Nadja Schildknecht hat es weit gebracht. Mit Enthusiasmus hat die junge Frau ihr Zurich Film Festival, das heute zum 8. Mal die Tore öffnet, auf die Weltkarte gesetzt.
Für ihr Vorhaben brauchte Schildknecht finanzielle Unterstützung. Fündig wurde sie bei jenem Finanzmulti, bei dem ihr Mann Urs Rohner heute das Sagen hat.
Rohner war 2004 von einer deutschen TV-Unternehmung zur Grossbank gestossen. Damals wurde der bekannte Wirtschaftsjurist nicht nur oberster Konzernanwalt, sondern übernahm auch die Leitung des Corporate Centers.
In dieser Funktion trug Rohner die Oberverantwortung für verschiedene bereichsübergreifende Dienstleistungen, darunter auch das Gruppenmarketing.
Dort klopfte Nadja Schildknecht vor ein paar Jahren an und bat um finanzielle Unterstützung, damit sie ein neues Filmfestival aus der Taufe heben konnte.
Den CS-Marketingleuten gefiel Schildknechts Vision, in der Limmatstadt im Unterschied zum bekannten Locarno keine schwerverständlichen Filme zu zeigen, sondern auf populäre Produktionen zu setzen.
Das könnte zum Image der Bank passen, dachten sich wohl die CS-Marketingleute, und öffneten ihre Schatulle.
Seither sponsert die Grossbank, die derzeit in den unteren Chargen jeden Fünfer umdreht, Schildknechts Festival mit einem tiefen sechsstelligen Betrag.
Diese Summe machte die TV-Wirtschaftssendung Eco am Montag im Rahmen eines ausführlichen Porträts über die Festivalchefin publik.
Ihr Mann habe nichts mit dem Sponsoring ihres Events zu tun, sagte Schildknecht lächelnd in die Kamera. Auch sei die CS selbstverständlich frei, das Engagement jederzeit zu stoppen.
Ins gleiche Horn bläst ein CS-Manager. Im Hintergrundgespräch meint er, dass die private Liaison zwischen Präsident und Festivaldirektorin kein Hindernis für finanzielle Unterstützung sei.
Solche Entscheide würden weit weg von Rohner auf unterer Hierarchiestufe gefällt, der CS-Präsident habe nichts damit zu tun, sagt der Mann.
Die Argumentation rückt die Distanz von Rohner zum Entscheid ins Zentrum. Doch geht es in solchen Fragen immer um den Grundsatz.
Der spricht gegen den CS-Präsidenten.
Es ist davon auszugehen, dass Rohner vom Sponsoringbegehren seiner Frau gewusst hatte; wenn nicht von seiner Partnerin, dann von seinen CS-Leuten.
Davon zu wissen und nicht dagegen zu opponieren bedeutet, dass der einflussreiche Rohner den Entscheid damals mittrug.
Damit hat sich der oberste CS-Protagonist, dem als Präsident eine Vorbildfunktion zukommt, in einen unlösbaren Interessenkonflikt manövriert.
Genau das gelte es zu verhindern, postuliert die CS in ihrem „Code of Conduct“, eine Art moralischer Leitfaden.
„Einen guten Ruf in Bezug auf Integrität zu erlangen und zu bewahren, bedeutet auch, mögliche Interessenkonflikte zu erkennen und zu klären oder zu vermeiden“, steht im 22-seitigen Dokument.
Der Anspruch soll nicht toter Buchstabe bleiben. „Zu diesem Zweck haben wir spezifische Weisungen erlassen und Abläufe institutionalisiert, wie jene über Reputationsrisiken oder Eigengeschäfte, Mandate und Nebenbeschäftigungen der Mitarbeitenden.“
Schirmherr über die Einhaltung des „Code of Conduct“ und damit über die Wahrung des guten Rufs ist der Präsident des Verwaltungsrats, also Urs Rohner.
Das fördert einen Kernkonflikt zutage: Wie kann die CS-Spitze bei der Mannschaft glaubwürdig bleiben, wenn sie sagt, dass sie kleinste Verstösse gegen die Annahme von Gefälligkeiten rigoros sanktionieren würde, wenn gleichzeitig ihr Kapitän akzeptiert, dass seine Partnerin – und damit indirekt auch er selbst – in einem „eigenen Geschäft“ finanziell unterstützt wird?
Egal, ob es sich um 10’000, 100’000 oder eine Million handelt, entscheidend in solchen Fragen sind Prinzipientreue und Vorbildfunktion. Beides wird im Fall des Sponsorings von Urs Rohners Frau über Bord geworfen.
Wenn sich Rohner in den nächsten 10 Tagen im Scheinwerferlicht des Zurich Film Festivals an der Seite seiner Partnerin sonnt, kann er sich freuen, Teil einer Zürcher Erfolgsstory zu sein.
Besser wäre gewesen, wenn er aus der eigenen Tasche dazu beigetragen hätte.
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Die beliebtesten Kommentare
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Es ist in der CS heute leider so dass die Manager nur noch sich (vor allem den eigenen Geldbeutel) und die interessen ihrer Familie in den Vordergrung setzten und nicht die der Firma oder Mitarbeiter (nicht die Manager). Es wird viel geschrieben (Weisungen, alerts etc) um zu behaupten man mache was , nur wird es vom Management nicht gelebt. Manager halten sich nicht mal an die Spesenweisung!!!
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Im Prinzip finde ich es völlig ok, dass die CS etwas wie das ZFF sponsort – warum auch nicht. Früher war’s mal die Formel 1 (Sauber), was garantiert nicht weniger gekostet hat … Letztlich ist dies ein Geschäftsentscheid eines Unternehmens.
Aber die Positionen von UR in der CS (vormals COO, nun Verwaltungsratspräsident) zusammen mit (1) seiner Verbindung zu NS und (2) eines gloriosen „Code of Conduct“ derartiger Unternehmen hätten hier eigentlich zum Verzicht führen müssen. Selbst wenn es so sein sollte, dass UR hier überhaupt nicht involviert war und ist, so ist dies ein schlechtes Beispiel. Eigentlich müssten die Besitzer der CS – also deren Aktionäre – UR wegen potentiellem Reputationsschaden hier zurückpfeifen. Nur wird dies nicht geschehen, denn die grossen Anlager werden dies kaum tun … obwohl viele von ihnen ja gar nicht mit dem eigenen Kapital stimmen (PKs etc)!
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Tatsächlich gibt es das Zürich Film Festival nur weil die CS dieses durch ihr Sponsoring Engagement mit aus der Taufe gehoben hat. Zu der Zeit war UR COO und Frau Schildknecht seine Freundin. Als alterndes Model muss man ja auch wieder was zu tun haben. Da hilft es doch wenn der Freund, bzw. seine Firma „tiefe Taschen“ hat.
Ausserdem hat UR in der Bilanz vor zwei Jahren gesagt, dass über Sponsoringentscheide in der Abteilung Schweiz des Marketings Private Banking entschieden wird. Er selbst würde sich hier nicht einmischen. Tatsächlich müssen alle Entscheide zum Sponsoring mit allen Ebenen vernehmlasst werden. Eine Kündigung des Engagements mit dem ZFF ist ausgeschlossen. Vorher fliegt die ganze Marketingabteilung raus. Soviel dazu. -
Immer wieder verblüffend, wie Großverdiener , wie hier Rohner, alles und jedes der Firma belasten, einschließlich Golfclub-Mitgliedschaft und Ähnliches. Der Beitrag über die Finanzierung des Filmfestivals nennt das Kind endlich beim Namen. Schon lange war jedem klar, dass Rohner seine Frau über seine Bank finanziert. Unglaublich bleibt, dass ein Geizkragen wie Rohner, der MiIlionen verdient nicht bereit ist, mal etwas aus eigener Tasche zu leisten, aber so tut, wie der Erfolg seiner Frau auch sein Verdienst wäre.
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Es ist ein Skandal, aber niemand macht etwas dagegen. Wenn doch, wird er entlassen. Es geht doch nicht an, diesen „feinen“ Herren den Spiegel vorzuhalten. Es hat übrigens sehr viele von diesen „feinen“ Herren in den Chefetagen.
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Dieser Fakt ist aktuell, brisant und anstossend. Dieses Familiensponsoring hat einen sehr faden Beigeschmack und sollte umgehend eingestellt werden. Das Sponsoring fällt weit aus dem Rahmen des Sponsoring-Fokus der CS und ist finanziell unsinnig. Die Aussage, dass Rohner davon nichts weiss ist lachhaft. Spätestens bei Ablehnung des Sponsorings vom Marketing werden in jener Abteilung Köpfe rollen. Also bitte.
Man sollte sich nicht von einigen Vorschreibern irritieren lassen, die vermutlich wohl direkt eine Involvierung in diese Geschichte haben.
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Die Geschichte ist aber uralt und hat soooooo einen Bart. Ist „Saure Gurken“-Zeit am Paradeplatz, dass solche Geschichten aus dem Archiv genommen und der Tagesaktualtität angepasst werden bzw. hat noch keiner der „Bankmanager“ zu fette Winterräder für sein übeermotorisiertes Mittelklasseauto gekauft, so dass dieser Story der Vorrang gegeben wurde? Anfangs fand ich diese Seite gut und frech, mittlerweile könnte man sie auch wieder abschalten und ich würde sie nicht vermissen.
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Anleitung:
Beim Antivirus-Programm http://www.insideparadeplatz.ch sperren lassen und so kommst auch du nicht (mehr) in Versuchung die Seite anzuklicken die du nicht vermisst !
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Herzlichen Dank an Urs Rohner und die Credit Suisse, dass sie das Zurich Film Festival“ unterstützen. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Stadt wie Zürich einen solchen Top-Event hat. Die damit verbundene Wertschöpfung durch die Steigerung des Bekanntheitsgrades unserer Stadt dürfte uns in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr helfen…
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Weichei.
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@dani
Die rund 550 Mitarbeiter von Clariden Leu, welche bei der Fusion über die Klippe springen mussten sowie alle anderen CS-Mitarbeiter, welche von der neuesten Abbaurunde betroffen sind, werden sicher am Eingang des Filmfestivals Urs Rohner für sein Engagement applaudieren! Aber die Firma spart ja bei allen kleinen Fringe Benefits damit dieser Betrag zusammenkommt….. -
Pappnase
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Warum kann mal wohl diesen Beitrag nicht von einem CS PC aus abrufen
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@HP: ist das wirklich eine gesicherte Erkenntnis, dass dieser Artikel innerhalb des CS Netzes tatsächlich gesperrt ist? Das würde dann in der Tat sehr tief blicken lassen.
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Kann ich bestätigen, auf CS PC gesperrt . Wie alle negativ kritischen CS Artikel.
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Hä? Gesperrt auf CS-PC’s? Ich kann auf jeden Fall eure „sehr qualifizierten“ Kommentare (ich weiss nicht recht, ob ich diese amüsant oder traurig, weil blöd, finden soll) und den so intellegenten Artikel auf dem CS-PC lesen!!!
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Ist doch normal wen UR seiner Partnerin etwas unterstüzt. Heute sind die Top Boni auch nicht mehr so hoch wie vor fünf Jahren. Da der eigene Lohn etwas kleiner ist, muss halt das eine und andere via Marketing bezahlt werden. Und ausserdem ein sechsstelliger Betrag ist doch auf dem Kostenbudget der CS nun wirklich ein „klacks“. Und für eine so tolle Leistung wie die CS geführt wird, sind die Top Löhne wirklich zu tief, wer würde sich Heute noch zu solchen bedingungen anstellen lassen, schlieslich tragen diese auch viel Verantwortung. Und Leute auf die Strasse stellen das machen sie nur um das ganze CS Gebilde gesund zu halten. Und um Arbeitsplätze in Polen zu sichern.
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@burgener
Die nächste grosse Jahressammelaktion der CS wird dann sicher den notleidenden Topmanagern und Ihren Gattinen zugutekommen.Der kleine Mann kann dies ja, sofern er noch einen Job hat, ja von den Steuern abziehen!
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Wenn ein kleiner MA übers Marketing ein Inserätli in einem lokalen Festführer schalten will, wird es garantiert abgelehnt…. Deshalb klotzen statt kleckern 😉
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@G. Klingele
So ist es, passt nicht in die „Marketing-Strategie“!
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Was reden denn Herr und Frau Rohner so miteinander. Ich kriege den grossen Bogenhusten ob solcher Leute.
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Wenn ich UR wäre, würde ich meine Frau zusätzlich als Teilzeit-Kraft (Executive Director Level)als Rainmakerin ins WM-Team für die HNWI aus MOVIE & TV-SERIES einbinden. Wer sich die Zeit nimmt und die Anhäufung von „Movie Wealth“ zusammenzählt, kommt auf einen anständigen wie machbaren Wealth- resp. Neugeld – Wert, welcher dieser Tage über den ZFF-Teppich stolziert.
Und wenn die Nadja Schildknecht davon einen substanziellen Anteil an die eloquenten Red Carpet-proofed RM’s zur Depoteröffnung vermitteln kann, lohnt sich das Film Festival-Engagement sogar auf einmal und der UR wird 3-fach (!) gefeiert. 1x fürs gelungene Image, 1x fürs erwirkte Neugeld und 1x für die neuen Opportunitäten in der Filmfinanzierung! -
@Horisberger: die Story ist und bleibt aktuell. Unabhängig davon, wann der Sponsoring Entscheid gefällt wurde. Ist doch sonnenklar: bei UR’s schon seit Jahren hinlänglich bekannter sprichwörtlicher Selbstgefälligkeit wir sich keine „untere CS-Charge“ je getrauen, gegen diese Beiträge etwas einzuwenden. Es wäre an der Zeit, dass der Chef jetzt selbst aktiv wird. Bei seinem Verdienst könnte er mit Sicherheit sich selbst etwas aus dem Kreuz leiern…
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Uuuh, das ist aber eine uuuralte Story, und wenn es darin heisst:«Es ist davon auszugehen…» kann man sicher sein, dass die Story so nicht stimmt.
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Zum Glück sind nicht alle solche Schafe… …sonst könnte man mit uns noch mehr anstellen!
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Und das in der Zeit wo die Mitarbeiter auf die Strasse gestellt werden…..
Was für eine Wertschätzung…… -
…Korruption ist überall. Möchte mir nicht ausmalen, wieviele Entscheidungsträger/Mitarbeiter Kick-backs für vergebene Aufträge von ihren Lieferanten/Beratern kassieren, welche zum privaten Freundeskreis zählen. Dies gar bei NGOs wie dem SRK und anderen.
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Ist doch in Ordnung, so foerdert Rohner immerhin mal echte Schauspieler. Sonst hat er es nur mit Laienmimen zu tun die sich abmuehen Banker darzustellen.
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@Hemmingway: Geiler Kommentar. :))
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Es ist ein Skandal, aber niemand macht etwas dagegen. Wenn doch, wird er entlassen. Es geht doch nicht an, diesen…
...Korruption ist überall. Möchte mir nicht ausmalen, wieviele Entscheidungsträger/Mitarbeiter Kick-backs für vergebene Aufträge von ihren Lieferanten/Beratern kassieren, welche zum privaten…
Und das in der Zeit wo die Mitarbeiter auf die Strasse gestellt werden..... Was für eine Wertschätzung......