Die grossen Zürcher Banken fordern ihre deutschen Schwarzgeldkunden nach dem Scheitern der Abgeltung mit Briefen und in Gesprächen auf, mit ihrem Fiskus ins Reine zu kommen.
Nicht so in Genf. An der Rhôhne wird Steuersündern offenbar weiterhin tatkräftig geholfen, ihre unversteuerten Vermögen vor dem Zugriff der eigenen Behörden in Sicherheit zu bringen.
Ein besonderer Fall scheint die Union Bancaire Privée (UBP) zu sein. Die UBP ist im Besitz der Familie de Picciotto mit Ursprung Libanon.
Trotz seinen über 80 Jahren hält Edgar de Picciotto die Zügel bei der UBP straff in den Händen.
De Picciotto machte vor einiger Zeit Marcel Rohner zu einem wichtigen Bindeglied zwischen sich und seinen Söhnen Guy und Daniel. Letzterer sitzt im VR der UBP, Ersterer ist CEO.
Ex-UBS-CEO Rohner, der vor einigen Wochen von einem englischen Parlamentsausschuss in der Libor-Affäre „gegrillt“ wurde, ist offiziell Präsident des VR-Ausschusses der UBP.
Damit ist der Aargauer in exponierter Position mitverantwortlich für die Strategie und die Risikobereitschaft der Privatbank.
Diese zählt mit 80 Milliarden verwalteten Vermögen und 1’300 Mitarbeitern zu den grössten Finanzinstituten auf dem Platz Genf und hat mit Ablegern in Zürich, Basel und Lugano sowie vielen internationalen Filialen eine Präsenz rund um den Globus.
Laut einem Ex-Mitarbeiter der UBP heisst das neue Versteckspiel Singapur. Offshore-Vermögen von Kunden aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern mit hohen Steuern würden systematisch in den Stadtstaat verschoben. Zuvor sei Naussau auf den Bahamas Trumpf gewesen.
Die Genfer Bank würde rasches und unkompliziertes „Abschleichen“ nach Singapur mit speziellen Anreizen fördern, sagt die Quelle.
Demnach bleibt der UBP-Kundenberater in Genf oder in Zürich mit 30 Prozent an den Erträgen seines alten Kunden beteiligt. Der Rest fällt in Singapur an.
Für den Schweizer UBP-Berater sei dies die beste aller Welten, sagt der Gesprächspartner.
Ein schöner Anteil an den Gebühren und Kommissionen würde in seiner Kasse landen, und dies allein fürs angenehme Wining and Dining mit dem Kunden. Für die Anlagearbeit sei derweil Singapur zuständig.
UBP-Generalsekretär Jérôme Koechlin wollte die Frage, ob seine Bank den Transfer von unversteuerten Vermögen aus der Schweiz nach Singapur unterstütze, nicht beantworten.
Stattdessen verwies er auf einen Artikel in der welschen L’Agefi von Februar.
„Wir agieren in Einklang mit den Ausführungen des Bundesrats und den Auflagen der Finma“, sagte dort UBP-CEO Guy de Picciotto.
Generationen von Kunden hätten „in die Schweiz, ihr Bankensystem und ihr Rechtssystem“ Vertrauen gehabt. „Darunter kann man nicht einfach ein Kreuz machen.“
Jeder Kunde müsse bei der Aufarbeitung der alten Ära individuell behandelt werden. „Vor allem brauchen wir zur Bereinigung der Vergangenheit ein wenig Zeit“, meinte der Sohn des grossen Edgar de Picciotto.
Im Sommer 2011 landete die UBP einen Coup in der Schweiz. Sie kaufte für eine geheim gehaltene Summe den Schweiz-Ableger der holländischen ABN Amro mit 11 Milliarden Euro Kundenassets.
Der alte Edgar de Picciotto hatte im Bieterprozess alle Schweizer Interessenten ausgeboten.
Während Vontobel und Julius Bär ab Beginn der Due diligance im Datenraum sassen, stiessen die Vertreter der Genfer Bank erst nach ein paar Tagen dazu.
Zuletzt buhlte auch noch Konkurrentin Safra mit. Doch de Picciotto machte mit seiner UBP das Rennen. Offenbar bot er den höchsten Preis.
Doch die Holländer sollten nicht glücklich werden. Käuferin UBP drückte den vereinbarten Preis, wo sie nur konnte. Altlasten blieben ebenso an Verkäuferin ABN Amro hängen wie Kunden, welche die Genfer nicht bei sich wollten.
Zuletzt soll UBP weniger bezahlt haben, als andere Interessenten zuvor geboten hätten, sagt eine Quelle.
In den folgenden Monaten kam es zum grossen Aufräumen. Rund 300 der 350 Mitarbeiter der ABN Amro wurden entlassen oder pensioniert.
Unter holländischer Führung war der Schweizer Ableger der ABN Amro zuletzt auf keinen grünen Zweig gekommen. Strikte Risikovorgaben machten es schwer, im Kampf um unversteuerte Offshore-Kunden gegen weniger zurückhaltende Konkurrenten mitzuhalten.
Die neuen Herren der UBP öffneten den ABN-Amro-Leuten die Augen.
UBP-Asien-Chef Stephan Repkow soll bei internen Auftritten die Vorteile seines Ablegers in Singapur angepriesen haben, berichtet eine andere Quelle. Dies war im letzten Jahr, als die Schweiz Deutschland versichern musste, dass kein Schwarzgeld nach Asien oder anderswohin verschoben würde.
Auf die Frage, wie der Singapur-Vorteil genau aussehe, soll der hohe UBP-Manager geantwortet haben, dass seine Filiale „über einen kreativen Leiter des Bereichs Legal and Compliance“ verfüge. Diesen habe die UBP von der Genfer Konkurrentin Pictet abgeworben.
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Die UBP hat weder eine Banklizenz noch ist sie ein Rep Office. Die UBP verfuegt ueber die Capital Market Services License. Diese Lizenz erlaubt das beraten und verwalten von Kundengeldern, aber nicht die Funktion der Custody Bank. Allerdings soll die Lizenz in den naechsten Wochen erteilt werden und dann kann die UBP auch als Custody Bank auftreten.
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Als Ex – UBPler muss ich sagen, dass Herr de
Picciotto schon weiss was er macht. Ob richtig oder falsch, war er doch bei Madoff und ist ein
enger Freund von Herr Soros. -
Dumm nur für die Deutschen Kunden in Singapur, das Schäuble mit Singapur ein Steuerabkommen unterzeichnet hat und das Singapur ab diesem Jahr alle Deutschen Kunden an das Deutsche Finanzamt meldet… Dieser Abschleichweg war wohl für viele Kunden eine Falle.
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Das scheint nun wirklich schlecht recherchiert. UBP hat gar keine Bankenlizenz in Singapur. Die Korrespondenz bank ist die Staatsbank die ein solches Vorgehen nicht unterstützen würden.
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Guckst du hier:
http://www.ubp.com/cms/lang/en/ubp/UBP-singapore
„UBP is a forceful exponent of emerging markets, with Asia being of strategic importance for its development. The Bank has been present since the early 1990s both in Singapore, where the Group’s Asian headquarters for private banking is based, and in Hong Kong, which spearheads the development of its asset management business.
UBP is committed to providing a flexible and personalised service, suited to each client’s individual needs. With its capital markets services licence for fund management in Singapore and its Securities and Futures Commission licence for dealing in securities, advising on securities and managing assets in Hong Kong, it is able to provide fund management and financial advisory services to high net worth private clients and institutional clients in the region.
Contacts: Union Bancaire Privée (Singapore) Ltd. – UBP Asset Management Asia Ltd.
Back to the list of offices „
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cosultant kann nicht lesen.
ubp hat keine banken lizenz in sigapur sondern ein rep office. dazu braucht es eine korrespondenz bank in singapur. diese ist die staatsbank und würde eingreifen wenn unversteuertes geld aus europa nach singapur kommt.
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Der Artikel kann so nicht stimmen. Die MAS macht jetzt sogar Stichproben bei Banken, um sicherzustellen, dass kein europäisches Schwarzgeld nach Singapore abwandert. Es ist also nicht möglich, dass die UBP aktiv Schwarzgelder nach Singapore verschiebt.
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Ha Kontrolle! Unser neuer Chef der Stadt Polizei Daniel Blumer wurde verzeigt wegen Rechts überholte http://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/der-neue-zuercher-polizeichef-ist-ein-verkehrssuender-id2228128.htmlen, Der Waliser Polizei Kommandant weil er einen Stein raus schmugelte. Ok mir ist schon klar das hat auf den ersten Blick nichts mit der Schwarzgeld Kontrolle zu tun hat. Aber wer überlegt wenn schon die oberen Gesetz Hüter Straftaten begehen, frage ich mich was machen die anderen „Oberen“ wo ja auch keinen Skandal ausliesen? Und wer glaubt den „Oberen“ noch? die Predigen dauernd man soll Wasser trinken und Sie trinken Wein und denken dabei das Volk sei blöde! Die Wende kommt. Minder machte den anfang.
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Wie heisst das jetzt? Event driven banking. Action, excitement, immer etwas los. Man hat es wohl schon vergessen (bites from wiki):
„… Madoff’s Ponzi scheme’s victims settlement of $500 million with Swiss bank Union Bancaire. UBP had funneled huge sums of its client’s cash into Madoff’s bogus investment firm through its own M-Invest feeder fund and Fairfield Greenwich….“
Also, es muss wieder Bewegung in die Szene. Nächstes gig, man spielt in S’pore, UBP vs. IRS. Aber aufpassen! Dort geht’s manchmal schnell, in der benign Stadtdiktatur. Man rumored auch ein Augenwink von den Amis genügt für Ungemach.
Good luck ihr ewig naïve-arroganten Bankers. Man muss sich damit abfinden, einige können eben nichts anderes als vom Dreh ihrer Kunden und ‚Geschäftspartner‘ à la Madoff leben. Sei dem so. Aber lasst dann die Politik hier aus dem Spiel und buddelt euch selber aus dem Dreck.
NY Times Oct 15, 2012
„…Starting next year, bankers who help clients evade taxes will risk ending up in court on money laundering charges…The new rules are part of “efforts to protect the integrity and reputation of Singapore ….“ -
Sieht so aus, als hätten die das Geschäfts-Modell von Julius Bär kopiert. Aber die Nonchallance eines Cocollardi hat der biedere Rohner halt nicht zu bieten
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Compliance ist hier etwa so beliebt wie Cholera.
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Da erscheint die Aussage von UBP Asien-Chef Repkow im AsianInvestor (Jan. 2013), „im PB Singapur und HK weiter stark expandieren zu wollen“ plötzlich in einem etwas anderen Licht…
Dass man sich an „Vorgaben“ des BR und Finma hält ist erschreckend. Genau mit dieser Haltung der Banken wurde der Finanzplatz Schweiz beerdigt. Die hohe Inkompetenz dieser beiden Stellen sollte zwischenzeitlich hinlänglich bekannt sein!
Singapore (Busse bei Kaugummi etc.) als Plattform zu benützen um das hochmargige Geschäft der unversteuersten Gelder global zu betreiben ist etwa gleich hohl wie in den USA Kunden zu akquirieren mit der Idee die IRS über den Tisch zu ziehen. Vielleicht haben die Werten Bankenchefs auch vergessen, dass Hong Kong zu China gehört und nicht mehr zu England. Viel Spass dann mit den Chinesen! Die haben noch nie lange gefackelt. Kommt gut… -
und ist Herr Rohner katholisch, reformiert, agnostisch, buddistisch oder was? Was hat die Religion mit den Bankgeschäften zu tun? Leben wir immer noch im Mittelalter oder etwas näher in den dreissiger Jahren?
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Wie wahr, erschreckend ist das – was bedeutet „jüdische“ Konkurrentin Safra? Du meine Güte, mich schauerts, wenn ich das lese. Descartes hat leider wirklich geirrt, die primitiven Regungen sind stärker.
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Was hat das mit Descartes zu tun? Bei gewissen Staaten wird, ganz gegen den Willen von Freunden von mir in Israel, Staat und Religion halt terminologisch als Synonym verwendet. Das ist nicht wertend. Oder empfinden Sie die Bezeichnung einer Religion bereits als Wertung? Ich nicht.
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Da wird sich die MAS in Singapur freuen…. Wie auch schon mit Pictet…
Da wird sich die MAS in Singapur freuen.... Wie auch schon mit Pictet...
und ist Herr Rohner katholisch, reformiert, agnostisch, buddistisch oder was? Was hat die Religion mit den Bankgeschäften zu tun? Leben…
Da erscheint die Aussage von UBP Asien-Chef Repkow im AsianInvestor (Jan. 2013), "im PB Singapur und HK weiter stark expandieren…