt werden“ ein nächster.
Das klingt nach Alibifragen, die vom EVV mit etwas Phantasie umschifft werden können.
Doch der BKB scheint es Ernst zu sein. Jedenfalls geht sie mit Folgefragen weiter, als dies von Konkurrenten derzeit bekannt ist.
So fordert die Bank eine Auflistung aller Kunden des EVVs nach Domizil sowie Angaben zur Bedeutung der Kunden aus den jeweiligen Herkunftsländern.
Geht es zum Beispiel um die Klientel aus Deutschland, dann wollen die Basler wissen, wie viel Prozent diese von der „Gesamtkundenzahl“ ausmacht.
Ebenso muss der EVV gemäss dem Fragebogen deklarieren, wie viel das deutsche Vermögen in Prozent des „gesamten verw. Vermögens“ ausmacht.
Nicht einmal die Anlagepolitik überlässt die BKB ihren Profikunden.
Unter „Investment-Policy des EVV“ fragt die Kantonalbank nach der „Management Methode“ und will wissen, in welche Produkte – Aktien, Fonds, Private Equity, Edelmetalle oder weitere – oft investiert würde und in welche eher selten.
Zuletzt müssen die EVV eine umfangreiche Dokumentation abliefern, darunter „Auszüge aus dem Strafregister aller Entscheidungsträger“, die „Lebensläufe“ der Chefs des jeweiligen EVV, ein „Business Modell“, „Guidelines“ zum Risikomanagement und „Referenzen anderer Banken“.
Bei vielen Bankhäusern, die mit ihrer „kompromisslosen“ Weissgeldstrategie Eigenwerbung machen, ist nichts von einer solchen Prüfung auf Herz und Nieren bekannt.
Gut möglich, dass die BKB – ein gebranntes Kind – die Zukunft vorwegnimmt.
Wenn die Finma in ein paar Jahren die unabhängigen Vermögensverwalter an die Kandarre nimmt, wird das Business für alle kleinen und mittelgrossen EVV härter.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
xxx
-
Wird langsam Zeit! Extrem haarsträubend und unglaublich, wie lange die BKB diverse EVVs schalten und walten liess – bis deren Kunden keine Vermögen mehr hatten. Kommissionsreiterei der untersten Schublade wurde stillschweigend goutiert. Eigentlich sollte man den ganzen Laden dicht machen und ein Zeichen setzen.
-
Ein Lizenzentzug durch die Finma wäre eher angebracht. Solche Banken wie die BKB braucht das Land nicht. Die liessen keine Chance aus sich negativ zu profilieren. Strategiefindung mit Rückendeckung der Staatsgarantie?? Weg damit.
-
Wie war das nochmal mit der Freien Marktwirtschaft?
Wo die Margen dick sind, entsteht schnell Business. Das gilt natürlich auch für die Banken.
Egal ob Wrapper, Chiffre, Bankfach, banklagernd, Trust, ausländisch domizilierte Strukturierte Produkte oder Fonds, Sitzgesellschaften oder als operativ Getarnte (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit), solange die Marge stimmt, und damit den Bankangestellten hilft ihre „Ziele“ zu erreichen, solange wird viel kreative Energie in eine Richtung gelenkt, die sich auch zukünftig als nicht nachhaltig herausstellen wird.
Das Geschäftsmodell kann nur so gut sein, wie die ihm zu Grunde liegenden Anreizstrukuren. Bestehen die Anreize darin, den Job nicht zu verlieren, wenn die „Ziele“ erreicht werden (man spielt hier mit der Existenzangst), und werden Boni dafür fällig (hier appelliert man an die Gier), verwundert es mich nicht, wenn „regulierende“ Institutionen wie Compliance, Finma, Revision, Staatsverträge, etc. vermehrt beansprucht werden.
Der Neukunde findet sich heute in der Situation, als ob er vor Gericht stünde, mit Beweislast auf seiner Seite.
Dadurch geht das Vertrauen zwischen Bank, EVV und Kunde nachhaltig kaputt.-
Schön gesagt!
-
-
es wundert mich, wie eine bank wie die bkb das gefuehl hat,nach so vielen verfehlungen ohne personelle veraenderungen nun mit einer alibi-weissgeld strategie wieder als saubermann dastehen zu koennen.
praktisch in jedem anderen land waere der filz in bankrat und geschaeftsleitung ausgeraeumt worden. hier wird munter weitergemauschelt.
wie herr fuchs richtig geschrieben hat wurden nur schon dieses jahr 60 mio mit eigenen ps verlocht. (letztes jahr waren es auch dutzende)
es scheint vergessen zu gehen, dass ein teil der bonus-zahlungen in ps stattfanden. es ist dann doch ein erhebliches eigeninteresse vorhanden um den kurs hoch zu halten. waere interessant zu wissen, wer so alles zu den ueberhoehten kursen verkauft hat.
den schaden traegt der kanton bzw. der steuerzahler. wo ist die reaktion der finma?
es scheint so, als ob die fuehrungsebene versucht mit ein bisschen „windowdressing“ und schleimen bei der finma die ganzen probleme auf die zeitachse zu schieben will.
ob nun ase- oder usa problem aussitzen ist das motto. -
-
Wenigstens ist der Versager Erdin mit seiner AAM weg. Man hoert, dass die Staerken von Rittmeister Erdin vor Allem auf den Themen Frauen, Pferde und Wein lagen. Die Champagnerkorken sollen geknallt haben als er ging.
-
-
es sieht so aus als ob die untersuchungen von finma und staatsanwaltschaft die ersten reaktionen ausgelöst hat. waere die bkb nicht von allen seiten unter beschuss, dann haette sich die bank wohl kaeumlichst bewegt. dies ist doch eine illusion.
verwunderlich ist nur, wenn doch nun missstaende aufgeraeumt werden, wie lange es geht, bis die verantwortlichen zur kasse gebeten werden.
die liste der verfehlungen ist lang, sehr lang. nur schon die verluste auf dem bestand eigener partizipations-scheine (ueber 60 mio) dieses jahr, gaeben anlass zu korrekturen personeller art. wieso unternimmt der bankrat, bzw. kanton nichts gegen eine offensichtlich überforderte geschäftsleitung? -
Ehrlich gesagt, die KBs werden mir immer sympathischer.
Zuerst Lohndeckel für den CEO in Agrovia-Land, evtl. bald auch in andere Kantone.
Und jetzt ein BK Chef der den Finger herausgenommen hat.Zwar reichlich spät, aber immerhin… Besser als nur jammern über den schlechten Markt…
-
was für sympathie? hier werden nur üble missstände die die bank zugelassen hat aufgeräumt.
es wäre eher sympathie mit den ase – und anderen kunden die von der bkb reingelegt worden sind angebracht.
die bkb versucht sich nun desperat als saubermann hinzustellen. die konsequenzen werden jedoch von kunden und staat bezahlt. die verantwortlichen sind immer noch im chef-sessel.
sehe echt nicht was da sympathisch sein soll. -
Wenn ich die KBs mit unsere 2 Grossen vergleichen, dann bewegen sich die KBs, meiner Meinung nach, schon in die richtige Richtung. Zwar nicht freiwillig, und man sieht die Kriechspüren 🙂
Sind sie also besser als die Grossen 2? In einige Bereiche glaube ich schon.
Würde ich bei einer KB mein Geld trotzdem anvertrauen? Nee, so gut sind die auch wieder nicht!Aber einverstanden, was einige der KB GLs bisjetzt geboten haben, ist teilweise katastrophal und teilweise regelrecht kriminell. Deshalb finde ich es gut dass die politsche Füssies die KB Löhne stützen. In der Hoffnung dass damit die richtige Leute endlich in der Top-Etage gelangen können.
Ob Matter es Ernst meint, oder ob es nur um ein Cover Your Ass Aktion handelt, das werden wir leider erst in der Zukunft sehen. Ich sage nur, gib den Mann eine Chance. Vielleicht überrascht er uns alle. Und wenn nicht, habe ich genügend Teer und Feder 🙂
-
-
Sicher wird die Finma die Vermögensverwalter stärker kontrollieren, frage ist nur direkt oder indirekt wie bisher! Da sie nicht in der Lage ist, die Banken umfassend zu prüfen (sie reagiert nur, wenn schon etwas passiert ist) wie will sie dann noch die externen Vermögensverwalter alle überprüfen? Sie kann natürlich eine Mega-Behörde à la IRS in der USA aufbauen – auch so bringt der Staat die Arbeitslosenzahlen runter. Ein neuer Arbeitsplatz für joblose Banker? :-))
-
Für eine Beaufsichtung dieser EVV brauchts Anpassungen im Gesetz, was ein paar Jahre kosten wird; die finma ist derzeit fast machtlos und kann nur über die Banken Druck machen.
Siehe: http://www.finma.ch/d/aktuell/Seiten/mm-vertriebsbericht-20120224.aspx
-
-
Ist auch mal toll etwas anderes zu hören, das nicht nach Intransparenz und Diebestour tönt.
-
Ist das Kind in den Brunnen gefallen (und ersoffen), deckt man den Brunnen zu….
Ist das Kind in den Brunnen gefallen (und ersoffen), deckt man den Brunnen zu....
Ist auch mal toll etwas anderes zu hören, das nicht nach Intransparenz und Diebestour tönt.
Sicher wird die Finma die Vermögensverwalter stärker kontrollieren, frage ist nur direkt oder indirekt wie bisher! Da sie nicht in…