UBS-CEO Sergio Ermotti fordert in der Investmentbank „Zero tolerance“. Selbst setzt Ermotti auf einen Konzern-Risk-Chef, der bei allen Grossskandalen der letzten Jahre mitentscheidend war.
Die Rede ist von Philip Lofts, einem Engländer mit mittel gefülltem Schulsack und einem Vierteljahrhundert UBS auf dem Rücken. Gehts dort um Risiken, ist Lofts die Spinne im Netz.
Lofts kennt die vieltausendköpfige Risk-Organisation der grössten Schweizer Bank wie kein Zweiter, er hat überall seine Vertrauten und überstand alle grossen Krisen.
Einer seiner wichtigsten Verbündeten sitzt in der Finanzaufsicht Finma in Bern. Bankenchef Mark Branson war bis 2009 ein Finanz-Topmann der Grossbank.
Laut einer UBS-Quelle drängte die Finma nach dem Crash mit Trader Kweku Adoboli darauf, dass der Brite Lofts wieder das oberste Risk-Steuer bei der Grossbank übernehmen sollte.
Zuvor hatte Oswald Grübel Lofts zum Frühstücksdirektor in den USA degradiert. Kaum war Grübel wegen Adoboli draussen, kehrte Lofts mit dem Segen von Branson als Group Chief Risk zurück.
Damit ist Lofts der grosse Überlebende all der Pannen und Pleiten der UBS der letzten Jahre. Fast als Einziger hat er sämtliche Stürme überlebt und durfte an einer der zentralen Schaltstellen der Bank bleiben.
Dabei hatte Lofts fast immer einen Anteil an den grossen Verlusten des Schweizer Finanzmultis.
Als die UBS Investmentbank Anfang der 2000er Jahre massiv in den US-Häusermarkt einstieg, war Lofts oberster Kreditchef der Sparte. Obwohl ein Spezialist für Kredite, unterschätzte er die Explosionskraft verbriefter Subprime-Hypotheken.
Der heute 51-jährige stieg weiter die Karriereleiter hoch und wurde im Herbst 2008, als die UBS von der Schweiz gerettet werden musste, zum Chief Risk Officer der ganzen Gruppe bestimmt.
Ab 2010 begann Derivate-Trader Adoboli seine Betrügereien. Damals hatte Lofts seine erste Zeit als Risk-Chef der Gruppe und trug als solcher die oberste Verantwortung für alle Risiken.
Lofts‘ Glück war, dass die Verbannung in die USA durch CEO Grübel just in die Zeit fiel, als Adobolis Schein-Positionen im Sommer 2011 explodierten.
Ende September 2011 ging Grübel wegen Adoboli von Bord, zwei Monate später sass Lofts bereits wieder im Risk-Chefsessel.
Dann kam Libor, und nun rückte der bis dahin nur Insidern bekannte Lofts erstmals ins gleissende News-Scheinwerferlicht.
Anfang 2013 wurde Lofts zusammen mit dem neuen Chef der UBS-Investmentbank Andrea Orcel von englischen Abgeordneten „gegrillt“.
Die Manipulationen der Libor-Zinsen hatten 2006 in der UBS in Japan begonnen und bis etwa 2009 gedauert. Zumindest die letzte Zeit im Libor-Fall fiel unter die Risk-Regentschaft von Lofts.
Die englischen Untersucher fällten ein brutales Urteil. „Krasse Fahrlässigkeit und Inkompetenz“ hätten in der UBS-Spitze vorgeherrscht. „Sie waren ignorant und unfähig“, riefen die Parlamentarier den UBS-Chefs zu.
Formell richtete sich der Vorwurf gegen die Ex-Spitzenleute der Bank, darunter Marcel Rohner, der Vorgänger von Grübel als CEO und einstige Intimus von UBS-Imperator Marcel Ospel.
Doch Lofts musste sich ebenso angesprochen fühlen. Er war zusammen mit Rohner einer der wichtigsten Risiko-Chefs der Bank in den zurückliegenden Schreckensjahren.
Rohner war längst in der Versenkung verschwunden, Lofts hingegen durfte weitermachen. Nicht nur das: Er war nun unbestrittener Herrscher sämtlicher Risiko-Kontrollen.
Das könnte sich rächen. Letzten Freitag wurde bekannt, dass die UBS zwei Chef-Trader im Devisenhandel per sofort abgesetzt hatte. Sie könnten wichtige Kurs-Fixierungen manipuliert haben.
Die Entlassungen erinnern an das Vorgehen bei Libor, Adoboli, Suprime und US-Offshore. Immer, wenn ein Skandal hochgekommen war, rollten Köpfe auf zweiter, dritter oder unterer Führungsebene.
Die obersten Chefs, zumindest jene im Risk, blieben hingegen weitgehend verschont. Die Absetzung der Amerikanerin Maureen Miskovic nach wenigen Monaten bestätigt als Ausnahme die Regel.
Finanz-Professor und Ex-ZKB-Bankratsmitglied Maurice Pedergnana geht mit der obersten Risk-Führung der UBS hart ins Gericht.
„Wenn die Risikoüberwachung auf der zweiten und dritten Verteidigungslinie mit Praktikanten und ähnlichem Personal besetzt wird, ist das vergleichbar, wie wenn eine anrückende Panzerkolonne mit Nägeln auf der Strasse gestoppt werden soll“, sagte Pedergnana der Zentralschweiz am Sonntag.
Der Devisen-Skandal zwinge zur schonungslosen Aufarbeitung der ganzen Risk-Organisation der UBS, und zwar „bis hinauf in den Verwaltungsrat und in dessen Ausschüsse“, sagt Pedergnana.
„Die UBS ist für mich in dieser Hinsicht ein typischer Fall, in dem die wahre Aufgabe von hoch dotierten Funktionsträgern nicht richtig wahrgenommen wurde und man sich durch das konsequente Nichtanalysieren von Hochrisikobereichen durch Leute, die dies auf Augenhöhe mit Händlern hätten tun müssen, in falscher Sicherheit wog.“
Im Risk-Committee des UBS-Verwaltungsrates sitzen Schwergewichte wie der Engländer David Sidwell als Präsident und Axel Lehmann, Risk-Chef der Zurich-Versicherung.
Zusammen mit Phil Lofts, dem operativen Chief Risk Officer, müssen sie die Frage beantworten, warum bei jedem Grossskandal die UBS an vorderster Front dabei ist.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Ob FINMA, UBS oder sonst welche Giganten. Kleine Banditen steckt man ins Gefängnis. Die grossen Ausloter unserer Gesetze und Mahner in unserem Finanzbusiness, legalisierte Finanzmanipulatoren im schwarzen Gewand und weissem Hemd mit Kravatte, erlauben sich alles. Wir reden von Korruption in den 2. und 3. Weltländer. Was ist denn das, was hier von wenigen getrieben wird? Legalisiert notabene von unserer vielgerühmten Aufsichtsbehörde? Derjenige, welcher sein Job ernst nahm und die Leute an die Kandarre nehmen wollte, haben sie kurzerhand mit einem kleinkarierten Zapfenstreich zum Teufel gejagt. Unangenehm wäre das geworden für die Herren in den Teppichetagen unserer Banken.
-
Die FINMA wird gut daran tun, die UBS (und alle andere Banken) in Ruhe zu lassen: Wir Schweizer werden viel verlieren, wenn diese Geschichte eskaliert!
Schade, dass die UBS solche Manager anstellt und fördert – im In- als auch im Aussland.
-
Diese Geschichte MUSS eskalieren, damit wieder Ordnungsmässigkeit, Best Practice und Ethik nachhaltig herrschen. Wir Schweizer werden dadurch viel gewinnen.
It’s time for a change!
-
-
nach LIBOR und Devisen gäbe es noch eine weitere „Disziplin“, die näher zu durchleuchten wäre: der sogenannte OTC Bond Markt…mit der sehr wenig transparenten Preisstruktur und den gigantischen Spreads. komplett deregulierter Markt…
Beängstigend ist der Umstand, dass selbst in den Banken das Know nur sehr dünn und isoliert vorhanden ist, geschweige denn bei der FINMA. es fehlt auch an Instrumenten. -
Lofts war nie tragbar – so wie viele um ihn herum. Bei den Grossbanken ist es seit ca. 10 Jahren egal, wer welche Funktion leitet. Die Workers erledigt die täglichen Jobs und die Managers haben keine Ahnung was läuft. Das ist zwar ein wenig plakativ, doch in der Tendenz sicher zutreffend.
-
-
Wenn man solche Leute im Top Management hat wie die UBS im Risikobereich, dann braucht man keine Konkurrenz mehr.
-
Haben wir in der Schweiz eigentlich kein Talent mehr? Muss man noch Engländer und Amerikaner für alle wichtigsten Funktionen noch heuern, ohne dass man eine effektive Verbesserung sieht? Die FINMA ist leider kein Vorbild mehr. Bei den FSA oder SEC gibt es keinen einzigen Ausländer…
-
Laut Insiderkreisen werden 15 UBS ler inklusive Weber verhaftet, der Sumpf geht von Lofts zum FINMA Chef und die Schweizer Politiker. In den kommenden Tagen warten ganz lustige Überraschungen und wenn der Laden nicht geräumt wird, dann wird dies das Ende der UBS. Alle wurden geschmiert inklusive SNB, die ja bekanntlich ein Puppet von Rothschild sind – na dann viel Spass
-
Freie Meinungsäusserung in Ehren, aber das ist nun an den Haaren herbeigezogen ohne mehr stichhaltige Beweise, lieber Rockefeller.
Wenn Sie mit Weber den Axel Weber (?) meinen, hätte man das längst in der Presse erfahren, oder? Das mit 14 anderen könnte theoretisch stimmen falls es „nur“ um FX-Händler geht.
Also bitte mehr Belege, lieber Rockefeller.
PS: Ausmisten müsste man einmal im IKS, dort stinkt der Fisch am Kopf seit Jahren, siehe Artikel. Bei den Händlern alleine die Schuldigen entlassen bringt wenig, dort geht es munter weiter dank falscher Anreize, räumlicher Distanz von der Zentrale und überfordertem IKS…
-
Sie sprechen von Ba-Ba-Ba-Bankkundengeheimnis, nicht wahr?
-
Meiner Meinung nach hat diese Sache tatsächlich das Potential die UBS in dieser Form ans Ende zu bringen.
.
Der Vertrauensverlust der Kunden muss nun enorm sein, wenn UBS Trading Desks tatsächlich bewusst und systematisch Ausführungspreise von Kundenaufträgen über längere Zeit manipulierten.
.
Diese Kapitäne sind sich einfach viel zu wenig bewusst mit viel Leverage sie unterwegs sind und wie leichtsinnig sie Vertrauen, Pfeiler des Bankings überhaupt, aufs Spiel setzen.
-
-
Wenn ich die Zeitung lese, wird der alte Oswalt (A/Ossi) Grübel gerne als durchgreifender Top-Shot genannt/gehandelt.
Wieso konnte er dann Lofts nicht einfach aus der Bank begleiten?
(Phil L. hat sich für eine neue Aufgabe ausserhalb der Bank entschieden. Wir danken ihm für das tätliche Wegschauen und die tollen Skandale und wünsche ihm viel Erfolg….)Was für ungeschriebene MD-Regeln gibt es in einer Bank?
-
Herr Branson hat schon immer Wasser geprädigt und Wein getrunkten! Er soll doch endlich Mal einsehen, dass er nicht mehr tragbar ist. Was muss noch alles passieren damit er endlich die Koffer packt. Bei jedem Gewährsträger hätte die FINMA nicht so lange zugeschaut. Ein Banker hätte schon längst ein Brieflein von Herrn Wyss (intern Dumbo genannt) erhalten.
-
Die UBS und CS gehören weltweit zu den grössten Vermögensverwaltern überhaupt. Sie üben dadurch eine treuhänderische Funktion gegenüber den Kunden aus. Offensichtlich ist dies dem Top Management der UBS und CS nicht vollends bewusst.
Das Vermischen von Eigeninteressen und Kundeninteressen ist wohl der grosse Fehler im Banken-System „Schweiz“. Als currant normal wird es von Aufsicht und Revisionsstellen problemlos durchgewunken. Ist mir ein Rätsel, wie man mit einem solchen Set-up immernoch Kundengelder gewinnen kann. Aber irgendwann merken es die Kunden schon, dann gehts schnell (bergab). -
Diese ganze Angelegenheit ist sehr heuchlerisch! Die Geschäftspraktiken vor dem London Fixing sind seit Jahrzehnten bekannt und üblich! Banken wie die DB, Citi, UBS etc. sind darauf ausgerichtet grosse Volumina zu handeln. Volumen-Trading ist das Geschäftsmodell schlechthin! Die Devisen-Players kämpfen um die grossen Orders, um einen Wissensvorsprung gegenüber dem Markt zu haben! That’s the name of the Game!
-
Danke für diese klaren Worte.
Das gilt übrigens auch für den Rohstoffhandel. Auch hier werden die Preise mit ALLEN Mitteln beeinflusst.
Und dann schreien sie irgendwann alle: „Oh wenn wir das gewusst hätten. Wir konnten ja nicht Ahnen …“
-
-
Wann werden endlich Bonusgeldgierige „Chefidioten“ zur Kasse gebeten? Arbeitet UBS aktuell nur noch dafür, um Bussgelder zu bezahlen und dabei die Aktionäre im Regen stehen zu lassen?
-
Stellt sich die Frage: Wer ist in diesem Laden überhaupt noch tragbar?
Ein Skandal jagt den Nächsten. Das sogenannte alt-gediente und -bekannte Bankgeschäft dient längstens nur noch zum Kaschieren der kriminellen Touren. Notabene jener Geschäfts-Zweig zur Erreichung von exorbitanten Boni und dem Bezahlen der monströsen Bussen.
Einfach nur noch degoutant!
-
Hallo, haben wir den schon angegeschrieben?
-
Wäre auch endlich Zeit, dass Interne und externe Revision thematisiert werden. Hier muss es ja auch Blindgänger haben!
Offenlegung der Rechtskosten der UBS (auch anderer Banken übrigens)? …. und diesen Betrag vom Bonustopf abziehen, das würde rasch helfen …
-
Auch die Rolle der Revisionsstelle Ernst & Young, welche der UBS während der ganzen Jahre ein funktionierendes Risk Management attestiert hatte, müsste unter die Lupe genommen werden.
-
EY? Da kann man noch lange warten. Lieber produziert man dort hochtrabende Studien zu Risiko-Management im Finanzbereich. Auf der kleinen Interviewliste zu finden unter anderem:
Philip Lofts, UBS
Mark Branson, Finma, ex-UBSIm Internet leicht zu finden unter EY „Improving risk identification“, 2012.
Da fragt man ja die richtigen Leute.
-
-
Nun sind die Kunden dieser fehlbaren Banken (KMU, Unternehmen, Privatpersonen) wieder einmal gefordert. Jetzt handeln: Konten auf andere Banken transferieren!
-
Warum sollte ich? Bin mit dem Sercvice zufrieden.
-
@Kamber: Raten Sie mal wer die Zeche für all die Verluste und Bussen zahlt: Die Kunden und Aktionäre der UBS!
Zudem sind die Gebühren bei CS und UBS bei so ziemlich jedem Vergleich am höchsten im Schnitt.
-
-
Ich schlage vor, die Löhne und Boni der UBS im obersten Segment sofort um das 5-10fache zu erhöhen, die Leute dort verdienen offensichtlich zu wenig.
Ueber Jahre wollte uns die UBS (auch via Sprachrohr Villiger) ja erklären, dass sie nur dank so hohen Löhnen die „besten Leute“ im globalen Wettbewerb anziehen und behalten kann.
Ironie aus.
-
ja,ja wie die neuste werbekampagne zeigt hat die ubs eine schraube locker. oder wie es victor giacobbo gestern erlaeuterte; „die haben wohl jetzt das ganze SGB durchgeackert“ und Mike M „sie werden jetzt von moodys auf USB downgraded“! … time to split up, die employees werden es ihnen danken.
-
Ich schlage vor, die Löhne und Boni der UBS im obersten Segment sofort um das 5-10fache zu erhöhen, die Leute…
Nun sind die Kunden dieser fehlbaren Banken (KMU, Unternehmen, Privatpersonen) wieder einmal gefordert. Jetzt handeln: Konten auf andere Banken transferieren!
Auch die Rolle der Revisionsstelle Ernst & Young, welche der UBS während der ganzen Jahre ein funktionierendes Risk Management attestiert…