Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler steht für Herr und Frau Schweizer. Anders gewichtet Migros-Bank-Chef Harald Nedwed. Er sperrt Leute mit Technologie-Phobie aus.
Nedwed reisst in den Filialen seines Geldinstituts alle Schalter heraus. Neu gibt es bei der Bank des orangen Genossenschaftsriesen nur noch Automaten und Besprechungszimmer.
„Die Bedürfnisse haben sich geändert“, bestätigt ein Sprecher. „Schalter so wie früher braucht es je länger desto weniger.“
Gerade wird in der grössten Migros-Bank-Filiale in der Zürcher City beim Warenhaus Jelmoli das alte Schalter-Regime zertrümmert. Damit erscheinen bereits mehr als die Hälfte aller 64 Migros-Banken im neuen Kleid.
Der Rest folge, wenn die Zeit zum Umbau gekommen sei, meint der Sprecher. Sämtliche Neueröffnungen, so wie die gut 20 in den letzten 4 Jahren, würden im neuen Konzept gestaltet.
Dieses heisst im Migros-Slang „2 Zonen Plus“ und meint einen Bereich mit Bancomaten und anderen Automaten, der rund um die Uhr offen ist, und einen mit Beratungszimmern.
Empfangen wird man in der Migros Bank neuerdings nicht mehr von einem stinknormalen Mitarbeiter, sondern von einem „Floor Manager“, der einem den Weg weist.
Wer türkische Lira oder russische Rubel braucht, muss sich gedulden. Weniger nachgefragte Devisen gibts nur noch auf Bestellung. Wartezeit: 2 Tage.
Kein Problem, meint die Migros Bank. Laut ihrem Sprecher können sich die Kunden Fremdwährungen mittels „World Money Direct“ nach Hause schicken lassen.
Der Leitgedanke von Harald Nedweds Migros Bank ist es, eine Vorreiterrolle beim Quantensprung in die technologische Zukunft zu spielen.
Dazu gehören Express-Hypotheken übers Internet und lustiges Sparschweinchen fürs Facebook-Banking.
Wer überfordert ist, kriegt Hilfe. Kunden mit Scheu vor Bancomaten würden von den Mitarbeitern in den Filialen eingeführt, meint der Sprecher.
Das würde akzeptiert. „Die Kunden reagieren überwiegend gelassen.“
Am Ende würden alle vom Fokus aufs Wesentliche, sprich mehr Beratung, profitieren, während „fürs Einfache und Schnelle“ die Automaten genügten.
Zu anderen Schlüssen gelangt die Konkurrenz. „Bei uns gibt es auf jeden Fall noch lange Schalter“, meint ein Sprecher der Zürcher Kantonalbank.
Gerade ältere Kunden würden automatisch an den Schalter gehen, um dort ihre Geldgeschäfte abzuwickeln, sagt der ZKB-Mann.
Er erinnert an die M-Finanzshops, mit denen die Migros einst in ihren Gross-Einkaufszentren als Pionierin reines Automatenbanking offeriert hätte. Später sei man zurückgekrebst.
Die UBS will ihr „New Branch“-Format, das Hunderte von Millionen verschlingt, bis Ende Jahr weitgehend umgesetzt haben.
Trotz viel Licht und Holz im Tyler-Brûlé-Stil gibts auch bei der UBS weiterhin offene Schalter mit klassischer Bedienung.
Selbstverständlich würde die Beratung in den entsprechenden Zonen immer wichtiger, dort liege das Schwergewicht des neuen Konzepts, meint ein Sprecher.
Aber gerade für ältere Leute seien Schalter wichtig, nicht zuletzt im Interesse des Eigenschutzes.
Die Rede ist von Trickdieben. Junge Betrüger schmeicheln sich als vergessene Enkel ein und begleiten „Opa“ oder „Oma“ zum Cash-Bezug. Am Schalter könne Schlimmeres verhindern, sagt der UBS-Sprecher.
Ob die schalterlose Migros Bank Kunden verlieren wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass CEO Harald Nedwed sowohl privat als auch geschäftlich auf Tempo und Technologie setzt.
Das führte zuletzt zu Wachstum ohne Mehrwert.
2012 schossen die Hypokredite um über 5 Prozent in die Höhe, seit der Finanzkrise flossen der Genossenschaftsbank zudem fast 8 Milliarden Neugelder zu.
Auf der Minusseite stehen höhere Kosten.
Unter dem Strich blieb zuletzt weniger. Der Gewinn sank um 3 Prozent auf noch 170 Millionen.
Bei Jungen und technologisch versierten Kunden dürfte die Migros Bank mit ihrer Strategie punkten.
Doch die Rivalen könnten sich ins Fäustchen lachen. Auch sie bieten E-Banking, lassen aber den Laden für die traditionelle Kundschaft offen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich bin schockiert!
Ich möchte zu der Bank gehen und nicht zum Bancomat.
Vor kurzer Zeit lief der Werbespot über längere Öffnungszeiten. Ist damit der Bancomat gemeint 😉
Auch hier geht’s nur um mehr Gewinn. Für mich „unmenschlich“ Nein Danke. -
Ein altes Sprichwort sagt, dass man nur aus selbst gemachten Fehlern lernt. Somit ist der Schritt der MB nur logisch. Schon einmal hat man Schalter dicht gemacht, dann gemerkt, dass es nicht geht und wieder solche eröffnet. Es ist die alte Masche der sog. Manager stets etwas zu verändern, was die Kunden und Mitarbeiter denken interessiert nicht, man hört es dann jeweils hinter vorgehaltener Hand. Wie will sich eine Bank, wie auch andere Unternehmen, noch im Markt differenzieren wenn der Kunde nur Automaten mit fest programmierter Software sieht oder nur noch per Internet mit dem Unternehmen kommunizieren kann. Die Zukunft sieht anders aus und ich würde wetten es geht keine fünf Jahre und neue Schalter werden eingerichtet.
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Der Schritt ist nachvollziehbar und ganz klar in Übereinstimmung mit der Positionierung des Unternehmens: Kostenführerschaft. Den MGB wird es freuen, ist doch die Migros Bank mit Sicherheit die Cash Cow des Konglomerats. Kritisch ist hingegen zu hinterfragen, ob die technologische Aufrüstung im Bereich social media und mobile banking in diesem Zusammenhang nicht allzu widersprüchlich ist. Man könnte vermuten, dass die Bank damit ihr angestaubtes, biederes Image aufpolieren möchte – Budget-Banking und Coolness gehen aber nicht gut zusammen. Erst recht nicht, wenn man sich ein rosafarbenes Mangaschwein auf die Fahne schreibt…
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Diese 2-Zonen-Politik wurde schon vor Jahren angefangen und schon damals ging sie am Kunden vorbei. Auf der einen Seite versucht man verzweifelt an Kunden heranzukommen und auf der anderen Seite schickt man sie weg, wenn man sie sogar schon am Schalter hätte. Wie kann man besser Kunden betreuen als wenn sie vor einem stehen? Diese Politik ist für mich komplett falsch und widerspiegelt auch nicht die Kundenwünsche. Wenn eine Bank in der Grösse der Migros Bank nicht einmal ein paar Euros sofort herausgeben kann, frage ich mich langsam.
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Hallo,
es wird nicht lange dauern und die erste Bank wird in Deutschland abgewickelt. Ich kann auch genau sagen in welcher Stadt die Bank abgewickelt wird. Es ist die Hansestadt Hamburg. Für mich war einen kurzen Moment eine Überraschung, weil die Fischköpfe im Norden in der Regel gut wirtschaften. Wie lange es dauert kann ich nicht sagen, nur die Kredite der Bank die sie in Höhe von 35 Mrd. € vergeben haben, wird verkauft. Im Augenblick werden auffällig viele teure Immobilien wie z.B. Hotels auf den Immobilienportalen angeboten.
Gruß
Siktas -
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Aus kundenfreundlicher Sicht sollte die Migros Bank mindestens 1 Offenschalter bei jeder NL betreiben. Rationalisieren ist gut aber immer mit Mass… Ansonsten finde ich die Bank sehr gut und bietet auch sehr günstige Tarife !
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Die Migrosbank ist von den Gebühren her eben sehr billig. Dann liegt viel Personal nicht mehr drin, das so teuer ist. Also wie immer; wer billig will kriegt auch billig.Ist doch klar, dass die Migrosbank mit so tiefen Gebühren nicht noch etwas individuelles erhalten kann. Maschinen statt Menschen, dann funktioniert es wieder !
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Migros Bank schreibt man überigens so 🙂
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… schade ist, das Lukas Hässig nicht weiss, das man Bargeld an jeder Migroskasse mit der Kontokarte beziehen kann…. Klar, Fremdwährung etc. schon nicht… Aber wenigstens das noch 🙂
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Schade ist, dass Sie den Unterschied zwischen einem Artikel und einer Konjunktion nicht kennen.
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Ist doch grundsätzliche eine gute Sache, wenn die Migros Bank etwas neues, modernes ausprobiert. Den Kunden, denen das nicht gefällt steht doch immer offen die Bank zu wechseln.
Wer weiss, vielleicht schnappt sich damit die Migros die ganzen Digital Natives welche die Interaktive Steinzeit der anderen Banken als Wechselgrund nehmen.Anders als Jacob denke ich zudem, dass man sich auch und vor allem über elektronische Medien mit einem hochwertigen Service positionieren kann. Zugegeben ist das aber wahrscheinlich nicht das Ziel der Migros.
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Das Problem ist, dass alle anderen Banken mit Schaltern zusätzlich das bessere digitale Angebot haben, sei es E-Trading, E-Banking, Börseninfos, Tools etc.
–> wer billig will, kriegt billig
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sehr gute strategie der migros bank. wenn andere banken (und davon gibt es in der schweiz wirklich genug) sich immer höherwertiger und teurer positionieren, schafft dies auch immer mehr raum für eine kompetitive positionierung. das verlangt primär nach kostenführerschaft und fokussierung auf die wesentlichsten bedürfnisse der zielkundengruppen. m.e. tut dies die migros eigentlich ganz gut. nun können sie die eingesparten mittel in die IT basierte interaktion stecken. übrigens ist in ländern wie australien die „tele“ beratung via live chat das völlig normalste und gut azeptiert.
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Einmal mehr geht eine Schweizer Bank an den Realitäten vorbei. Gerade die Bank, welche die meisten Kleinkunden und Kunden die hier Leben aber kaum deutsch sprechen hat, katapultiert diese Kundenkategorie ins 21 Jahrhundert. Diese Kunden haben mühe sll die Automaten zu verstehen und zu benutzen. Zudem ist für Gwerbker unf Private, die auch mal grössere Barbeträge oder Fremdwährungen brnötigen völlig ungeeignet. Zudem ist die Migrosbank bekannt als unflexible Bank, sobald mal die etwas zu tun wäre, dad außerhalb der
vorgesehenen Parameter liegt. Und Kulanz ist für die ein Fremdwort. Nun wirds noch schlimmer.
Die Raiffeisenbanken wirds freuen. Die werden profitieren-
@Kunde2013: Ich finde auch, die Migrosbank ist daneben. Dass aber Kunden welche kaum deutsch verstehen ein Automat mehr Mühe macht als ein Schalterperson, da muss ich nur sagen:
Gebt euch doch ein bisschen Mühe, deutsch zu lernen. Sprach- und Integrationsmöglichkeiten sind ja vom Steuerzahler gratis zu haben…. -
@Kunde2013: Von wem sprechen Sie? Migros katapultiert niemanden ins 21. Jh., sondern wir leben bereits seit mehr als 13 Jahren im 21. Jh.!!! Guten Tag! Bitte Kommentar vor dem Absenden jeweils nochmals durchlesen.
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Ha ha ha auch hier geht’s wiedermal direkt am Kunden vorbei!
Überlegt mal alle vor 30 Jahren war das Lädelisterben nun schiessen die Spezialitätenläden wie die Pilze aus dem Boden! Kein Service mehr vor Ort – Ok – aber der Preis muss stimmen! Ich denke die Raiffeiseinbanken werden weiterwachsen zu Lasten der Grossen! Gottseidank!
Ich bin schockiert! Ich möchte zu der Bank gehen und nicht zum Bancomat. Vor kurzer Zeit lief der Werbespot über…
Ha ha ha auch hier geht's wiedermal direkt am Kunden vorbei! Überlegt mal alle vor 30 Jahren war das Lädelisterben…
Einmal mehr geht eine Schweizer Bank an den Realitäten vorbei. Gerade die Bank, welche die meisten Kleinkunden und Kunden die…