Hummler erteilt Zürcher Sechseläuten einen Korb

Letztes Jahr war Konrad Hummler ein Held. Er hatte seine Bank Wegelin geopfert, um den USA die Stirn zu bieten. Das machte ihn zum bekannten und attraktiven Ehrengast am Sechseläuten.

Diesen Frühling, am 15. April um 15 Uhr, fehlt Hummler im Festumzug. Bei bürgerlichen Politikern hat der Banker den Kredit nach seinem Schuldeingeständnis in Amerika verspielt.

„Sechseläuten soll eine Freude für alle sein. Auch für mich“, schreibt Hummler in einem SMS. „Vorderhand bin ich noch nicht in diesem Modus.“

Das Zürcher Sechseläuten ist die traditionsreichste Veranstaltung der bürgerlichen Elite des Schweizer Wirtschaftszentrums.

Zuerst hatte Hummler seine Teilnahme zugesagt. Auf einer ersten Liste war er als 4. Ehrengast der Zunft Hard aufgeführt.

Mit dabei sind dort unter anderen die SVP-Grössen Ueli Maurer als Bundespräsident und Volkspartei-Nationalrat Lukas Reimann aus dem diesjährigen Gastkanton St. Gallen.

Er habe „mit Freuden“ das Ehrengast-Angebot der Zunft Hard „für das kommende Jahr“ angenommen, schreibt Hummler.

Der andere grosse Abwesende ist Polit-Tycoon Christoph Blocher. Der Übervater der grössten Partei habe seinen Nimbus verloren, sagt ein langjähriger Zünfter. Möglicherweise sei Blochers „Sexappeal“ nach unzähligen Teilnahmen weg.

Blocher spricht von anderen Verpflichtungen, die ihn an einer Teilnahme hindern würden.

Blocher könne „am diesjährigen Sechseläuten nicht teilnehmen“, weil „vom 15. bis 19. April 2013 in Bern eine Sondersession stattfinden wird, an der Herr Blocher teilnehmen“ würde, schreibt sein Sekretariat.

Andere nationale Politiker schwänzen den Montag der Sondersession, um am Zürcher Umzug mitzulaufen, darunter die St. Galler Ständerätin Keller-Sutter, SVP-Parteipräsident Toni Brunner und Ständeratspräsident Filippo Lombardi von der CVP.

Trotz Hummlers Korb sind bekannte Banker am Sechseläuten 2013 prominent vertreten.

UBS-Konzernchef Sergio Ermotti und Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz marschieren als Ehrengäste der Zunft Riesbach mit. Zunftmeister von Riesbach ist ein UBS-Kadermann.

Interessant ist, wo UBS-Präsident Axel Weber als Ehrengast auftaucht. Den Deutschen hat es ausgerechnet in die Zunft zur Meisen verschlagen.

Die Meisen ist fest in Händen von Axel Webers Konkurrentin Credit Suisse.

CS-Präsident Urs Rohner ist dort mit von der Partie, ebenso wie sein Mentor und Vor-Vorgänger Walter Kielholz und der einstige Kreditanstalt-Chef Josef Ackermann.

Zunftmeister bei der Meisen ist Franz von Meyenburg, ein ehemaliges Schwergewicht der Credit Suisse, der später zur Sarasin wechselte und heute als Vize im VR von Axa Winterthur sitzt, eine Ex-CS-Versicherungstochter.

In der richtigen Zunft dabei sein kann für die eigene Karriere förderlich sein. Feine Unterschiede bleiben dennoch bestehen.

So gehört CS-Präsident Urs Rohner zwar der Meisen-„Elite“ an, aber nicht als Partizipant, sondern „nur“ als Gesellschafter. Rohner fehlt das Bürgerrecht der Stadt Zürich.

Äusserlich ist der Unterschied kaum spürbar. Doch im zentralen Punkt des Mitbesitzes am Zunfthaus herrscht Zweiklassengesellschaft. Genossenschafter Rohner geht diesbezüglich leer aus.

Das Zunfthaus zur Meisen am Münsterplatz mitten in Zürich ist besonders herrschaftlich. Es ist eines der eindrücklichsten Häuser in der Innenstadt und erinnert an eine mondäne Villa, eine Oase der Geschichte und des noblen Bürgertums in der umtriebigen Zürcher Finanz-City.

Dass UBS-Aushängeschild Axel Weber just bei der „CS-Zunft“ Meisen gelandet ist, könnte auf fehlende Vertrautheit des Deutschen mit den lokalen Eigenheiten zusammenhängen. Weber ist auch Mitglied im Enterpreneurs‘ Roundtable des Netzwerkers Thomas Ladner.

Neben den Meisen-Leuten sehen sich die Zünfter der Saffran und die Gesellschafter der Constaffel als Mitglieder von Sonderzirkeln.

Das hätte sich auch bei den Ehrengästen zeigen sollen. Doch die Saffran-Zunft muss eine schmerzhafte Absage ihres vermeintlichen „Stars“ wegstecken.

Fifa-Präsident Sepp Blatter, der mit der WM im nächsten Jahr in Brasilien vor einem neuen Höhepunkt steht, hat kurzfristig abgesagt.

Farben ins Spiel bringen Weltwoche-Verleger Roger Köppel als Gast der Widder-Zunft, Andermatt-Unternehmer Samih Sawiris bei der Gerwe und Schumacher-Gilde und – als besondere Überraschung – der „Unterwelt“-Anwalt Valentin Landmann. Er ist bei den Zimmerleuten geladen.