Suchen UBS und CS einen neuen VR oder Topmanager, gilt Egon Zehnder International als erste Adresse. Die Zürcher Headhunterin mit weltweitem Netz findet grosse Egos für leere Stühle.
Nun entpuppt sich ausgerechnet ein vermeintlich einfaches Mandat der kleinen VP Bank aus dem Fürstentum Liechtenstein als Knacknuss für die legendären Kopfjäger.
Seit Sommer ist die Firma Egon Zehnder daran, einen Nachfolger für den im Juli ruppig abgegangenen VP-Bank-CEO Roger Hartmann zu finden – bisher ohne sichtbaren Erfolg.
Jedenfalls ist die Chefstelle des Traditionshauses im Ländle offiziell immer noch verwaist.
„Wir haben Zeit“, versuchte eine Sprecherin der VP Bank vor kurzem in einem Gespräch zu beruhigen. „Ziel ist, bis Ende Jahr einen CEO gefunden zu haben.“
Das wird eng. Bis Weihnachten verbleiben 3 Wochen. Eigentlich ist das Jahr gelaufen.
Von Egon Zehnder war keine Stellungnahme erhältlich. Zu Mandaten gibt es keinen Kommentar.
Wenn selbst Zehnder Mühe hat, einen geeigneten CEO für eine Topposition findet, dann muss die Aufgabe wohl sehr schwierig sein; gute Kandidaten mögen sich offenbar nicht für den Job erwärmen.
Falsch, sagt ein Kenner der Branche. Der Zehnder-Knorz sei absehbar gewesen. „Die grosse Zehnder und die kleine VP Bank – das ist ein klassischer Miss-Match.“
Zehnder sei top und bestens vernetzt bei den Grossen, dort kenne die Firma jeden wichtigen Banker, der für eine Topposition in Frage käme, meint die Quelle.
Für ein Kleinmandat wie jenes der VP Bank werde diese Stärke zur Schwäche. Dann manövriere sich Egon Zehnder in einen Interessenkonflikt
„Für den VP-CEO-Job bei UBS und CS zu jagen ist ein No-Go für Zehnder“, meint der Insider. „Damit würde es sich die Firma mit ihren Topkunden verscherzen.“
Egon Zehnder hätte das VP-Bank-Mandat gar nie annehmen sollen. „Das war ein Eigengoal.“
Die lange Vakanz verschärft die ungemütliche Lage für die kleinste der drei bekannten Liechtensteiner Institute.
Der VP Bank gingen im ersten Halbjahr Kundenassets verloren. Mit 38 Milliarden verwalteten Vermögen steckt das Institut in einer ungemütlichen Mitte-Grösse fest.
Zu klein für die aufgebauten Fixkosten, zu gross für eine attraktive Nische.
Was tun? Wie fast alle versucht die VP Bank ihr Glück mit Sparen. Das allein bringt keine Zukunft.
Die Investoren haben die Probleme längst erkannt und kehren der VP den Rücken. In den letzten 12 Monaten hat die Aktie über einen Viertel ihres Werts verloren. Dies in einem steigenden Markt.
Das Steuer herumreissen muss der neue VP-Präsident Fredy Vogt. Mit 25 Jahren VP Bank auf dem Buckel gehört Vogt zum Inventar.
Vogts Wahl auf den Präsidentenstuhl war ungewohnt. Als Finanzchef war Vogt dem CEO unterstellt, mit seiner Berufung im Frühling wurde das Machtverhältnis auf den Kopf gestellt. Von da an bestimmte Vogt über seinen Ex-Chef.
Drei Monate später war der CEO Geschichte.
Vogt machte sich auf die Suche nach einem Neuen. Dabei machte er Headhunterin Zehnder laut Insidern eine besondere Auflage.
Der neue VP-Bank-CEO müsse seinen Wohnsitz in Vaduz haben, wo die VP Bank ihre Zentrale hat, soll Vogt von Zehnder International gefordert haben.
Pflichtwohnen im Ländle könnte jene Kandidaten abschrecken, die für Zehnder noch in Frage kommen und bei keiner Grossbank auf der Payroll sind.
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Köstlich,die Meldungen auf „Insideparadeplatz“ zu lesen.Unterhaltsamer als jeder Spielfilm.Da gibt´s für jeden etwas.Man sieht auch an dem VP-Bericht,dass die grossen Zeiten der Schwarzgeldbanken vorüber zu sein scheinen,egal ob FL,CH oder anderswo.Jetzt merkt die Kundschaft,ob ein Banker etwas drauf hat oder ob er nur Schaum schlägt wie zu Zeiten,als das „Bankgeheimnis“ noch bombenfest war. Schade für die Banker:Die Politik ist den Banken auch nicht mehr devot zu Willen.Dem unbeteiligten Beobachter bietet sich das Bild eines aufgeregten Hühnerhaufens :-))
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Ich melde mich freiwillig! Habe viel Erfahrung im Banking. Hab’s zwar mehr in den Beinen als im Kopf, aber das spielt in der Finanzwelt eh keine Rolle. Mein grosses Mundwerk gleicht das aus.
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Ein Laden läuft, ob man’s glaubt oder nicht, eigentlich auch ohne CEO.
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Nichts wirklich Überraschendes. Es ist hinglänglich bekannt, dass Egon Zehnder sich sogar vertraglich verpflichtet hat, von den Grossen wie CS und UBS kein Personal abzuwerben.
Sieht nach Marktverzerrung aus – ob dies wettbewerbsrechtlich problematisch ist, müssten Juristen wohl mal vertieft anschauen. Mindestens ist es eine offensichtliche Karriere-Behinderung für CS- und UBS-Kader. Von denen möchten vielleicht viele ins Ländle?-
…nach dem heutigen verdeckten Werbespot durch LH wird Zehnder wohl hunderte von Dossiers von CS- und UBS-Angestellten unaufgefordert erhalten. – Dann wäre das „Jagd-Verbot“ wohl elegant umgangen.
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Vielleicht sollte die VP Bank das Mandat neu vergeben. Vielleich an Adecco?
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Wieso nicht OJ, ex-CEO von Clariden Leu und Insurance-Wrapper-Zampano? Der hat immerhin bereits Steuersitz-Erfahrung im Ländle.
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Gute Idee. Dann kann er auch noch seine ehemalige rechte Hand Daniela Lohner von der CS ins Ländle lotsen. Sie kennt sich ja im Trust-Bereich sehr gut aus. Vielleicht finden dann auch noch einige andere Buddys von OJ dort Unterschlupf. Als erste Massnahme werden sie dann den internen Fondverkauf beschleunigen! Das wünschen die Kunden ja heute……
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Nach dem Abgang von Herr Näf war der Untergang der VP besiegelt, nun profitiert Raiffeisen vom Privat-Banking Know-how des ehemaligen VP-Banker.
–> eine Fusion bei den Liechtensteiner Banken könnte sich abzeichnen oder die VP geht in die Offensive und übernimmt eine Schweizer Regionalbank wie es die LLB vorgemacht hat.
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@peter m.:
Bei Raiffeisen hat Hr. Naef bisher nichts erreicht, er hat keine Akzeptans bei seinen Mitarbeitern, er ist führungsschwach, kann seine Ziele nicht durchsetzen und kommt mit der Komplexen Organisation Raiffeisen überhaupt nicht zurecht.
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„Pflicht-Wohnen im Ländle“? Ist es heute kein erstrebenswerter Lebenstraum mehr für HNW-CEOs, eine Green-Card im Alpen-Monaco zu ergattern?
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WO ist das Problem? Gibt es vielleicht keine guten Banker, die eine unternehmerische Herausforderung annehmen können/wollen und bereit sind, die Aermel einmal wirklich nach hinten zu krempeln?
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Nö.
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Das Problem sind gleich drei: Weder eine erkennbare Strategie, noch M&A/PMI Erfahrung, um eine kritische Masse zu erreichen, noch eine vernünftige Eigentümerstruktur, die zukunftsgerichtet denken kann. Das sind hohe Hürden für eine Bank.
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WO ist das Problem? Gibt es vielleicht keine guten Banker, die eine unternehmerische Herausforderung annehmen können/wollen und bereit sind, die…
"Pflicht-Wohnen im Ländle"? Ist es heute kein erstrebenswerter Lebenstraum mehr für HNW-CEOs, eine Green-Card im Alpen-Monaco zu ergattern?
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