Derzeit scheinen die Medien kein anderes Thema als Kostentransparenz und Retrozessionen von Finanzprodukten zu kennen. Verwunderlich ist, dass in der Öffentlichkeit immer nur von Bankprodukten die Rede ist und die Versicherungen aussen vor bleiben. So betrifft das Thema Versicherungen über die Vorsorge wohl eine viel grössere Bevölkerungsschicht, und Versicherungsprodukte sind per se leider alles andere als kostentransparent.
Als Spezialist für Strukturierte Finanzprodukte kenne ich die Pricings von Kapitalschutzprodukten von Versicherungen. Die Banken begnügen sich hier mit einigen wenigen Basispunkten, die Versicherungen hingegen schlagen das x-Fache obendrauf. Zudem ist allgemein bekannt, dass bei gemischten Lebensversicherungen teils horrende Retrozessionen bezahlt werden.
Ein anderes Thema sind Offenheit, Transparenz und Service im Online-Auftritt. Als Web-2.0.-Anwender bin ich es gewohnt, im Netz zu vergleichen; sei es bei der Buchung eines Hotel, beim Kauf eines Fernsehers oder bei der Auswahl eines Strukturierten Produktes oder eines ETFs. Dank Social Media, Finance 2.0 und Online-Vergleichsdiensten ist das heutzutage in diesen Bereichen auch problemlos möglich.
Wo diese Transparenz noch nicht vorhanden ist (oder gut versteckt), sind Versicherungs-Lösungen für Firmen. Konkret geht es hier um den Anschluss an die 2. Säule (PK), die Unfallversicherung und die Krankentaggeldversicherung für meine kürzlich gegründete Firma.
Schon früh merkte ich, dass es hier keine Vergleichsplattformen gibt. Mir blieb darum nichts anderes übrig, als die Versicherungen einzeln zu kontaktieren. Schon dieser Schritt war schwierig.
Viele Versicherungen gaben keine Kontakt-E-Mails auf der Homepage an. Mir blieb nichts Anderes übrig, als verschiedene E-Mail-Adressen mit viel Aufwand ausfindig zu machen. Teilweise musste ich dafür zum Telefon greifen. Bald merkte ich, dass sich die Versicherungen bei Geschäftskunden nicht gewohnt sind, dass jemand derart „unverfroren“ sein kann und verschiedene Anbieter anschreibt – eine Praxis, die bei Finanzprodukten gang und gäbe ist.
Löblich war, dass sich einige Berater danach telefonisch mit mir in Kontakt setzten. Der Mehrwert, den sie boten, hielt sich in Grenzen. So stellten sie die Marke statt die Leistung in den Mittelpunkt, versuchten, dem Kunden Angst zu machen (konkret mit der Invaliditätsversicherung) und redeten schlecht über Konkurrenten.
Als ich die verschiedenen Offerten erhielt, war ich endgültig verärgert. Viele offerierten gar nicht das, was ich wollte, oder gestalteten die Offerten so kompliziert, dass sie gar nicht mehr vergleichbar waren.
Die sogenannten Versicherungsberater konnten einfache telefonische Fragen nicht beantworten, oder sie beantworteten sie falsch. Einmal meinte ein arroganter Assistent zu einer konkreten Frage: „Unsere Spezialisten haben das so zusammengestellt, dann wird das schon stimmen.“ An den Preisunterschieden erkannte ich schliesslich, dass gar keine Transparenz und kein Kundenservice geliefert werden sollte.
Ich bin mir bewusst, dass ich als kleiner Startup nicht wirklich spannend für Versicherungen bin. Zumindest telefonische Anfragen sollten aber korrekt beantwortet werden.
Als ich einen Berater fragte, ob es für die relativ einfachen Grundversicherungen kein Vergleichstool im Stile von Comparis gäbe, lachte er laut. Er liebe solche Vergleichsdienste im B2C-Bereich. Viele Anwender seien danach so verwirrt, dass sie zu ihm kommen würden.
Das Kalkül der Versicherungen ist simpel. Ähnlich wie Handytarifanbieter versuchen sie, die Leistungen so zu variieren, dass man die verschiedenen Offerten nicht miteinander vergleichen kann. Entsprechend gibt es im B2B-Bereich noch keinen Vergleichsdienst. Ein anderer Vertreter weigerte sich sogar, eine Übersicht über die verschiedenen Offertvarianten zusammenzustellen.
Ich denke, die Berater werden bald ausgelacht haben. Ich bin überzeugt, dass es Finance-3.0.-Startups im B2B-Bereich geben wird, die mit einer transparenten Online-Lösung die Berater ersetzen könnten.
Ich würde mich im weiteren freuen, wenn Transparenz, Retros, Kickbacks und Margen auch bei den Versicherungen und nicht nur bei Banken zum Thema würden. Ich bin überzeugt, dass Verbraucher viel Geld sparen könnten und dass der derzeitige Setup (zumindest bei den Firmenversicherungen) kundenunfreundlich und veraltet ist.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Super Website. Danke.
-
Ihr Artikel ist zwar schon älter aber er hat auch heute noch Relevanz. Ihre Sicht finde ich hochspannend. Sie erachten bei Bankprodukten mehr Transparenz als Versicherungsprodukten. Diese Sicht finde ich hoch Spannend, wenn wir nun z.B. die von Ihnen erwähnte 3. Säule nehmen, es ist zwar so das die Kosten nicht separat ausgewiesen werden bei der Versicherung das ist korrekt, man muss nun aber kein Mathematikgenie sein um eine Prämiensumme (Sparprämie, ohne Versicherungsbausteine) x Anzahl Prämienjahre mit dem technischen Zins zu multiplizieren, damit erhalten Sie ein Ergebnis, die Differenz aus dieser Berechnung und der garantierten Summe stellen die Kosten dar. Nun Vergleichen wir dies gegen ein Bankprodukt, aha dieses soll gratis sein, den dem Kunden werden ja keine Kosten belastet ah ja stimmt ja die Banken sind ja gemeinnützige Sozialinstitute. Wer das wie ich nicht glaubt muss zu einer anderen Lösung kommen, so: Versicherungen müssen von Gesetzeswegen innerhalb der Lebensversicherung Mehrerträge zu 90% an die Versicherten Ausbezahlen, die Versicherung muss Gelder der 3. Säule in Ihrem gebundenen Vermögen aufbewahren, Sie wird von der FINMA mindestens einmal im Jahr beaufsichtigt bzw. geprüft ob genügend Gelder im gebundenen Vermögen vorhanden sind um alle versprochenen Verpflichtungen zu bezahlen. Nun nehmen wir wiederum die Bank, Sie bezahlt einen Zins, dieser ist Variabel (die Versicherung muss den Zins über die ganze Laufzeit garantieren, haben Sie in den 90er Jahren abgeschlossen haben Sie auch heute 3.5%) den Mehrertrag behält die Bank für sich. die grossen Banken haben eine Eigenkapitalqoute von 3.7%, mit anderen Worten von Ihrem Geld kann die Bank gerade mal 3.7% Verlust sicherstellen. Natürlich gibt es noch die Einlagesicherung welche 1mrd. sicherstellt im Falle eines Bankkonkurs. Pro Kunde sind 100’000 Sichergestellt, nun muss man aber Wissen das Geld ist nirgends hinterlegt die Banken verpflichten sich gemeinsam diese Summe im Notfall zu leisten (Sie sind also in der EK Quote der Banken enthalten) wenn nun eine Bank ins strauchel gerät ist sehr fraglich ob die anderen dann diese Summe noch aufbringen werden können, da Sie dem gleichen Markt ausgesetzt sind. Leider Zustimmen muss ich Ihnen darin das die allermeisten Versicherungsberater keine Ahnung haben und auch einfache Fragen nicht beantworten können, bei den Bankern sieht es aber nicht besser aus….
-
@ Christian König
Schon mal überlegt, dass Sie mit der Zeit, welche Sie mit Vergleichen versucht haben die beste und günstigste Variante für Sie zu suchen und hier jeden Kommentar zu kommentieren, Sie in Ihrem Startup gefehlt haben? Also wenn ich ein Startup hätte, würde ich mich auf meine Arbeit konzentrieren. Ausser Sie haben jetzt soeben eine neue Nische gefunden und bieten ein Onlinevergleichstool für Startups an:-) -
Noch nie etwas von Versicherungsmakler / Brokers gehört? Das sind versicherungsunabhängige Dienstleister deren Aufgabe es unter anderem ist, gerade solchen start-ups zu optimalen Versicherungslösungen zu verhelfen. Deren Entschädigung erfolgt traditionellerweise als Prozentsatz der Prämie, die auf Verlangen jeder Broker aber offenlegen wird. Bezahlt wird sie durch den Versicherer, aber letztendlich natürlich durch den Kunden. Zudem gibt es viele andere Entschädigungsmodelle bei denen die Prämie netto Courtage berechnet ist und der Broker nach Aufwand separat durch den Kunden direkt entschädigt wird. Versicherungsbroker/Versicherungsvermittler unterstehen im übrigen der Aufsicht durch die FINMA.
-
-
@Nicki
besten Dank für den Kommentar. Klar habe ich schon davon gehört, aber im Netz scheinen auch diese noch schlecht aufgestellt zu sein. Bei meinen Recherchen habe ich nur wenige gefunden, die so einen Service auf Honorarbasis anbieten würden. Aber die Denkweise wäre auch etwas kurzfristig gewesen, zudem gehört eine ordentliche Portion Vertrauen dazu um einen Versicherungs-Makler zu nutzen.
Hier stellt sich immer die Frage wie unabhängig dieser wirklich ist. Da solche Verträge eher langfristig über 3-4 Jahre abgeschlossen werden, scheint es mir persönlich sinnvoller dies selbst abzuklären. Dies hat auch den Vorteil, dass man sich so mit der Materie beschäftigt.
Zudem zeigt alleine die Tatsache, dass es Versicherungs-Broker für solch „einfache“ Pflicht-Versicherungen gibt, bzw. sie mir empfehlen einen solchen zu nutzen, dass der derzeitige Setup mit fehlenden Vergleichs-Möglichkeiten suboptimal ist.
Anders würde es selbstverständlich aussehen, wenn eine Firma mit 400 Mitarbeitern Versicherungslösungen optimieren möchte. Hier macht dann ein unabhängiger Berater/Makler sehr wohl Sinn, aber für mich macht das m.E. nach keinen Sinn und sollte einfacher gelöst werden können -
Versicherungsbroker sind zwar versicherungsunabhängig, aber PROVISIONSABHÄNGIG!!!! Die meisten von diesen unabhängigen Beratern schauen genau gleich auf ihre Tasche wenn nicht gar noch mehr.
-
-
Im Gegensatz zu den Banken sind bei Versicherungen die Gewinnmargen ausgewiesen.
Schauen Sie mal in einem Geschäftsbericht nach Combined Ratio. Wenn Sie da mal etwas recherchieren, werden Sie staunen.
Vor etwa 15 Jahren vor dem grossen Hype waren die Gewinnmarge bei etwa 2%, heute bei den 3 Grossen bei etwa 16%. Im Internationalen Geschäft machen alle Gesellschaften auch etwa 2%, nur in der Schweiz 16%!!! Absoluter Wahnsinn.-
Banken sind garantiert transparenter als jede Versicherung, transparenter als fast jedes Geschäft, gar Fonds, welche als intransparent vertäufelt werden!
Auf jeden Fact Sheet ist das TER ersichtlich, Gebühren werden ausgewiesen auf Steuerauszügen etc.
Hat schon jemand gesehen, wieviel TER eine Einmaleinlage hat oder eine gemischte 3a Police? Nur alleine die Provision von über 4% an den Berater muss finanziert werden. Schauen wir mal, wieviele unabhängige Berater es noch geben wird, wenn alle die Kosten vor dem Vertragsabschluss offenlegen müssen –> wird bald soweit sein, obwohl sich der Broker-Verband mit Händen und Füssen dagegen wehrt!
-
Ja also Hallo, man sollte die Materie schon kennen bevor wir es rausposaunen, es ist tatsächlich so das dass Versicherungstechnische Ergebniss früher sogar Oft negativ war, Combined Ration über 100, die Versicherungen hatten trotzdem gute Margen nämlich mit den Kapitalerträgen, dies fliessen heute nicht mehr so schön und daher hat das Versicherungstechnische Ergebnis mehr Relevanz erhalten.
-
-
Worin unterscheidet sich Comparis von anderen Beratern und Vermitteln? Auch Comparis kassiert Retrozessionen und sonstige Goodies … wird darüber informiert?
-
Das ist korrekt besten Dank für die Ergänzung. Auch Vergleichstools sollten die Kickbacks offen legen. Allerdings ist mir immer noch lieber ein Vergleichstool statt keins.
Beste Grüsse
c.k -
Sehr geehrte Damen und Herren
bevor Sie Behauptungen von sich geben, ob und wie viel Kickbacks bzw. Retrozessionen ein Vergleichdienst kassiert und ob offengelegt wird oder nicht – bitte informieren Sie sich vorab. Comparis z.B. publiziert Fakten und Zahlen auf der Homepage: http://www.comparis.ch/comparis/info/wir.aspx
Online-Vergleichdienste fördern die Transparenz und Vergleichbarkeit von Produkten und unterstützen den Konsumenten auf eine einfache Art und Weise die richtige Wahl für sich zu treffen – das muss nicht die günstigste Variate sein, sondern jene, die am meisten Sinn für den Kunden macht. Somit sehe ich auch im B2B-Geschäft durchaus Online-Vergleichsdienste, die den traditionellen Berater- und Broker-Netzwerken mit ihren Seilschaften entgegenstehen können – und auch Erfolg haben werden.
Beste Grüsse
Th. -
@Thorwin
vielen Dank für den Hinweis. Ich habe zwar über den Link keine Infos zu Kickbacks gefunden (wahrscheinlich zu wenig gut gesucht), aber ansonsten sind wir einer Meinung: Online-Vergleichdienste fördern die Transparenz und Vergleichbarkeit und über einen B2B Vergleichsdienst würde ich mich auch sehr freuen. Auch gefreut habe ich mich über ihre Aussage: „das muss nicht die günstigste Variante sein, sondern jene, die am meisten Sinn für den Kunden macht“ dem habe ich nix mehr hinzuzufügen.
viele Grüsse und ein schönes Weekend
Christian König
-
-
Herr Meier, mir sit schon klar das dies Verkäufer sind, aber die offizielle Bezeichnung, zumindest gemäss E-mail Signatur, ist Versicherungs oder Vorsorge-Berater!…
-
Wenn Sie von Beratern für Versicherungen und Banken sprechen lachen diese Leute auch, aber diesesmal über Sie. Korrekterterweise müssten Sie von Verkäufern sprechen.
-
Was ist schlimm am Verkaufen? Alles wird verkauft, jede Firma verkauft und was ist schlecht daran? Lebensmittel, Autos, Zigaretten, Möbel, Computer, TV-Abos etc. etc. etc. Herr Meier, manchmal Frage ich mich, wie solch überflüssige Kommentare zu Stande kommen.
-
Wenn Sie von Beratern für Versicherungen und Banken sprechen lachen diese Leute auch, aber diesesmal über Sie. Korrekterterweise müssten Sie…
Herr Meier, mir sit schon klar das dies Verkäufer sind, aber die offizielle Bezeichnung, zumindest gemäss E-mail Signatur, ist Versicherungs…
Worin unterscheidet sich Comparis von anderen Beratern und Vermitteln? Auch Comparis kassiert Retrozessionen und sonstige Goodies … wird darüber informiert?